Hallo,
ich habe beim googlen dieses forum gefunden und da ich gerade sehr durcheinander bin, mich sortieren muss doch leider keinen ansatz finde schreibe ich hier mal. vielleicht bekomme ich den kleinen fingerzeig in die richtige richtung.
ich versuche mal mich kurz zu fassen:
bin seit über 10 jahren verheiratet, habe kinder. vor zweieinhalb jahren habe ich mich getrennt. ich hatte immer das gefühl es fehlt was in meiner partnerschaft. ich liebte das bild der nach außen perfekten familie die wir abgaben - hübsches paar mit hübschen
kindern... so hatte ich es mir doch schon von kind an vorgestellt. aber irgendwas stimmte nicht in dem bild - und eines tages erkannte ich, dass ich es bin - ich spielte eine rolle. fühle aber innerlich anders. hatte ein drücken auf der brust ständig.
ich habe in dem moment wo mir das bewusst ist, mehrere monate gegrübelt, habe eine therapie begonnen. paartherapie habe ich abgelehnt - ich wollte einmal was für MICH tun - wo ich doch entdeckt hatte, dass es mich selber auch noch gibt - nicht nur als
hausfrau, ehefrau und mutter. mit meinem mann konnte ich nicht offen reden. ich war innerlich schon weg.
dann kam also die trennung - und auch wenn ich es ja so gewollt hatte und ich mit den kindern im haus bleiben konnte, war auch mein leben völlig auf dem kopf gestellt und der boden unter meinen füßen war weg. ich war einerseits frei und doch gefesselter denn
je. gefesselt durch die kinder (die erste zeit nach der trennung wäre ich am liebsten komplett weg, hätte alles hinter mich gelassen, alle verantwortung abgeben - die kinder hielten mich davon ab mir was neues aufzubauen, eine neue existenz zu gründen,
vernünftige arbeit zu suchen, mir mein geld verdienen) - und gefesselt durch mein schlechtes gewissen, dass mir das was ich hatte nicht gut genug war. ich hatte mann und kinder ins unglück gestürzt - musste mir von allen seiten die vorwürfe anhören, die ich
gerne auf mich genommen habe. in der zeit haben wenig zu mir gehalten - meine eltern haben sich zwar nicht direkt von mir abgewendet, aber haben ihren unmut immer wieder bekundet, wollten mich davon überzeugen, dass es ein fehler ist, dass meine gefühle
für meinen mann nur verdeckt sind. es war sehr enttäuschend für mich zu lernen, dass blut doch nicht dicker ist als wasser. dann mein mann, der völlig fassungslos war, machte mir immer wieder die schlimmsten vorwürfe. ich wusste vom kopf, dass immer zwei
menschen zu dem gelingen oder misslingen einer partnerschaft gehören, aber alle last lag auf mir alleine.
ich war ein jahr lang völlig gelähmt, allein mein kopf hat mir geholfen zu bleiben, denn ich wusste, dass ich es bitter bereuen würde, wenn ich meine kinder verlassen würde. gleichzeitig - trotz der lähmung im alltag - sehnte ich mich immer nach meinen kinderfreien
tagen, stürzte mich in diverse affären, wo ich - rückblickend betrachtet - neben nachholen immer wieder bestätigung gesucht habe. die habe ich immer kurzfristig bekommen aber am ende ging es natürlich immer daneben. ich wollte einerseits alleine sein -
andererseits hatte ich angst ganz alleine zu sein. brauchte immer das gefühl irgendjemand ist da, eine hoffnung, eine aussicht, etwas was meine entscheidung zur trennung quasi rechtfertigt.
mit den monaten wurde ich ruhiger und ich kam auch meinen kindern wieder näher. vor einem jahr habe ich mich selbständig gemacht und versuche mir eine existenz aufzubauen. ich habe seit über einem jahr auch eine feste beziehung - allerdings ist sie oft
schwierig. auch wenn sie sehr tief ist und ich gefühle habe (und zulasse) wie noch nie zuvor, zweifel ich oft ob es auf dauer gutgehen kann. mein alltag ist geregelt, meine kinder und ich sind wieder eine einheit und die zeit, die ich anfangs an internetflirtereien
verschwendet habe, nutze ich jetzt effektiv für meinen job.das verhältnis zu meiner familie hat sich wieder entspannt, zwischen meinem mann und mir gibt es zwar immer wieder mal spannungen, aber insgesamt haben wir schon vieles regeln können.
nun kam das schreiben vom gericht mit festsetzung des scheidungstermines. da war ich noch nicht drauf vorbereitet. wir haben sie zwar eingereicht, aber ich dachte das dauert ein halbes jahr. und nun soll es in ein paar wochen schon so weit sein. das hat mich
wie ein schlag getroffen. und ich weiß nicht warum.
mit rechtsprechung der scheidung wird unser (mein) versagen dokumentiert. die letzte hintertür fällt zu. warum brauche ich diese hintertür, wo ich sie eh nicht nutzen möchte. ich mag meinen mann und bei der gemeinsamen langen zeit, gemeinsamen kindern usw
ist immer eine verbundenheit und vertrautheit da. aber wenn es keine liebe ist?
ich gebe mir selber die schuld, dass es mir nicht möglich ist das zuzulassen. ich habe mal teile des buches liebe dich selbst und es ist egal wen du heiratest gelesen - das hat es mir echt durchtrieben und seitdem gebe ich mir erst recht die schuld. hätte ich es nur
gewollt und mich selber mehr akzeptiert, hätte es auch in meiner ehe geklappt. nach dem buch hat liebe zu jemand anderem weniger mit hormonen, chemie und der kompabilität mit seinem gegenüber zu tun... sondern nur mit sich selber. also: könnten wir mit
jedem glücklich werden, wenn wir nur auf ihn eingehen und mit uns selbst im reinen sind? ist das liebe?
ich weiß nicht was ist was mir so angst macht am nächsten schritt scheidung: immer noch das schlechte gewissen, weil ich unserer familie auseinandergerissen habe? war das doch alles ein fehler? will ich nur nicht alleine sein? habe ich angst, dass ich nie wieder
einen vernünftigen (besseren) partner finde als meinen noch-mann? habe ich angst noch ein stück mehr auf eigenen füßen zu stehen? sehr viel ist auch einfach die existenzangst. dafür dass ich das was ich jobmäßig mache erst ein jahr mache läuft es gut. die
arbeit macht mir riesen spaß und ich kann sie mit meinen kindern vereinbaren (außer haus arbeiten weiß ich nicht wie das gehen soll. ich habe hier niemanden). aber davon leben? jetzt jedenfalls noch nicht und das wird noch ein wenig dauern. nur eins was ich
nicht habe ist zeit. die läuft mir davon - es geht nämlich auch noch um ein haus was ich gerne halten würde und mein mann so schnell wie möglich verkaufen möchte. aber derzeit kann ich es nicht halten und es ist natürlich ein permanenter druck da schnell geld zu
verdienen um die chance zu wahren. die kinder möchten auch unbedingt hierbleiben. ich habe angst einem verkauf zuzustimmen... dann ist es unwiederbringlich weg.
es sind also mehrere gründe warum mich der plötzliche scheidungstermin so schockt: existenzangst (wohl die vordergründigste), schlechtes gewissen, angst vorm alleinesein.
ich frag mich jetzt auf mal, ob ich doch noch mehr für meinen mann übrig habe. aber ich weiß nicht ob sie wirklich an ihm persönlich hängen. geht es mir um IHN? oder einfach um meine sicherheiten, um mein süßes leben hier im haus? und um die last die alleine
auf meinen schultern ruht, die mich erdrückt.
und was wäre, wenn er noch offen wäre für einen versuch? will ich den wirklich? oder nur so lange bis ich ihn zurückgewonnen hätte? ich habe furchtbare angst, dann wieder in der beziehung zu hängen und wieder am gleichen punkt zu landen wo ich mal war und
nicht mehr sein wollte.
ich habe übrigens zwei jahre psychotherapie gemacht - sie hat mir sehr geholfen mich zu durchleuchten und zu verstehen, warum ich so handel wie ich handel, warum ich die bestätigung suche usw. (gründe - wie immer - in der kindheit - gefühl nicht genug
geliebt worden zu sein, nicht wichtig zu sein, nicht ernstgenommen werden, auch abschiede spielten eine große rolle in meiner kindheit) dennoch ist es frustrierend: ich kann mit den erkenntnissen nichts anfangen. ich kann von außen sehen was ich tue - aber ich
kann mein verhalten nicht ändern. zwar bin ich schon weiter, aber es sind immer kleine schritte, aber nach wie vor das problem, dass ich nicht loslassen kann (konnte ich noch nie, in allen bereichen des lebens - wohl wieder kindheitstrauma abschiednehmen). ich
kann mich nicht aus den alten mustern befreien. ich dreh mich ständig weiter im kreis. und schaffe ich es mal aus einem raus, trete ich gleich in den nächsten rein.
puh, jetzt habe ich so viel geschrieben, ich weiß nicht ob man meinen gedankengängen folgen konnte tut auf jeden fall gut sie niederzuschreiben.
was will ich jetzt eigentlich wissen? vielleicht ob es normal ist, wenn der nächste große schritt kommt, dass es alles nochmal aufwirbelt und zwar so richtig, man angst vor der eigenen courage bekommt und alles was einem umgibt anzweifelt.
danke auf jeden fall schonmal fürs zulesen
11.06.2011 08:11 •
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