Hallo zusammen,
Stilles mitlesen hier hat mir schon oft geholfen, auch heute führt es mich wieder hierher, weil ich mich gerade sehr mutlos und allein fühle.
Ich habe zwei Jahre eine Beziehung mit einem Mann geführt, für den ich meinen früheren n Partner verlassen habe. Diese Beziehung war toxisch, er Narzisst, es hat mich sehr geprägt. Mein neuer Partner gab mir Kraft mich endlich zu lösen und einen neuen Anfang zu wagen. Er war viel für mich da, hat mich getröstet und unterstützt. In der damaligen Trennungsphase konnte ich mich aber nicht direkt ganz auf ihn einlassen, so wie er das wollte, und so lief es unverbindlich ein halbes Jahr. Bis ich mehr wollte, eine echte Beziehung mit ihm führen, aber er auf meine Abfuhr verwies und es mir schwer machte, ihm nahe zu kommen.
Letztlich entschieden wir uns doch füreinander oder eher: er sich doch wieder für mich. Er war ganz anders als alle davor, ich wollte gern eine Beziehung mit ihm. Wir haben ähnliche Interessen, immer viel Gesprächsstoff und hatten immer eine gute Zeit miteinander. Nur kam ich ihm gefühlt nie wirklich nah. Als stünde immer etwas zwischen uns. Ich kann es nicht mal wirklich beschreiben. Wir waren nie eins.
Es entwickelte sich alles sehr langsam, viel langsamer als ich es von früher kannte und noch viiiiiel langsamer als ich es mir wünschte.
Es dauerte ein Jahr bis ich seine Kinder kennenlernen durfte. Ebenso lang bis ich seine Freunde kennenlernte, zu denen er aber ohnehin eher losen Kontakt pflegt.
Seine Mutter kenne ich bis heute nicht.
Bislang haben wir einmal einen Ausflug mit unseren Kindern zusammen unternommen.
Wir haben in Regelmäßigkeit jedes zweite Wochenende von Samstag auf Sonntag miteinander verbracht sowie einzelne Tage unter der Woche. Zweimal waren wir gemeinsam eine Woche im Urlaub.
Wir sind Kollegen, sahen uns also regelmässig bei der Arbeit.
Mir war das immer zu wenig gemeinsame Zeit. Natürlich standen die Kinder immer an erster Stelle, wir haben je zwei. Das ist auch vollkommen in Ordnung so. Trotzdem blieb sein Bedürfnis Zeit mit mir zu verbringen immer hinter meinem zurück.
Zusammenziehen war nie ein Thema und wäre es nie gewesen. Zum einen, weil wir unseren Lebensmittelpunkt in 70 km voneinander entfernten Städten haben uns es für keinen von uns eine Option gewesen wäre daran etwas zu ändern, zum anderen weil jeder nach seiner jeweiligen Vorgeschichte froh um seinen Rückzugsort war. Das war in Ordnung so.
Trotzdem hätte ich gern mehr Alltag mit ihm erlebt. Es fühlte sich immer an als hätten wir Dates. Das war zwar auch oft aufregend und wir haben viel unternommen, aber es fühlte sich nie nach einer echten Partnerschaft an. Mir hat immer etwas gefehlt. Er war fein damit. Es war, nach 19 Jahren ehe (sie hat ihn vor 3,5 Jahren verlassen) vor allem für ihn in jeder Hinsicht viel Neues, aufregendes zu erleben.
Immer wieder hatte ich Zweifel an seinen Gefühlen zu mir, weil er diese nicht verbalisieren kann. Wir hatten unsere Zeit mit viel Freude aneinander, wie Inseln, aber nichts gemeinsames. ist das verständlich?
Er tat sich schwer damit mir zu sagen wie er für mich fühlt. Ich sollte das eher spüren, sagte er immer. Er war auch immer liebevoll zu mir, zeigte Interesse, war für mich da (auch, wenn ich das klar sagen musste dass ich ihn brauche).
Mir hat es gefehlt zu hören dass er mich auch mal vermisst. Oder dass er mich liebt. Ich müsse das spüren, sagte er immer, er würde das nicht so sagen können und das sei ihm auch nicht wichtig. Mir aber schon. Ich sage so etwas gern in Momenten, in denen ich es tief empfinde, und habe immer sehr gelitten dass er es lächelnd sind freudig aufnahm, aber nie etwas zurück kam. Irgendwann stellte ich das ein, weil die Einseitigkeit schmerzte. Aus Selbstschutz. Auch dies führte zu Konflikten. Zwischen uns und mit mir selbst.
Immer wieder hatte ich Zweifel daran, ob das so passt mit uns. Ob ich eine Beziehung mit so wenig gemeinsamer Zeit möchte. Ob ich damit leben kann nie zu hören dass er mich liebt. Ob ich diesen Datingcharakter akzeptieren kann.
Oft kam ich zu dem Schluss, dass das nicht alles sein kann und ich mehr will, was er mir nicht geben kann. Dann sprachen wir darüber, ich schlug eine Trennung vor oder wir versuchten nach Lösungen zu suchen (im Grunde konnte die Lösung immer nur sein, dass ich mich damit arrangiere). Zweimal trennte ich mich, einmal für zwei Wochen, einmal für vier Tage, und hatte beide Male solche Sehnsucht dass ich wieder Kontakt suchte.
Dann lieber nach seinen Regeln und wünschen, als diesen Menschen aus meinem Leben zu streichen.
Meine Unzufriedenheit wuchs.
Ich ließ sie an mir selbst aus.
Hatte regelrechte fressattacken, Ersatz Befriedigung, nahm zehn Kilo zu. Fand und finde mich selbst nicht mehr attraktiv. Er hat sie nie negativ dazu geäußert, mir nie das Gefühl gegeben dass es ihn stört.
Ich selbst war mit mir aber insgesamt nicht mehr im reinen.
Wir stritten nie laut, konnten immer gut über alles reden. Er kam mir aber nie entgegen. Ich habe immer das Gefühl gehabt mich selbst ändern zu müssen. Damit es funktioniert. Er ist ein besonderer Mensch. Ich wollte ihn.
Ich wurde depressiv. War zwei Monate krankgeschrieben. Unzufrieden mit mir selbst und allem um mich herum. Schlimmer als zu Zeiten der toxischen Beziehung. Er sagte immer ich solle sagen wenn ich reden will, dann können wir telefonieren. Er kam nie von sich aus mal zu mir. Nur wenn ich danach fragte. Ich fühlte mich dadurch nur noch bedürftiger.
Es lag ja an mir, dass ich ihn und seine Grundsätze nicht akzeptieren kann. Ich wollte dahin kommen damit zurecht zu kommen. Ich schaffte es nur phasenweise.
Zum Winter hin wurde die gemeinsame Zeit weniger und ruhiger. Mal kam er nicht, weil Kopfweh, mal Rücken, dann Erkältung. Kam er zu mir, gammelten wir rum (was mitunter auch schön war) und er ließ sich bei mir daheim doch recht bedienen. Sprach ich ihn darauf an, änderte er es kurz. Aber ich müsse nicht kochen, er esse auch nur ein Brot. Ich solle das einfach lassen. Gemeinsam kochen oder mal einkaufen ist aber für mich ein Stück gemeinsamer Alltag das sehr schön sein kann. Gern hätte ich sowas mit ihm geteilt.
Außerdem koche ich sehr gern.
Tat ich auch weiterhin, während er in einem anderen Raum las oder schlief, bis ich fertig war und wir essen konnten. Das war irgendwie seltsam. In der Tat hat er es nie verlangt, aber trotzdem fühlte sich das immer merkwürdig an.
Was mir heute den Rest gab, war seine Planung für die kommenden Tage. Er war seit dem 25. Abends bei mir, wollte morgen Abend wiederkommen und bis Sonntagabend bleiben.
Wir haben zweimal im Jahr die Gelegenheit, uns mehr als zwei Tage am Stück zu sehen. Zweimal pro Jahr. Dieses Wochenende wäre das möglich gewesen, er hätte bis Montagmittag bleiben können.
Stattdessen hat er sich entschieden, Montag etwas mit einem Freund zu unternehmen. Dafür wäre er dann Sonntagabend schon wieder gefahren, um Montag früh keine so weite Anfahrt zu haben.
Er hatte mir vorher berichtet irgendwann im Urlaub etwas mit diesem Freund machen zu wollen. Das war und ist absolut in Ordnung für mich. Aber er hat es nun so gelegt, dass uns ein Tag weniger bleibt. Ich fände es so schön mal etwas mehr Zeit zu haben. Zwei Nächte am Stück, gemeinsam einschlafen und ohne weckerklingeln aufwachen. das würde erst im kommenden September wieder möglich sein. Die Aktivität mit seinem Freund ist immer möglich. Jeder Samstag kommt dafür in frage.
Ich sagte ich sei traurig dass wir die mögliche Zeit nicht nutzen.
Er verwies immer darauf mir das angekündigt zu haben. Und wir hätten den Abend des ersten weihnachtstages ja schon zusätzlich gehabt. Addiert man die Zeit, ist das schon fast doppelt so viel wie in einem normalen halben Monat.
Ich sagte ich hätte mir trotzdessen noch mehr Zeit erhofft. Er wiederholte nur immer und immer wieder, mir das angekündigt zu haben.
Fünfmal musste ich konkret fragen, ob er mehr Zeit gar nicht möchte. Dann kam die Antwort, wir hätten schon mehr Zeit verbracht als normal und nun wolle er eben Montag etwas anderes tun. Das ist ihm lieber.
Mir wurde klar, dass ich mit dem Wunsch nach mehr allein dastehe und sich das nicht ändern wird. Ich bat ihn seine Sachen mitzunehmen und zu gehen. Das tat er, anmerkend dass es ja wohl nicht sein könne dass ich mich trenne weil er Montag nun etwas anderes vor hat- wie wir es ja besprochen hätten. Er ging kopfschüttelnd und hat nicht verstanden, was für mich der Punkt ist.
Ich bin dabei mir klarzumachen dass ich diese Beziehung so nicht führen möchte.
Ich brauche auch Zeit für mich. Ich genieße diese sehr. Ich gestehe dieses Bedürfnis auch ihm zu. Ich unterstütze das sogar.
Trotzdem möchte ich einen Partner, der sich auch mal ein Bein ausreißt für einen extra Tag mit mir, der gern öfter bei mir wäre, auch wenn es vielleicht nicht geht, der mich vermisst und Zeit mit mir genießt und nicht nur seinen zweisamkeitsakku auflädt und dann wieder sein Leben weiterlebt. Ich möchte mehr als einmal im Jahr 5 Tage gemeinsamen Urlaub.
Er nicht. Ich kann das akzeptieren, aber nicht mehr mitmachen.
Es tut weh. Er ist ein guter Mensch, ein Freund. Er wird mir fehlen.
Ich will ihn aber nicht zurück.
Nun bin ich traurig und habe Angst vor der kommenden Zeit. Ich liebe ihn von ganzem Herzen und es tut weh loszulassen.
Danke, dass ich das hier loswerden darf.
Marie
27.12.2019 12:49 •
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