Diese furchtbare Zeit vor Weihnachten ist fast schon zu einem Ritual geworden.
Wenn ich mich nicht krampfhaft ablenke, denke ich pausenlos darüber nach, ob es für dich wohl mit jedem Jahr schwieriger wird oder vielleicht sogar einfacher.
Ob ihr Heiligabend zu dritt dasitzt oder zu fünft.
Ob du mit jedem vergehenden Jahr mehr oder weniger daran denkst, dass du deine einzigen Kinder wegen einer Impfung in den Dreck geworfen hast.
Heute musste ich kurz lächeln, weil ich mir vorgestellt habe, wie es, trotz unterschiedlicher Meinungen, sein könnte.
Wenn es diesen Hass und diese Ausgrenzung gar nicht gegeben hätte.
Vielleicht wie früher?
Als ich noch jeden Sonntag für uns alle gekocht habe?
Vielleicht hätte ich ohne diese Ausgrenzung nun einfach da gestanden und euch veralbert?!
„Huiuiui… darf ich überhaupt an deine Messerschublade, ohne vorher einen Tetanus-Nachweis zeigen zu müssen?“
Früher hättest du darüber gelacht und gesagt, dass ich einen an der Pfanne habe.
Und ich hätte gelacht und gesagt: „ICH?! Sowas muss ich mir sagen lassen von jemandem, der nicht mal die nicht vorhandene Packungsbeilage lesen will…?!“
Und früher hättest du selbst auch einfach gelacht und mir vorgeworfen, ich sei ein A.“
Und ich hätte gelacht und erwidert, dass es die eben auch geben muss.
Es wäre gewesen, wie es über die ganze Zeit mit den Eltern von C. gewesen ist:
Ich war immer willkommen, selbstverständlich auf jedem Fest eingeladen, wurde NIE nach irgendwas gefragt…
Und wenn sein Dad meinte, dass ich mich fahrlässig verhalte, sind derartige Dialoge entstanden:
„Mädchen, wenn DU MEINE Tochter wärst und ohne Schuhe in mein Sägewerk laufen würdest, um dort euer Bett zu bauen…!“
Und ich stehe grinsend da, barfuß, in einem Kleid und habe einfach gekontert:
„Ja. Gut. Wir sind hier aber auch nicht auf einer deiner Baustellen. Und außerdem weiß ich nicht, weshalb ich mir Sicherheitstipps von jemandem abholen sollte, dem zwei Finger fehlen…“
Und ihr hättet euch schlapp gelacht, mir einen Klaps gegen den Hinterkopf gegeben, gesagt, dass ich frech bin.
So hätte das alles auch laufen können.
Stattdessen sehe ich zu, dass ich Weihnachten tunlichst nicht in der Nähe bin und frage mich (und hoffe es auch!), ob du lustige Leute da hast, die wenigstens deine Kinder ersetzen und zu einem witzigen Fest für dich beitragen.
Echt, ich hoffe, du wirst schöne Weihnachten haben und, obwohl es mir das Herz bricht, hoffe ich, du kannst uns einfach vergessen.