Bereits nach kurzer Zeit in unserer Beziehung, fing er fast täglich an, über seine Ex-Frau zu sprechen. Wie schlecht sie doch sei, und wie unmenschlich und ein sozialer Krüppel ohne Empathie und Gefühl.
Und dass er nur wegen ihr so hoch verschuldet sei, schließlich hätte sie ihn überredet, eine Firma zu kaufen, die er dann kurze Zeit später gegen die Wand fuhr.
Sie war laut seiner Aussage an allem Schuld. Jeden Morgen beim Frühstück wäre ich gerne einfach nur verliebt gewesen. Stattdessen kam immer das Thema Ex-Frau auf den Tisch. Irgendwann brach ich immer von meiner Seite aus das Gespräch ab und fühlte mich bereits in dieser Zeit unwohl.
Alle seine Exen waren schlecht.
Seine 1.Frau hätte Mundgeruch gehabt und wäre nicht die Klügste gewesen
Seine 2.Frau angeblich die charakterlich schlimmste Person unter der Sonne
Alle seine kürzeren Beziehungen entweder zu frech (die wollte mir vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe), zu schlecht im Bett (wenn du während des S** mit den Beinen zerquetscht werden willst, ist das genau das Richtige. Aber für mich nicht!) oder er konnte sie nicht riechen (Sie roch irgendwie billig). Entweder waren sie zu dumm, zu schlecht oder konnten sich nicht richtig artikulieren. Irgendwas war immer.
Als wir erst kurze Zeit zusammen waren, fuhren wir einige Tage an den Lago Maggiore.
Ich war trotz Themen über seine Ex-Frau dennoch sehr verliebt, bis er mir am 2.Tag erzählte, mit seiner Ex-Frau wäre er auch schon am Lago Maggiore gewesen.
Ich fühlte mich wie ausgetauscht.
Als wir abends essen gingen in ein wunderschönes, romantisches Restaurant hoch oben in den Bergen mit Blick auf den See, schnitt er plötzlich das Thema Verhütung an und fragte, wie es denn mit meiner Verhütung stünde. Ich erzählte ihm, dass ich die Pille nehmen würde, und er das doch wüsste. Daraufhin antwortete er
Ja, das ist gut, denn wenn du schwanger werden solltest, musst du abtreiben lassen!
Ich war wie vom Donner gerührt, da das Thema in diesem Ambiente überhaupt nicht passte! Ich ließ meinen Blick über die Terrasse schweifen, da saßen nur Pärchen. Wir waren mit Abstand das Schönste. Aber ich war mir sicher, dass kein anderer Mann in diesem Lokal seiner Frau jemals so etwas hätte sagen können, ohne vorher tot umzufallen. Niemand hätte sich das gewagt, wenn ich mir all die Pärchen anschaute. Ältere Pärchen, Pärchen mittleren Alters.. alle harmonisch zusammen sitzend.
Danach stand ich auf, verließ meinen Platz und lief heulend zur Toilette.
Nicht, weil ich mir gewünscht hätte, schwanger zu werden, sondern, weil ich mich als Frau plötzlich so wertlos fühlte.
Als ich auf der Weihnachtsfeier meiner Firma war, hatte ich ziemlich viel getrunken. Ich schrieb ihm eine Nachricht, ob er mich abholen könnte. Er war einverstanden und gab mir die Zeit durch, wann er da sein würde. Leider war ich so betrunken und in Gesprächen, dass ich völlig die Zeit vergaß und erst 10 Minuten später raus rannte. Er stand nicht mehr da. Ich holte mein Handy aus der Tasche und hatte eine Nachricht von ihm. Darin schrieb er Äh, soll ich wieder fahren? Hol dir ein verdammtes Taxi! Ich stand völlig unter Schock. Die Feier war in einer ländlichen Umgebung. Ein Taxi kostet von dort mindestens 35 Euro bis in die Stadt. Ich stand also draußen in der Kälte, betrunken und beschämt. Ich traute mich nicht mehr hinein, weil ich all meinen Kollegen voller Stolz erzählt hatte, mein Freund käme mich gleich abholen. Er hatte nicht mal angerufen oder war reingekommen, um nach mir zu sehen.
Ich stand glaube ich eine halbe Stunde in der Kälte und konnte mich nicht mehr rühren.
Ich bettelte oft nach Nähe. Im Bett sehnte ich mich danach, von ihm umarmt zu werden, aber jeden Abend lief die gleiche Show ab. Er lag im Bett, las noch etwas, wir unterhielten uns und irgendwann tätschelte er mein Bein, sagte Gute Nacht, löschte das Licht und drehte mir den Rücken zu.
Morgens rutschte ich oft auf seine Seite und umarmte ihn, streichelte ihm den Rücken. Das genoss er sichtlich, gab mir aber nie etwas zurück. Ich kraulte ihn abends auf der Couch, stundenlang. Er tätschelte nur mein Bein. Ich ließ ihn oft in Ruhe, weil ich wusste, dass er andere Dinge im Kopf hat, aber manchmal wollte ich einfach nur berührt werden, gestreichelt, geküsst. Und wenn er mir diese Dinge verwehrte, musste ich die Initiative ergreifen. Eines Abends versuchte ich das wieder, versuchte mich in seine Arme zu kuscheln, ihn zu küssen etc... er wehrte sich richtiggehend. Als ich ihn küssen wollte, drehte er demonstrativ den Kopf weg und begann, mich auszulachen!
Ein Stich traf mich mitten ins Herz, ich fühlte mich ohnmächtig, abgewiesen, so uns.y wie nie, ja, richtig abstoßend...
Am nächsten Tag eskalierte alles, weil ich ihn darauf ansprach. Er antwortete kühl: Du hast einfach nicht gemerkt, dass ich da gerade gar kein Bock drauf hatte!
Sowieso war der S** meistens sehr mechanisch.. die Küsse auch... kalt, wie in einem schlechten P.-Film... Er nahm sich das, was er wollte und flüsterte mir immer perverse Sachen ins Ohr. Ich bin kein Mauerblümchen, auch ich spielte da oft mit, aber ich sehnte mich nach Romantik, nach Sinnlichkeit.. aber die gab es bei ihm nicht.
An Heiligabend luden wir seine Familie ein. Sein Vater, seine Tochter und deren Freund. Alle mochten mich, besonders mit der Tochter hatte ich ein gutes Verhältnis. Als der Vater weg war, spielten wir einige Runden Trivial Pursuit. Wir waren eine lustige Vierer-Runde und hatten unheimlich viel Spaß. Als ich jedoch eine Runde gewann, sagte er plötzlich Ja, ist ja gut, du Sch*****! Ich darf das Wort hier nicht ausschreiben, aber ihr könnt euch denken, was es für ein Wort war... Er nannte mich nicht blöde Kuh, Zicke oder sonstwas, damit könnte ich im Spaß noch leben, aber dieses SCH-Wort... es verletzte mich so sehr und seine Tochter und deren Freund war diese Situation richtig peinlich.. er entschuldigte sich einen Tag später dafür, als ich wieder daran dachte und zu weinen anfing.. aber trotzdem nagt diese Verletzung heute noch an mir.
Manchmal schaute er richtig durch mich durch. Er nahm nicht wahr, wenn ich beim Friseur war, wenn er mir Komplimente machte, dann wirkten diese gestellt und künstlich.. ich hatte oft das Gefühl, dass er eine Maske trägt und nicht er selbst ist.
Erst, als wir eigentlich schon getrennt waren, verbrachten wir nochmal eine Nacht zusammen. Und in dieser Nacht war er sanft und lieb und schlief Arm in Arm mit mir ein. Ich hab es nie kapiert.
Eine Freundin fragt mich immer, warum ich der Beziehung überhaupt hinterher trauere, nach allem ,was passiert ist, aber womöglich sieht man oft nur die schönen Dinge, je länger es vorbei ist...
03.03.2017 08:16 •
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