Hallo Phase 10,
ich kann dich sehr gut verstehen, denn bei mir war es sehr änhlich. Ich war mit meinem Partner 3 Jahre zusammen, bis er sich vor 4 Wochen von mir getrennt hat. In diesen 3 Jahren war ich in einem ständigen Kampf mit mir selbst, hatte sehr viele Blockaden die mit meiner Vergangenheit zu tun habe, hatte Ängste, die teilweise unbegründet waren und habe mich sehr unfair zu ihm verhalten. Er war immer hilfsbereit, geduldig, stand an meiner Seite, wie er auch nur konnte, hat mich unterstützt und mich bedingungslos geliebt, das weiß ich... und ich habe dieses Glück, das ich hatte, nie wirklich wahrgenommen, habe jedes kleinste Detail bei ihm kritisiert, mich wegen allem aufgeregt, mit ihm gestritten, weil er sich vielleicht anders verhalten hatte als ich dachte, dass es sein muss. Ich habe alle seine Worte und Taten wie mit einem Mikroskop untersucht, alles in Frage gestellt, immer mehr erwartet und verlangt, bis er dann schluss gemacht hat.
In diesen 3 Jahren waren wir schon mal für 4 Monate getrennt. Er hatte sich aus genau diesem Grund schon mal getrennt, und damals dachte ich auch, es wäre gut so. In diesen Monaten habe ich sehr viel reflektiert und genau so gedacht wie du. Ich wollte alles besser machen, eine zweite Chance bekommen, wo dann alles besser läuft, weil ich es eingesehen habe und mich verändern wollte. Ich habe meine 2. Chance gekriegt, und sie nicht genutzt. Ich war wieder genauso wie davor, unerträglich, unfair und böse durch meine Ängste, habe meine Probleme auf ihn projiziert und ihn so behandelt, als wäre alles immer nur seine Schuld. Und jetzt ist er weg, und diesmal wird es keine weitere Chance geben, das spüre ich, weil er es mir sehr deutlich gezeigt und gesagt hat. Seit dieser Trennung habe ich alles eingesehen, aber ich kann mich nicht bei ihm melden, denn es wäre sinnlos und unglaubwürdig. Ich habe auch oft darüber nachgedacht, ihm einen Brief zu schreiben, aber momentan finde ich nicht die richtigen Worte. Ich schaffe es nicht. Ich musste ihn loslassen, weil er es von mir verlangt hat und ich ihn liebe und sein Glück möchte. Ich kann nicht erwarten, dass er jetzt zurückkommt. Trotzdem geht es mir seit dem Tag der Trennung schlecht. Ich habe Schuldgefühle, bin manchmal sehr böse auf mich, habe eine Therapie angefangen, um diese Dinge anzuschauen, möchte es für mich tun und für eine eventuelle spätere Chance. Aber ich weiß nicht, wie ich ihm in der Zukunft vermitteln kann, dass alles anders ist. Er sagte, egal was ich jetzt mache würde es nichts ändern, weil er mich immer mit dieser Zeit und diesem Schmerz, den er durch mich hatte, verbinden wird. Er will in der Zukunft eine andere Art von Beziehung und nicht mit mir. Das ist hart. Das ist der Preis, den ich zahlen muss, für mein Fehlverhalten. Das soll der Ansporn sein, mich zu ändern und das, was passiert ist, zu akzeptieren, denn: wenn wir uns so verhalten haben, hatten wir auch einen Grund dafür. Es bringt nichts, sich Vorwürfe zu machen (obwohl ich es auch tue, natürlich), denn wir konnten in der damaligen Situation nicht anders sein. Dass wir so waren, war also gerechtfertigt, war ein Schutz, war vielleicht sogar auch eine Hilfe für uns selbst. Dass wir es jetzt erkannt haben, ist sehr positiv, um in Zukunft eine andere, stabilere, ehrlichere Art der Partnerschaft zu empfinden und zu erleben. Was meinst du?
Ich wünsche dir, dass du ein bisschen Zeit vergehen lassen kannst, und dann deine zweite Chance bekommst, so wie ich damals. Aber ich wünsche dir, dass du sie, im Gegensatz zu mir, auch nutzen kannst. Daher nimm dir jetzt Zeit, um alles genau anzuschauen und zu analysieren. Erst dann solltest du diesen Schritt wagen.
Alles Gute!
08.12.2013 13:01 •
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