Ich weiß gar nicht, wie man so eine Art Brief richtig einleitet.
Wahrscheinlich gibt es da kein richtig oder falsch.
Heute ist Tag 1 meiner Trennung von einem Menschen mit Borderline. Sie hat sich von mir getrennt, zum dritten Mal.
Natürlich, ich werde immer verlassen.
Wie war der Tag und vor allem die Nacht?
Die Nacht war tatsächlich in Ordnung. Betrachtet man die Umstände könnte man fast schon meinen ich habe gut geschlafen. Der Tag war dafür umso schlimmer, speziell der Arbeitstag. Ich bin zwei Mal vor meinen Arbeitskollegen in Tränen zusammengebrochen.
Was sind das überhaupt für Umstände?
Ich habe es zu Beginn erwähnt. Ich wurde verlassen. Von einem Menschen, der sich am liebsten selbst verlassen möchte. Von einem Menschen, für den ich noch nie da gewesene emotionale Gefühle entwickelt habe. Von einem Menschen, von dem ich mich noch nie so extrem geliebt gefühlt habe. Sie hat mir das Gefühl gegeben ich sei unschlagbar, ja quasi ein Gott. DER Gott!
Unantastbar, niemand könnte mir das Wasser reichen, weil ich alles Wasser der Welt schon längst besitze.
Es tut mir leid, ich kann über dich nicht weiter in der dritten Person reden. Ich muss dich direkt ansprechen.
Ich weiß nicht ob du das hier jemals lesen wirst. Eigentlich mache ich das hier für mich. Oder? Ist es eventuell doch wieder ein verzweifelter Versuch Kontakt zu dir aufzubauen? Ich weiß es nicht.
Und genau da setzt es an. Ich weiß überhaupt nichts mehr. In meinem Kopf läuft ein Film in endlosschleife. Ein Film über uns. Leider ein Film ohne ''Happy End''.
Es fing alles im Frühjahr 2022 an. Ich war ein gesunder Mann. Emotional voll auf der Höhe. Ich war stark. So stark wie noch nie. Selbstbewusst hoch 10, ein starkes Ego. Einfach ein Mann der seinen Platz kannte und wusste was er will.
Dann schrieb ich dich an und es nahm seinen Lauf. Schnell war klar, wir beide sind es, wir passen zusammen.
Dachte ich, dachte sie. Aber dachte sie das wirklich? Entschuldigung, ich wollte dich ja direkt anschreiben.
Dachtest du das wirklich, oder dachte es der Roboter in deinem Kopf?
Welcher Roboter würden sich andere jetzt fragen. Nun, mittlerweile weiß ich was gemeint ist. Nämlich deine Störung.
Eine Störung, die dir deine eigentliche Persönlichkeit klaut. Die dir das Gefühl der inneren Leere gibt. Die dir das Gefühl gibt, bloß nicht alleine sein zu wollen. Unter gar keinen Umständen. Die deine Eifersucht ins unendliche treiben lässt.
Nun, wie äußert sich sowas ?
Zum Beispiel durch 50 Anrufe in 10 Minuten. Durch eine Fahrt zu mir nach Hause, weil ich nicht ''rechtzeitig'' auf deine Nachrichten reagiere. Durch eine Fahrt zu mir ins Fitness Studio.
Und ich muss sagen, ich habe es geliebt. Da war dieses Gefühl, das Gefühl gebraucht zu werden. Du hast mir das Gefühl gegeben, dass du mich willst. Und ich war da für dich. Ich habe alles mir in der Macht stehende getan, um für dich da zu sein. Ich habe mir Urlaub genommen um auf dein Kind aufzupassen, damit du zur Arbeit konntest. Ich habe für dich aufgeräumt, weil du keine Zeit hattest. Ich habe auf dein Kind aufgepasst, damit du einfach mal abschalten konntest. Habe mit ihm Einkäufe für dich erledigt. Einfach weil ich für dich da sein wollte. Für dich hätte ich mein letztes Hemd geopfert. Ja ich hätte mich sogar selbst geopfert. Ich hätte mich komplett aufgegeben. Hauptsache dir geht es gut. Ziemlich krank oder ?
Und genau das macht deine Krankheit mit anderen.
Ich wurde ausgesaugt, wie von einem Parasiten. Mir wurde mein Ego genommen, meine persönliche Stärke, mein Selbstbewusstsein, mein Selbstvertrauen...
Und jetzt bin ich genau so leer wie du.
Mittlerweile verstehe ich auch was du mir immer gesagt hast. ''Ich werde so wie du''.
Ja natürlich. Deine Krankheit hat sich an meiner Seele bedient. Und jetzt wo ich leer bin, gibt es nichts was sich deine Krankheit noch von mir holen kann.
Deine Krankheit jedoch bleibt bestehen. Deine innere Leere bleibt bestehen. Und sie muss schnell kompensiert werden. Und deine Krankheit wird sich ziemlich flott einen neuen ''Wirt'' besorgen. Genau so schnell wie ich in dein Leben kam nach deiner letzten Trennung.
Wer weiß wie lange deine neue zukünftige Beziehung hält. Vielleicht länger, vielleicht auch nicht. Kommt ganz darauf an wie stark die Seele des potentiellen Neuen ist.
Das Ende wird jedoch immer gleich sein. Eine leergesaugte Seele. So wie meine. Das einzige was übrig bleibt ist die Sucht nach deiner ''Liebe'', meine extrem krassen Gefühle für dich und meine Tränen.
Wieso ''Liebe'' in klammern?
Einfach aus dem Grund, weil ich mir nicht mehr sicher bin ob DU als Mensch mich geliebt hast, oder ob es deine Krankheit, Dein Roboter, dein Parasit im Kopf war der meine Liebe gebraucht hat um zu überleben.
Wäre es wirklich Liebe gewesen, wie kannst du mich dann gehen lassen. Ich war doch immer ''das einzig positive in deinem Leben.''
Wie gesagt, ich weiß nicht ob ich es jemals über die Bühne bringen werde, dir diesen Brief zu überreichen. Einfach aus Angst, dass du mich danach hasst. Und ich ja eigentlich das genaue Gegenteil möchte.
Aber, so sieht nun mal das andere Ende des Tunnels aus. So nehme ich es war. So fühlt es sich für mich an.
Es ist kein Angriff auf dich, ich habe verstanden, dass du nichts dazu kannst. Du wirst gesteuert. Und ich wünsche mir, dass du bald dein Leben so leben kannst, wie du es verdient hast. Leider nicht mit mir. Leider bleibt Levin* nur Tagträumen.
Und ich frage mich, kam ich zu spät oder zu früh in dein Leben? Oder hätte ich gar nicht in den Leben kommen sollen?
Da schleicht sich doch direkt ein Hollywood Gedanke mit ein: Wären wir füreinander bestimmt gewesen und unsere Liebe echt, hätten wir jedes noch so große Problem zusammen gemeistert. Stimmt's?
Wie auch immer. Meine Finger glühen. Ich könnte noch ewig weiterschreiben. Das hier ist nur ein Bruchteil dessen was in mir vorgeht.
Und ich bin geplagt von Hoffnung, dass mein Handy klingelt und du dich meldest.
Obwohl deine letzten Worte von gestern eindeutig waren: ''Endgültig''
Aber ist nicht eigentlich jede Trennung endgültig? Schließlich hast du dich ganze 3! mal von mir getrennt.
Ich muss versuchen, dass ich auf mich schaue. Zu lange habe ich auf dich geschaut und mich dabei selbst verloren. Unbewusst. Ich dachte ich verkrafte deine Krankheit. Aber jetzt wo du mich verlassen hast, merke ich was aus mir geworden ist.
Nichts desto trotz bin ich der Meinung, gemeinsam hätten wir es geschafft. Du hättest gelernt mit deiner Krankheit zu leben und wir hätten das Leben gemeinsam bestreiten können.
DU bist tatsächlich die Liebe meines Lebens. DIE eine große Liebe. Das wusste ich schon damals in der Realschule.**
Ich weiß nicht ob ich jemals wieder einen anderen Menschen so sehr lieben kann, wie ich dich liebe. Und ob ich das überhaupt möchte weiß ich auch nicht.
Das einzige was ich aktuell weiß ist, dass ich hier bin für dich. IMMER.
Ich werde dich immer lieben,
Jan
*Levin war unser Wunschname wenn sie mal von mir schwanger wird.
**Wir waren in der Realschule schon mal zusammen. Das ist aber mittlerweile über 15 Jahre her.
25.07.2023 17:19 •
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