Hallo Bärbel,
es ist bei dir mittlerweile soviel Zeit vergangen, um den schlimmsten Schmerz zu überstehen. Du musst versuchen, dich nicht mehr in der Opferrolle zu sehen. Denn nur weil du mit einer Situation unglücklich bist, musst du dich nicht zwangsläufig ein Opfer sehen.
Denn das typische Opfer sieht sich deshalb unbewusst sogar gerne in dieser Rolle. Denn sie ermöglicht es, dass man sich jeglicher Selbstverantwortung entledigen kann und sich so richtig im Selbstmitleid suhlen kann. Der andere und die ganze Welt sind ja so gemein.
Sowas ist okay, das steht uns allen zu, denn es ist menschlich. Aber nach 1 Jahr solltest du es angehen, aus einer Position von Stärke zu handeln. Wie ein Erwachsener - nicht wie ein kleines Kind, das jammert, weil es zum Spielplatz wollte und es regnet. Daran hat nunmal niemand Schuld.
Wenn dich dein Mann verlässt, weil er für sich erkannt hat, nicht mehr mit dir leben zu wollen oder zu können, dann hast du das, so grausam es auch ist, zu akzeptieren. Natürlich macht es einen entscheidenden Unterschied, wie er danach, als Vater deiner Kinder, mit dir umgeht. Er schuldet dir Respekt und Höflichkeit. (plus ggf. Unterhalt etc.)
Aber wenn er durch dich hindurch schaut und er dir vermittelt, dass du nicht mehr seine Traumfrau bzw. Partnerin bist, darfst du ihm nicht vorwerfen, nur weil es dich verletzt. Das ist _dein_ Problem. So brutal es klingt, aber so ist es.
So lange du dich im Tal des Opfers bewegst, wirst du nicht stärker werden. Und nach einem Jahr könnte man fast annehmen, du willst es so. Weil du nicht loslassen, nicht akzeptieren kannst. Das spricht dafür, dass du nicht wie ein Erwachsener, sondern eher wie ein stures Kind an das Problem herangehst.
Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft, deinen Weg zu finden, an dem du die Position der Stärke finden wirst und das Opferbewusstsein loswerden kannst.
Hubi
26.06.2002 09:47 •
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