Hallo alle zusammen,
ich denke, ich bin mittlerweile so weit, dass ich euch an meiner Geschichte teilhaben lassen möchte. Nicht die Geschichte, wie es dazu kam, dass sich mein Ex-Freund vor sechs Monaten von mir getrennt hat. Die Geschichte danach. Die, wie ich gelernt habe, klar zu kommen und wie ich zu dem Menschen wurde, der ich heute bin.
Sechs Monate ist es nun her. Das hört sich erstmal sehr lange an und jeder Außenstehende denkt wohl, dass man in einem halben Jahr über eine Trennung schon längst hinweg sein müsste. Aber wenn man mitten drin steckt, merkt man, wie die Zeit rennt. Die Zeit zieht so an einem vorbei und gerade am Anfang der Trennung konnte ich keinerlei Fortschritte feststellen.
Die ersten drei Monate:
Mir ging es mies. Mir ging es richtig mies. Ich konnte nicht atmen, ich konnte nichts denken, ich wollte sterben. Ich konnte mir ein Leben ohne diesen Menschen nicht mehr vorstellen. Er war mein Seelenverwandter – das dachte ich zumindest. Ich bin eingeschlafen und habe geweint, ich bin aufgewacht und habe geweint. Ich hatte nur IHN im Kopf. Meine Träume handelten von ihm. Mein ganzes Leben drehte sich nur noch um ihn und darum, dass ich ihn zurück wollte. Ich schmiedete Pläne, was ich anstellen konnte, dass er wieder zu mir zurückkommen würde. Sollte ich ihn eifersüchtig machen? Sollte ich die Unnahbare spielen? Oder sollte ich durch Liebeserklärungen Erinnerungen in ihm wecken? Nichts half. Jeder Versuch scheiterte. Ich war am Boden, ich fühlte mich hilflos und alleine auf der Welt. Was konnte ich tun? Abwarten? In Ratgebern hieß es, dass eine Kontaktsperre oft dazu führen würde, dass der Verlassende sich es doch noch einmal überlegen würde und es nicht selten wäre, dass die Beziehung eine zweite Chance bekäme. Auch eine Kontaktsperre half nicht. Zudem wurde ich oft schwach – ich dachte nicht nach, schrieb ihm irgendwas, rief ihn anonym an, … Nichts führe dazu, dass er sich besann. Er lebte sein Leben weiter, während ich festsaß in meinem Loch. Ich weiß nicht, wie ich den Schmerz gerecht beschreiben soll, den ich damals fühlte. Ich denke, viele von euch wissen, wie sehr es weh tut. Nie im Leben hätte ich daran geglaubt, dass ich aus diesem Loch je wieder rausfinden würde. Nicht in diesem Leben.
Ab dem vierten Monat:
Ich wurde müde. Müde, mich darum zu bemühen, ihn zurück zu bekommen. Mir gingen die Ideen aus. Ich konnte eine weitere Enttäuschung nicht ertragen. Ich wusste, dass ich mir das Leben dadurch selbst schwer machte. Ich fing an, zu akzeptieren, dass es vorbei ist. Ich verstand, dass das Leben so spielt und dass eine Trennung kein Weltuntergang bedeutet. Man gewöhnt sich mit der Zeit einfach daran. Man sammelt Erkenntnisse, Erfahrungen, die einem keiner mehr nehmen kann. Mir wurde bewusst, dass ich so einen Menschen in meinem Leben einfach nicht brauche und dass ich mir zu schade dafür bin, weiterhin um ihn zu trauern, geschweige denn mich um ihn zu bemühen. Trotzdem gab es immer noch Momente, die mich wieder zurück holten. Ich hatte oft das Gefühl, wieder am Anfang zu stehen. Doch die Rückfälle gingen so schnell, wie sie kamen und aus jedem dieser Rückfälle lernte ich etwas. Jedes Mal wurde ich stärker. Jedes Mal sagte ich mir erneut, dass alles gut ist und dass es nicht das Ende der Welt bedeutet, verlassen zu werden. Ich hatte es einfach irgendwann satt, ihn zu vermissen.
Was ich gegen den Liebeskummer und die Rückfälle getan habe, zählt zu den typischen Dingen … Mit Freunden treffen, sich auf die Arbeit konzentrieren, mit anderen Typen flirten, die Wohnung in Ordnung bringen, sich selbst am wichtigsten sein usw. Das kennt ihr ja alles schon, schätze ich. Fakt ist, dass einen solche Dinge eben gut ablenken für den Moment, aber ein Rückfall kann so etwas nicht verhindern, denn der gehört einfach mal dazu.
Ich hatte auch ein, zwei Dates, die dann im Endeffekt völlig in die Hose gingen, weil die Männer Ärsche waren und nur das Eine wollten. Das war immer so ein riesen Schlag in die Fresse – aber auch das gehört dazu und wir können aus solchen Situationen nur wachsen.
Mai 2015:
Wie ihr seht, habe ich auch ohne ihn überlebt. Klar, es hat geschmerzt ohne Ende, aber ich hatte eben keine andere Wahl, als ohne ihn weiterzuleben. Manchmal vermisse ich ihn noch, aber dann erinnere ich mich, was für ein Ar. er war und wie gut es mir mittlerweile ohne ihn geht. Und dann denke ich: „Nein, mir geht es gut.“ Ich bin mittlerweile einfach an dem Punkt angelangt, an dem ich das alles akzeptieren möchte. Er wird immer ein Teil von mir sein, er wird immer meine erste Liebe sein und ich könnte ihm niemals böse sein, wenn wir uns irgendwann wieder begegnen sollten. Ich möchte kein Hass mehr. Ich war vorher mit ihm befreundet und denke, dass es irgendwann bestimmt wieder so sein wird, weil wir uns echt gut verstehen. Ich denke, ich habe lange genug damit verbracht, zu trauern und ihn zu hassen – ich bin jetzt so weit, dass ich es akzeptiere, dass er zu meiner Vergangenheit gehört und dass die vier Jahre mit ihm wunder, wunderschön waren. Ich bin froh, dass er mir gezeigt hat, was Liebe bedeutet. Ich bin froh, dass ich ihn kennen gelernt habe und dass ich so eine tolle Zeit mit ihm verbringen durfte. Eine Beziehung würde nie wieder funktionieren, da ich einfach mittlerweile über ihn hinaus gewachsen bin und ich der Meinung bin, dass alles aus einem guten Grund passiert, den wir im Laufe des Lebens erfahren werden. So oder so sind alle die Erfahrung, die ich gesammelt habe, etwas wert – sie haben mich stärker gemacht, ich bin daran gewachsen. Das hört sich jetzt vielleicht doof und klischeehaft an, aber es ist so. Man merkt das erst im Laufe der Zeit, wenn man die ganze Situation nüchterner betrachten kann. Es ist okay, dass er noch in meinem Herzen ist. Da gehört er eben hin als erste Liebe und das ist auch gut so. Die Gedanken an ihn zerreißen mich nicht mehr, ich bin mittlerweile einfach gelassener und zufriedener mit meinem Leben wie es jetzt ist. Das alles braucht natürlich eine gewisse Zeit, die bei jedem unterschiedlich lang andauert. Aber ihr könnt mir glauben, dass wir alle irgendwann an diesen einen Punkt kommen, die Trennung zu akzeptieren, nach vorne zu schauen und darauf zu vertrauen, dass alles gut werden wird. Alles hat seinen Sinn im Leben, auch wenn es uns nicht so erscheint. Mittlerweile scheint er es sogar ein wenig zu bereuen, dass er mich verlassen hat – spielt auch keine Rolle. Fakt ist, dass ich gelernt habe, ohne ihn klar zu kommen und dass ich mir ein Leben mit ihm nicht mehr vorstellen kann. Er hat mir mein Herz gebrochen und mich enttäuscht und das lasse ich nicht noch einmal zu. Das muss natürlich jeder für sich entscheiden, aber ich schätze, wenn man an einen gewissen Punkt gelangt ist, sieht man eben das Gute in der Trennung und oft möchte man dann gar nicht mehr zurück.
Ich habe mir eine Deadline gesetzt, bis wann ich trauern möchte und bis wann ich mir erlaube, sauer zu sein: der 28. Mai 2015. Und ich schätze, ich bin auf dem besten Wege.
Ich wünsche euch allen ganz, ganz viel Kraft. Ihr werdet in einiger Zeit an meine Worte denken, das verspreche ich euch.
26.05.2015 11:43 •
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