Scherbenhaufen nach 30 Jahren

Oh je, das klingt nicht schön...das tut mir sehr leid, ist bestimmt nicht einfach, wenn das heute noch so ist. Bist du denn nach diesen 4 Jahren geschieden? Schlimm, dass es heute noch so ist. Warum ist das noch so?
Ich fühle mich auch belogen und betrogen, gedemütigt und ernüchtert. Das Vertrauen ist schon dahin, deswegen sagt mein Verstand mir, dass es da keine Zukunft mehr geben könnte. Mein dummes Herz schlägt natürlich für ihn, flüstert mir zu, du liebst ihn doch mach einen Strich und blicke in die Zukunft, vielleicht wird das doch noch. Aber ich bin sicher, dass mein Mann dies nicht mehr möchte, auch wenn ich mir das vielleicht wünschen würde. Es ist mir ein Rätsel, warum sich meine Gefühle nicht verändern, ich liebe ihn leider genauso wie immer. Geht das weg mit der Zeit, wird das besser? Das macht mir sehr zu schaffen, ich komme aus dem Tal der Tränen einfach nicht raus. Als würde ein Körperteil von mir abgetrennt werden müssen. Warum kann ich keinen Schlussstrich ziehen und nach vorne blicken, warum wirft mich das so aus der Bahn?
Was das Rechtssystem anbelangt, hoffe ich auch, dass es nach dem Landesrecht klappt, wo wir geheiratet haben. Ich habe jedenfalls mal eine Erstberatung per Telefon oder Videokonferenz vereinbart und warte auf den Termin. Denn mein Mann ist in Europa nicht mehr gemeldet, ich muss auch hoffen, dass es fair bleibt, denn was nützt mir ein Titel, mit dem ich nichts eintreiben konnte, weil er rechtlich zumindest in den nächsten Jahren vielleicht gar nicht fassbar ist?
Außerdem habe ich noch das Problem, dass mein Mann mir angekündigt hat, dass er die Miete für unser Haus nur solange bezahlen würde, bis unser Sohn sein Abi hätte. Also verliere ich auch mein Zuhause. Zum Glück habe ich noch ein Haus im Ausland, das ich notfalls vermieten könnte, wenn es wirklich hart auf hart käme und sich die Dinge ganz entsetzlich entwickeln würden. Ich versuche mal, nicht den Teufel an die Wand zu malen!

@Heidemarie:
Vielen Dank für deinen klugen Rat, ich hoffe und wünsche mir, dass ich ihn befolgen kann. Im Grunde meines Herzens weiß ich ganz genau, dass aufgewärmte Geschichten nichts bringen und ich einen Neustart angehen muss, das ist die rationale Sicht der Dinge. Früher hätte ich mir gesagt, was soll's, auch andere Mütter haben schöne Söhne, komm, Krieg dich wieder ein und vergiss ihn, er war halt nur dein Partner einer Lebensepoche.
Aber ich bin 57, ich sehe zum Glück noch passabel aus und werde für weitaus jünger gehalten. Aber wo bitteschön, findet man heutzutage in meinem Alter nochmals jemanden, in den man sich verlieben kann? Das ist nicht so einfach, alle meine Freunde sind erstaunlicherweise verheiratet. Und Datingportale sollen für Damen in meinem Alter auch eher nicht optimal sein - habe ich bis jetzt noch nie ausprobiert. Zumindest mal nett auszugehen, wieder unbeschwert lachen können, das würde mir gut tun. Dabei bin ich eigentlich ein sehr kommunikativer Typ, finde normalerweise schnell Anschluss (oft umgezogen). Durch die Coronakrise ist das natürlich auch nicht einfacher...
Wie sieht das denn bei dir aus, hattest du bereits eine neue Beziehung oder jemanden, mit dem du Mal ausgehst?

@helfalump
Gratuliere, das war konsequent, alle Achtung, da kann ich mir ein Beispiel nehmen!
Vielen Dank auch für die Selbstreflexion, du hast natürlich überall ins Schwarze getroffen.
Die Größe des Hauses ist natürlich auch das Argument meines Mannes, da hat er ja auch nicht unrecht, es wäre für mich und Hund alleine viel zu groß.
Aber pandemiebedingt ist auch unser großer Sohn seit März 2020 fast konstant bei uns. Alles lief nur online, nichts war mit Präsenz auf der Uni, auch die Prüfungen liefen alle online. Er hatte das Pech dass er im ersten Semester noch ganz wenig Kontakte zu Mitstudenten hatte, er war sehr einsam in seinen 4 Wänden. Mal sehen, wie das im Oktober weitergeht . Hier hat er all seine Freunde und ein Sozialleben.
Mein kleiner Sohn möchte nach dem Abi auch studieren, er ist aber hier sehr auf seine deutsche Heimatstadt fixiert, daher vermute ich, dass er hier bleiben wird, auch, falls ich hier wegziehen würde.
Was das Finanzielle betrifft, so werden mehr Mann und ich unsere Kids so lange unterstützen, bis sie fertig mit dem Studium sind, da sind mein Mann und ich sicher auf einer Linie.
Ja, ich habe mir den worst case schon durchkalkuliert und auch mit meinem älteren Sohn besprochen. Im allerschlimmsten Fall, wenn mein Mann an mich gar nichts bezahlen würde (wovon derzeit nicht die Rede ist und ich dies auch nicht erwarten), würde ich das Haus hier aufgeben, mein Haus im Ausland vermieten und in meine alte Studentenbude (in der mein großer Sohn wohnt) einziehen müssen. Die Wohnung ist sehr billig, das würde ich ohne meinen Mann und Job stemmen können.
Aber das ist wirklich nur der worst case, das ist unwahrscheinlich, aber gibt mir ein gutes Gefühl, dass ich es auch ohne Unterstützung schaffen könnte
Leider arbeite ich nicht zur Zeit und es würde sehr schwierig bis unmöglich sein, nach all den Jahren einen adäquaten Job zu finden. Ich habe gestern mit meinem Mann telefoniert, er meinte, es wäre gut, wenn ich wieder arbeiten würde, da würde er mir keinen Strick daraus drehen, die Differenz würde ich bekommen. Natürlich muss so etwas erst vorher schriftlich vereinbart werden, denn Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!
Ich hatte nicht gearbeitet, weil wir alle paar Jahre in ein anderes Land gezogen waren und unser kleiner Sohn eine Entwicklungsverzögerung hatte. Es war ein enormer Aufwand über die Jahre, dass er heute endlich da ist, wo er ist. Mein Mann weiß das auch, da hatte ich wenig Wahl. Alleine die Fremdsprachen, da war unser Kleiner einfach überfordert mit seinen sonstigen Problemen.

@Heidemarie

Oh, das freut mich sehr für dich, ich kann mir gut vorstellen, was dieser einfache Satz bedeutet!
Und es macht mir viel Mut, dass man sich nach solchen Katastrophen wieder verlieben kann, das ist sehr schön für dich. Halte das Glück fest und genieße es! Du hast es geschafft, wieder Vertrauen zu empfinden und dein Leben in die Hand zu nehmen, besser geht es nicht.

@ an alle, de soblieb waren, mir auch noch so spät bin der Nacht zu antworten, ein großes Dankeschön!
Ihr habt mir das Gefühl gegeben, nicht allein zu sein. Denn meine Geschichte ist ja eigentlich nichts Besonderes, passiert wahrscheinlich jeden Tag tausende Male. Aber ihr habt euch Zeit genommen und mein elendig langes erstes Posting gelesen und mit so vielen klugen Tipps und Ratschläge n zur Seite gestanden.

Natürlich habe ich reale Freunde, aber nur eine einzige Freundin, die vor Jahren eine ähnliche ekelhafte Geschichte durchmachen müsste. Und in so einer Situation braucht man einfach den Rat derjenigen, die selbst so eine Trennung oder Scheidung durchleben müssten, es ist das Verstanden werden,. das Gemeinsame, das man durchkitten hat, das einem, also mir, eine Hilfestellung bietet.
Und ich bin wirklich - außer auf WhatsApp - sonst in keinen sozialen Netzwerken unterwegs, bin da also ein absolutes Greenhorn - by the way, wie kriege ich denn so ein nettes Herz mit Danke an den unterern Rand eines Postings?

@EsmeWetterwachs
Deine Analyse trifft es auf den Punkt. Niemand in meinem Leben war mir näher als mein Mann und es fällt mir schwer zu begreifen, dass das eigentlich nun unmöglich ist. Bevor wir ein Paar wurden, war er mein bester Freund und ich habe mich nicht in ihn, sondern zuerst in ein Bild eines edlen Menschen verliebt - der er dann in der Beziehung natürlich nicht wahr.
Das war auch anfangs ein Problem, denn ich wollte auf keinen Fall für eine kurze Beziehung meinen besten Freund verlieren! Er war auch so gar nicht mein Typ, ein paar Jahre jünger als ich, sehr unerfahren, er hätte nur eine Freundin vor mir, die ich persönlich auch kannte und ihn eigentlich an der Nase herumgeführt hat. Ich hätte immer große Sorge, dass mir diese Unerfahrenheit vielleicht eines Tages auf den Kopf fliegt. Das war einer der Gründe, warum ich auch kurz vor unserer Hochzeit so richtig kalte Füße bekam - aber ich habe mich dann doch getraut!
Es ist eben auch so, dass ich nicht nur meinen Partner jetzt verloren habe, sondern auch meinen besten Freund, mit dem ich ja auch viel geteilt habe.
Meine Eltern haben sich scheiden lassen nach 24 Jahren, einvernehmlich, mein Vater hatte auch eine midlife crisis, ebenfalls sehr heftig. Aber meine Eltern haben es geschafft, nach einiger Zeit wieder miteinander umzugehen und waren dann auch eng befreundet und haben sich gegenseitig geholfen. Ob so etwas zwischen meinem Mann und mir möglich sein wird, wird erst die Zukunft zeigen, auf welche Art und Weise wir unsere Trennung oder Scheidung über die Bühne bringen.
Im Moment jedenfalls ist das Vertrauensverhältnis natürlich katastrophal, mal sehen, ob sich das wieder zumindest auf freundschaftlicher Basis wieder entwickeln kann. Dennoch wünsche ich ihm nichts Böses, das große Glück aber auch nicht, so weit bin ich auch keine Madonna

@EsmeWetterwachs
Übrigens noch danke für deinen Tipp mit Sport. Ich habe auch tatsächlich mein Sportprogramm seit Januar noch einmal ausgeweitet, das macht mir auch sehr viel Spaß. Ich habe nach 25 Jahren wieder zu Laufen begonnen und laufe jeden Tag so zwischen 3,5 und 5,5 kmmit meinem Hund im Schlepptau (je nachdem, wie er drauf ist, hat auch er mich im Schlepptau), das tut mir richtig gut, Serotonin kann ich gut brauchen!
Dann schwimme ich auch, fahre jeden Tag 5 km mit Hund und Fahrrad, ab und zu gibt es noch Crosstrainer oder mal ein workout. Ich war früher sehr fit, jetzt auch wieder. Mein Mann war nämlich ziemlich unsportlich, ich war früher 3mal pro Jahr Schifahren (die Berge brauche ich einmal pro Jahr, da fühle ich mich so unglaublich frei, auf dem Gipfel oder hoch oben zu sein, das herrliche Bergpanorama zu genießen und die kristallklare Luft einzuatmen). Mit meinem Mann war das nicht möglich, er ist, als die Kids noch klein waren, nur sehr widerwillig mitgekommen, bis wir dann gar nicht mehr auf Schiurlaub fuhren. Ich bin dann tageweise von meinem Haus aus ab und zu mal allein oder mit meinem großen Sohn Schifahren gewesen.
Das habe ich jedenfalls beschlossen, sofern die Grenzen offen bleiben und die Zahlen es erlauben, diesen Winter zumindest in der Nebensaison ein paar Tage Schifahren zu gehen. Ist halt eine Organisationsfrage, mein kleiner Sohn müsste ein paar Tage alleine zurechtkommen und für den Hund musste ich eine Betreuung untertags finden, da mein Sohn dann von 6:30 h bis 17 h weg wäre. Na ja, Mal sehen, Hauptsache, mal Pläne schmieden und sich auf die Zukunft zu orientieren!

@Heffalump
Lol, Märchenprinz ist gut! Nein, es hatte einfach mit seinen Lebenseinstellungen zu tun, er war immer präsent, wenn irgendjemand Hilfe brauchte, er hat sich für andere eingesetzt, er hat zum Beispiel während des Studiums einem früheren Schulkollegen, der hörbehindert war, sehr oft auf der Uni unentgeltlich Nachhilfe gegeben, so etwas in der Richtung.
Ja, vielleicht hat das ja etwas Märchenprinzartiges!
Aber ausgesehen hat mein Mann damals alles Andere als ein Märchenprinz, ich fand ihn überhaupt nicht attraktiv, er hätte unheimlich viele Pickel und auch Narben davon.
Eigentlich habe ich keinen bestimmten Typ, aber die Freunde, die ich vorher hatte, waren immer sportlich, schlank, sehr fit und meist sehr groß.
Mein Mann war auch noch jünger als ich, die Reaktion meiner Freunde war auch am Anfang sehr verhalten, die meisten waren echt erstaunt. Auch mein späterer, sehr von mir geliebte Schwiegervater, selbst ein ganz anderer Typ als mein Mann, charismatisch, Künstler, war am Anfang sehr skeptisch, weil ich älter war als mein Mann und eben damals recht attraktiv, sein Sohn aber sehr unerfahren und damals äußerlich nicht sehr attraktiv.
Mein Mann hatte allerdings auch eine gute Ausstrahlung, er war (und ist) blitzgescheit, er war auf der Uni einer der intelligentesten Studenten, er hatte da schon eine bestimmte Aura um sich, weil er in den Seminaren einfach so brillant und schnell die Aufgabenlösungen parat hatte, so dass alle einschließlich der Professoren sehr beeindruckt waren. Die Einzige, die sich davon nicht blenden ließ, war ich damals, wir hatten schnell einen guten Draht zueinander.
Das Aussehen hat sich dann später übrigens sehr verbessert, bei meinem Schwiegervater war das auch so, als er noch ein junger Regisseur war, sah er ebenfalls nicht sehr attraktiv aus, erst so ab 35, 40 ändere sich das.
Ja, ich hoffe auch, dass sich alles einspielt, allerdings der Gedanke an eine neue Partnerin bringt mich schon zum Schlucken...das fällt mir schwer, diese Vorstellung, mich da an einen Tisch zu setzen. Aber es ist ja noch alles frisch, vielleicht kommt ja mit der Zeit die Akzeptanz. Vielleicht auch deswegen, weil ich mir selbst für mich auch schwer einen neuen Partner vorstellen kann, einen Freund schon, aber nicht Zusammenwohnen...