Den aufgekeimten Gedanken und drängenden Wunsch nach Entschuldigung + Neuanfang im Anschluss an die gewonnen Selbsterkenntnis und Einsicht eigener Anteile am Beziehungsende kann ich, insbesondere weil du innerhalb der Beziehung weniger der zugehende Part warst und es sich nach der richtigen Wiedergutmachung anfühlt, sehr gut verstehen.
Du hattest um Gedanken dazu gebeten bevor du deine Entscheidung triffst und außerdem möchtest du mögliche Reaktionen ihrerseits auf deine Entschuldigung einkalkulieren:
Eine Entschuldigung kann beim gegenüber nur dann positiv ankommen, wenn nach ihr ein Punkt kommt. Wenn man nur von sich spricht. Du bist noch nicht so weit, jede ihrer möglichen Reaktionen darauf auszuhalten, was auch absolut verständlich ist. Du merkst ja selbst, dass dich viele Kommentare hier emotional werden lassen und in eine rechtfertigende Haltung drängen. Dies ist dein Indiz dafür, dass es zu früh ist auf sie zuzugehen, wenn es dir nur alleine um eine Entschuldigung ginge, weil diese erfolgt um einen Abschluss zu finden.
Da es dir eigentlich um, sagen wir mal, eine Entschuldigung + X geht, würde dein Zugehen mit überdurchschnittlicher Wahrscheinlichkeit aufwühlen, Wunden aufreißen, Dinge kompliziert machen und nach einiger Zeit würdet ihr ähnlich dastehen wie am Anfang. Dafür sprechen jedenfalls viele andere ähnliche Beziehungsverläufe. Dir wurden hier sehr wertvolle Erfahrungsschätze mitgegeben. Du solltest dir nochmals alles nach einer Woche durchlesen und solange auch keine Entscheidung treffen... Dein Blick ist momentan auf die Vergangenheit ausgerichtet.
Aus eigener Erfahrung sage ich dir: es würde ein Rückschritt für euch beide werden, wenn ihr das nochmals zulasst. solche Beziehungsmuster lassen sich nur sehr schwer durchbrechen, brauchen viel Disziplin und Achtsamkeit und die von dir erwähnte fehlende Leichtigkeit innerhalb der Beziehung würde bei euch immer etwas zu kurz kommen - denk doch mal darüber nach. Du schreibst, dass du sie nicht schlecht behandelt hast. Aber aus ihrer Sicht hat sie Jahre der Entbehrung und Machtlosigkeit innerhalb der Beziehung hinter sich und dieses Gefühl lässt sich nicht so einfach abstellen... Man kann zwar verzeihen was ein Mensch getan hat, aber man vergisst nie, wie man sich bei ihm gefühlt hat. In eurem Fall werdet ihr beide wesentlich erfolgreicher darin sein, die gewonnenen Erkenntnisse in einer neuen Liebe umzusetzen, als alte Gewohnheiten zu durchbrechen, insbesondere weil deine Motivation ziemlich schwinden dürfte, wenn du sie wieder erobert hast. In einer Beziehung will man sich doch entspannen können und das könntet ihr beide eben nicht, weil sich erst neue Gewohnheiten einstellen müssten.
Wenn dein X darin besteht, ihre Sicht auf dich wieder ins positive Licht zu rücken, weil dir dein - wie du sagst - Verhalten peinlich ist, halte ich den momentanen Zeitpunkt für verfrüht. 20 Jahre ist ne Hausnummer und damit sind 11 Monate gar nichts um das zu verarbeiten und klar zu sehen. Außerdem meine ich, müsstest du dir deine Schwächen selbst erst verzeihen, bevor du sie darum bitten solltest. Hast du aber nicht. Du machst dir noch Vorwürfe.
Ein weiterer Gedanke: wenn ihr 20 Jahre zusammen wart, dann müsste sie nun in ein Alter kommen, in welchem sich die Frage nach der Kinderplanung (?) stellt. Eure Beziehung hat das nicht annähernd auf eine Ebene geschafft, in der dafür Raum wäre. Schau dir doch mal die einzelnen Ebenen einer gesunden Partnerschaft an. Du idealisierst und siehst momentan nicht rational - du verarbeitets noch und hast sie nicht losgelassen und verhandelst momentan mit dir und willst es mit ihr. Typischer Part des Trennungsprozesses. du bist nicht der erste und der letzte der diese Gedanken hat.
Kurz gesagt: Für eine Entschuldigung und Punkt hast du selbst noch nicht abgeschlossen und ist nicht deine (aufrichtige) Motivation - also falsch, übrigens auch für dich. Für eine Entschuldigung + Korrektur ihres letzten Bildes von dir, wird das aller Wahrscheinlichkeit nach in Aufrechnung und Streit enden und das Gegenteil bewirken, denn du kannst nicht ihr Bild von dir kontrollieren. Für eine Entschuldigung + Neuanfang spricht der gesunde Menschenverstand und ihr habt beide viel zu verlieren. Ihr seid keine 20 mehr.
du bringst mich zum schmunzeln, weil du deine eigene Logik nicht durchdenkst: Sie wird niemals vergessen können, wie erniedrigt sie sich gefühlt hat und klein. Was sie zugelassen hat. wie wenig Selbstachtung sie aus Liebe hatte. Sich selbst diese Fehler zu verzeihen braucht wahnsinnig viel Zeit, wofür 11 Monate - je nach psychischer Konstitution - eher nicht ausreichen. Hast du eigentlich daran gedacht, was sie mit DIR tun müsste, um dein Bild von IHR in ein positives Licht zu rücken,um auch nur annährend gleichauf mit dir zu sein, wenn das ihre Intention wäre? Glaubst du sie schämt sich nicht für ihre Selbstaufgabe und macht sich Vorwürfe, dass sie es so weit hat kommen lassen und ihre Grenzen so missachtete? Meinst du, du würdest dich in einem solchen Handlungsverlauf wohlfühlen...?
Falls es dir hilft: Im Grunde ist es doch ausgewogen. Sie war in der Beziehung der schwächere Part, du hinterher (deine Worte). Gönn ihr das. Ich meine, dass du noch nicht so weit bist und sie mit Sicherheit auch nicht - auch wenn es natürlich ein stück weit Spekulation ist Alles Gute für dich!
23.08.2024 09:30 •
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