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Schluss, neue Beziehung, unglücklich

L
Hallo da draußen,

ich habe mich selbst in meinen Gefühlen so furchtbar verstrickt, dass ich nicht mehr weiß, was richtig und falsch ist... Vermutlich werdet Ihr mir das auch nicht sagen können, aber oft helfen neutrale Einschätzungen einem ja doch sehr weiter, Entscheidungen zu treffen.

Die Situation ist die: Mit meinem Ex bin ich mit Anfang Zwanzig zusammen gekommen; wir waren über elf Jahre ein Paar, wobei dreizehn Jahre Altersunterschied zwischen uns liegen. Die ersten Jahre waren manchmal schwierig, weil wir in vielen Dingen sehr unterschiedlich sind, aber die letzten Jahre waren beinahe Harmonie pur.

Er ist, sicher auch bedingt durch eine schwierige Kindheit, beziehungsmäßig anders gestrickt als es „normal“ ist. Wir haben immer getrennt gewohnt und waren uns auch beide einig, dass wir weder heiraten noch Kinder wollen. Wir haben uns nur am Wochenende gesehen. Unser Leben plätscherte gemächlich vor sich hin. Meistens haben wir unsere gemeinsamen Abende mit Gesprächen und Fernsehen verbracht; gemeinsame Unternehmungen waren selten. Der S. war gut, hat aber aus reiner Bequemlichkeit eigentlich nur noch alle 4 - 6 Wochen stattgefunden.

Ich weiß nicht genau, wann ich begann, mich zu fragen, ob das alles ist und ob es das ist, was ich bis zum Ende meiner Tage haben möchte. Möglicherweise fing es damit an, dass ich mich heimlich ein wenig in einen Bekannten verliebt habe, über den ich nicht viel wusste, mich aber hin und wieder ein paar kleinen ero. Fantasien hingab.

Ich muss dann wohl auch unbewusst angefangen haben, mich ihm gegenüber anders zu verhalten. Wir flirteten eine Weile, bis er mich dann fragte, ob sich da etwas zwischen uns anbahnt. Dann kam eins zum anderen, die Dinge überstürzten sich. Mein Jetzt-Ex hatte kurz zuvor noch gesagt, wenn ich mal irgendwann nicht anders könnte und mit einem anderen Typen ins Bett wolle, sollte ich es tun, ihm aber nichts davon sagen und um Gottes Willen nicht seine oder meine Gesundheit riskieren.
Mit diesem Beinahe-Freifahrtsschein im Hinterkopf gab ich meinen Hormonen nach, landete mit dem Bekannten im Bett, und gleich beim ersten Mal riss das Kond.. Und mit dieser Nacht waren meine Gefühle im Chaos. Meine „Affäre“ gestand mir, sich sehr in mich verliebt zu haben und wollte gern mit mir zusammen sein. Ich versuchte noch kurzzeitig, es auf dem Niveau „Affäre“ zu belassen, aber auch ich war verliebt, und ich konnte meinem Freund nicht die heile Welt vorspielen.

Also gestand ich ihm die Hälfte – mich verliebt zu haben und nicht weiter zu wissen. Darauf reagierte er erst mal unerwartet locker; er würde mir das ja gönnen und wolle nur, dass ich glücklich bin. Ich hatte das Gefühl, dass wir die Situation irgendwie meistern könnten.

Einen Tag später jedoch hatte ich eine Mail von ihm; er wüsste noch nicht, ob er damit umgehen könnte. Währenddessen litt der andere still vor sich hin und wartete darauf, dass ich eine Entscheidung treffen würde. Einen weiteren Tag später hatte ich die Schlüssel von meinem Freund im Briefkasten und las bei facebook seine Statusänderung auf „Single“.

Ich war indessen im Tal der Tränen und eigentlich gar nicht in der Lage, eine Entscheidung zu treffen. Mit dem Schlussmachen war die Entscheidung aber getroffen, und so sagte ich dem Neuen, dass ich nun frei sei. Und tat das Idiotischste, was man wohl tun kann: Stürzte mich kurz darauf gleich in eine Beziehung mit ihm.

Die ersten Tage waren aufregend, aber mit jeder Woche, die verging, wurde ich niedergeschlagener und unausstehlicher. Tausende Kleinigkeiten erinnern mich an meinen Ex. Ich habe das Gefühl, nicht mehr ich selbst zu sein. Ich bin unfair zu dem Neuen, indem ich ständig an den Ex denke, obwohl ich das nicht will. Ich war unfair zum Ex, indem ich seine Entschuldigung für seine überstürzte Reaktion auf mein Geständnis ausschlug und ihm schrieb, ich hätte mit allem abgeschlossen – was ja wohl nach ein paar Tagen völlig unmöglich ist. Aber da war es im Grunde zu spät, denn ich war ja schon mit dem Neuen zusammen.

Ich enthalte dem Neuen nun vor, was er verdient hätte: Eine frische unbelastet Beziehung voller Verliebtsein. Ich verhindere, dass der Ex sich von mir lösen kann, denn wir schreiben nach ein paar Wochen Schock-Funkstille wieder. Ich habe ihm geschrieben, dass ich mit dem Neuen zusammen bin, vielleicht weil ich gehofft habe, dass er daraufhin den Kontakt abbricht.
Aber er hat mir daraufhin eine todtraurige Mail geschrieben, wie sehr er mich vermisst, dass er nun weiß, wie er mich geliebt hat und dass er einfach nicht glauben kann, mich für immer verloren zu haben. Er wünscht sich freundschaftlichen Kontakt.

Ich fühle mich entsetzlich. Ich weiß nicht, was ich will und wie ich es herausfinden soll. Ich weiß nur, dass ich mich von außen betrachtet ganz furchtbar verhalte und jeden anderen dafür verurteilen würde.

Ich will die alte Beziehung nicht mehr so, wie sie mal war. Aber ich vermisse meinen Ex unendlich; er war mein bester Freund, wir waren immer ehrlich zueinander und konnten uns alles anvertrauen.
Den Neuen mag ich sehr, aber er schreckt mich auch ab, indem er jetzt schon sehr nahe kommt, mich ständig sehen will und niemals fragt, wie und ob ich denn meine alte Beziehung verarbeitet habe. Dadurch, dass er das Thema ausklammert, finde ich erst gar nicht den Mut, es anzusprechen, weil ich weiß, dass er das nicht hören möchte. Andererseits führt mir genau das vor Augen, was mir so sehr fehlt: Diese innige Vertrautheit, dass man sich so gut kennt – das kann die Verliebtheit nicht aufwiegen.
Ein weiterer Punkt ist, dass ich noch nicht mal glaube, mit dem Neuen eine dauerhafte Chance zu haben. Er ist etwas jünger als ich und ein Familienmensch. Ich will wirklich absolut keine Kinder, und das ist ein so wichtiger Punkt, dass ich glaube, dass man hier wirklich übereinstimmen muss. Wenn man das von Anfang an weiß, warum versuchen wir es überhaupt?

Ich habe meinem Ex geschrieben, ich müsste herausfinden, wer ich wirklich bin. Im Moment weiß ich, dass ich DAS nicht bin und mich total verloren habe.
Ich war ein ziemlich fröhlicher und lustiger Mensch. Momentan bin ich nur mürrisch, und mein Humor drückt sich nur noch durch Sarkasmus aus.

Sorry für diesen langen Text, in dem trotzdem sicher noch tausend nicht ganz unwichtige Infos fehlen. Würde mich freuen, wenn jemand was dazu schreiben kann.

Liebe Grüße
von der verlorenen Jinxie

02.04.2013 11:28 • x 1 #1


M
Hallo LostJinxie,

das, was Du durchmachst, machen viele durch: Nach der Trennung die Frage, ob das alles so richtig war. Besonders, wenn man sich gleich in was Neues stürzt...

Im Grunde gibst Du Dir die Antworten selbst:

Zitat von LostJinxie:
Ich will die alte Beziehung nicht mehr so, wie sie mal war. Aber ich vermisse meinen Ex unendlich; er war mein bester Freund, wir waren immer ehrlich zueinander und konnten uns alles anvertrauen.


Du willst die alte Beziehung nicht mehr so, wie sie war. Sie wird aber nicht anders werden. Es steckt in Dir und in Deinem Ex so drin. Du musst Dich fragen, ob Du Deinen Ex als Kumpel willst oder als Partner.

Zitat:
Den Neuen mag ich sehr, aber er schreckt mich auch ab, indem er jetzt schon sehr nahe kommt, mich ständig sehen will und niemals fragt, wie und ob ich denn meine alte Beziehung verarbeitet habe.


Diesen Abstand kannst und solltest Du Dir selbst verschaffen.

Zitat:
Dadurch, dass er das Thema ausklammert, finde ich erst gar nicht den Mut, es anzusprechen, weil ich weiß, dass er das nicht hören möchte.


Es spielt keine Rolle, ob er es hören möchte. Du mußt für Dich mit Deiner alten Beziehung abschliessen können. Verarbeitung gehört dazu. Wenn er das nicht akzeptieren kann mußt Du Dich fragen, ob er der richtige Partner für Dich ist.

Zitat:
Andererseits führt mir genau das vor Augen, was mir so sehr fehlt: Diese innige Vertrautheit, dass man sich so gut kennt – das kann die Verliebtheit nicht aufwiegen.


Vertrautheit kommt nicht über Nacht. Das hat sich bei Dir und Deinem Ex auch erst entwickelt.

Zitat:
Ein weiterer Punkt ist, dass ich noch nicht mal glaube, mit dem Neuen eine dauerhafte Chance zu haben. Er ist etwas jünger als ich und ein Familienmensch. Ich will wirklich absolut keine Kinder, und das ist ein so wichtiger Punkt, dass ich glaube, dass man hier wirklich übereinstimmen muss. Wenn man das von Anfang an weiß, warum versuchen wir es überhaupt?


Das ist in der Tat zu klären. Aber das ist jetzt ja nicht Dein Hauptproblem, denn es löst Dein Problem mit dem Ex nicht. Du kannst ja schlecht wieder zu Deinem Ex zurück, weil Dein Neuer vielleicht mal Kinder haben will. Es kommt doch auch darauf an, was du willst.

Zitat:
Ich habe meinem Ex geschrieben, ich müsste herausfinden, wer ich wirklich bin. Im Moment weiß ich, dass ich DAS nicht bin und mich total verloren habe.


Nun, es gibt zwei Möglichkeiten:

1. Du verarbeitest Deine Beziehung während Du eine neue Beziehung hast. Das ist saumäßig schwierig, zumal Du ja emotional voll zwischen beiden hängst.

2. Du verarbeitest Deine Beziehung alleine, sprich: Du trennst Dich von Deinem Freund (und läßt den Ex in der Kontaktsperre). Das birgt die Gefahr, daß Du im Affekt zu Deinem Ex zurückgehst. Aus Einsamkeit, aus Schuldgefühl... egal aus was heraus. Aber Du kannst dann zu Dir finden, wenn Du alleine bist. Viel leichter, als mit einem Partner, der Erwartungen stellt (und das tut ein Partner immer, der eine mehr, der andere weniger...)

MfG
Manfredus

02.04.2013 14:16 • x 1 #2


A


Schluss, neue Beziehung, unglücklich

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L
Lieber Manfredus,

vielen Dank für Deine weisen Worte und den klugen Rat. Das hilft mir, mich und die Situation besser zu reflektieren.

Als ersten Schritt werde ich wohl nun endlich den Mut fassen müssen und dem Neuen erklären, warum ich keine Herzchen in den Augen habe und warum ich manchmal so abweisend zu ihm bin.
Ich denke, dass sich daraus dann auch Weiteres ergeben wird...

Oh Mann, was habe ich da nur getan.

02.04.2013 14:29 • #3


M
Hallo LostJinxie,

Zitat von LostJinxie:
Oh Mann, was habe ich da nur getan.


Ich finde Dich gar nicht so lost. Der Knoten Deiner alten Beziehung ist geplatzt, weil es einfach nicht mehr gepasst hat. Deine neue Beziehung passt für Dich auch noch nicht, aber warum bist Du so streng mit Dir? Dein Weg wird für Dich wohl der richtige Weg gewesen sein. Denn Du warst nicht glücklich. Du kannst Dir noch so sehr einreden wie schön alles war. Es war nicht schön, sonst hättest Du Deinen Ex angehimmelt und ihr wärt beide sehr glücklich gewesen.

MfG
Manfredus

02.04.2013 16:01 • #4


L
Ja, warum?
Weil ich nach der letzten Mail von meinem Ex das Gefühl habe, dass er auch selbst einige Dinge erkannt hat und sich entsprechend neu besinnt.

Er hat zum Beispiel immer gesagt:
Wenn wir uns trennen, werde ich sicher einen Monat oder so trauern, und dann bleibe ich allein wie vorher auch, so ist es doch am einfachsten.

Oder auf die Frage, warum wir eigentlich noch zusammen sind (und ich gern gehört hätte: weil ich Dich liebe):
Weil wir da viel Arbeit reingesteckt haben und es doch gut läuft.

Oder:
Ich bin mein eigener Mittelpunkt. Du bist sowas wie eine tolle Dreingabe.

Das waren die Aussagen, die mich haben zweifeln lassen, ob er auch zu mir stehen wird, wenn es mal kriselt oder wenn es mir mal schlecht geht.
Natürlich ging es mir in den 11 Jahren Beziehung auch mal schlecht. Von ihm habe ich gelernt, mit vielem zunächst allein klar zu kommen. Ich war einige Male im Krankenhaus und bin von ihm selten besucht worden, mit dem Argument, dass er sich da einfach nicht wohlfühlt. Naja, dass ich mich als Patientin sicher auch nicht wohl fühle, das ist mir selbst klar.

Ich wusste aber, entweder akzeptiere ich das alles und wir können zusammen sein. Akzeptiere ich es nicht, werde ich ihn verlieren.

Ich weiß, wie strange das klingt. Er hat aber wirklich einen guten Charakter, ist nur sehr von seiner Meinung überzeugt. Wenn ich seine Hilfe gebraucht habe - in allem, was körperliche Arbeit anging - hat er nicht eine Sekunde gezögert und alles gemacht, worum ich ihn gebeten habe. Ging es mir schlecht, fehlte es ihm schlichtweg am nötigen Einfühlungsvermögen. Kurioserweise kann er das sogar reflektieren.

Wir haben uns zu zweit wie ein eingeschworenes Team gefühlt, wir zwei gegen den Rest der Welt. Unsere Beziehung war einfach anders. Keine Hochzeit, keine Kinder, kein Haus, meistens nur wir zwei, selten Unternehmungen mit anderen. Wir waren stolz darauf. Wir haben großartige Urlaube miteinander verbracht, wurden immer abenteuerlustiger; unsere Interessen passen da perfekt zusammen.

In den letzten Jahren haben wir uns so gut wie nie gestritten. Wenn doch, war ich diejenige, die eingelenkt hatte, weil ich inzwischen wusste, dass es nur so geht. Da ich nicht nachtragend bin, konnte ich mich damit arrangieren.


In seinen letzten Mails schreibt er nun, dass ich in allem, was ich gesagt habe, Recht hatte und er nicht. Und dass dieser eine Monat vielleicht für Verflossene gelte, aber nicht für mich. Dass er jetzt weiß, wie sehr er mich geliebt hat und dass er glaubt, nie darüber hinweg zu kommen, mich verloren zu haben.

Das weckt in mir die Hoffnung, dass er sich ändern kann und wir vielleicht mit Hilfe einer Beratungsstelle neu anfangen könnten. Ich meine, mein Herz gehört im Grunde immer noch ihm; wie können ein paar Wochen neue Beziehung gegen mehr als ein Jahrzehnt ankommen, wo wir uns doch nicht im Streit getrennt haben, sondern ich ihn im Moment der Trennung - und bis heute - immer noch geliebt habe?

Ich weiß, wie gering die Chancen von neuaufgelegten Beziehungen generell sind.
Ich habe dennoch das ganz große Bedürfnis, ihn zu treffen und in einem Gespräch herauszufinden, ob das nur Worte aus dem spontanen Schmerz heraus waren oder doch eine Bereitschaft zu kämpfen dahinter steckt.

So riesige Veränderungen will ich ja gar nicht, wobei sie für ihn wohl eine riesige Herausforderung wären.
Ich möchte nur ab und zu einfach so in den Arm genommen werden.
Ich möchte nur gelegentlich mal irgendein sichtbares Zeichen seiner Zuneigung.
Und ich möchte mich nicht mehr so einigeln mit ihm, sondern öfter mal Freunde treffen und etwas mehr Zeit miteinander verbringen.

Meine Vernunft sagt mir aber auch, dass ich mir mit der neuen Beziehung sämtliche Chancen auf einen Neustart verbaut habe, denn diese Geschichte würde wohl immer zwischen uns stehen.

Ich weiß einfach nicht, was ich will. Aber ich muss es dringend herausfinden, denn in diesem Schwebezustand kann ich nicht bleiben, und das wäre auch dem Neuen gegenüber unfair.

02.04.2013 16:31 • #5


M
Hallo Jinxie,

entschuldige meine vielleicht harten Worte. Die sind meine Meinung und Du kannst sie annehmen oder es lassen, denn Du hast Deine eigene Meinung. Aber Du bist hier, um andere Meinungen zu lesen, nehme ich an...

Zitat von LostJinxie:
Wenn wir uns trennen, werde ich sicher einen Monat oder so trauern, und dann bleibe ich allein wie vorher auch, so ist es doch am einfachsten.
Oder auf die Frage, warum wir eigentlich noch zusammen sind (und ich gern gehört hätte: weil ich Dich liebe):
Weil wir da viel Arbeit reingesteckt haben und es doch gut läuft.
Ich bin mein eigener Mittelpunkt. Du bist sowas wie eine tolle Dreingabe.


Hmmmm. So einem trauerst Du ernsthaft nach? Auch die Sache mit dem Krankenhaus ist vollkommen daneben. Er hat sich nie auf Dich eingelassen, wie mir scheint...

Zitat:
Ich wusste aber, entweder akzeptiere ich das alles und wir können zusammen sein. Akzeptiere ich es nicht, werde ich ihn verlieren.


Manchmal ist ein Verlust auch ein Gewinn...

Zitat:
Ich weiß, wie strange das klingt. Er hat aber wirklich einen guten Charakter, ist nur sehr von seiner Meinung überzeugt.


Niemand spricht ihm einen guten Charakter ab. Nur... was hat das mit seiner Beziehungsunfähigkeit zu Dir zu tun?

Zitat:
Wenn ich seine Hilfe gebraucht habe - in allem, was körperliche Arbeit anging - hat er nicht eine Sekunde gezögert und alles gemacht, worum ich ihn gebeten habe.


Sehr schön. Du hast Dir immerhin den Handwerker gespart...

Zitat:
Ging es mir schlecht, fehlte es ihm schlichtweg am nötigen Einfühlungsvermögen.


Eigentlich wichtiger in einer Beziehung als handwerkliches Geschick, oder?

Zitat:
Kurioserweise kann er das sogar reflektieren.


Wieso auch nicht? Die Frage ist: Kann er es ändern und wieso konnte er es nicht früher?

Zitat:
Wir haben uns zu zweit wie ein eingeschworenes Team gefühlt, wir zwei gegen den Rest der Welt. Unsere Beziehung war einfach anders. Keine Hochzeit, keine Kinder, kein Haus, meistens nur wir zwei, selten Unternehmungen mit anderen. Wir waren stolz darauf. Wir haben großartige Urlaube miteinander verbracht, wurden immer abenteuerlustiger; unsere Interessen passen da perfekt zusammen.


Kumpels oder Lebenspartner? Alles, was Du hier anführst, kann ich mit jedem Menschen erleben, der einigermaßen auf meiner Wellenlänge ist. Das hat mit Partnerschaft nichts zu tun.

Zitat:
In den letzten Jahren haben wir uns so gut wie nie gestritten.


Wozu auch? Er hat an Dir keinen tiefen und ehrlichen Anteil genommen.

Zitat:
Wenn doch, war ich diejenige, die eingelenkt hatte, weil ich inzwischen wusste, dass es nur so geht. Da ich nicht nachtragend bin, konnte ich mich damit arrangieren.


Das überrascht mich nicht, wenn ich Deine Geschichte lese. Arrangieren kann man in so einer Beziehung auch anders nennen...

Zitat:
In seinen letzten Mails schreibt er nun, dass ich in allem, was ich gesagt habe, Recht hatte und er nicht. Und dass dieser eine Monat vielleicht für Verflossene gelte, aber nicht für mich. Dass er jetzt weiß, wie sehr er mich geliebt hat und dass er glaubt, nie darüber hinweg zu kommen, mich verloren zu haben.


Ketzerischer Gedanke: Schon mal dran gedacht, daß er Dich manipuliert hat und das wieder versucht? Deine Geschichte klingt ein wenig danach...

Zitat:
Das weckt in mir die Hoffnung, dass er sich ändern kann und wir vielleicht mit Hilfe einer Beratungsstelle neu anfangen könnten.


Du kannst es versuchen. Dann wirst Du es wissen.

Zitat:
Ich meine, mein Herz gehört im Grunde immer noch ihm; wie können ein paar Wochen neue Beziehung gegen mehr als ein Jahrzehnt ankommen, wo wir uns doch nicht im Streit getrennt haben, sondern ich ihn im Moment der Trennung - und bis heute - immer noch geliebt habe?


Ich komme aus genau so einer Beziehung. Bei mir war einige ähnlich wie bei Dir. Auch ich bekam den Eindruck, meine Ex-Partnerin habe sich geändert. Aber ich will meine neue Beziehung keinem Glücksspiel opfern, denn eine gute schauspielerische Leistung kann ich meiner Ex nicht absprechen. Ein Mensch ändert sich charakterlich nur schwer bis gar nicht. Du kannst also die Chance auf eine neue, unbelastete Beziehung aufgeben und auf Deine vergangene Beziehung setzen. Das ist eine Option. Die Erwartungen, die Du da hineinpackst, erscheinen mir persönlich unrealistisch. Aber die Erfahrung wirst Du machen, nicht ich. Du wirst einen Preis zahlen: Die neue Beziehung oder die alte Beziehung. Wäge ab, welchen Preis Du zahlen willst und was Du dafür bekommst.

Zitat:
Ich weiß, wie gering die Chancen von neuaufgelegten Beziehungen generell sind.


...

Zitat:
Ich habe dennoch das ganz große Bedürfnis, ihn zu treffen und in einem Gespräch herauszufinden, ob das nur Worte aus dem spontanen Schmerz heraus waren oder doch eine Bereitschaft zu kämpfen dahinter steckt.


Dann tu es. Vielleicht hilft es Dir.

Zitat:
So riesige Veränderungen will ich ja gar nicht, wobei sie für ihn wohl eine riesige Herausforderung wären.
Ich möchte nur ab und zu einfach so in den Arm genommen werden.
Ich möchte nur gelegentlich mal irgendein sichtbares Zeichen seiner Zuneigung.


Es gibt hier zwei Möglichkeiten: Entweder ist das sein Charakter, dann kann er es sowieso nur schwer dauerhaft ändern. Oder er liebt Dich einfach nicht und ist nur aus Bequemlichkeit mit Dir zusammen und fand es angenehm...

Zitat:
Ich weiß einfach nicht, was ich will. Aber ich muss es dringend herausfinden, denn in diesem Schwebezustand kann ich nicht bleiben, und das wäre auch dem Neuen gegenüber unfair.


Ich hoffe, Du findest Deinen Weg.

MfG
Manfredus[/quote]

03.04.2013 08:50 • x 2 #6


L
Lieber Manfredus,

es gibt nichts zu entschuldigen, sondern nur zu danken. Zu hart waren Deine Worte sicher nicht, genau deswegen habe ich mich ja hier angemeldet und um Rat bzw. neutrale Einschätzung gebeten.
Und in vielen Dingen muss ich Dir auch Recht geben.

Und die Punkte, bei denen ich jetzt sage nein, das kann nicht sein, so ist er nicht oder wo ich mir nicht sicher bin, genau das sind die, die ich in einem persönlichen Gespräch ansprechen will bzw. danach forschen werde.

Realistisch betrachtet weiß ich, dass ich jetzt in der Phase bin, in der ich vieles idealisiere. Möglicherweise steigt er von seinem Thron, wenn wir uns wieder gegenübersitzen.

Er war definitiv beziehungsunfähig, als wir damals zusammenkamen. Meine Jugend und meine Verliebtheit haben es ihm ermöglicht, vieles durchzusetzen oder gar noch zu verstärken.
Auf der anderen Seite ist er in der Zeit auch viel zugänglicher und ruhiger geworden.

Er wird jetzt mit Mitte 40 sicher keine gleichaltrige oder nicht allzu viel jüngere Frau finden, die sich auf seine Art, eine Beziehung zu führen, einlassen wird.
Während ich dies schreibe, wird mir eines klar. Bei mir spielt sicher auch Mitgefühl eine nicht ganz unwesentliche Rolle. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er keine mehr finden wird, bei der es so intensiv werden kann wie mit mir, vermutlich wird er ein sehr einsamer Mensch werden.
Und ich begreife auch, dass das kein Grund sein kann, ihn zurückzunehmen.

Möglicherweise ist die einzige Chance, die wir haben, dass ich weiterhin beste Freundin und Kumpeline für ihn sein kann, mit einigen Abstrichen natürlich. So könnte ich ihm eine Schulter anbieten, die er mir eigentlich nie geben könnte. So könnte ich dem Menschen, den ich noch liebe, immerhin etwas von mir lassen.
Es sei denn, er meint selbst, dass es ihm besser geht, wenn wir uns gar nicht mehr sehen.

Ich muss wohl erst mal abwarten und weiter tausend Runden Gedankenkarussell fahren.

Danke noch mal, Manfredus, Du bist mir wirklich eine Hilfe.

03.04.2013 11:43 • #7


M
Zitat von LostJinxie:
Möglicherweise ist die einzige Chance, die wir haben, dass ich weiterhin beste Freundin und Kumpeline für ihn sein kann, mit einigen Abstrichen natürlich. So könnte ich ihm eine Schulter anbieten, die er mir eigentlich nie geben könnte. So könnte ich dem Menschen, den ich noch liebe, immerhin etwas von mir lassen.


Ich fürchte, das geht nicht. Du liebst ihn. Es wird nur weh tun. Du wirst immer insgeheim hoffen, wer möge sich ändern wird und für Dich da sein.

MfG
Manfredus

03.04.2013 12:08 • #8


B
ich kann dein verhalten nicht verstehen. gesund ist das garantiert nicht.
wenn man eine beziehung beendet sollte man doch erstmal allein sein und alles verarbeiten und abschliessen... eine weile allein sein und leben. bis alles frei. herz und seele.
deine jetzige geschichte hat keine chance.
sei ehrlich zu dir selbst und beende sie mit der wahreheit. dein freund wird das verkaraften.
vor ein paar jahre hatte ich auch mal ein riesen fehler gemacht. 3 moante nach der trennung liesse ich mich auf eine beziehung ein... die frau war sehr besonders. eines tage lagen wir nebeneinander und halb im schlaf tauchte meine ex plötzlich auf... ich hab sie in arm genommen- gedanklich- und bin davon wachgeworden... ein bisschen erschrocken. meine freundin wachte auch auf und fragte was los ist. ich nahm sie in arm und erzählte ihr die geschichte...
sie weinte... war aber sehr gelassen. danach ist denn heim gefahren. sie schrieb mir eine mail und sagte. wenn du mich wirklich lieb hast, lass mich jetzt gehen... ich tats. es tat weh aber heute im nachhinein denke ich... das war richtig.

03.04.2013 12:25 • #9


M
Hallo Jinxie,

wie geht es Dir inzwischen?

LG
Manfredus

21.05.2013 16:01 • #10


L
Hallo manfredus (und alle anderen),

du hast vor elf Monaten nach dem Stand der Dinge gefragt - ich habe bis heute nicht wieder reingeschaut hier, will aber antworten, auch wenn ich weiß, was für ein dämliches Bild ich abgeben werde.

Ich bin nach wie vor mit dem Neuen zusammen. Er wohnt mittlerweile bei mir. Und ich werde mich wohl über kurz oder lang von ihm trennen.
Ich habe uns immer wieder Zeit gegeben und mir gedacht, bis Zeitpunkt X wird sich schon wieder einiges verändert haben. Auch das Zusammenziehen war wohl von mir der Versuch, der neuen Beziehung mehr Stand und Tiefe zu geben und die alte zu verarbeiten.

Es hat nicht funktioniert. Der Neue ist in vielen Dingen ein Traumpartner, wie eine Frau ihn sich nur wünschen kann. Aber er passt nicht zu mir - oder vielleicht eher: ich nicht zu ihm?
Das Kinderthema hat den gleichen Status wie zu Beginn der Beziehung: Ich will auf keinen Fall, er weiß halt noch nicht.

Er hat von Anfang an nie nach meinen tieferen Gefühlen gefragt. Ich habe ihm hin und wieder immer mal wieder Anhaltspunkte gegeben, um nachzubohren, aber er nimmt Aussagen von mir, die eigentlich die Alarmglocken schrillen lassen sollten, einfach kommentarlos hin. Und dann war irgendwann der Zug abgefahren. Wenn er mich jetzt nach meinen Gefühlen fragen und ich ihm die Wahrheit sagen würde, würde ihn das tief verletzen. Deswegen schweige ich. Und ich lüge.

Ich habe mich vor zwei Monaten mit meinem Ex getroffen. Wir haben bis tief in die Nacht geredet. Meine Absicht dahinter war, dass wir uns so gegenseitig helfen, alles zu verarbeiten, denn ich war das ganze Jahr über allein mit meinen Gefühlen. Selbst beste Freundinnen mag man als erwachsene Frau irgendwann nicht mehr mit dem Thema behelligen.
Ich habe erfahren, dass er ebenso unter der Trennung gelitten hat wie ich - was ich nie vermutet hätte. Er hat einen Therapeuten aufgesucht wegen der einen oder anderen Sache, die ich teils im Ursprungsbeitrag angedeutet habe. Er hat sich verändert. Aber die Seiten an ihm, die ich geliebt habe, die hat er behalten. Wir haben uns noch zwei Mal getroffen. Wieder nur geredet. Aber selbst das empfinde ich ja auch irgendwie als Betrug, zumindest auf emotionaler Ebene, und zumal ich meinem Freund ja nicht die Wahrheit darüber gesagt habe, wo ich bin.
Ich denke morgens beim Aufwachen und abends beim Einschlafen an ihn. Ich bin ständig den Tränen nahe, aber mein Neuer merkt es nicht wirklich. Nur insofern, dass ich in seinen Augen ständig schlechte Laune habe und motzig bin.

Wir haben für Ende Mai Urlaub zusammen gebucht. Wenn ich Ar. in der Hose hätte, würde ich jetzt sofort Schluss machen und den Urlaub stornieren.
Aber es wäre sein allererster richtiger Urlaub, er freut sich so sehr darauf. Und ich habe noch eine winzige Rest-Hoffnung, dass ich im Urlaub emotional wieder zu ihm finde. Weiß aber auch, dass das eigentlich Blödsinn ist und ich nicht aus Mitleid fahren sollte und mich dort selbst nachher zehn Tage wie gefangen fühle. Aber ich habe auch irgendwie das Gefühl, dass ich ihm zumindest das schuldig bin, nachdem er seine Wohnung und den Großteil seiner Möbel für mich aufgegeben hat und nachdem er meine Launen erträgt und trotzdem lieb zu mir ist.

Was ich in der Zeit über mich selbst gelernt habe: Dass ich unfähig bin, Entscheidungen zu treffen. Das war ich bei der Trennung vor nunmehr über einem Jahr und bin es jetzt wieder.

Ich habe wohl nie aufgehört, meinen Ex zu lieben. Und da ich immer wieder von ihm gehört habe - zu unterschiedlichen Zeitpunkten - dass er auch noch viel für mich empfindet, konnten wir uns nie voneinander lösen.

Wir werden uns in einer Woche wieder sehen, und dann wird es Zeit für eine Aussprache ohne Umwege. Möglicherweise sagt er mir ja jetzt auch, dass er endlich mit mir durch ist. Vielleicht kann ich mich auf meinen Freund einlassen, wenn ich weiß, dass es für uns keine Chance mehr gibt.
Aber die Wahrscheinlichkeit ist nicht sehr groß, schätze ich.

Ob ich Angst vor dem Alleinsein habe? Keine Ahnung, ich war es nie. Aber mir ist auch klar, dass ich keine Beziehung aufrecht erhalten kann, in der ich emotional nicht dabei bin. So oder so.

Ich habe vermutlich so ziemlich alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann, ich weiß. Aber dafür habe ich ja auch die Quittung. Ich würde allerdings eine Menge dafür geben, wenn mein Freund nicht auch noch darunter leiden müsste. Ihm kann ich eigentlich nur Naivität vorwerfen, dass er geglaubt hat, ich könnte problemlos von einer Beziehung in die nächste wechseln. Aber Gleiches muss ich mir selbst ja auch vorwerfen.

Danke fürs Zulesen.
Jinx

19.04.2014 16:38 • #11


U
Hallo Jinx,

ich habe ähnliches erlebt wie du. Habe mich von meinem Mann nach 15 Jahren getrennt und bin sofort mit meinem Neuen zusammen gekommen. Ist so einiges schief gelaufen, würde aber hier zu weit führen, kannste ja in meinem thread nachlesen.

Ich wollte dir nur sagen, dass es mir genauso ging, wie dir. Ich hatte zeitweise das Gefühl, ich stehe links und rechts von mir läuft mein Leben ab, ohne mein Zutun sozusagen. Weiss nicht, wie ich es besser beschreiben soll. Ich bin überhaupt nicht mehr ich selbst gewesen und habe Charactereigenschaften dem Neuen gegenüber an den Tag gelegt, von denen ich voher nicht zu Träumen gewagt hätte. Darum ist er gegangen. Und dann bin ich aufgewacht.

Ich will dir nur sagen, du musst selber handeln und dich aus der Passivität lösen. Du musst nun eigene Verantwortung für dein Leben übernehmen.

Bei mir war es so, dass mir nicht mein Ex an sich fehlt, auch heute noch nach über einem Jahr, sondern das Leben, was ich mit ihm hatte. Diese Vertrautheit halt einfach. Man hat kein Schamgefühl z.B. Man ist einfach man selbst und alles ist so selbstverständlich.

Auch ich habe meinen Neuen nach vier Monaten, die er nun schon bei mir geschlafen hat, angeguckt und gedacht, warum liebe ich dich nicht. Und hab mich schrecklich alleine gefühlt. Wollte einfach wieder zurück. Nach hause sozusagen. Ich dachte, mein Neuer hätte automatisch die schlechten Seiten von meinem Ex nicht, dafür aber alle seine guten Seiten. Das geht natürlich nicht.

Du gibst dem Neuen keine Chance, dich auf ihn einzulassen. Und das weisst du auch. Ich denke für dich wäre es das Beste, erstmal alleine zu sein. Hat mir auch jeder gesagt. Ich konnte es nicht, weil ich es ja auch nie war und schreckliche Angst davor hatte. Auch heute fühle ich mich noch sehr unwohl. Aber da muss ich durch auf dem Weg zu mir selbst. Und ich denke, auch du müsstest da durch. Du musst dich als Individuum sehen. Es gibt kein Wir mehr. Da bist jetzt DU. Und erst dann kannst du glaub ich auch entscheiden, ob das wirklich Liebe ist, die du für deinen Ex empfindest. Ich denke nämlich, dass es etwas anderes ist.

Ich wünsche dir alles Gute.

19.04.2014 19:58 • #12


M
Hallo LostJinxie,

Zitat von LostJinxie:
du hast vor elf Monaten nach dem Stand der Dinge gefragt - ich habe bis heute nicht wieder reingeschaut hier, will aber antworten, auch wenn ich weiß, was für ein dämliches Bild ich abgeben werde.


Du gibst kein dämliches Bild ab. Du handelst nach Deinem Wissen und Gewissen. Ich sehe einige Dinge für mich kritisch an Deiner Handlungsweise, dennoch ist es Deine Handlungsweise und Du mußt für Dich entscheiden, was Du tust und wie Du es tust.

Zitat:
Ich bin nach wie vor mit dem Neuen zusammen. Er wohnt mittlerweile bei mir. Und ich werde mich wohl über kurz oder lang von ihm trennen.
Ich habe uns immer wieder Zeit gegeben und mir gedacht, bis Zeitpunkt X wird sich schon wieder einiges verändert haben. Auch das Zusammenziehen war wohl von mir der Versuch, der neuen Beziehung mehr Stand und Tiefe zu geben und die alte zu verarbeiten.


Ich habe gelernt: Eine alte Beziehung in einer neuen Beziehung verarbeiten geht. Ich habe es gemacht. Aber es geht auf keinen Fall, ohne die neue Beziehung massiv zu belasten, vielleicht sogar dauerhaft zu schädigen. Sich noch enger an einen neuen Partner zu binden fördert nur die Verdrängung.

Zitat:
Es hat nicht funktioniert. Der Neue ist in vielen Dingen ein Traumpartner, wie eine Frau ihn sich nur wünschen kann. Aber er passt nicht zu mir - oder vielleicht eher: ich nicht zu ihm?
Das Kinderthema hat den gleichen Status wie zu Beginn der Beziehung: Ich will auf keinen Fall, er weiß halt noch nicht.


Dann seid ihr euch doch im Grunde einig, mit den Kindern: weiß noch nicht heißt nicht will unbedingt. Er läßt sich Zeit mit der Thematik, Du willst nicht. Das ist doch für den Moment in Ordnung. Du machst da ein Thema draus weil Du Dich eigentlich trennen willst und einen Grund suchst, oder liege ich falsch? Wer etwas erreichen will, der findet Wege. Wer etwas nicht erreichen will, der findet Gründe, liebe LostJinxie. Vielleicht solltest Du mal beginnen, Dir selbst gegenüber ehrlich zu sein. Das scheint nicht der Fall zu sein und deshalb eierst Du so in der Gegend rum und findest keinen Halt.

Zitat:
Er hat von Anfang an nie nach meinen tieferen Gefühlen gefragt. Ich habe ihm hin und wieder immer mal wieder Anhaltspunkte gegeben, um nachzubohren, aber er nimmt Aussagen von mir, die eigentlich die Alarmglocken schrillen lassen sollten, einfach kommentarlos hin.


Ein schönes Spiel, das Du da treibst. Damit kommt man selbst ganz gut in die Opferrolle. Er hat mich nie verstanden, ich mußte mich trennen. Das ist unfair, und das muß Dir eigentlich keiner sagen. Kommuniziere offen mit ihm und sag ihm, was Du von ihm erwartest und was Du für ihn empfindest. Aber höre auf zu testen, ob er auf Anhaltspunkte so reagiert, wie Du es erwartest. Das ist Teenagerniveau und Deiner nicht würdig. Du bist erwachsen, man kann von Dir offene Kommunikation erwarten und kein Katz- und Maus-Spiel.

Zitat:
Und dann war irgendwann der Zug abgefahren. Wenn er mich jetzt nach meinen Gefühlen fragen und ich ihm die Wahrheit sagen würde, würde ihn das tief verletzen. Deswegen schweige ich. Und ich lüge.


Lies Dir diesen Satz genau durch. Lies ihn mehrmals. Lies ihn Dir laut vor. Lies auch meine Geschichte. Dann lies Deinen Satz noch einmal. Und dann schau in den Spiegel. Was siehst Du da?

Zitat:
Ich habe mich vor zwei Monaten mit meinem Ex getroffen. Wir haben bis tief in die Nacht geredet. Meine Absicht dahinter war, dass wir uns so gegenseitig helfen, alles zu verarbeiten, denn ich war das ganze Jahr über allein mit meinen Gefühlen.


Bist Du Dir hier selbst gegenüber ehrlich? Du triffst Dich mit ihm um zu verarbeiten? Wirklich? Sei ehrlich! Verarbeitung geschieht nicht mit dem Partner, an dem man eigentlich noch hängt. Ein klärendes Gespräch kann helfen, aber durch die Trennung mußt Du alleine durch, sonst kommst Du niemals los.

Zitat:
Er hat sich verändert. Aber die Seiten an ihm, die ich geliebt habe, die hat er behalten.


Hier liegt doch der Hase im Pfeffer! Wieso spielst Du dann dieses Spiel mit Deinem aktuellen Freund? Was hat die arme Sau verbrochen, von Dir so ausgenutzt zu werden? Du willst Deinen Ex zurück. Er hat seine guten Seiten behalten und den Müll abgelegt. Sicher bist Du Dir noch nicht, kann ja sein das er schauspielert. Also behält man mal den Freund und tastet sich langsam an den Ex ran. Das nennt man warmhalten und ist mitunter das schäbigste, das es gibt.

Zitat:
Wir haben uns noch zwei Mal getroffen. Wieder nur geredet. Aber selbst das empfinde ich ja auch irgendwie als Betrug, zumindest auf emotionaler Ebene, und zumal ich meinem Freund ja nicht die Wahrheit darüber gesagt habe, wo ich bin.


In Deinem Fall sehe ich das auch als Betrug. Du bahnst nämlich wieder eine Beziehung an. Verarbeitung ist hier nicht.

Zitat:
Ich denke morgens beim Aufwachen und abends beim Einschlafen an ihn. Ich bin ständig den Tränen nahe, aber mein Neuer merkt es nicht wirklich. Nur insofern, dass ich in seinen Augen ständig schlechte Laune habe und motzig bin.


Gedanken lesen gehört nicht zu seinen Fähigkeiten. Das können nur sehr wenige Menschen. Dummerweise vertraut er Dir ja auch noch, wie soll er also jemals darauf kommen, das Du ihn gerade, gelinde gesagt, vollkommen verarschst? Die Verantwortung kannst Du nicht abwälzen: Da wirst schon Du ]für einen Schlußstrich sorgen müssen. Du kannst es auf eine saubere Art machen oder unsauber. Deine Entscheidung.

Zitat:
Wir haben für Ende Mai Urlaub zusammen gebucht. Wenn ich Ar. in der Hose hätte, würde ich jetzt sofort Schluss machen und den Urlaub stornieren.


Du willst jetzt da keine Antwort drauf, oder?

Zitat:
Aber es wäre sein allererster richtiger Urlaub, er freut sich so sehr darauf. Und ich habe noch eine winzige Rest-Hoffnung, dass ich im Urlaub emotional wieder zu ihm finde. Weiß aber auch, dass das eigentlich Blödsinn ist und ich nicht aus Mitleid fahren sollte und mich dort selbst nachher zehn Tage wie gefangen fühle. Aber ich habe auch irgendwie das Gefühl, dass ich ihm zumindest das schuldig bin, nachdem er seine Wohnung und den Großteil seiner Möbel für mich aufgegeben hat und nachdem er meine Launen erträgt und trotzdem lieb zu mir ist.


Du bist ihm nichts schuldig. Du liebst ihn nicht. Ihm einen schönen Urlaub vorheucheln macht es nicht besser. Glaub mir, ich bin in der Lage wie Dein Freund. Meine Ex kam plötzlich ohne Vorwarnung mit Ich habe keine Gefühle mehr, die für eine Beziehung reichen. Keine Chance für mich, kein Warnung, keine Unstimmigkeiten, kein offenes Wort im Vorfeld, keine Warnsignale irgendeiner Art. Sogar noch Urlaub geplant, neue Lattenroste gekauft und und und. Sie hat damit die Beziehung so sehr entwertet, das ich im Moment überhaupt nichts mehr davon als positiv empfinde. Ich komme mir belogen und betrogen vor, obwohl sie vielleicht nicht mit einem anderen Mann was hatte. Betrug findet meiner Meinung nach immer auf emotionaler Ebene statt.

In dem Zusammenhang von Schuld zu reden ist Unsinn. Er ist mit Dir zusammengezogen. Es war seine Entscheidung, das zu tun. Er wusste, daß Du noch nicht stabil bist und hat sich auf die Beziehung eingelassen. Er wußte, daß eine Beziehung zerbrechen kann. Er wußte vielleicht nicht, daß Du ihm eine Show ablieferst. Aber auch das ist keine Schuld. Das ist Dein Verhalten und es zeigt Dir, daß Du dringend mal an Dir arbeiten solltest. Am besten, bevor Du wieder in eine Beziehung egal mit wem stolperst. Du bist unehrlich. Dir selbst gegenüber als allererstes und damit auch gegenüber den anderen Menschen in Deinem Leben. Du bist ja nicht nur Deinem Freund gegenüber unehrlich sondern auch Deinem Ex-Freund gegenüber. Willst Du das sein, unehrlich?

Zitat:
Was ich in der Zeit über mich selbst gelernt habe: Dass ich unfähig bin, Entscheidungen zu treffen. Das war ich bei der Trennung vor nunmehr über einem Jahr und bin es jetzt wieder.


Noch ein deutlicher Hinweis, daß jetzt mal Selbstreflexion und Alleinsein angesagt wäre. Ohne permanente Ablenkung. Das heißt nicht, daß Du ins Kloster gehen sollst. Aber Du solltest Dich mal mit Dir beschäftigen und Dich nicht von der Welle der Verliebtheit wegreissen lassen.

Zitat:
Ich habe wohl nie aufgehört, meinen Ex zu lieben. Und da ich immer wieder von ihm gehört habe - zu unterschiedlichen Zeitpunkten - dass er auch noch viel für mich empfindet, konnten wir uns nie voneinander lösen.


Deine neue Beziehung ist ein Lückenfüller. Das muß beiden klar gewesen sein, auch wenn es dann letztendlich schwerfällt zu akzeptieren.

Zitat:
Wir werden uns in einer Woche wieder sehen, und dann wird es Zeit für eine Aussprache ohne Umwege. Möglicherweise sagt er mir ja jetzt auch, dass er endlich mit mir durch ist. Vielleicht kann ich mich auf meinen Freund einlassen, wenn ich weiß, dass es für uns keine Chance mehr gibt.
Aber die Wahrscheinlichkeit ist nicht sehr groß, schätze ich.


Ziemlich miese Tour, die Du da reitest, findest Du nicht?

Zitat:
Ob ich Angst vor dem Alleinsein habe? Keine Ahnung, ich war es nie. Aber mir ist auch klar, dass ich keine Beziehung aufrecht erhalten kann, in der ich emotional nicht dabei bin. So oder so.


Du tust es aber. Schon seit längerem. Und der Absatz oben bedeutet, Du wirst es weiterhin versuchen, wenn es mit dem Ex nichts wird...

Zitat:
Ich habe vermutlich so ziemlich alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann, ich weiß.


Noch einmal: Du hast gehandelt, wie Du in dem Moment handeln musstest. Du kannst daraus lernen. Auch aus dem Schmerz lernt man.

Zitat:
Aber dafür habe ich ja auch die Quittung. Ich würde allerdings eine Menge dafür geben, wenn mein Freund nicht auch noch darunter leiden müsste. Ihm kann ich eigentlich nur Naivität vorwerfen, dass er geglaubt hat, ich könnte problemlos von einer Beziehung in die nächste wechseln. Aber Gleiches muss ich mir selbst ja auch vorwerfen.


Deine Unehrlichkeit ist in meinen Augen das einzige Problem. Das kannst Du Dir vorwerfen. Denn Du hast es erkannt und handelst trotzdem weiterhin so. Das ist nicht in Ordnung, und dafür bekommst Du die Quittung. Nicht für Deine Trennung, nicht für die neue Beziehung. Beides war in dem Moment richtig und wichtig für Dich. Lügen ist niemals eine Option und führt immer zu schlechten Ergebnissen.

Räum endlich mal auf bei Dir. Dein Müllhaufen wird durch die Lügerei und Heuchelei nur größer und Du verzweifelter. Und damit meine ich nicht Trenne Dich von Deinem Freund und renne zum Ex. Das räumt keinen Müll auf, das prodzuiert noch mehr Müll.

Liebe Grüße und viel Kraft
Manfredus

20.04.2014 08:26 • #13


E
Hallo Jinx,

darf ich fragen wie Deine Situation weiter ging bzw aktuell ist.
Hat sich etwas geändert?
Bist du nun mit dem Thema klarer ?

Vielen Dank

02.01.2024 15:43 • #14


I
Das Thema ist zehn Jahre alt die TE ebenso lange nicht mehr hier aktiv

02.01.2024 16:00 • x 1 #15


A


x 4




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