Zitat von Roland78: Aber was ist, wenn die Beziehung einfach nicht mehr funktioniert? Auseinandergelebt, unterschiedliche Vorstellungen, einseitiger Kinderwunsch
Wenn beide sich einvernehmlich trennen und einer Meinung sind, dann sind Schmerz, Wut und Trauer m.E. ja aus der Natur der Sache heraus eher begrenzt.
Dann landet man entweder gar nicht erst hier im Forum oder aber es sind diese seltenen Themen die einfach die eigene Trauer in den Vordergrund stellen und in denen es sinngemäß darum geht Es hat nicht funktioniert mit uns, ich bin für mich daher einfach traurig, dass eine Beziehung und eine Zukunftsvorstellung gescheitert ist.
Zitat von Roland78: Gefühle verloren
Wenn es einseitig ist, dann spielen meiner Erfahrung nach die Umstände der Trennung und die Persönlichkeit und charakterliche Reife des Verlassenen eine große Rolle.
Es
ist aus Sicht der Verlassenen und auch objektiv gesehen erstmal irgendwie ungerecht - denn der Verlassende ist ja schon so weit, dass er emotional bereit war die Beziehung zu beenden.
Gerade wenn da die Gefühle weg sind, ist es oft ja ein längerer Weg gewesen bereits mit dieser Tendenz und ein Abwägen und eine Entkopplung hat ja schon mehr oder weniger stattgefunden seitens des Verlassenden.
Es ist für die Verlassenen daher dann ungerecht - der Verlassende ist schon viel weiter und kann je nachdem wann und wie er diesen Schritt gegangen ist vielleicht am Tag nach der Trennung bereits beim glücklichen feiern und flirten und zu beobachten.
Während die Verlassenen u.U. einen sehr langen Weg vor sich haben bis sie soweit sind - wenn die Trennung für sie überraschend kommt und sie noch komplett auf Wolke 7 schweben umso mehr.
Ich will damit sagen man kann dann objektiv betrachtet keiner Seite einen Vorwurf machen in Bezug auf Schuld - gleichzeitig ist die Situation für die Verlassenen in aller Regel schwieriger oder sogar deutlich schwieriger rein psychologisch und emotional betrachtet.
Das meine ich damit, dass auch objektiv das Universum hier einfach ungerecht ist.
Also im Sinne dessen, dass man das Universum fragen könnte: warum ist jetzt derjenige der aufrichtig und von Herzen liebt und loyal ist an der Stelle derjenige, dessen Welt zusammen bricht?
Aber das geht jetzt schon eher auf die ethische und philosophische Ebene.
Psychologisch betrachtet sollte im Optimalfall die Welt nicht zusammenbrechen und vom Partner abhängen.
Andererseits war bzw. ist es in der Evolution oft ein Todesurteil von der Herde oder sozialen Gruppe ausgeschlossen, abgelehnt oder verlassen zu werden.
Das erklärt dann nicht nur unsere Emotionen und Reflexe in dem Fall, sondern auch warum Menschen die stabile Familienverhältnisse, Freundeskreise oder eine enge soziale Einbindung im Berufsleben haben in aller Regel stabiler auf Trennungen reagieren.
Zitat von Roland78: Muss es wirklich immer einen Schuldigen geben?
Nein, es sollte selten bis nie so einseitig sein. Ich würde das als schwarz-weiß malen bezeichnen und das finde ich grundsätzlich nicht so gesund.
Aber es liegt in der Natur des Menschen emotional anstatt rational zu reagieren oder zu fühlen in so einer Krisensituation.
Das sollte man in diesem Forum und in der Thematik immer im Hinterkopf haben.
Problematisch wird das einseitige schwarz-weiß-Denken aus meiner Sicht dann, wenn es pathologisch wird - also auch über die Krisensituation hinaus anhält und/oder ständig auftritt.
Ich für mich würde beispielsweise sagen, dass ich persönlich IMMER meine Anteile an Trennungen hatte - selbst wenn ich mehrfach betrogen, geschlagen und belogen wurde.
Auch die Menschen die das getan haben, haben mich weiterentwickelt und hatten ihre guten Seiten und es gab positive Gründe mit ihnen zusammen gewesen zu sein.
Zitat von Roland78: Warum nimmt diese Debatte in den Threads immer so einen großen Raum ein?
Siehe oben. Emotionale Ausnahmezustände und die Tatsache, dass man eben eher seltener in das Forum kommt wenn man emotional einigermaßen gelassen bleibt - bei einer einvernehmlichen Trennung bei der beide bereits keine bedeutenden Gefühle mehr hatten und dementsprechend eben emotional nicht so erschüttert sind beispielsweise.
Zitat von Roland78: Entweder machen sich die Verlassenen selbst Vorwürfe und suchen die Schuld bei sich oder machen den/die Ex dafür verantwortlich.
Das ist die von mir genannte Emotionalität und ist in der Situation aus meiner Sicht menschlich.
Und du beschreibst sehr gut die verschiedenen Charaktertypen: die meisten Menschen neigen dazu entweder die Fehler bei sich zu suchen und sich Selbstvorwürfe zu machen oder aber den anderen in dem Moment zu verteufeln.
Oft sind das sogar verschiedene Phasen nach einer Trennung bei der gleichen Person, man betrachte einmal die Trauerphasen laut Wissenschaft.
Da kann es eine Phase geben und gibt es oft eine Phase mir Trauer, Verleugnung, Selbstvorwürfen und eine Phase der Wut.
Daher ist eben auch eine rote Flagge, wenn jemand über alle Ex-Partner schlecht spricht bzw. alle angeblich verrückt oder böse oder Schuld waren.
Bei mir wirkt das im Forum teilweise auch so, das wurde bei mir durchaus auch schon von Menschen hinterfragt. Und das kann ich verstehen.
Aber auch da: in dem Moment war ich ja auch meist sehr emotionalisiert und nicht rational und wenn man nur die Themen liest in den Ausnahmezuständen in denen ich hier war, der könnte verständlicherweise denken, dass ich auch so denke.
Ich denke keinesfalls, dass alle meine Ex-Partnerinnen gestört waren.
Und selbst diejenigen, die ganz offensichtlich oder sogar nachweislich schwer gestört waren und mich entsprechend behandelt haben, haben ihre guten Seiten gehabt und niemand hat dort alleinige Schuld gehabt.
Ich bin ein Mensch und habe so viele Fehler und immer meine Anteile gehabt - sei es auch nur, dass es meine Schuld war keine Grenzen zu setzen, mich überhaupt (vorwiegend emotional) misshandeln zu lassen über einen Zeitraum, oder mir aufgrund meines Musters und mangelnden Wissens und mangelnder Persönlichkeitsentwicklung die falschen Personen für eine Beziehung gesucht zu haben oder mich davon habe anziehen lassen.
Was soll ich mir Vorwürfe machen - ich wusste und konnte es zu dem Zeitpunkt nicht besser und habe nach bestem Wissen und Gewissen in gutem Glauben gehandelt.
Und warum soll ich umgekehrt den Ex-Partnerinnen einen Vorwurf machen, selbst oder gerade wenn diese teilweise schwer gestört gewesen sein mögen muss ich doch sagen auch sie haben dann nach - aus ihrer Sicht - bestem Wissen und Gewissen oder im Zweifelsfall fehlendem Gewissen gehandelt.
Man sagt in der Wissenschaft, und darüber kann man diskutieren, Menschen mit einigen Cluster B Persönlichkeitsstörungen haben in bestimmten Situationen oder je nach Typ sogar grundlegend die geistige Reife eines etwa 2-Jährigen Kleinkindes.
Soll ich darauf neidisch oder böse sein?!?
Zitat von Roland78: Fast nie lese ich, dass es entweder einfach so ist
Wie gesagt, Forenkontext hier eben.
Akzeptanz ist der finale Schritt der Verarbeitung und gleichzeitig der Schlüssel dazu.
Ich lese auch wenn hier jemand schreibt, dass der Flirt oder Partner sich einen Tag lang Mal nicht gemeldet hat so gut wie nie Vielleicht ist er/sie nach der Arbeit einfach KO ins Bett gefallen und eingeschlafen oder Vielleicht war er/sie den ganzen Tag in Meetings. Oder Vielleicht ist er/sie erkältet und liegt mit Fieber im Bett und schläft.
Alles 3 Alltagsszenarien in meinem Umfeld und bei mir selbst.
Stattdessen findet man ausschließlich oder hauptsächlich gleich zahlreiche User die sich in diesen Themen dann immer gleich zu 100% sicher sind, dass der andere Partner fremdgeht.
Jetzt frage ich: warum ist das hier so?
Zitat von Roland78: oder eben beide zu gleichen Teilen Schuld daran tragen.
Ich denke in dem Fall spricht einfach selten jemand von Schuld.
Leute schildern auch ihre individuelle Sicht und wie gesagt ist aus der Perspektive eines gerade Verlassenen oder Betrogenen der andere ja irgendwie vermeintlich auch Schuld am eigenen Leid.
Oft ist damit denke ich auch gar nicht so direkt der Partner gemeint im Sinne des verteufelns, sondern eben die selbst erlebte Ungerechtigkeit des Universums.
Dem Partner geht es viel besser, der konnte diesen Schritt machen und jetzt sehe ich auch noch, dass er glücklich am Feiern ist, wenn ich noch nicht gelernt habe, dass man sich auf Social Media in dem Zustand nichts aktuelles vom Ex-Partner anschauen sollte...
Zitat von Roland78: Brauchen wir einen Schuldigen, um das Ganze besser verarbeiten zu können, um uns einfach besser oder moralisch überlegen zu fühlen?
In Bezug auf meinen Text oben noch die Ergänzung: oft wird umgekehrt übers Forum auch schnell ein Text falsch verstanden.
Ich erinnere mich auch, dass ich früher in meinen Themen vor allem verzweifelt und erschüttert war, verstehen wollte oder Hoffnung und Lösungen für ein Zurück wollte.
Natürlich war meine Sicht in dem Moment sehr einseitig und ich fühlte mich als Opfer, wenn ich verlassen wurde.
Teilweise war es ja in dem Moment durchaus so.
Wie gesagt: der Verlassene ist oft Opfer Umstände.
Es liegt in der Natur der Sache, dass der Verlassende i.d.R. ja schon zu einem mehr oder weniger großen Teil abgeschlossen und verarbeitet und die Beziehung abgehakt hat - erst dann geht man ja oft erst den Schritt zur Trennung.
Das wurde oft aber so interpretiert, dass ich auch nur Schuldige suche und meine Anteile nicht sehe, darum ging es mir aber nicht.
Wobei die Umstände für mich persönlich schon auch eine große Rolle spielen.
Es hat auch seinen Grund, warum ich für meine - aus meiner Sicht und meinem Verständnis nach - gesündeste Beziehung und die ebenso reife und ebenso einvernehmliche Trennung hier kein Thema aufgemacht habe und nicht den Bedarf oder das Bedürfnis hatte dazu - auch wenn ich formal auch dort der Verlassene war, wenn man jetzt von der direkten Initiative ausgeht...