Zitat von hatdazugelernt:Da ich ja nicht die Hälfte zum Familienvermögen beigetragen habe, weil ich nicht ab Einschulung des Jüngsten einer seiner Meinung nach geregelten Beschäftigung nachging, wäre es unfair wenn ich die Hälfte unseres Vermögens bekäme.
Klar- darüber kann ich mich mit meinem Anwalt beraten.
Oha- was ist das denn für eine besch... Aussage. Natürlich hast du zur Hälfte zum Familieneinkommen beigetragen. Du hast deine Familienleistung erbracht durch die Kindererziehung und das Führen des Haushaltes und IHM damit den Rücken frei gehalten, seine Karriere voranzutreiben. Insofern steht dir absolut und ohne Wenn und Aber die Hälfte zu- und zwar Zugewinnausgleich genauso wie bisher erwirtschaftete Rentenpunkte- da es dir aufgrund eurer Regelung, die er ja seinerzeit mitgetragen hat, nicht möglich war, ausreichend eigene Rentenpunkte zu erwirtschaften. Zudem gehe ich davon aus dass du auch noch nachehelichen Unterhalt bekommst.
Alles im Vorfeld OHNE Anwalt zu regeln, halte ich für extrem fahrlässig. Du wirst dabei vermutlich von deinem Ex in irgendeiner Art und Weise über den Tisch gezogen, da er meint, das sei aufgrund seines Einkommens, das er in die Familie einbrachte, sein gutes Recht. Genauso war mein Ex auch drauf und fühlte sich vollkommen im Recht und wäre ich auf seinen gütlichen, außergerichtlichen Vorschlag eingegangen, hätte ich eine 6stellige Summe aus Unwissenheit verloren. Ich habe glücklicherweise die Nerven behalten, auch wenn es zwischendurch hart war.
Hier mal in Kurzform meine Scheidungs-Story ( könnte doch etwas länger werden als gewollt, dafür entschuldige ich mich schonmal):
Auch ich war- genauso wie du- schon jahrelang vom Ex getrennt, der wollte sich auch aus steuerlichen Gründen nicht scheiden lassen und auch wohl deshalb ( das gab er natürlich nicht zu), weil er seine Langzeit-Geliebte und Arbeitskollegin nicht offiziell als seine neue Freundin an seiner Seite vorstellen wollte. Vor drei Jahren dann kam er aber doch plötzlich mit dem massiven Wunsch nach einer endgültigen wirtschaftlichen Trennung- wie er es formulierte. Ich ging zum Anwalt ( vorher im Inet informiert und den mit den besten Bewertungen genommen) und reichte Scheidung ein. Ex trabte bei mir an und machte mir einen Vorschlag. Er wollte mir seine Hälfte an der Eigentumswohnung überschreiben, dafür sollte ich auf Unterhalt, Zugewinn und meinen Anteil an seiner Betriebsrente verzichten. Da ich noch keinen Schimmer hatte, wie hoch der Unterhalt sein würde und noch weniger Ahnung, wie viel seine Betriebsrente wert ist und auch nicht wusste, ob ich beim Zugewinn eventuell IHN auszahlen müsste, überlegte ich kurz. Es wäre so einfach gewesen- unterschreiben, fertig, und scheiden lassen. Aber irgendeine Alarmglocke klingelte bei mir und der Anwalt riet mir auch ab. Als er dann die Hosen runterlassen musste weil er vom Gericht dazu gezwungen wurde, war dann auch klar warum. Er hätte mich mit diesem Deal gnadenlos über den Tisch gezogen.
Beim ersten Anhörungstag vor GEricht saßen wir uns dann gegenüber- er mit knallrotem Schädel und mindestens 10 vorbereiteten Excel-Listen, die er stockend und umständlich vortrug, wie viel er angeblich schon an mich gezahlt hätte, dass die Eigentumswohnung damals angeschafft worden wäre um mich finanziell abzusichern..dass ich mich gar nicht um Arbeit bemüht hätte und locker wieder so einen guten Job bekommen könnte wie damals- vor den Kindern und nachehelicher Unterhalt daher abgelehnt würde...und...und..und...er verstrickte sich da in Nebenkriegsschauplätze. Ich hörte mir alles seelenruhig an ( also äußerlich, innerlih tobte ein Sturm), die Richterin dankte ihm für seine Ausführungen, wandte sich an mich und fragte ob ich seinen Ausführungen zustimme und ich sagte nur nein, das tue ich nicht und erzählte dann kurz und knapp, dass wir uns damals darauf geeinigt hatten, dass ich zu Hause bleibe und die Kinder erziehe, dass mein Sohn kurz darauf sehr krank wurde und ich nicht mehr hätte arbeiten können und als er seine Krankheit soweit im Griff hatte, dass er sie selber managen konnte, waren so viele Jahre vergangen, dass ich nur noch einen minderwertigen Job annehmen konnte. Ich legte entsprechende Maßnahmen vom Arbeitsamt vor, Bewerbungsbemühungen konnten dargelegt werden und ich konnte glaubhaft versichern, dass ein Mensch ( ich), der mal Abitur und eine sehr gute Ausbildung gemacht hat, ganz sicher nicht freiwillig jahrelang in diesem knochenharten Job arbeiten würde, den ich zu der Zeit ausübte zum Mindestlohn, wenn es eine andere Möglichkeit geben würde.
Ich fasse es jetzt mal im Zeitraffer zusammen: Die Richterin zog dem Ex schon am ersten Anhörungstag den Zahn, ließ durchblicken, dass sie mir in fast allen Anträgen Recht geben würde, Ex wollte es einfach nicht kapieren, es gab einen zweiten Anhörungstag, Ex versuchte den Preis nochmals extrem zu drücken, Richterin machte eine Mediation, es passte aber aufgrund der Sturheit des Ex vorne und hinten nicht zusammen, somit schrieb sie ein Urteil. Das stellte sie uns zwei Wochen später zu. Es war für den Ex desaströs. Ich bekam in nahezu allen Punkten recht inklusive UNBEFRISTETER nachehelicher Unterhalt. Eine Woche bevor das Urteil rechtskräftig wurde rief Ex mich an- mir fiel fast der Hörer aus der Hand vor Schreck und bot mir eine Einmalsumme als Abfindung an. Diese Einmalsumme war von Anfang an mein Ziel, damit man Ruhe hat, nicht alle 2 Jahre wegen Änderungsklagen vor Gericht muss und Risiken ( Arbeitslosigkeit, Zahlungsunfähigkeit aus anderen Gründen etc.) ausschließt. Da ich meine Summe ja nun genau kannte, einigten wir uns schnell, zwei Tage später Termin beim Notar und einen Tag bevor das Urteil rechtskräftig wurde, war der Deal im Sack.
Man hätte das alles viel viel einfacher haben können, wenn der Ex fair geblieben wäre aber er musste es auf die harte Tour haben- leider ! Hat uns zwei Jahre lang viele Nerven gekostet. Obwohl die Sachlage von Anfang an eigentlich klar war.