Hallo zusammen,
ich (männlich, 30 Jahre alt) stecke gerade in einer Krise, bin tieftraurig und möchte mir das gerade von der Seele schreiben. Vielleicht gibt es ja auch jemanden mit ähnlichen Erfahrungen, Ratschlägen oder aufmunternden Worten.
Ich bin oder war mit meiner Freundin jetzt ein Jahr zusammen. Wir lernten uns sehr unerwartet kennen in einer Zeit in der ich dachte ich müsse erstmal alleine sein um mein Leben in den Griff zu kriegen. Dann lernten wir uns kennen und verliebten uns sehr schnell in einander. Es hat halt einfach gepasst, gleichzeitig sehnten wir uns bestimmt auch beide sehr nach Nähe und Geborgenheit. Für mich war es ganz anders als sonst, denn es war das erste Mal dass es gleich gegenseitig war und ich hatte schnell so etwas wie ganz unaufgeregte und klare Gefühle und Gedanken (Werde mal mit dem Studium fertig, damit das eine Chance mit Euch hat) die mir auch viel Kraft gaben. Wir hatten eine sehr schöne Zeit, es hat aber auch immer wieder geknallt wenn wir wohl realisiert haben dass wir uns doch noch nicht so gut kennen wie wir wohl dachten oder es uns wünschten. Wir beide haben Probleme zu vertrauen und auch immer wieder Probleme weggekuschelt als sie zu klären und daran zusammen zu wachsen.Für mich ist es so, dass ich mich oftmals in Beziehungen verliere und mir dort gute Gefühle hole, mein restliches Leben etwas schleifen lasse und mich selber in eine Abhängigkeit begebe. Ich bin jetzt seit 4 Jahren in Therapie, habe mich sehr entwickelt und weiss das zumindest kognitiv. Ich erlebe dann die Beziehung neben dem Schönen auch sehr als Druck, denn ich meine schnell Erwartungen entsprechen zu müssen, fühle Druck und habe Angst nicht gut genug zu sein. Ihr geht es ähnlich, allerdings stellt sie eher sehr hohe Erwartungen und kann aus Unsicherheit selber sehr viel Druck machen.
Es fing vor ca. 5 Monaten an, dass ich in Momenten, in denen ich mich sehr klein, minderwertig, traurig und einsam fühlte anfing online mit anderen Frauen zu schreiben und es dann gleich wieder abzubrechen. Das Gefühl ist wie eine Leere die mir die Luft zuschnürt und kaum auszuhalten. In meiner Fantasie sehnte ich mich nach Verständnis und Geborgenheit, in den Arm genommen zu werden und mich zu öffnen, zu zeigen wie ich eben auch bin. Mein Bedürfnis habe ich nicht Mal richtig verstanden und ich überschritt damit eine Grenze zur Realität. Die Option das mit meiner Freundin oder Freunden zu teilen gab es für mich nicht, denn ich komme mit diesem Teil von mir selber nicht klar und versuche ihn weg zu schieben und immer stark zu sein. Wirklich treffen, es real werden zu lassen, wollte und will ich nicht. Meine Freundin fand es vor drei Monaten heraus, als ich mit einer Bekannten von ihr schrieb, die es ihr erzählte. Ich hatte damals schon so ein Gefühl und legte es zumindest unterbewusst darauf an. Es gab einen Knall, wir teilten viel und wollten es zusammen hinbekommen. Dass es mir wirklich nicht um jemand anders ging oder mir (S.) etwas fehlt konnte sie aber nie ganz annehmen, was ihr vorher schon sehr schwer fiel. Ein bisschen machten wir danach weiter wie bisher und sprachen in Momenten, in denen es uns schlecht ging oder wir misstrauten, nicht offen über unsere Gefühle und Ängste miteinander. In den Monaten danach unterdrückte ich diesen Impuls, bis zum letzten Samstag, als ich wieder jemandem schrieb. Diesmal einem Mann. Ich brach die Unterhaltung schnell ab und rief meine Freundin an. Das fiel mir sehr schwer aber es half, da sie sehr liebevoll reagierte. Lange Rede, kurzer Sinn: Nach einem wunderschönen Sonntag zusammen fand sie es heraus.
Danach war ich einfach nur Fassungslos. Nicht über die Trennung, ihre Reaktion, sondern darüber was ich mache. Mit ihr, aber auch generell in meinem Leben. Dass ich aus Angst und Scham Chancen nicht nutze, mich ausgeliefert fühle anstatt mein Leben zu gestallten. Ich begreife, erfühle jetzt erst richtig was ich gemacht habe. Das wir eine Verabredung haben was zwischen uns geht und was nicht, dass wir alles zusammen ausmachen oder zumindest nicht so. Das Vertrauen darauf, dass wir zu einander ehrlich sind und uns nicht verletzen die Basis ist. Dass ich mit ihr oder anderen hätte sprechen können oder es zumindest hätte riskieren sollen mich so zu zeigen wie ich eben auch manchmal bin. Fassungslos, dass es so einen Knall brauchte um das zu erkennen.
Das alles liest sich vielleicht jetzt vielleicht sehr gemein, gleichzeitig liebe ich sie sehr und war immer für sie da. Ich bin nie fremdgegangen, auch nicht im Herzen und möchte niemand anders. Ein Teil von mir wäre gerne wütend auf sie und will schreien aber ich bin doch immer da und habe nicht gemacht was Du Dir ausmalst; verändere das jetzt, aber ich habe ja etwas gemacht und kann nicht erwarten, dass sie nochmal Vertrauen zu mir fasst. Ich bin irgendwie dankbar das wenigstens jetzt begriffen zu haben und es tut mir unglaublich leid und weh sie verletzt zu haben, denn ich möchte sie ja eigentlich beschützen. Sie will jetzt erstmal Zeit für sich haben und ich muss das wohl aushalten. Vermisse sie, bin tieftraurig und will davor nicht weglaufen. Und ich sehne mich ja auch danach das anders zu leben, nach echter Nähe und Geborgenheit.
Das ist jetzt aber lang geworden Vielleicht hat der oder die eine ja Ratschlägen oder aufmunternden Worten. Danke fürs Lesen.
24.06.2018 11:53 •
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