Ihr Lieben,
ich würde gerne hier auch meine Geschichte erzählen. Letzte Woche ist auch für mich (m, 39) die Welt zusammengebrochen. Meine Verlobte (34) hat sich, als wir drauf und dran waren, unsere Hochzeit zu planen, von mir getrennt. In dem letzten Gespräch, das wir hatten, sagte sie mir als Begründung, sie würde mich nicht innig genug lieben, um mit mir alt werden zu wollen.
Ich möchte die Geschichte etwas ausführlicher erzählen. Sie und ich waren 10 Jahre zusammen. Am Anfang waren wir ineinander verknallt, woraus sich, meinem Empfinden nach, über die Jahre eine vertrauensvolle, innige Liebe entwickelt hat. Generell würde ich sagen, wir haben eine harmonische Beziehung geführt mit wenigen Streits. Am Anfang hat es ein paar Mal geknallt, dann aber wurde es immer vertrauensvoller und Zoff gab es dann eigentlich sehr sehr wenig.
Sie hat Physiotherapeuthin gelernt, hat anfangs noch bei ihren Eltern gewohnt. Nach ca. 2 Jahren in ihrem Beruf (und einer ersten eigenen Wohnung, sie wollte nicht gleich vom Elternhaus mit mir zusammenziehen, was ok war) hat sie aber eine Neurodermitis entwickelt, die es ihr schließlich unmöglich gemacht hat, weiter in ihrem Beruf zu arbeiten. Zum Glück wurde die Krankheit als Berufskrankheit anerkannt, sie konnte ein 3-jähriges Studium aufnehmen. Da der Studiengang nicht hier angeboten wurde, war eine Fernbeziehung für die nächsten 3 Jahre die Folge. Dass ein ge¬mein¬samer Kinderwunsch deswegen nach hinten angestellt werden musste, war für mich kein Problem. Ich habe auf sie gewartet. Letztes Jahr war es dann so weit. Sie war fertig, hat hier auch einen Job gefunden, wir sind zusammengezogen. Bis auf kleinere Zoffs, Revierabsteckungen möchte ich es mal nennen, war es auch hier schön. Wir waren beide in einen reichen Freundeskreis integriert, haben viel unternommen, und in gegenseitigem Einvernehmen beschlossen Kinder zu bekommenund davor auch zu heiraten. Der Antrag sollte nicht zwischen zwei Semmelbissen am Frühstückstisch kommen. Ich hab ihn ihr schließlich während einer 3-wöchigen USA-Reise gemacht, sie hat freudig angenommen und bei der Rückkehr stolz allen erzählt, wir seien jetzt verlobt und hat den Ring hergezeigt.
Als wir zurückgekommen sind, wurde es für uns beide in der Arbeit etwas stressiger, Alltag zog ein. Aber es gab auch eine Situation, in der wir noch mal über unsere Verlobeung geredet haben, die 10 Jahre, die wir schon zusammen sind, und all die Schwierigkeiten, die wir in dieser Zeit gemeistert haben. Am Ende fiel sie mir aber glücklich um den Hals.
Vor ca. 3 Wochen fing dann aber alles an, in Schieflage zu geraten. Nach einem Arbeitsbesucht auf der Wiesn (Münchner Oktoberfest), war sie fast die ganze Woche krank. Am Samtag drauf hat sie gesagt, sie müsste mit mir reden. Es würden Probleme in die Beziehung einziehen, die sie nicht angesprochen hätte, was ihr Fehler gewesen sei. Sie habe das Gefühl, wir würden nebeneinander herleben. Innigkeit würde fehlen. Zusätzlich würde sie Gefühle für jemand anderen entwickeln. Wir haben dann lange geredet, eine „Pause“ stand im Raum, letztendlich ist sie dann aber über Nacht zu ihren Eltern gefahren, um nachzudenken. Als sie am nächsten Tag zurückkam, wollte sie es weiter versuchen. Ich war einverstanden, hab aber zur Bedingung gemacht, dass jeglicher Kontakt zu diesem anderen abgebrochen wird. Sie hat es versprochen.
Die nächsten drei Tage habe ich mein Bestes gegeben, um sie spüren zu lassen, wie sehr ich sie liebe. Es wurde aber immer verkrampfter, und ich immer misstrauischer. Am Donnerstag Abend schließlich habe ich was gemacht, wozu ich dachte nie fähig zu sein. Ich hab in ihr Handy geschaut und einen Whats-App-Nachrichtenverkehr eindeutiger Art gefunden. „Es tat so gut, dich zu sehen.“ „Deine Umarmung heute hat so gut getan.“ Und Kuss-Emoticons.
Ich bin dann verbal ausgeflippt, hab dann meine Sachen gepackt und bin bei Freunden über Nacht untergekommen. Ihr habe ich gesagt sie soll bis morgen verschwunden sein, seitdem lebt sie bei ihren Eltern.
Mit dem Typ ist aber nichts gelaufen, hat sie mir versichert. Ihre Eltern, mit denen ich Kontakt habe, haben das auch noch mal unterstrichen.
Ich hatte mit ihr seitdem 2x Kontakt. Beim ersten Mal versuchte sie mir „ aus Respekt“ zu erklären was passiert sei. Die innige Liebe sei einfach weg, und so könnte sie nicht mit mir alt werden. Das sei schon länger so, sie habe es sich nur nicht eingestehen wollen. Das habe ich im ersten Moment so akzeptiert. Dann aber nachgedacht und um ein zweites Treffen gebeten und ihr mal die Dinge an den Kopf geschmissen, die ich mir dazu denke.
Nach 10 Jahren kann man nicht mehr so verknallt sein, wie am Anfang. Was wir haben, ist eine gute, gewachsene Beziehung, die innig war, und unsere Schritte waren wohlüberlegt. Sie soll echt darüber nachdenken, was sie hier aufgibt. Denn zusätzlich zu unseren Problemen hat sie sich hier durch ihre Aktion – sie hat ja auch gelogen, als sie mir versprochen hat, den Kontakt abzubrechen – vom gesamten Freundeskreis isoliert. Sie hat noch eine Freundin – Ärztin, ihre Trauzeugin, - die am Wochenende fast nie Zeit hat. Eine andere, deren weiteren Freundeskreis sie blöd findet. Es waren beide Male kurze Gespräche, ca. 20 Min. lang. Beide Male war sie kalt und hart. Ich hab sie gar nicht wiedererkannt.
Alle Freunde, Bekannte und Verwandte verstehen es nicht und können es sich nicht erklären.
Ihre Eltern sind mir gegenüber sehr nett, wir kommunizieren wegen der Wohnung, ich habe ihr gegenüber eine Kontaktsperre verhängt,verstehen es auch nicht. Ihre Mutter ist völlig am Boden zerstört.
Ich übernachte momentan meistens bei meinem besten Freund auf der Couch, will mich langsam wieder an die Wohnung gewöhnen und dort auch bleiben. Das ist ja auch so ne Situation, mit der man klarkommen muss.
Alle, die sie kennen und denen ich von der harten Art erzähle glauben, die hat das alles noch gar nicht so richtig realisiert. Viele glauben sie würde in zwei Wochen wieder vor der Tür stehen. Nur, was mache ich dann?
Ich versuche gerade einfach mein eigenes Ding durchzuziehen.
Danke fürs lesen und eure Kommentare,
Gu-Manchu
25.10.2015 11:56 •
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