Ich habe mich in den letzten beiden Wochen quer durch das Forum gelesen und wäre trotz einiger ähnlicher Schicksale nun doch sehr interessiert an eurer Meinung.
Es wird jetzt lang – kürzer geht’s nicht: Ich bin mit meinem Mann seit 13 Jahren verheiratet, zwei Kinder (13 u. 10). Unsere Ehe war bis vor kurzem in vielerlei Hinsicht zufriedenstellend: fantastische Kinder, haben meist übereinstimmende Ansichten in puncto Erziehung und allen anderen Themen des Alltags, wir gehen respektvoll miteinander um, haben auch nach all den Jahren noch viele Gesprächsthemen und keine materiellen Sorgen. Allerdings gibt es einen sehr heiklen Punkt der mich nun so weit gebracht hat aus dieser Ehe nur noch flüchten zu wollen: Wir haben seit der Geburt unseres ersten Kindes (kam gleich zu Beginn unserer Ehe) praktisch keinen S. mehr. In den ersten fünf Jahren kam es auf meine Initiative hin (ich wollte unbedingt noch ein zweites Kind) insgesamt noch einige Male dazu. Das „letzte Mal“ war allerdings ein Desaster, weil es da von seiner Seite aus gar nicht mehr funktioniert hat.
In diesen 5 Jahren habe ich immer wieder das Gespräch gesucht, um den Ursachen für seine mangelnde Lust auf den Grund zu gehen. Aber seine Antworten waren alles andere befriedigend (beruflicher Stress) und mögen für einige Monate sicherlich Gültigkeit haben, aber nicht für Jahre! Nach unserem letzten GV (vor 8 Jahren) habe ich dann unter sehr vielen Tränen das Handtuch geworfen, das Thema nie wieder angeschnitten und auch nie wieder von meiner Seite die Initiative ergriffen. Habe von da an im Kinderzimmer geschlafen und das Thema S. weit von mir geschoben. Das ging erstaunlicherweise lange gut bis vor einigen Monaten ein „Wendepunkt“ erreicht war, der es mir nun unmöglich so weiterzuleben. Laut meiner Ärztin, mit der ich darüber sprechen konnte, ist dieser Wendepunkt vor allem auf den Abnabelungsprozess meiner jüngsten Tochter zurückzuführen, die bis vor kurzem auch körperlich ein extrem anhängliches Kind war und mir es damit leicht gemacht hat s.uelle Bedürfnisse unter lauter Kinderliebe und –Fürsorge zu begraben.
Damit war im Frühjahr nun schlagartig Schluss und die Rückkehr meiner s.uellen Bedürfnisse ist wie ein Fallbeil auf mich heruntergesaust. Mein Mann war für diese Signale, die ich wohl auch wieder ausgesendet habe, in keinster Weise mehr empfänglich. Andere leider schon. Nach einigen Wochen ist es dann prompt in einer Affäre gemündet, was ich zunächst einmal gut fand und wohl auch gezielt gesucht habe. Allerdings war damit dann nach 4 Wochen schlagartig Schluss: zum einen wollte sich der Mann nicht mit einem „affärenstatus“ begnügen (verständlich). Zum anderen haben mir diese wenigen Male gezeigt, dass es um viel mehr geht als nur um körperliche Befriedigung, das eine Affäre, bei der man schlechten Gewissens nach Hause schleicht um dann mit aufgesetzt fröhlicher Miene wieder den Kochlöffel zu schwingen, kein Liebesleben ersetzt, sondern man sich nur noch elend fühlt, wenn einen zu Hause nur noch eine aufgesetzte Fassade erwartet.
Ich habe mich dann nur noch schlecht gefühlt, aber immerhin nach den vielen Jahren des Schweigens, vor ca. 4 Wochen das Gespräch mit meinem Mann gesucht. Es zog sich über mehrere Abende hin, er war zuerst sehr geschockt, aber dann doch froh, dass ich das Gespräch gesucht habe. Die Affäre habe ich ihm nicht gebeichtet. Warum er 8 Jahre keinen Körperkontakt mehr zu mir gesucht hat, konnte er für mich bis heute nicht schlüssig begründen. Er sagt, er hätte irgendwann einfach keinen Drang mehr nach S. verspürt, für ihn standen die Kinder, wir als Familie, einfach im Vordergrund und für ihn wäre S. nicht mehr so wichtig gewesen. Wir es mir dabei ergeht, war für ihn in diesen Jahren offenbar nie ein Thema: er ist stillschweigend davon ausgegangen, dass ich es auch nicht mehr will.
Fazit des Gesprächs: so machen wir nicht weiter, wir versuchen die Beziehung wiederzubeleben. Er liebt mich nach wie vor sehr, aber eben auf eine „andere Art“ und hängt unheimlich an mir. Wenn’s nicht klappt werden die Beziehung beenden – trotz der Kinder.
Das hört sich zunächst mal vernünftig an, aber ich habe das Gefühl, dass sich die Schlinge nun immer enger zuzieht.
Die ganze Aktion mündet nun seit Wochen in gegenseitigem Händchenhalten, Umarmungen und Küsschen geben, wenn einer das Haus verlässt. Ich schlafe nun auch wieder in seinem Bett. Aber in mir wachsen die Zweifel, ob es möglich ist nach so vielen Jahren Bruder/Schwester-Verhältnis wieder zu einem Liebesleben zurückzukehren, dass nicht vernunftgesteuert ist (nach dem Motto: mach ich, damit er/sie zufrieden ist) sondern auf Lust auf den anderen basiert. In den ersten Tagen dachte ich noch, dass dies möglich ist. Doch mittlerweile merke ich, dass ich diesen Schritt hin zu seinem Körper über anlehnen und Händchenhalten hinaus nicht machen kann! Es ist als ob man einen nahen Verwandten belästigen würde! Es ist wie: wir spielen liebhaben! Gleichzeitig wächst meine Unzufriedenheit, Gereiztheit und Gelangweiltsein auch den Kindern gegenüber dramatisch an. Teilweise flüchte ich zum Heulen ins Bad und möchte nur noch meine Koffer packen.
Ausgelöst wurde das ganze sicherlich auch durch die Affäre, die mir für wenige Stunden plötzlich wieder gezeigt hat, wie schön es ist Leidenschaft für jemanden zu empfinden und wie positiv auch alle anderen Bereiche des Lebens davon berührt werden. Dadurch ist in mir eine fürchterliche Sehnsucht erwacht, nach einem Leben in dem ich gelegentlich mal wieder Dinge unternehme, die nicht Kinder- oder vernunftgetrieben sind sondern einfach nur Spaß machen.
Und schon das ist mit meinem Mann schwer vorstellbar, da unsere Freizeitinteressen – sofern wir Freizeit haben – meilenweit auseinanderklaffen. Er ist sehr ehrgeizig, diszipliniert und sportlich während ich (früher) immer die lebenslustigere Nachteule war.
Dass unsere Ehe in der jetzigen Situation irgendwann gegen die Wand fährt, war mir auch schon vor Jahren klar. Aber zu der Zeit war ich trotz mangelndem Liebesleben zufrieden und dachte immer, dass ich warte bis die Kinder groß sind. Ich bin selbst ein Scheidungskind und habe immer gesagt, dass tu ich meinen Kindern niemals an. Schließlich hatten wir beide jede Menge Spaß im Leben bis die Kinder kamen, da kann man auch mal ein paar Jahre verzichten.
Mittlerweile sehe ich das komplett anders und habe das Gefühl, ich kann es meinen Kindern nicht mehr ersparen, weil ich emotional so auf der Strecke bleibe und mir täglich mehr Lebenslust abhanden kommt.
Dass ich so lange in dieser Situation verharrt habe, hat auch damit zu tun, dass es fast ein Tabuthema ist, als Frau eingestehen zu müssen, dass der Ehemann seit Jahren nicht mehr an S. interessiert ist. Ich habe es NIE jemandem erzählt, weil es mir so peinlich war. Wir sind beide äußerlich sehr attraktive Menschen, daran kann’s übrigens von keiner Seite her liegen.
Folgende Fragen stelle ich mich mir und mich würde eure Meinung dazu interessieren?
Kann sich nach so vielen Jahren der Abstinenz (im Prinzip sind es 13 Jahre!) in einer Beziehung wieder Lust und Leidenschaft einstellen?
Frage an alle Männer: Was passiert bei einem Mann der jahrelang keinen S. hatte und auch keinen Drang dazu verspürt? Ist dieser Vorgang überhaupt reversibel? (Um dieser Frage vorzubeugen: er hat definitv KEINE andere, für ihn spielt Treue eine immens wichtige Rolle)
Darf ich aus den geschilderten Motiven heraus eine Trennung in Erwägung ziehen und unser Familienleben in Stücke schlagen oder ist dies grenzenloser Egoismus, den ich noch 5 Jahre hinausschieben sollte, bis die unsere Jüngste die Pubertät hinter sich hat?
07.08.2012 15:56 •
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