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Schuldfrage bei einer Trennung

Charming
Um es auf deinen Thread zu übertragen:

Hat ein Ehemann Schuld, wenn er über Jahre keine Wärme und Nähe in einer Partnerschaft bekommt, und sich dann einer anderen Frau zuwendet?

Hat eine Ehefrau Schuld, wenn sie traumatische Erlebnisse bei der Geburt ihres Kindes erfahren hat und daher keine körperliche Nähe ertragen kann?

Haben beide Schuld, weil sie sich auseinander gelebt haben?

Hat der Partner Schuld, weil er sich gehen lässt?

Etc. etc.

22.11.2024 16:50 • x 1 #16


C
Zitat von thegirlnextdoor:
Für all das wäre es schon wichtig, die eigenen Anteile am Scheitern einer Beziehung zu hinterfragen/zu reflektieren.

Zitat:
dass man aufgrund unbewusster Muster etc. immer wieder in die gleiche Falle tappt oder immer wieder dieselben Konflikte heraufbeschwört oder sich immer wieder einen Partner sucht, mit dem es vielleicht nicht gut passt. (Stichwort auf den oder die falsche gehen)

Ja - und mir fällt noch ein weiterer Grund ein, warum das Hinterfragen und Reflektieren wichtig ist: Zwar macht es mir die Sache einerseits schwerer, weil ich anerkennen muss, dass ich selbst (vermeidbare?) Fehler gemacht habe, d.h. dass ich es ggf. auch in der Hand gehabt hätte, das Ruder noch herumzureißen. Andererseits hilft es mir bizarrerweise auch ein bisschen, mit dem Ganzen besser umzugehen: Ich wurde der Trennung nicht völlig und aus heiterem Himmel ausgeliefert (auch wenn es sich im ersten Moment so angefühlt hat), sondern ich habe durchaus auch meinen Teil dazu beigetragen, war also, wenn auch negativ, schon irgendwie auch aktiv beteiligt.
Zitat von Birkai:
Von meinem Ex habe ich bis heute nur Schuldzuweisungen erhalten. Keinerlei Eigenverantwortung. Ich denke für ihn ist es einfach wichtig, um nach außen und vor sich selbst seine Entscheidung zu rechtfertigen.

Das ist hier auch so. Bin gespannt, ob sich das irgendwann nochmal ändert.
Zitat von Birkai:
Ich habe mal gesagt, ich bin dir nicht böse wegen der Trennung, dass passiert. Aber ich bin wütend über die Art und Weise wie du dich getrennt hast und mich seitdem behandelst. Das wiegt viel schwerer als die Trennung an sich.

Exakt, ist hier auch so.
Zitat von Laetitia2024:
Wenn man achtsam ist, dann merkt man, wenn der Partner nicht mehr glücklich ist.

Darüber stolpere ich oft. Was heißt genau nicht mehr glücklich? Wie glücklich muss ich sein Wer entscheidet, wie glücklich glücklich genug ist? Woran merkt man das? Was ist das überhaupt - glücklich?

Mein Ex und ich hatten während unserer Beziehung vermutlich beide glücklichere und weniger glückliche Phasen - dabei wurde das Glück im Inneren (Beziehung) zudem natürlich auch noch von äußerlichen Faktoren (Arbeit etc.) bestimmt. Es war bei uns auch kein stetiger Abwärtsprozess (wenn man vielleicht mal von der allerersten Verliebtheit absieht). Wann hätte man denn dann sagen sollen: O.K. - genau jetzt an diesem Punkt ist er wohl nicht mehr glücklich genug?

Klar, häufiges Reflektieren der Beziehung und der beiderseitigen Gefühle in dieser hätte sicher geholfen. Aber auch dann wäre es ja vermutlich so gewesen, dass eine/r von beiden irgendwann selbst gesagt hätte: Jetzt bin ich (gefühlt, für mich) nicht mehr glücklich genug mit der Beziehung. Mir ist nicht wirklich klar, wie man das als Partner/in merken soll, weil man ja auch die Glücksvorstellungen des anderen nicht genau kennt.

Zudem ist es, zumindest bei Warmwechsel-Trennungen ja meist eher so, dass nicht das absolute Glückslevel in der Altbeziehung bewertet wird, sondern dieses wird zu der neuen Liebe und der Beziehung und dem Glück, das diese vermeintlich verspricht, in Beziehung gesetzt, es findet also eine relative Bewertung statt. Warmwechsler sind ja zu 99% solche, die ohne neue Liebe in der Altbeziehung geblieben wären, also auf einem absoluten Glückslevel war diese good enough.

Ob man eine Affäre immer merkt, weiß ich auch nicht. Ich habe bei der emotionalen Affäre meines Ex schon gemerkt, dass etwas im Busch war (und ihn ja schließlich auch darauf angesprochen). Das lag aber auch am (eher unreifen, kindlich-trotzigen) Umgang meines Ex mit der ganzen Sache (was im Endeffekt aber auch wieder gut war, sonst hätte sich das Ganze womöglich ewig als Affäre hingezogen). Bei einem Affärenführenden (m,w,d), der ein besserer Schauspieler ist, ist das womöglich ganz anders.

22.11.2024 16:54 • x 4 #17


A


Schuldfrage bei einer Trennung

x 3


H
Schuld hat ja immer etwas mit Vorwerfbarkeit oder Verantwortung für etwas (mindestens) Unangenehmes zu tun. Ich mag es in dem Zusammenhang auch über Fahrlässigkeit nachzudenken. Man geht oft fahrlässig mit seinen Beziehung zu anderen um und das führt dann eben zu Handlungen für die man die Schuld trägt. Aus einer eher unbewussten Situation heraus, aber eigentlich vorhersehbar.

Ob Schuld oder Verantwortung ist mir einerlei, denn oftmals wird Schuld sowieso mit Verantwortung beschrieben. Aber wenn man in vielen Fällen hier Fahrlässigkeit gelten lässt, mildert das die Schuldfrage zumindest.

22.11.2024 16:56 • #18


C
Zitat von Hypatia:
Man geht oft fahrlässig mit seinen Beziehung zu anderen um

Absolut, das stimmt. Das habe ich auf jeden Fall getan.

In meinem Reflexionsprozess habe ich mir auch oft die Frage gestellt, ob ich mich anders verhalten hätte, wenn ich gewusst hätte, dass Verhalten x zur Trennung führt / führen könnte.

Die Antwort darauf kenne ich nicht - aber auch wenn ja: Wäre das gut gewesen? Die Motivation zur Verhaltensänderung wäre ja dann extrinsisch gewesen, d.h. ich hätte diese nur aus Angst vor einer Trennung herbeigeführt.

22.11.2024 17:00 • x 2 #19


Wurstmopped
Nun viele schieben die Verantwortung von sich, auf den Partner.
Verantwortung übernehmen wollen ist eine innere Einstellung, die man schon vorher, in der Beziehung lebt.
Es ist doch so, wenn ich betrüge, dann trage ich die Verantwortung, weil ich für mein Handeln verantwortlich bin, immer.
Und wenn ich diese Fehler begehe, dann stehe ich dazu und trage auch die Konsequenzen.
Wer denn sonst?
Wenn ich eine rote Ampel überfahre, bin ich ja auch verantwortlich für mein Handeln, unabhängig davon ob ich vielleicht meinen Zahnarzt Termin verpasst hätte
Und diese innere Einstellung gilt ja für den Beruf, ich mache einen Fehler und stehe dazu, suche keine mitverantwortlichen oder Ausreden.
Solche Menschen sind nicht allzu oft anzutreffen.

22.11.2024 17:03 • x 4 #20


T
@Wurstmopped

22.11.2024 17:28 • #21


S
Zitat von Wurstmopped:
Verantwortung ist das Stichwort, Verantwortung für das Handeln übernehmen und dazu stehen, sich der Konsequenzen bewusst werden und nicht einen Schuldigen für die eigenen Defizite suchen, das ist erwachsen.
Dieses Menschen verdienen auf jeden Fall Respekt.

22.11.2024 17:41 • #22


Nebelkrähe
Bin ich selbst schon die Schuldige, weil ich mich wiederholt in wenig zu mir passende Männer verliebe.. und die sich einfach nicht zurechtbiegen lassen!?
Und ich bin doch die Schuldige, wenn ich mich in meiner Partnerschaft gehenlasse.
Wenn ich nicht mehr zuhöre.., nur meckere, nörgele, kritisiere..

22.11.2024 18:10 • #23


paul258
Ist doch einfach, Schuld hat immer der Menschen in der Beziehung mit den meisten x Chromosomen.

:p

Viel wichtiger als die Frage nach Schuld finde ich die zwingende Erkenntnis, dass man nicht nicht beteiligt sein kann, weil wie hier ja schon oft geschrieben wurde (und natürlich abgesehen von krassen Fällen wie Gewalt etc!) zu einer Beziehung immer zwei Menschen gehören. Mir ist auch schon des öfteren aufgefallen, dass die Schuld am Ende dann dazu dient sich nicht selbst zu hinterfragen/reflektieren, dabei ist das doch das wichtigste nach einer jeden Beziehung.

Selbst wenn der andere zu 99% Schuld hat, lohnt es sich doch total für mich auf meine 1% zu schauen und das anzugehen für die Zukunft. Also anzuerkennen, dass man auch mindestens einen Anteil hat. Denn nur so lernt man. So gesehen finde ich die Erkenntnis das man selbst auch 1% hat irgendwie viel, viel wichtiger als darüber zu diskutieren warum der andere 99% hat.

22.11.2024 18:22 • x 4 #24


Nebelkrähe
Zitat von Nebelkrähe:
die Schuldige, wenn ich mich

Weil, nicht wenn.

Weil: Ich werde ja immer toootal bequem.

22.11.2024 18:24 • #25


C
Zitat von Wurstmopped:
Verantwortung übernehmen wollen ist eine innere Einstellung, die man schon vorher, in der Beziehung lebt.
Es ist doch so, wenn ich betrüge, dann trage ich die Verantwortung, weil ich für mein Handeln verantwortlich bin, immer.

Bizarr finde ich, dass mein Ex oft andere dafür kritisiert hat, dass die keine Verantwortung übernähmen. Da ging es um so Leute, die mit über 30 noch ein eher studentisches Leben führen, keine Familie haben, Party machen etc.. Ich habe nie verstanden, was daran schlimm sein soll.

22.11.2024 23:21 • x 1 #26


Hermine47
Zitat von Roland78:
unterschiedliche Vorstellungen, einseitiger Kinderwunsch
Muss es wirklich immer einen Schuldigen geben?


Richtig in manchen Dingen wie z.B. Kinderwunsch / Heiraten / Zusammen ziehen gibt es keine Kompromisse da heisst es ja oder nein oder vielleicht mal irgendwann, nur dass das irgendwann dann nie eintritt.

Nein, es gibt nie nur einen der Schuld ist ! Einer der macht und der andere der es mit sich machen lässt.
Jeder Mensch entwickelt sich, auch innerhalb einer Beziehung und dann kommt es nun mal ab und an vor das
die Schnittmengen weniger werden, man sich gegenteilig entwickelt so das es eben nur nicht (mehr) passt.

Ich bin davon überzeugt, das so viele Dinge reinspielen die zur einer Trennung führen.
Ich z.B. mache mir selbst den Vorwurf mein Bauchgefühl zu oft ignoriert zu haben.
Instinktiv wusste ich das diese Beziehung niemals das sein würde, was ich mir wünsche und doch
wollte ich an dieser Hoffnung festhalten. 4 Jahre lang ........ 4 laaaaaaaaaaaange Jahre, wie kann man nur so doof sein !?
Das ist meine Schuld die seine das er mich von Beginn an belogen hat. ABER ich habe mich belügen/hinhalten lassen
bis ich dann nach 6Jahren und 3 Monaten im Juni ging.
Und ich habe es bis heute nicht eine Sekunde bereut.

22.11.2024 23:52 • x 2 #27


Hermine47
Zitat von Jane_1:
Das macht es halt einfacher. Wenn man sein Leben einfach leben möchte und gerne schwarz/weiß denkt, macht man halt die Schuld-Schublade auf, schiebt den anderen rein und fertig.

Das sind vorallem immer die Menschen von Außen die urteilen und nur eine Seite der Geschichte kennen.
Bsp. dafür mein Nachbar, mein Ex hat ihn über mich kennengelernt, redet seit der Trennung kein Wort mehr mit mir
kann mir lebhaft vorstellen wie er mich ihm gegenüber ( auch seinen Kindern) als die Böse darstellt.

Aber mal ehrlich, was sind solche Menschen Wert die urteilen ohne beide Seiten zu hören !? 0,00000 nix

23.11.2024 00:00 • x 1 #28


N
Ich finde der Begriff Schuld wird erst relevant, wenn man mit den Gefühlen der Entfremdung nicht rechtzeitig offen umgeht. Wenn man anstatt mit dem Partner zu reden und seine Gefühle mitzuteilen, sich bei anderen beschwert und vielleicht schon einmal austestet was mit anderen Männern oder Frauen so geht. Eine Trennung ist schwierig genug, wer den anderen aber noch zusätzlich mit Lügen, Verrat und Betrug gaslighted, der mach sich schuldig.

Ich denke auch, dass diejenigen sich schuldig machen, die den Verrat und Betrug unterstützen. Am Ende fragen sich fast alle Verlassenen warum sie nicht schon früher etwas bemerkt haben und beginnen an ihrer Wahrnehmung zu zweifeln. Oft mit Folgen für alle weiteren Beziehungen. Wer nicht rechtzeitig redet, nimmt dem anderen die Möglichkeit eigene Entscheidungen zu treffen und da beginnt für mich die Schuld.

23.11.2024 05:11 • x 7 #29


Birkai
Zitat von nalea:
Wer nicht rechtzeitig redet, nimmt dem anderen die Möglichkeit eigene Entscheidungen zu treffen und da beginnt für mich die Schuld.

Es wird jede Handlungsmöglichkeit genommen.

Das hat lange an mir genagt. Da viele leicht änderbar Themen angebracht wurden, was es umso schlimmer und unverständlicher war. Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich dort mit großer Wahrscheinlichkeit anders reagiert.

Zitat von paul258:
Selbst wenn der andere zu 99% Schuld hat, lohnt es sich doch total für mich auf meine 1% zu schauen und das anzugehen für die Zukunft.

Genau das ist es. Und selbst wenn der andere 99,9 % Schuld hat, kann ich das nicht ändern. Ich kann lediglich meinen Anteil anerkennen und diese Erkenntnis ins weitere Leben mittragen.

23.11.2024 06:43 • x 4 #30


A


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