Wenn du wüsstest, was heute für ein bescheidener Tag war. Gewisse Dinge erinnern mich an dich, die ganze Stadt erinnert mich an dich, und der verdammte Stress tut sein Übriges. Anstatt dich zu vergessen, träume ich von dir, und anstatt mich besser zu fühlen, ziehst du mich noch immer runter. Witzigerweise erst, seitdem du wieder face to face vor mir auftauchst.
Ich frage mich, weshalb du mir nicht alleine gegenüber treten kannst. Bin eigentlich ganz umgänglich, das sagen sogar deine Freundinnen, und ich habe in der Zeit nach der Trennung kaum Theater gemacht, obwohl ich alles Recht dazu gehabt hätte. Also, was denkst du, was willst du von mir? Stört dich, dass ich 15 Kilo abgenommen habe? Das ich mit meinen Freunden im Urlaub und endlich wieder happy war? Das man mir meinen Stress ansieht? Ist alles Examen, hatte ich dir damals auch gesagt. Dass du deinen Teil dazu beiträgst, brauchst du ja nicht zu wissen. Weißt du, wenn mir schon deine ach so gute Freundin sagt: Die bringt immer wieder solche komischen Dinger!, dann glaube ich zu wissen, dass der Stress nicht an mir liegt. Du hättest den loyalsten, empathischsten Freund der Welt haben können, entschieden hast du dich für einen Allerweltskerl.
Tu mir einen Gefallen und halte ihn aus meinem Blickfeld. Vielleicht gratuliere ich dir nächsten Monat zu deinem Geburtstag, für mich gehört sich das einfach so. Genau so, wie es sich gehört, bei Katastrophen nachzufragen, ob es dir gut geht. Mehr bekommst du allerdings nicht von mir, deine Probleme, deine tiefen Täler und dunklen Nächte, kannst du mit dir selbst oder mit ihm ausmachen. Ich habe lange genug versucht, dir in deiner Depression zur Seite zu stehen und ich bin gespannt, wie lange dein Neuer das aushält. Eigentlich gönne ich dir diesen tiefen Fall, aber andererseits mag ich nicht sehen, was passiert, wenn du fällst. Offenbar bin ich nicht verletzt genug, um dich bluten sehen zu wollen, seelisch wie körperlich. Und wieso? Weil ich bei dir beides schon gesehen, dich in beiden Situationen aufgefangen habe. Und ich wage zu behaupten, dass kaum jemand das zwei Jahre durchgehalten hätte. Das wirst du schon noch sehen.
Ich liebe dich, obwohl ich dich hassen sollte. Ich sorge mich, obwohl du mir gleichgültig sein solltest. Ich freue mich, wenn es dir gut geht, obwohl es mich stören sollte. Schon komisch, dass ich ausgerechnet bei dir so falsch funktioniere. Es gäbe wohl niemanden, der es weniger verdient hätte, so tief in meinem Herzen verankert zu sein.
24.11.2021 20:44 •
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