Hey @QueenA ,
fühle dich...
ich bin auch mit einem sehr besonderen Menschen zusammen, ich vermute ihn im Spektrum. Gefühle? Was soll das bitte sein, und wenn es sowas gibt, was soll das bitte für eine Rolle spielen?
Wir sehen uns zwar deutlich öfter als ihr und wohnen deutlich näher als ihr, aber an Zusammenziehen oder sowas ist nicht zu denken, und es sind sehr klare Grenzen gesetzt, dass unsere Leben sehr getrennt bleiben werden. Auf der anderen Seite mag meiner Telefonieren nicht, also unter der Woche haben wir oft tagelang gar keinen Kontakt.
Die meiste Zeit ist das genau richtig für mich, aber gelegentlich wünsche ich mir doch mehr klassische Beziehung.
Ich schließe hier aus den oben genannten Gründen sehr stark von mir auf dich, also wenn ich komplett daneben liege, sieh es mir bitte nach. Nimm dir raus, was für dich passt.
Also, du wirst es vermutlich nicht gerne hören, ich ärger mich auch immer über mich selber, aber ich sehe hier mehrere problematische Denkmuster, und zwar bei dir.
1. Mache dir bitte klar, was du von einem besonderen Menschen und von einer Fernbeziehung überhaupt erwarten darfst. Überlege dir, ob ihr beide überhaupt glücklich wäret, wenn ihr näher wäret. Oder ob dein Leben besser wäre, wenn du ihn nicht an deiner Seite hättest.
2. Mache dir bitte klar, was deine Erwartungen an Beziehungen sind und warum die Erwartungen genau so sind.
3. Es ist schlecht, ihm den schwarzen Peter zuzuschieben (er muss eine Perspektive schaffen) bzw. ihn zu pathologisieren (zu ruhig, nicht emotional intelligent)
4. Es macht null Sinn, zu glauben, irgendein Mensch, und schon gar nicht ein besonderer Mensch in einer Fernbeziehung, wäre in der Lage, dein Leben glücklich zu machen. Du selber bist dafür zuständig, dein Leben bunt und schön zu machen. Hier schließe ich ganz stark von mir auf dich, aber: Wenn ich mit meinem Leben gerade nicht happy bin, dann ist es schon fast ein Reflex zu schauen, was er anders machen könnte/ müsste damit es mir besser geht.
zu 1. Ich denke, das ist sehr selbsterklärend. Fernbeziehung folgt einigen Besonderheiten, besondere Menschen haben ihre Besonderheiten. Und du hast ja schon selber sehr richtig analysiert, dass ihr euch beide vermutlich unbewusst aber absichtlich für genau so eine Beziehung entschieden habt. Besondere Menschen und Fernbeziehungen haben ja beileibe nicht nur Nachteile, sondern auch ganz entschieden Vorteile und Stärken, aber dazu mehr bei 3.
Und du beschreibst sehr schön, dass er auch auf die Entfernung ein sehr wichtiger Mensch für dich war, und sehr stark für dich da war, und ist. Du hast also wirklich auch etwas zu verlieren, wenn du hier aus den falschen Gründen die Sache beendest. Was uns zu zwei bringt.
zu 2. Wir haben in unserer Gesellschaft, Disney und Romantikkomödie sei dank, sehr genaue Skripte im Kopf, wie die romantische Liebe zu laufen hat, wie die romantische Liebe alle Hindernisse überwindet, wie die romantische Liebe das ist, was unserem Leben überhaupt erst Sinn und Glück verleiht. Ich empfehle dir das Buch: Das Ende des Romantikdiktats, das fasst es für mich sehr gut zusammen.
Konkret haben wir im Kopf, dass die romantische Liebe in ganz bestimmten Schritten und mit ganz bestimmten Merkmalen einhergehen muss, damit sie gilt, und damit wir das versprochene Glück finden.
Wir verlieben uns, daten, haben S., ziehen zusammen (bekommen Kinder und oder Hund), haben weiterhin S. und leben glücklich zusammen bis an unser Lebensende. Beziehungen, denen einige von diesen Merkmalen fehlen, nehmen wir gedanklich nicht für voll, jedenfalls gehen wir davon aus, dass sie das Versprechen von Glück nicht einlösen können.
Wenn wir also unglücklich sind und gleichzeitig in keiner Beziehung, oder in einer Beziehung, der einige der wichtigen Merkmale fehlen, dann liegt nichts näher, als sauer und traurig auf den Partner oder auf die Situation zu sein, die verhindern, dass wir glücklich sein können.
Für mich macht es aber viel mehr Sinn, unsere Skripte von der romantischen Liebe und unsere Erwartungen vom Glück, das aus den romantischen Beziehungen erwächst, zu hinterfragen. Was uns dann zu 4. bringt.
zu 3. wie hier schon in mehreren Beiträgen geschrieben wurde, ist es nicht fair, von ihm zu verlangen, eine Perspektive für euch zu schaffen. Deine Kinder sind so groß, dass zumindest auch du sehr regelmäßig den Weg zu ihm auf dich nehmen könntest. Ich meine 500km ist schon wirklich eine Hausnummer, aber Freitag nach der Arbeit in den Nachtzug? Deine Kinder werden in absehbarer Zeit auf eigenen Beinen stehen, dann könnt ihr doch die Karten neu mischen.
Wobei ich wirklich sehe, dass eure Beziehung eben als Fernbeziehung gewachsen ist, es hat sich schon oft gezeigt, dass es gar nicht so einfach ist, diese Beziehung dann mit mehr Nähe fortzufühern, also auch dieser Schritt will gut überlegt sein.
Auch das pathologisieren deines Partners finde ich problematisch... Mein Partner z.B. hat eine enorme emotionale Intelligenz, die aber komplett auf Rationalität beruht. Ist mir oft lieber als die emotional gegründete emotionale Intelligenz, wenn das irgendwie Sinn ergibt. Genau diese Menschen haben in meinen Augen auch enorme Stärken. In meinem Fall, dass ich ganz entspannt diejenige sein kann, die regelmäßig Drama reinbringt, weil er das gar nicht so richtig an sich ranlässt, und von seiner Seite aus keines reinbringt. (Klingt jetzt auch doof, ich hoffe, es kommt ungefähr rüber, was ich meine)
und schließlich 4. Hier schließe ich wieder komplett von mir auf dich, kann sein, dass ich auch ganz auf dem Holzweg bin. Viel von dem Drama, das ich in die Beziehung einbringe lang daran, dass ich einfach in den letzten Jahren eine hochfunktionale Depression habe/ hatte, und damit meine Erschöpfung, meine Überforderung mit allem, meine soziale Einsamkeit usw. in die Beziehung geworfen habe, und gehofft habe, er könnte das irgendwie für mich lösen. Wie gesagt: Das ist das Versprechen, das mit romantischen Beziehungen einhergeht: Wenn sich die zwei gefunden haben, dann wird alles gut. Immer wenn ich schlechte Phasen habe (PMS, Krankheit, kleinere und größere Krisen), dann werden die Beziehungsprobleme drängender, dann kommt der Impuls, Schluss zu machen, weil er nicht für mich da ist. Wenn ich mit meinem eigenen Leben halbwegs klar komme, sind die Beziehungsprobleme nicht halb so drängend. Im Nachhinein kann ich dann auch immer anerkennen, dass er sehr wohl für mich da und erreichbar ist.
Au Backe, ist wieder mal ein Roman geworde, ich hoffe, du kannst irgendwas damit anfangen.
Die Frage ist ja jetzt, was du damit machst.
Unabhängig von ihm das bestmögliche, sozial erfüllteste Leben möglich zu leben, wäre ein erster Schritt. Egal, was du ansonsten machst. Vielleicht unterstelle ich dir was, aber wenn du dich um unterstützung an einen losen Bekannten 500km weiter und an ein Internetforum wendest, könnte ich mir vorstellen, dass da einiges im Argen ist? Wie bei mir übrigens auch.
Trennung macht dann Sinn, wenn die Beziehung dir unterm Strich mehr Kostet, als sie dir gibt. Ist das der Fall? Ich werde den Eindruck nicht los, dass er ein sehr wichtiger, vielleicht unverzichtbarer, Mensch für ich ist. In grundlegend ändern wirst du allerdings nicht können. Und, auf einer anderen Ebene, auch nicht wollen.
Ein anderer Grund wäre: Wenn du dir wirklich klar geworden bist, was du warum von Beziehungen willst, und du zu dem Ergebnis kommst, du willst genau eine Liebe nach dem Skript, dann macht es keinen Sinn, dich mit einer so anderen Liebe zu blockieren.
Ich führe mit meinem besonderen Partner aus genau dem Grund eine offene Beziehung, weil ich mir schon noch mal das eine oder andere Merkmal aus dem Skript in meinem Leben wünsche, aber eben trotzdem meinen besonderen Menschen liebe, und ihn auch nicht verlassen will, wenn ich mich in andere Skriptmerkmale auf zwei Beinen verliebe.
Na gut, jetzt habe ich deiner Uneindeutigkeit noch ein paar Uneindeutigkeiten hinzugefügt... Bin gespannt, was du dazu sagst.
22.08.2024 10:37 •
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