Vielen Lieben Dank für alle Antworten. Ich bin aus München zurück und leider hat mir mein Anschlussschlafplatz abgesagt. Also bin ich nach Hause. Die Kinder sind bei Oma, sie mit ihrem neuen Möbel kaufen. Ich war etwas zu Essen zu holen und als ich wieder kam stand sie mit ihrem neuen im Auto vor der Tür, fuhren an mir vorbei und sie lächelte mich so komisch an. Das hatte ich noch gebraucht.
Ich nutze diese Zeit und schreibe dir öffentlich einen Abschiedsbrief. Du wirst ihn nicht lesen. Aber ich hoffe es geht mir danach besser und vielleicht hilft er dem ein oder anderen der das auch mal liest... Wer weiß, ich hoffe dich endlich loslassen zu können und zu verzeihen. Dir, mir und unseren Kindern.
Wir haben uns 2007 kennen gelernt. Wir waren beide jung. Du 20, ich 21. Du warst neu in der Stadt. Bei unserem ersten aufeinandertreffen interessierte ich mich für eine andere, die mir dann gänzlich unsympathisch war. Ironischerweise nannten wir unsere Tochter nach ihrem Namen.
Ich erinnerte mich an dich zurück. Ich bekam deine Nummer heraus und ich schrieb dir. Ich war auf einem langen Einsatz. Ich war zum G8 Gipfel in Rostock eingesetzt und wir haben oft geschrieben. Und danach sollte es endlich klappen mit unserem Treffen.
Wir küssten uns zum ersten mal hier an der Bank vor dem Justizpalast...
Deinen 20 Geburtstag feierten wir hier hier zu viert in einer Bar. Weißt du noch wie damals J. an diesem Abend sich von seiner Freundin trennte?! Was ein Gefühlsklotz
Aber uns war das egal. Wir hatten unser erstes Mal an diesem Abend.
Und am 3. August fragte ich dich, ob wir nun zusammen sein wollen... Deine Antwort war ja.
Du hast mich damals in meiner Wohnung überrascht, an meinen Geburtstag und erinnerst du dich an die Sache mit dem Mantel und den Stiefeln vor meiner Tür? Ich muss grinsen wenn ich daran denke...
Die Jahre vergingen, wir waren gerne zusammen Essen. Frühstücken, Abendessen. Ich habe es verpennt mit dir zu reisen. Mein Job schickte mich durch die ganze Republik. Jedes Wochenende. Ich war in dieser Hinsicht antriebslos. Das tut mir leid!
Ich bin umgezogen in eine neue Wohnung. Du hast mir geholfen. Du bist umgezogen. Ich half dir...
Weißt du noch als die Heizung in deiner Wohnung ausgefallen war? Es war so schrecklich kalt du hast immer deine eiskalten Füße an mir gewärmt. Oder als ich dich, wie so oft von deiner Arbeit abgeholt hatte und die Typen am Fenster waren? Du hast dich unter der Decke versteckt
Ich habe dir immer einen Brief zum Geburtstag geschrieben. Am Ende nicht mehr. Das war unendlich dumm.
2011 sind wir zusammengezogen. In unsere erste gemeinsame Wohnung. Nach einigem Hin und her. Aber wir haben es getan. Die Wohnung war schön. Sie war perfekt für uns beide. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir beide dass ich das Aufstiegsstudium beginnen werde. Ich erinnere mich bis Heute an die Situation am Parkplatz. Als ich losfuhr und wir uns umarmt hatten. Wir hatten beide Tränen in den Augen. Und ich wußte dass es schwer werden wird. Die räumliche Trennung, die Distanz und ja, ich hatte Zweifel dass wir das schaffen. Aber Hoffnung!
Nach zwei Monaten hast du angerufen. Sagtest mir du seist schwanger! Ich hatte gerade etwas getrunken und habe dich überhaupt nicht verstanden.... Ich muss gerade wieder lachen. Am nächsten Tag fuhr ich sofort nach Hause.
Auch diese Szene, ich kam zur Tür hinein und du lagst weinend im Schlafzimmer! Und gab dir die Antwort die du dir erhofft hast. Und die du letztlich auch schon kanntest, da du wusstest wie ich die Dinge im Leben angehe.
Wir haben uns gemeinsam entschieden mein Studium fortzusetzen.
Und dann begannen die Probleme. Du musstest ins Krankenhaus. Im Januar 2012 stand für mich außer Frage das Studium abzubrechen und zurückzukommen. Dir beizustehen. Und wir haben es geschafft.
Weißt du noch, weil die Hebamme so blöd war du erst nicht ins Krankenhaus wolltest als es soweit war und ich meinte, worauf sollen wir noch warten?!
Ich habe nie aktiv hinterfragt in meinem Kopf warum du schwanger geworden bist. Mir war klar dass ich Verantwortung übernehmen muss und das mit dir will! Ehrlich gesagt war ich glücklich, auch gestresst, aber glücklich.
Dann war er da. Der große. Du ganz durchgefroren mit viel zu wenig Decken in diesem Zimmer. Wir haben die Jacken auf dich gelegt. Aber es war geschafft. Eine neue Aufgabe erwartete uns.
Du hattest dich nach der Schwangerschaft unwohl gefühlt ob deines Äußeren. Es war mir egal. Du warst meine Frau, nicht ehelich, aber du weißt dass das für mich keinen Unterschied machte. Du warst es! Ob mit oder ohne Ring.
Du warst und bist eine tolle Mutter. Fürsorglich, immer bemüht. Ich wünschte ich hätte mir mehr von dir aneignen können. Und du in manchen Momenten von mir. Wir haben zusammen entschieden dass ich das Studium wieder fortsetze. Und es war eine verdammt harte Zeit. Getrennt von euch, mit der Angst viel zu verpassen von euch, mit Prüfungsdruck und dem Pendelstress.
Und wir haben beide entschieden dass du in diesem Hotel im Osten arbeiten willst. Ich bin mit dir mit. Habe den Umzug organisiert, wir hatten Hilfe bei der Wohnungsrenovierung und du hast sie ausgesucht. Sie war schön. Kannst du dich an den Gestank der Firma erinnern an schönen Tagen wenn die gelüftet hatten?
Du hast dort viel gearbeitet. Gastronomie war deine Stärke. Dein Studium tauchte nicht mehr großartig auf Du hattest so große Prüfungsangst und hast dich vielleicht auf mich verlassen?! Und ich habe das auch zugelassen. Ich habe dir mal gesagt ich würde mich nicht trennen nur weil du dein Studium verhaust...
Die Dinge dort im Hotel liefen nicht so wie erwartet. Du hast viel gearbeitet, dich mit dem Chef überworfen und ich war todunglücklich. In einer Gegend wo ich keinen kannte, oft alleine mit unserem Sohn und du soviel arbeiten. Und auch durchaus überfordert... Aber wir haben das irgendwie hinbekommen.
Weißt du noch Sylvester 13/14 als ich oben in der Wohnung alleine saß und du gearbeitet hast? Ich war sauer. Aber letztlich war es nur ein Jahreswechsel. Ich habe genörgelt, ja, ich war einfach unzufrieden.
Letztlich sind wir wieder zurück gegangen. Warum weiß ich bis Heute nicht. Für mich? Eher nicht. Du konntest dort selber nicht mehr. Das war aufreibend und nichts was dir versprochen war ist eingetreten.
Deine Mutter ist krank geworden. Ich habe dir zugehört, habe sie in die Klinik gefahren. Stand hinter dir.
Wir waren zurück in unserer Heimatstadt und ich war glücklich. Unendlich glücklich. Wir haben schnell eine Wohnung gefunden. Sie war schrecklich. Laut, etwas klein, aber wir kamen erstmal unter. Du hast sie eingerichtet, das Kinderzimmer, das Wohnzimmer. Schön hast du es gemacht.
Du sagtest mir du willst wieder studieren, aber du warst doch nur in deiner Arbeit. Und ich fragte mich warum...
Während der Zeit im Osten und während des Studiums eskalierte meine Sucht. Ich habe nie jemanden geschadet, es hat nie jemand mitbekommen. Meine Trauer euch nicht zu sehen, der Prüfungsdruck und die Verantwortung als Vater. In einer Gegend die ich hasste. Dieser Strudel wurde schlimmer.
Und im März 2015 fasste ich all meinen Mut zusammen und beichtete dir alles. Und ich wußte du würdest bei mir bleiben.
Ich habe mir Hilfe gesucht, eine Einzeltherapie gemacht, 3 Jahre eine Selbsthilfegruppe besucht und WIR haben es geschafft.
Du hättest dir mehr Einbindung gewünscht. Aber ich hatte Angst dich Co-Abhängig zu machen. Du wolltest immer unabhängig sein und warst es doch eigentlich nie, wie hätte ich dich da noch mit reinziehen können?! Ich habe dir erklärt warum ich so handel wie ich handel.
Du wolltest zurück ein zweites Kind. Ich haderte etwas aber letztlich ja. Das hat uns komplett gemacht. Du bist schwanger geworden und kurz vor der Geburt sind wir in unsere neue Wohnung gezogen. Wieder ein Umzug =)
Und du hast wieder die Kinderzimmer eingerichtet und die Farben ausgesucht. Das konntest du einfach.
Im OPSaal kam unsere Tochter. Ich war neben dir. Als sie da war habe ich geweint. Wir waren froh als du wieder zuhause warst.
Du wolltest sie zuhause betreuen bis zum 3. Jahr und dann dein Studium fortsetzen. Ok, ich habe es mitgetragen. Ich habe für uns gesorgt. Aber von deinem Lebensplan habe ich immer weniger gehört.
Wir wurden uns fremd. Der Alltag packte uns. Ich kam wenig an dich heran. Vieles hast du sofort als Kritik aufgefasst und damit kannst du nicht umgehen. Und ich habe mir in meinen Frust den Kanal über die Ironie gesucht. Du warst nicht ehrlich zu mir, deinem Partner! Du hast alles gewusst über mich. Ich war immer ehrlich, hatte keine Geheimnisse.
Wir sind letztes Jahr endlich in unserem gemeinsamen ersten Urlaub gefahren. Ich fand ihn schön mit euch. Du fandest ihn schrecklich aufgrund der Sache am Olympiaturm. Du wolltest es, wie du sagtest, unserem Sohn ermöglichen diese 20 Sek auf diesem Drachen zu reiten und hast dich dafür 90 Min in dieser Hitze in die Schlange eingereiht. Und ich konnte es nicht fassen, da ohnehin ein ganzer Tag Freizeitpark geplant war und das nicht notwendig war. Und ich sagte zu dir, frustriert, wenn du mal überall in deinem Leben diese Maßstäbe anlegen würdest wie in der Erziehung. Du hast geweint und es versteckt. Und ich war unglaublich getroffen. Ich wollte dir nicht wehtun. Ich wollte das nie. Abends im Hotel habe ich mich entschuldigt. Für dich war es hier bereits zu spät.
Als wir wieder zurück waren schmiedeten wir Pläne für die nächsten Urlaube, ich war euphorisch. Du hast es da schon gewusst dass du nicht mehr willst.
Ich habe ein Reise nach Malta mit dir geplant, wollte dir dort den Antrag machen. Ich guckte nach Ringen mit unserem Großen, aber ich spürte wie du mir entgleitest.
Und dann kam der 18.09. Der Tag an dem du dich getrennt hast.
Für mich fiel eine Welt in sich zusammen. Ich war frustriert, verletzt, getroffen und wollte es nicht wahr haben. Ich bin dir nachgelaufen, habe dir einen Brief geschrieben und Blumen geschickt. Ich wollte mit dir reden. Aber du hast es schon nicht mehr zugelassen.
Du hast angefangen mich oft zu belügen. Es waren soviele, ich kann sie gar nicht mehr zählen.
Und deinen neuen kanntest du auch schon länger. Aber es ist ja irgendwo niemandes Schuld. Er ist einfach Symptom für unsere Beziehung der letzten Jahre. Ich habe dir nicht mehr das Gefühl gegeben die beste Frau an meiner Seite zu sein. Obwohl ich dich oft fragte ob du reden willst, wenn etwas nicht stimmt, ich deine Nähe gesucht hatte, die du auch oft abgeblockt hast, ich dir in schweren Momenten sagte dass ich dich liebe und du deinen Job gut machst.
Du wolltest schon gar nicht mehr hören...
Ich habe die letzten Wochen vor allem versucht ein guter Vater zu sein und vor allem unseren Sohn zu zeigen wie sehr ich ihn liebe.
Du warst eiskalt zu mir, hast mich abgewiesen, meine Nachrichten, wenn überhaupt nur halbherzig beantwortet. Und ja, Heute weiß ich auch dass ich dich damit nur noch mehr in die Enge getrieben habe.
Aber ganz ehrlich, hätte es anders einen Unterschied gemacht?! Der neue war schon so früh da und unsere 11 Jahre waren für dich abgehakt. Du hast und hättest mir keine Chance mehr gegeben. Also tröste ich mich mit dem Gedanken alles versucht zu haben.
Du lässt dich jetzt einladen, nach Lanzarotte, Wellness am Tegernsee und vieles mehr. Du sagst Geld sei ihm egal und du nimmst das jetzt einfach mit.
Sagst mir auch ich wäre einfach zu geizig gewesen. Mir war aber eine gleichwertige Partnerschaft wichtig. Und dass war sie nicht. Ich hatte die Miete bezahlt, die Autos, du bekamst Kindergeld, deinen Lohn und Haushaltsgeld von mir. Und als du ein neues Bett wolltest und ich sagte ja dass muss dann wieder ich zahlen... Da wunderst du dich? Überhaupt, du hast auch materielle Gründe für die Trennung vorgetragen. Das fand ich sehr schlimm, da ich jeden Euro dafür gespart habe, uns die Wohnung kaufen zu können in der wir glücklich und alt werden.
Alles Schall und Rauch. Während du jetzt gerade in diesem Moment bei deinem neuen bist, 10 Jahre älter, kinderlos und dich freust, sitze ich mal wieder hier und denke nach und grübel.
Suche alle Schuld bei mir und trauer dir hinterher. Hoffentlich nicht mehr lange liebe I.
Ich danke dir für wundervolle 11 Jahre, für 2 wundervolle Kinder, für wundervolle Momente, für deine Loyalität, für deine Treue, für den Menschen I. den ich solange verteidigt und wahrhaftig geliebt habe.
Ich hoffe dir wird irgendwann klar, welchen Menschen du von dir gewiesen hast!
Und für mich hoffe ich, dass es mir nochmal leichter fällt loszulassen wenn ich diesen Brief gesendet habe.
Du warst einfach alles für mich....
26.01.2019 20:06 •
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