Guten Abend.
Eigentlich sollte ich nicht schreiben. Vorweg, ich stehe zu meiner Entscheidung, es bleibt dabei. Und trotzdem tut es verdammt weh.
Vor einem halben Jahr habe ich mich in einen Kollegen verliebt. Im Sommer kamen wir zusammen. Es ist ein toller Typ, der ist anständig, ist fleißig, irgendwie so ein Typ Traummann. Ich fand ihn toll, er ist so ganz anders als ich und ich glaube, das hat mich an ihm gereizt.
Wir arbeiten nicht in den gleichen Bereichen. Aber wir sehen uns schon öfter mal.
Ich habe wirklich viel um die Ohren. Wir wohnen beide nicht am Arbeitsort, hier ist es teuer und München ist heiß begehrt. Wir wohnen im Umland und man fährt sowohl von ihm aus als auch mir aus eine gute Stunde ins Büro.
Das kostet schon mal Nerven ohne Ende. Ich wohne bei meinen Eltern im Haus, zwar mit eigener Wohnung, aber es wird erwartet dass ich mit helfe. Außerdem bin ich noch viel unterwegs, da ich in einem Verein Hockey spiele. Ich bin fast jedes Wochenende weg, entweder Training oder ich bin selbst als Trainerin unterwegs. Ausserdem helfe ich am Wochenende viel bei meinen Eltern, großes Grundstück. Und dann gibt es noch Freunde, die ich sowieso selten sehe.
Mein Freund war anfangs immer auf Abruf bereit. Mir fiel das schwer, aber er hat irgendwie immer Zeit. In meinen Augen fast zuviel. Zwar hat er Hobbys, aber ich kenne kein Wochenende, an dem er von sich aus mal sagte, Hey Schatz, hab heute keine Zeit. Meistens war ich diejenige, die sich meldete, von ihm aus kam immer seltener was.
Er wurde sehr unzufrieden, hab ich gemerkt. Zwar hat er alles für mich getan, aber er meinte zum Ende hin, er fühle sich als Affäre, wir sahen uns manchmal einen Monat lang nicht. Klar begegnet man sich in der Kantine, aber mehr als ein Kuss war da nicht drinnen.
Ich habe geschoben und gestrichen, vieles kann ich nicht streichen an Terminen, er war in der Situation total unglücklich.
Und dennoch habe ich mich noch nie so wohl und begehrt gefühlt von einem solch tollen Mann. Ich weiß, dass er nicht lange allein bleiben wird, wenn er nicht will. Er ist vielleicht der begehrteste Typ, dem ich je begegnet bin. Zum Ende hin hat er viel allein unternommen, was für mich auch schwierig war. Ich hatte zwar keine Zeit, aber er saß wirklich viel daheim herum und irgendwann wurde ihm das zu bunt und er zog allein oder mit Freunden um die Häuser.
Es tut mir weh, ich habe aber die Beziehung trotzdem beendet, weil ich der Meinung bin, einfach zu wenig Zeit für ihn zu haben. Vor kurzem rief mich meine alte Affäre wieder an, die ich 2012 zuletzt gesehen habe, und wir trafen uns. Seit her geht es mir noch schlechter, obwohl ich dachte, dass mich das ablenken würde von ihm.
Der S. mit ihm war um Welten intensiver und ich vermisse ihn, auch wenn ich ihn ständig sehe, wird es nicht besser.
Kennt das jemand, versteht das jemand? Ich habe mich nicht getrennt, weil ich ihn nicht mehr liebe, sondern weil ich einfach keine Kraft mehr hatte, ihn zu halten, weil ich eigentlich keine Zeit für ihn habe.
14.11.2014 17:49 •
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