222

Schmerzhafte Hoffnung, obwohl die Realität anders ist

Issi
Hallo,

vor ein paar Tagen habe ich mich hier im Forum angemeldet und schon ziemlich viel gelesen. Ich merke, dass es mir gut tut, zu spüren, dass ich nicht allein bin mit meinem Schmerz. Also dachte ich, ich erzähle meine Geschichte auch mal. Vielleicht hat jemand noch eine Idee dazu.

Alles begann vor knapp vier Jahren. Da war meine Ehe nach 15 Jahren gerade zu Ende. (Die Trennung damals war nicht einfach, aber absolut friedlich. Mein Ex-Mann Und ich sind auch immer noch befreundet. Haben auch zwei Kinder, 13 und 10 Jahre alt. Das läuft alles gut soweit.)
Vor knapp vier Jahren lernte ich also einen Mann kennen. Es hat bei mir sofort total gefunkt! Nach ein paar Wochen kamen wir uns auch näher, aber die Situation war nicht einfach. Er war auch gerade frisch getrennt (nach 17 Jahren), allerdings lief das alles sehr böse. Er fühlte sich offenbar zu mir hingezogen, wirklich bereit für eine neue Beziehung war er aber nicht. Zumal wir beruflich miteinander verbunden waren und auch sein Sohn sehr unter der Trennung der Eltern litt. Es blieb also nichts anderes übrig, als diese Beziehung geheim zu beginnen.

Trotzdem waren unsere ersten Treffen wunderschön! Die Schmetterlinge flatterten wie verrückt.
Bis er nach etwa 4-5 Wochen im Urlaub war und dort mit einer anderen rumgeknutscht (und noch ein bisschen mehr gemacht. ) hat. Als er zurückkam, erzählte er mir davon. Ich fiel aus allen Wolken. Für mich war das unvorstellbar. Ich war schließlich so glücklich und verliebt. Aber er überzeugte mich, dass es der Gesamtsituation geschuldet war. Es hätte seinem Selbstwert gut getan. Später einmal sagte er noch, wahrscheinlich sei er damals noch nicht soweit gewesen.

Wir waren dann eineinhalb Jahre zusammen. Geheim! Und wir hatten wunderschöne Zeiten miteinander, allerdings sehr selten und nur, wenn wir miteinander wegfuhren. Wir haben einen Traumurlaub in Spanien miteinander verbracht. Selten war ich so glücklich!
Wir haben in vielen Punkten einfach perfekt zusammengepasst! Im ganzen Alltäglichen waren wir komplett auf einer Wellenlänge! Uns wurde nie langweilig, wir hatten sehr viel Spaß und konnten uns stundenlang unterhalten. Auch der S. war fantastisch wie nie zuvor. Ich hatte das Gefühl, meinem absoluten Traummann begegnet zu sein! Er hatte alles, was ich in meiner Ehe so vermisst hatte. Und er war fast immer gut drauf! Das hat mir so gut getan!

Dann gabs fa aber such noch die andere Seite zu Hause im Alltag. Klar war es schwierig, eine geheime Beziehung zu führen. Da hätte man organisieren müssen. Sich verabreden müssen. Vielleicht auch rege Whats App schreiben müssen, um emotionale Nähe aufzubauen und zu behalten. Aber im Alltag blieb er unverbindlich. Ich hatte das Gefühl, gemeinsame Zeit war ihm nicht so wichtig wie mir. Und wir haben uns wirklich selten gesehen! Wenn es hoch kam, einmal pro Woche. Meistens aber nur alle zwei Wochen und teilweise such nur für einen Spaziergang oder so.

Ich war in einer ständigen Warteschleife, habe aber immer versucht, Verständnis für seine Situation aufzubringen, die wirklich nicht leicht war (Umzug, Jobwechsel, unglaublicher Ärger mit der Exfrau, Wechselmodell mit Sohn. )
Ich dachte, ich muss nur lange genug warten, irgendwann wird es besser.
Aber mir fehlte in der Zeit der Halt durch ihn. Eine Grundlage oder Sicherheit in der Beziehung. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Er war meine absolut große Liebe, aber bei ihm war ich mir nicht sicher. Es passierte immer wieder etwas, was mich verunsichert hat. (Absagen, wenig WhatsApp-Kontakt, anhaltende Geheimhaltung. )

Schließlich konnte ich nicht mehr. Bin zusammengebrochen, in einer psychosomatische Klinik gekommen. von wo ich die Beziehung dann beendet habe. Weil ich einfach nicht mehr konnte. In der Klinik war ich erstmal aufgefangen und abgelenkt. Aber es hat trotzdem furchtbar wehgetan.

Wir waren eineinhalb Jahre getrennt. Hatten ab und an (freundlichen) WhatsApp-Kontakt. Gesehen haben wir uns nie.
Er hate zwischendurch eine 5-monatige andere Beziehung, ich hatte auch einen Freund.
Über denn will ich hier aber gar nicht groß schreiben, da er für mich emotional nicht die große Rolle gespielt hat. Er wollte mich damals unbedingt haben, das hatte mir gut getan. Aber ich konnte keine größeren Gefühle für ihn entwickeln, weil da immer noch der andere in meinem Kopf und meinem Herzen war. Daher ging diese Beziehung auch bald wieder in die Brüche.

Psychisch war die getrennte Zeit einer Berg- und Talfahrt. Um ehrlich zu sein mehr Tal als Berg.
Naja, und dann haben wir uns wieder getroffen. Das war letzten Sommer. Mich hat es sofort wieder erwischt! Wir haben uns einige Male verabredet, haben uns auch mit den Kindern getroffen (die kennen sich durch die Schule) und es war wunderschön!
So sind wir wieder zusammen gekommen und ich war der glücklichste Mensch der Welt!

Doch schon bald fiel mir auf, dass er sich auch diesmal nicht mit totaler Euphorie in die Beziehung stürzte. Seine Nachrichten waren schön. , aber mehr nicht. Als er im Urlaub war, kamen Erzählungen, was sie erlebt hatten. Kein Ich vermisse dich oder wäre schön, wenn du hier wärst.
Mir hat das gefehlt, aber ich bin noch nicht stutzig geworden.

Denn Kindern haben wir dann im Herbst gesagt, dass wir zusammen sind . Sie haben sich alle drei sehr gefreut!
Wir waren zu zweit eine Woche im Urlaub und das war wieder wunderschön!
Doch trotzdem merke ich, dass ich unsicher war. Liebt er mich wirklich! Warum zeigt er es dann nicht so richtig? Warum sagt er nichts entsprechendes? Sein ganzes Verhalten war oft so weit weg. Oft drehte es sich nur um ihn. Ich kann das schwer beschreiben. Als ob ihm die Empathie fehlte. Aber eigentlich war er recht emphatisch. Bei anderen Leuten. Nur ich hatte oft das Gefühl, er sieht mich gar nicht. Er hat nur gesehen, was er wollte.
Er sagte, er will nach den heftigen Jahren Leichtigkeit. Glücklich sein. Und keine Probleme mehr. Kann ich verstehen! Weil ich auch! Also hab ich versucht, möglichst wenig anzusprechen und einfach zu akzeptieren.

Langer Rede kurzer Sinn: Es wurde immer schwieriger. Ich habe versucht mit ihm zu reden, aber Gespräche endeten oft im Streit und es war danach schwieriger als vorher. Dann distanzierte er sich noch mehr.
Dazu kam, das unsere Kinder anfingen sich zu streiten. Sein Sohn begann, mich abzulehnen. Treffen wurden immer schwieriger, da er inzwischen komplett alleinerziehender Vater ist. (Seine Ex ist weggezogen.)
Es kam vor, dass wir verabredet waren, ich meine Kinder extra untergebracht habe und er dann kurzfristig ansagte mit der Begründung, sein Sohn wollte einen Papa-Abend. Und das ist nur EIN Beispiel. Sowas kam dann ständig vor. Bei ihm übernachten durfte ich auch nicht mehr. Das ist zu viel für den Sohn.

Ich hab wirklich viel Verständnis gezeigt und ich hätte alles mitgetragen. Aber das hätte bedeutet, dass wir miteinander reden. Aber reden wollte er nicht. Er nannte das immer diskutierten. Das war ihm zu viel. Wie gesagt, er wollte nur Leichtigkeit.

Schließlich wollten wir nach Silvester drei Tage zu zweit wegfahren. Aber sein Sohn wollte nicht wie geplant zur Oma. Ich soll das verstehen. Er hätte eh schon Verlustangst. er hätte depressive Züge. Mein Freund mach sich riesengröße Sorgen um seinen Sohn. (Der ist fast 13) Ich verstehe, das die letzten Jahre für den Sohn auch sehr schwierig waren! Aber ich verstehe nicht, dass mein Freund vor ihm nichT richtig zu mir steht. Dass er keine Grenzen setzt! Das ist für mich falsch verstandene Zuwendung und Sorge. Aber egal, das werde ich nicht ändern können. Ich sagte ihm, ich trage das alles mit, wenn er mir einen Platz an seiner Seite gibt. Aber irgendwie kann er das nicht.

Vor zwei Wochen bin ich dann auf das Buch Warum wir uns immer in den Falschen verlieben gestoßen. Da werden die verschiedenen Beziehungstypen vorgestellt (sicher, ängstlich, vermeidend).
Er ist in meinen Augen der vermeidende Typ. Es spricht ganz viel dafür. Ich dagegen werde immer ängstlicher.
Ich hab vor zehn Tagen mit ihm darüber gesprochen. Erstaunlich ruhig und gut. Er gibt zu, dass da etwas dran sein könnte. Und er sagt auch, dass meine Wünsche an eine Beziehung nicht übertrieben sondern normal seien.
Er hat das Buch mitgenommen und will jetzt überlegen, ob er die Kraft hat, etwas zu ändern. Er sagt Gefühl sei ja da. Dass er mich liebt, hat er noch nie gesagt! Obwohl ich ihm schon sagte, dass ich das so dringend mal bräuchte, um mich sicherer fühlen zu können. Aber er sagt, das geht nicht unter Druck. Ok, verstehe ich. Aber kann man für den anderen nicht mal über seinen Schatten springen, wenn es für den anderen so wichtig ist?
Undies ist ja nicht nur, dass er es nicht sagt. Ich spüre es so selten! Er vermisst mich nie, schreibt nur sachliche Nachrichten, sagt (wegen seinem Sohn) ständig ab, hat mir zu Weihnachten das unpersönlichste Geschenk überhaupt gemacht.
Naja, aber das passt alles zum vermeidenden Typ. Und wie gesagt, er gibt das ja auch zu.
Wir könnten die Beziehung retten. Aber dazu müsste ER sich reflektieren, dann bereit sein und dann auch wirklich etwas umsetzen. Im Buch sind gute Tipps und es wäre theoretisch machbar.
Aber jetzt überlegt er seit zähn Tagen, ob er die Kraft dafür hat. Ob er bereit ist, an sich zu arbeiten.

Die ersten fünf Tage war ich voller Hoffnung! Mein Gott habe ich gelitten! Konnte nicht schlafen, nicht essen, nicht arbeiten. Weil ich solche Angst vor einer negativen Entscheidung hatte. Er hat sich jeden Tag per WhatsApp gemeldet, hat aber immer nur von seinem Tag erzählt.
Vor fünf Tagen waren wir eigentlich verabredet. Ich war sicher, dass wir es sich entscheiden. Aber er hat abgesagt. Er brauche Abstand. Zum Nachdenken. Seitdem meldet er sich gar nicht mehr. Funkstille.

Meine Freundinnen raten mir dringend, dass ich mit ihm abschließen soll. Sie sehen, wie schlecht es mir in den letzten Wochen und Monaten wieder ging. Er sieht das offenbar nicht. Es bleibt weiter sein Vorwurf, ich würde immer nur diskutierten wollen und er brauche Leichtigkeit.

So, und jetzt schwanke ich zwischen der Hoffnung, dass er sich für mich entscheidet (obwohl ich weiß - oder fürchte - dass sich vermutlich nichts ändern würde) und zwischen meinem Verstand, der mit sagt: LASS LOS! Aber ich schaffe das irgendwie (noch) nicht. ((
Es tut so unglaublich weh!
Und ich verstehe immer noch nicht, warum er sich dann ein zweites Mal auf mich eingelassen hat! Er wusste doch, was ich mir von einer Beziehung erwarte und wünsche.

Sorry, ist sehr lang geworden. Aber ich wusste nicht, was ich weglassen sollte.

Bin dankbar für alle Ratschläge und (neue) Sichtweisen. Fühle mich einfach gerade ziemlich allein damit.

15.01.2020 14:14 • x 2 #1


Solonli
Eine schwierige Geschichte.
Hm, ich verstehe Euch Beide... War seine Ehe denn schwierig? Wenn er sich jetzt so freistoßen möchte, scheint es mir fast so. Auch finde ich es ehrlicherweise krass, dass er nun komplett alleinerziehend ist und zwar in Bezug auf das Kind. Für den Sohn bricht da echt eine kleine (gekannte) Welt zusammen, das ist alles schwierig zu kompensieren für die Beiden. Ich halte ihm das auch zugute, dass er da als Erstes auf sein Kind achtet - natürlich ist es für Dich kränkend, keine Frage. Vermutlich habt Ihr Euch da einfach zum falschen Zeitpunkt kennengelernt, denn es liest sich schon alles sehr verworren.
Du scheinst voll auf ihn fixiert, hast natürlich auch Deine Bedürfnisse, aber er reguliert sich da eben, vermutlich auch für seinen Kleinen, der nunmal Vorrang hat.
Im Grunde musst Du für Dich versuchen, einen Gang runter zu schalten, wenn Du ihn wirklich aufrichtig liebst und Dich zurücknehmen. Allerdings natürlich nur solange es Dir gut damit geht und das scheint es ja offensichtlich nicht. Es bringt Euch aber auch nicht weiter, wenn Du von ihm Lippenbekenntnisse erwartest, nur damit es Dir besser geht.
Es liest sich für mich einfach so, als würdest Du ihn sehr drängen und er hat eben gerade andere Dinge im Kopf, die er zu bewältigen hat. Bestimmt liegt ihm viel an Dir, aber es scheint gerade wirklich eine schwierige Zeit zu sein, gerade wenn das Kind anfängt sich in sich zurück zu ziehen - da wäre ich ehrlicherweise als Mutter auch arg besorgt.
Gibt es denn für Dich Möglichkeiten, Dich abzulenken von ihm?

15.01.2020 15:12 • x 1 #2


A


Schmerzhafte Hoffnung, obwohl die Realität anders ist

x 3


K
Zitat von Issi:
Sein ganzes Verhalten war oft so weit weg. Oft drehte es sich nur um ihn. Ich kann das schwer beschreiben. Als ob ihm die Empathie fehlte. Aber eigentlich war er recht emphatisch. Bei anderen Leuten. Nur ich hatte oft das Gefühl, er sieht mich gar nicht. Er hat nur gesehen, was er wollte.


Da würde ich an deiner Stelle nochmal genauer hinschauen. Wo keine Empathie vorhanden ist, kann keine herbeigezaubert werden. Wo du bei ihm stehst, zeigt er dir ja deutlich.
Warum willst du unbedingt bei so einem Menschen bleiben?

Und was seine Exfrau angeht. Du kennst nur seine Erzählung. Vielleicht hatte sie einen guten Grund alles hinter sich zu lassen.

15.01.2020 16:24 • x 2 #3


M
Ich glaube du hast etwas falsch verstanden....dieser Mann liebt dich nicht, will nicht mit dir zusammen sein und hat nicht mal anteilsweise dieselbe Gefühle wie du. Er sagt dir das nur nicht so genau weil er es genießt von dir geliebt zu werden und sich in seiner Rolle darin wohlfühlt. Ist ja auch schön für ihn. Solange er niemand besseren findet. Sobald er eine frau kennenlernt die ihn umhaut dann wird er lieben, dann ist er weg. Dann wird er all die Dinge tun die du hier auflistet die er momentan nicht tut.
Du siehst das schon richtig dass da was fehlt..die Liebe fehlt
Wenn ein Mann eine frau nicht wirklich liebt dann
- reicht es ihm sie nur manchmal zu sehen
- spricht er eher von sich weil er sich für sich mehr interessiert als für die frau
- sind seine Geschenke unpersönlich
- sagt er gern mal ab
- hat er ausreden
- steht nicht offiziell zu ihr
Usw.
Du erkennst das Problem aber bist so verliebt dass du nicht siehst dass er nicht verliebt ist. Er ist nur aus Bequemlichkeit mit dir zusammen.
Er hat weder eine bindungsstörung noch sonst was .
Du leidest wenn er sich nicht meldet und er denkt nicht mal an dich wenn du länger weg bist. Es stört ihn ganz einfach nicht.
Das ist eine einseitige Liebe und anscheinend hast du es bisher nicht gemerkt

15.01.2020 16:51 • x 9 #4


Issi
Erstmal DANKE für eure Antworten!

Zitat von Solonli:
War seine Ehe denn schwierig? Wenn er sich jetzt so freistoßen möchte, scheint es mir fast so.


Hm, die Ehe war wohl anfangs ganz ok. Mit der Zeit wurde es dann schwieriger. Seine Frau hat ihn dann schließlich immer wieder betrogen. Er weiß inzwischen von 6 oder 7 mal. Am Ende wurde er ziemlich böse absetviert und sogar noch aus der gemeinsamen Wohnung geworfen (weil sie im Mietvertrag stand).

Zitat von Karenberg:
Und was seine Exfrau angeht. Du kennst nur seine Erzählung. Vielleicht hatte sie einen guten Grund alles hinter sich zu lassen.


Ne, ich kenne sie gut. War kurzweilig sogar mit ihr in näherem Kontakt. Haben auch mal was gemeinsam unternommen und so. Ich hab das damals alles hautnah mitbekommen... Von daher weiß ich, dass er Viel für die Beziehung getan hat, auch als sie sich schon daneben benommen hatte... Ich denke, daher kommt jetzt auch der vermeidende Typ, also die Mauer, die er um sein Herz gebaut hat. Er war deshalb sogar ein paar Monate in Therapie. Und eigentlich dachte er, es sei verarbeitet....

Zitat von Solonli:
Im Grunde musst Du für Dich versuchen, einen Gang runter zu schalten,


Ja, das versuche ich die ganze Zeit! Er sagt mir auch, ich sei zu schnell... Dabei bemühe ich mich wirklich total, mich ihm und seinem Tempo anzupassen! Aber ich hab das Gefühl, er wird immer langsamer bzw er hat den Rückwärtsgang eingelegt.

Zitat von Solonli:
Es liest sich für mich einfach so, als würdest Du ihn sehr drängen und er hat eben gerade andere Dinge im Kopf


Drängen will ich ihn eigentlich absolut nicht! Ich brauche nur irgendwas, woran ich mich festhalten kann... eine Grundlage, die Sicherheit, dass er es ernst mit mir meint. Denn zwischendurch fühle ich mich immer wieder mal hingehalten oder verarscht.

Zitat von Solonli:
Gibt es denn für Dich Möglichkeiten, Dich abzulenken von ihm?


Ja, meine Kinder und meine Freundinnen lenken mich gut ab. Ich versuche auch, viel zu unternehmen. Trotzdem kostet es viel Energie!

Zitat von Karenberg:
Warum willst du unbedingt bei so einem Menschen bleiben?


Tja, das wenn ich wüsste... Wahrscheinlich weil wir auch so wunderschöne Momente miteinander hatten und uns in vielen Punkten unglaublich gut ergänzen. Er ist ein toller Mann. Und eigentlich halte ich ihn auch für absolut ehrlich. Er meint es nicht böse. Er ist kein Ar...! ....... oder doch?
Ich weiß es nicht. Bin völlig verunsichert.

15.01.2020 17:16 • #5


Issi
Zitat von Merilin:
Das ist eine einseitige Liebe und anscheinend hast du es bisher nicht gemerkt


Doch, das befürchte ich schon die ganze Zeit. Weil es aber wohl nicht wahrhaben. Er sagt immer, Gefühle seien ja da... Aber wenn wir so viel diskutierten (wie er es nennt), dann würden die Gefühle eben auch weniger werden.
Das entzieht mir dann wieder jeder Grundlage! Denn man muss in einer Beziehung doch Probleme ansprechen dürfen, ohne dass beim anderen dann die Gefühle getrübt werden.

Vermutlich hast du recht. Ich WILL es nicht wahrhaben. Weil ich Angst davor habe.
Noch kann ich ihn einfach nicht loslassen. Das ist ja mein Problem!

Habt ihr einen Tipp, wie mir das besser gelingen kann?
Ich hab schon eine Liste gemacht mit allen Punkten, wo ich wegen seines Verhaltens unglücklich war... Diese Liste führe ich mir immer wieder vor Augen.
Aber bis jetzt hilft das noch nicht, um loszulassen.

15.01.2020 17:24 • x 1 #6


C
Er ist kein Ar., natürlich nicht. Er nimmt sich halt genau das, was du ihm gewährt. Mehr interessiert ihn offenbar nicht, sonst wäre er anders.

Er tut dir ganz offensichtlich nicht gut, aber du bist leidensfähig oder- willig. Hinterfrage vorerst mal deine eigene Haltung, deine Wünsche und Erwartungen, bevor du von ihm etwas erwartest...

15.01.2020 17:29 • x 3 #7


Issi
Zitat von Clementine44:
Hinterfrage vorerst mal deine eigene Haltung, deine Wünsche und Erwartungen, bevor du von ihm etwas erwartest...

Ja, das tue ich! Ich war heute Nachmittag bei einem (neuen) Therapeuten. Einer der auch Paarberatung macht und so.
Er sagte, ich solle in erster Linie meine Grenzen besser spüren lernen und darauf achten.
Außerdem sagte er, ich soll eine Entscheidung treffen, um nicht ständig nachdenken zu müssen. Und wenn es die Entscheidung ist, zum Beispiel bis Sonntag gar keine Entscheidung treffen zu müssen, sondern einfach bei mir zu sein und ihm Zeit zu geben...

Das klingt ja erstmal alles ganz gut... aber wie mache ich das? Es tut einfach so weh!

15.01.2020 17:37 • x 2 #8


K
Wie wäre es, wenn Du Dich damit beschäftigst, warum DU Dich nicht für Dich entscheidest?

Du glaubst, er setzt sich mit der Fragestellung, die Ihr besprochen habt, auseinander?

Ich würde vermuten, er vermeidet auch das. Der Erfolg (also seiner) gibt ihm doch in seinem Verhalten Recht, denn Du bist immer noch da.

Du lässt ihn entscheiden (oder eben nichts tun), wie Dein Leben weitergehen soll. Ist es nicht Dein Job, das selbst zu tun? Grenzen zu setzen? Dir mehr wert zu sein?

Frag Dich doch mal ganz konkret, wo Du gern in einem Jahr in einer idealen Beziehung mit ihm stehen würdest.

Und dann prüfe Punkt für Punkt, ob das realistisch, wahrscheinlich bzw. umsetzbar mit ihm ist. Wie willst Du leben? Wie willst Du den Kontakt? Was brauchst Du an vermeintlicher Sicherheit, ab Zuneigungsbekundungen, an Zeit mit ihm? Usw. Notizen helfen da ungemein.

Es ist leider auch nicht unwahrscheinlich, dass Du eine Übergangsfrau für ihn bist und dass er bei der richtigen Frau alles freiwillig geben kann und will, was Du Dir so sehr auf Deiner Wartebank wünschst.

Tut mir leid.

15.01.2020 17:40 • x 7 #9


C
Das klingt gut
Du schaffst das! Denk dran, vielleicht führt es zum finalen Erfolg, wenn du dich selbst änderst. Weil SO weitermachen macht dich nur fertig.

15.01.2020 17:41 • x 1 #10


Issi
Danke für eure Impulse!

Zitat von KBR:
Wie wäre es, wenn Du Dich damit beschäftigst, warum DU Dich nicht für Dich entscheidest?


Das tu ich, glaub mir! Daran arbeite ich hart! Und ich bin selbst am Verzweifeln, warum ich das nicht besser kann. Das muss irgendwas ganz tief in mir festsitzen, was ich noch nicht gelöst habe. Aber ich bin am Ball - wöchentlich in Therapie.

Zitat von KBR:
Du glaubst, er setzt sich mit der Fragestellung, die Ihr besprochen habt, auseinander?


Du meinst nicht? Vermutlich nicht so, wie ich mir das wünsche. Und vermutlich auch nicht so, wie ich das machen würde... Hat recht.
Und ich weiß, wenn ich seine große Liebe wäre, hätte er sich längst gemeldet. Stimmt, oder?

Zitat von KBR:
Du lässt ihn entscheiden (oder eben nichts tun), wie Dein Leben weitergehen soll. Ist es nicht Dein Job, das selbst zu tun? Grenzen zu setzen? Dir mehr wert zu sein?

Ich bin einfach noch nicht soweit, aktiv denn Schlussstrich zu ziehen. Das ist irgendwie immer noch Hoffnung. Und ich hatte damals schon mal mit ihm Schluss gemacht und hab es danach bereut. Weil es für mich irgendwie noch nicht ausgestanden war.
Immerhin laufe ich ihm nicht (mehr) hinterher. Das ist, finde ich, auch schon ein Fortschritt.

15.01.2020 18:07 • #11


perpetuum
Ach Mensch, man kann richtig Deine Verzweiflung und Dein Herzeleid rauslesen, tut mir leid..
Ich muss mich leider meinen Vorschreiberinnen anschließen, bei mir ist v.a. folgender Satz hängengeblieben:

Zitat von Issi:
Es bleibt weiter sein Vorwurf, ich würde immer nur diskutierten wollen und er brauche Leichtigkeit.


Das kommt bei mir sehr egoistisch an. Natürlich kann man Leichtigkeit wollen, aber das Leben ist nicht immer nur leicht. Zumal er Dir mit seiner schwierigen Lebenssituation wohl kaum die Leichtigkeit gibt, die er sich von Dir erwartet. Ja, er erwartet sie und setzt Dich damit unter Druck. Du schluckst des lieben Friedens willen schon einiges und bist unglücklich, weil Deine Bedürfnisse auf der Strecke bleiben.

Ich finde den Rat von KBR sehr gut. Nimm Dir Zeit dafür. Wenn er sich meldet und Du merkst, dass Du selber noch nachdenken musst, nimm Dir auch noch die zusätzliche Zeit. Versuch zu agieren und nicht zu reagieren.

Alles Gute Dir!

15.01.2020 18:08 • x 2 #12


P
Hui. Das ist ja krasser als meine Geschichte. Bei deinem Herzilein liest man ja nichts positives, als einen Urlaub und mal was nettes in der Anfangszeit.

Da frage ich mich, was dich bei ihm hält?
Wo nimmst du die Hoffnung her, wenn er doch ALLES tut um dir zu zeigen, dass er dich gar nicht will. Also, er tut ja so wirklich überhaupt nichts für dich.

Du solltest wirklich ganz schnell Abstand nehmen bzw alles beenden.

Es ist auch völlig egal, warum er so ist. Sicher ist, dass es sich nicht ändern wird.

15.01.2020 18:21 • x 1 #13


Sentimentalo
Liebe Issi, eine Frage noch zum Verständnis: Warum habt ihr noch jahrelang nach seiner Trennung eine geheime Beziehung gelebt? Was war seine Begründung für das Verleugnen?
Danke und viel Glück!

15.01.2020 18:27 • x 1 #14


K
Ach weißt Du, ich glaube, wir haben alle mindestens eine Achillessehne.

Ich finde es halt wichtig, sich bewusst zu machen, welche Handlungsoptionen man außer den eigenen Mustern theoretisch hat.

Bei mir zum Beispiel liegt eine Schwäche eindeutig in meiner beruflichen Gutmütigkeit. Damit stehe ich meinen Belangen immer wieder selbst im Weg und kann noch richtig viel an Grenzziehung lernen. Da versuche ich mir bei Vernünftigen pderen Verhaltensweisen abzugucken und diese ggf. zu übernehmen.

Privat gab es seit meiner Pubertät wohl in Beziehungen keinen zweiten Aufguss mehr, weil ich das zu fast 100 der Fälle für Zeitverschwendung und Herumgemurkse halte. Auch halte ich es für relativ ausgeschlossen, dass ich eine Beziehung, die mich mehr unglücklich als glücklich macht, aufrecht erhalten würde. Weil es auch schöne Momente gab? Ernsthaft? Kann man bestimmt auch mit Mördern oder Vergewaltiger haben. Trotzdem bleiben sie Mörder und Vergewaltiger und Vermeider bleiben in der Regel Vermeider.

Ich könnte einen Mann auch noch so toll finden, wenn er frisch getrennt ist, fange ich nichts an. Er dürfte in ein oder zwei Jahren nochmal anklopfen und antesten, ob ich noch frei bin und ob ich noch Interesse habe. Was habe ich verloren, wenn er das nicht tut? Aus meiner Sicht gar nichts, denn dafür hätte ich so viele andere Möglichkeiten, wie ich mein Leben verbringen kann. Sollte ich mit meiner Einstellung tatsächlich etwas versäumen, habe ich aber bestimmt umso öfter meine Haut gerettet.

Das ist sicherlich das andere Extrem, aber vielleicht wäre das Eine oder Andere auch hilfreich als künftiger Grundsatz für Dich.

Am Allerschlimmsten finde ich jedoch die Verschwendung von Lebenszeit, die mit Deiner Situation und Haltung einher geht.

15.01.2020 18:31 • x 4 #15


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag