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Schuldgefühle-Ich habe es kaputt gemacht

ArtHegu
Hallo Leidensgenossen,

Ich denke ich eröffne hier jetzt ein Thema dass in diesem Forum noch nicht in der Form dagewesen ist und
erhoffe mir ehrliche Antworten von Menschen die sich vielleicht in diese Situation hineinversetzen können.

Zuallererst: Nein,ich habe keine Persönlichkeitsstörung oder sonstige schwerwiegende psychische Erkrankungen
(nachgewiesen) und bin zurzeit in therapeutischer Behandlung weil ich mit diversen Baustellen meiner Psyche betreffend nicht mehr zurecht komme.Da es den Rahmen sprengen würde, hier jetzt meine ganze Lebensgeschichte aufzuschreiben versuche ich meine Problematik auf den Punkt zu bringen.

Durch meine familiäre Geschichte leide ich seit Kindheitstagen an starken Verlustängsten.Damit verbunden sind kontrollierendes Verhalten und starke Eifersucht. Ich bin ein sehr reflektierter, kreativer und positiver Mensch aber diese Verlustängste und die Eifersucht haben bisher jeden Mann letztendlich von mir weggetrieben. (ich hatte 3 richtige Beziehungen). Wenn ich diese Eigersuchtsattacken bekomme bin ich nicht mehr ich selbst. Meine Gedanken und mein Verhalten verselbstständigt sich und ich habe viele unschöne Sachen in Beziehungen gemacht wie Handy stalken, Pc etc.

Ich komme jetzt zum wesentlichen der Geschichte:
Mein letzter Freund den ich wirklich über alles geliebt habe hat sich vor 6 Wochen getrennt. Wir waren nur 6 Monate ein paar aber haben und von Anfang an fast täglich gestritten. Ich habe ihm von Anfang an misstraut weil er sich sehr strak mit seinem Aussehen (er ist Model) profiliert hat und mir das irgendwie ein Dornen im Auge war dass er mit so vielen Frauen schon etwas hatte. Dennoch haben wir uns in einander verliebt und obwohl ich wusste dass wir nicht wirklich gut zusammen passen hab ich mich nicht getrennt.Ich wurde natürlich recht schnell wieder extrem eifersüchtig was Freundinnen angeht und muss dazu sagen dass er auch recht früh mit ein paar Sachen gelogen hat was das Misstrauen natürlich verstärkt hat. Wir waren recht schnell in einer absoluten Abwärtsspirale aus Lügen, Misstrauen, Eifersucht etc.

Ich muss noch dazu sagen dass ich glaube ein generelles Problem mit Lügen zu haben, ich habe ihn nie betrogen und bin ein sehr treuer Mensch aber ich habe manchmal mit Sachen gelogen um mich in ein besseres Licht zu stellen und attraktiver für ihn zu wirken. Ich glaube im Prinzip macht das jeder mensch aber ich habe selber gemerkt wie ich irgendwann diverse Lügen aufeinander aufbaute bzgl meiner Lebensgeschichte.

Also vor 6 Wochen hat er sich dann getrennt. Der Auslöser war dass er rausfand dass ich statt bei einer Freundin bei einem Freund zu Hause war und er dachte dass ich mit diesem S. gehabt hätte.(was ich nicht hatte, ich hatte nur Angst ihm die Wahrheit zu sagen weil er auch teilweise zu Eifersucht neigte) . Er hat mich aus der Wohnung geschmissen, meine Sachen in den Flur und mir gesagt ich solle mich nie wieder melden. Es war ein furchtbares Gefühl. Ich vermisste ihn schrecklich und machte mir Vorwürfe! ich schrieb ihn meterlange Nachrichten bei Instagram (die einzige Quelle wo er mich nicht geblockt hatte). ER las meine Nachrichten aber antwortete nicht bis vor 3 Tagen! er schrieb mir abends Ok, lass uns reden.Ich fiel aus allen Wolken und hatte die Hoffnung mich endlich entschuldigen zu können und ein paar Sachen zu klären.

Er rief an und sagte mir nur: ich weiß mehr über dich als du denkst, ich habe mich mit deinem anderen Exfreund getroffen und jetzt herausgefunden dass du mit ihm genau die gleichen Probleme hattest (Eifersucht,kontrollierndes Verhalten,Lügen etc) Er unterstellte mir eine psychische Störung und dass ich ihn angelogen habe mit diversen Sachen, unter anderem dass ich in der anderen Beziehung auch diese Probleme hatte und sagte er will mich nicht wieder sehen und ich soll aufhören ihm zu schreiben.Wenn er mich je wieder auf der Straße sehen sollte dann würde er mich ignorieren.Dann legte er auf und blockierte mich auch bei Instagram.

Ich saß dann in meinem Wohnzimmer und hatte wirklich das Gefühl ich müsse aus dem Fenster springen.
Ich habe Gefühle von Scham, Wut, Selbstzweifel, Schuldgefühle und Hoffnungslosigkeit.

Ich bin noch jung und habe viele positive Eigenschaften.Ich bin offen, humorvoll,tiefgründig.Meine Freunde sagen ich wäre ein sehr besonderer und starker Mensch,ich mache in 5 Monaten eine eigene Kunstschule auf und müsste eigentlich all meine Energie in dieses Herzensprojekt stecken aber mein Herz ist gebrochen.Ich weiß dass ich durch mein massives Verhalten Dinge getan habe die nicht zu entschuldigen sind. Ich habe die Menschen die ich so sehr geliebt habe und Angst hatte zu verlieren so sehr verletzt und ich weiß nicht wie ich mit diesen Gefühlen von Schuld und Scham weiterleben soll. Mal abgesehen davon dass ich um meinen Freund trauere, bzw ihn verloren zu haben.

Kann sich irgendjemand in diese weitläufige Geschichte ansatzweise hineinversetzten und mir sagen wie man mit diesen Gefühlen umgehen soll?

Ich danke für jede Nachricht.

02.03.2019 09:19 • #1


Y
Ich weiß nicht.... mein erster Gedanke ist, von anderen Ehrlichkeit zu erwarten und es zugleich mit der Ehrlichkeit nicht so genau zu nehmen, hat halt irgendwie so ein Geschmäckle. Die Haltung deines Freundes kann ich in gewisser Weise nachnachvollziehen.

02.03.2019 09:36 • x 3 #2


A


Schuldgefühle-Ich habe es kaputt gemacht

x 3


ArtHegu
Ja, nachvollziehen kann ich es sowieso.

Meine Frage ist eher: wie geht man jetzt selbst mit den Schuldgefühlen um? und soll man sich bei den menschen entschuldigen oder sie in Ruhe lassen?

02.03.2019 09:42 • #3


Y
In Ruhe lassen, respektieren, dass er keinen Kontakt mehr möchte. Und an Verhaltensänderungen arbeiten.....wäre mein Plan in so einer Situation. Die Schuldgefühle verstehe ich nicht so ganz.....wo liegen sie, für was stehen sie genau?

02.03.2019 09:51 • #4


M
Ich würde vorschlagen, dass Du ihn in Ruhe lässt. Er scheint sehr klar darin, Dich nicht mehr in seinem Leben haben zu wollen.
Du möchtest hier, dass man sich in Dich hineinversetzt. Verlustängste können viele hier nachvollziehen, aber Deine Problematik geht ja darüber hinaus. Es ist gut, dass Du kognitiv so gut erfassen kannst, welche Prozesse in Dir ablaufen. Nur reicht das kognitive Erfassen nicht, wäre es so, müssten alle nur ein paar Bücher lesen und hätten dann keinerlei Probleme mehr. Es ist auch super, dass Du Deine Stärken kennst und mit der Schule ein Ziel hast und konkret verfolgst.

Welche Therapieformen hast Du schon gemacht?

Hab ich Dich richtig verstanden, dass es keine Diagnose bei Dir gibt?

Warum bist Du wirklich bei diesem Freund gewesen, wegen dem Dein Ex sich von Dir trennte?

Kannst Du Dich in andere versetzen? Hast Du eine Idee, wie es ist dauerhaft unter Kontrolle und Misstrauen zu stehen?

02.03.2019 10:00 • x 1 #5


A
wenn du dich tatsächlich schuldig fühlst und es dir zutiefst leid tut, dann sollte jetzt für dich ausschließlich wichtig sein, was der andere braucht. Das weißt du ja vielleicht auch schon. Wenn jemand sagt, dass er in Ruhe gelassen werden möchte, solltest du das respektieren. Sonst kann man auch vorsichtig bei gemeinsamen Freunden oder Bekannten nachfragen, ob sie etwas mehr wissen. Vielleicht hat derjenige den Freunden gesagt, dass eine Aussprache schön wäre. Auf jeden Fall ist das was du jetzt fühlst natürlich für dich wichtig, aber wenn es dir wirklich leid tut, dann sind die Gefühle und Gedanken des anderen so wichtig, dass du dich so verhält, wie die Person es sich wünscht.

Ich finde es immer ganz schlimm, wenn jemand sagt, dass es ihm leid tut und ganz viele Schuldgefühle da sind, aber in es Wahrheit nur um die eigenen Gefühle und Wünsche geht. Guck erst einmal wer dir in deiner Situation am wichtigsten ist, du oder der andere.

02.03.2019 10:18 • #6


K
Das ist so eine Sache mit den Schuldgefühlen. Sie entstehen entweder dadurch, dass man etwas tut, das einem anderen Schaden zufügt. Oder sie entstehen, weil man seine eigenen Erwartungen nicht erfüllt und anders handelt, als man es von sich selber erwarten würde. Um nur zwei Beispiele zu nennen.

Ein drittes Beispiel lasse ich zunächst einmal außen vor. Das sind die Schuldgefühle, die einem von jemand anderem gemacht werden. Da geht es oft um Bindung durch Schuld. Das ist ein eigenes Kapitel. Ich gehe jetzt auf die ersten beiden Beispiele ein.

Bei beiden Beispielen gilt, dass man damit aufhören kann so zu handeln. Und wenn man damit aufhört, besteht zunächst kein Grund mehr für die Schuldgefühle, die sich auf die Gegenwart beziehen. Parallel dazu bleiben allerdings die Schuldgefühle erhalten, die sich auf die Vergangenheit beziehen.

Während also die durch aktuelles Handeln erzeugten Schuldgefühle dadurch zu bewältigen sind, dass man damit aufhört, fällt es bei den SG, die aus vergangenem Handeln stammen, schwerer. Auch dabei geht es wieder um zwei Ebenen.

Auf der ersten Ebene geht es darum, bei den betroffenen Menschen so etwas wie Vergebung zu erreichen. Und das gelingt keineswegs immer. Selbst wenn man aufrichtig um Entschuldigung bitten kann weil noch Kontakt besteht bedeutet das ja nicht, dass diese Vergebung auch gewährt wird. Wenn kein Kontakt besteht, schmort man sozusagen im eigenen Saft und es kann durchaus sein, dass der Betroffene (der durch dein Handeln benachteiligt oder verletzt wurde) das auch so möchte. Wenn er es also heimzahlen möchte gewährt er die Vergebung nicht. Diese Schuldgefühle sind also am schwierigsten zu bewältigen.

Auf der zweiten Ebene ist es leichter. Hier geht es um die SG, die man sich selber gegenüber hat, weil man anders gehandelt hat, als man es sich vorgenommen hatte. Die werden dadurch unwichtiger, dass man ja ab sofort damit aufhören kann so zu handeln. Dazu braucht es unter Umständen professionelle Helfer, denn viele dieser schädlichen und unlogischen Handlungen liegen ja in der persönlichen Geschichte begründet. Und darum kann man auch nicht so einfach aufhören, wie es bei dir ja bei deinen Verlustängsten der Fall ist. Es muss also den Gründen für die Verlustängste nachgegangen werden, damit sie dir nicht mehr das Leben schwer machen und damit du keinen Grund mehr hast, eine kontrollierte Beziehung zu führen. Denn eine kontrollierte Beziehung ist nie eine Liebesbeziehung. Liebe und Kontrolle schließen sich aus.

Auf dieser Ebene geht es also darum nach der Veränderung im Handeln sich selber zu vergeben. Man kann immer nur dann vergeben, wenn man versteht. Und wenn du verstehst, warum du so gehandelt hast und aufhörst so zu handeln, können die SG aufgelöst werden.

Mach dir also zunächst einmal Gedanken darüber, ob du die beiden Ebenen voneinander trennen kannst und ob du sie dann auch getrennt voneinander verarbeiten und verändern bestenfalls auch auflösen kannst.

02.03.2019 11:32 • x 3 #7


B
Zitat von ArtHegu:
Ich muss noch dazu sagen dass ich glaube ein generelles Problem mit Lügen zu haben, . . .

. . . er dachte dass ich mit diesem S. gehabt hätte.(was ich nicht hatte, ich hatte nur Angst ihm die Wahrheit zu sagen weil er auch teilweise zu Eifersucht neigte) .

Du bemerkst ja selbst wie paradox das klingt und ist, wenn du Lügen verabscheust, aber selbst welche anwendest ...
Mit deiner Eifersucht förderst du es, daß deine Partner dir lieber etwas verschweigen oder lügen um deinen Eifersuchtsszenen und Kontrollen aus dem Wege zu gehen und um nicht ständig Stress mit dir zu haben, für etwas, was nur in deiner Fantasie existiert.

Verlustängste und Eifersucht haben u.a. den Hintergrund der Angst vor dem Verlassensein/werden und dem Grundgefühl nicht gut genug zu sein, dem Gefühl der Minderwertigkeit.

Da du ja schon in Therapie bist hast du jetzt die Chance dich mit fachlicher Unterstützung deinen Ängsten zu stellen und diese aufzulösen.

Alles Gute !

02.03.2019 11:53 • #8


E
Für mich stellt sich die Frage ob Du ihm gegenüber diese Schuldgefühle hast oder Dir gegenüber.

02.03.2019 11:59 • x 1 #9


Sentimentalo
Zitat von ArtHegu:
Meine Frage ist eher: wie geht man jetzt selbst mit den Schuldgefühlen um? und soll man sich bei den menschen entschuldigen oder sie in Ruhe lassen?

Überleg dir vorher gut, was du mit einer Entschuldigung erreichen willst beim Partner. Wenn es unterschwellig dazu dient gut Wetter zu machen, dann lass es oder halt es kurz.
Richtig wiedergutmachen kann man selten etwas, dann ist es das ethisch betrachtet wertvollste was man tun kann, den Wunsch des Partners nach Distanz zu akzeptieren.

06.03.2019 07:08 • #10


A


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