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Religion: Mit einer Gläubigen in einer Beziehung

W
Sie fehlt mir einfach. Und ich könnte es nicht ertragen, dass wir deswegen nun Schluss machen. Außerdem glaube ich nicht, dass sie Spielchen spielt. Sonst hätte sie das gut nutzen können, um Schluss zu machen. Wir wollen aber beide es nicht einfach so beenden, weil wir so große Gefühle füreinander haben und beide denken, dass es eine Lösung geben könnte.

Und ja, ich wäre bereit gewisse Abstriche zu machen. Ich weiß nur noch nicht, wie das in der Realität aussehen würde und bis zu welchem Grad das für möglich wäre. Wie gesagt, würde ich ungern meine eigenen Kinder belügen müssen, wenn ich ihnen bei Nachfragen nicht erzählen darf, wie ich Dinge sehe.

Körperklaus hat recht, ich zerdenke das viel zu sehr. Bin leider jemand, der aus so einer Gedankenspirale kaum mehr raus kommt. Einfach ausblenden und weiter Spaß haben, dazu bin ich irgendwie nicht gemacht.

29.05.2019 19:08 • #91


W
Dann frag sie doch mal, ob sie die Kinder belügen würde, wenn die sie fragen, ob Papa auch an Gott glaubt.

Warum kannst du denn nicht einfach deine eigene Geschichte mit ihnen teilen, falls es die je geben wird?

Dass du, als du klein warst, auch an Gott geglaubt hast und das ok war, du dann aber viel gesehen und gelesen und nachgedacht hast und jetzt anders denkst?

Ich denke nicht, dass sie dir das nicht zugestehen würde.

29.05.2019 19:14 • x 1 #92


A


Religion: Mit einer Gläubigen in einer Beziehung

x 3


Y
@wheresizzy12
Zitat:
Ich selbst bin überzeugter Atheist (vielleicht auch Agnostiker, da bin ich mir nicht sicher ), in einer Großsstadt groß geworden, Religion hatte nie einen großen Stellenwert (weder im Freundes- noch im Familienkreis, mit ein paar Ausnahmen) und vertete einen säkularen, evolutionären Humanismus - auch nach außen hin. Das heißt ich übe harsche Religions- und Kirchenkritik, bin davon überzeugt, dass es keine jahrtausendealten Gedankengebäude braucht, die unabänderlich sind. Die Werte, für die ich stehe wurden gegen die Religion, gegen die Kirche und ihre Führer erkämpft. Für mich stellt sich die Gottesfrage einfach nicht, weil mir die Wissenschaft und die humanistische Philosophie genug mitgegeben hat. Ich folge ethischen, von Menschen selbst geschaffenen Regeln und keinen moralischen, dogmatischen Überzeugungen. Ich will das hier möglichst deutlich machen, damit man auch sieht worin das Problem liegt: Ich persönlich kann mit Religion nichts, wirklich gar nichts anfangen und ich finde, dass Religions- und Kirchenkritik absolut unabdingbar sind. Ich stehe für eine klare Trennung von Kirche und Staat und setze mich dafür ein, dass wir auch in unserem Land diesen Zustand einmal erreichen können. Aus diesem Grunde sehe ich (persönlich) Religion und Kirchen negativ, da es in ihrem innersten Wesen verankert ist andere auszuschließen, auszugrenzen, wenn nicht sogar zu verfolgen. In dem Sinne glaube ich an den Menschen, der sich selbst ethische Regeln geben kann und muss und alle anderen Menschen gleichberechtigt als Teil eben dieser Spezies sieht (egal ob gelb, grün, groß, klein, dick, gleichgeschlechtlich, etc.). Ich würde es vielleicht Glauben an die Menschheit nennen - und optimistisch, fortschrittsgewandt.


nur mal so erwähnt: ich empfinde Dich sehr dogmatisch in Deinem Weltbild
Wenn Du Deines Weltbilldes so sicher bist, wieso kannst Du Deine Meinung nicht einfach mal ruhen lassen und ihr zuhören?
Wieso befragst Du sie nicht erstmal ganz offen nach ihrem Erleben, ihren Erfahrungen, ohne geich in eine Streitdebatte einzusteigen, in der Du Argument gegen Argument setzt?
Oder Menschen zuhören, die sich ihr ganzes Leben mit diesen Themen befasst haben?
Wieso kannst Du Deine Meinung nicht einfach mal ruhen lassen und neugierig anderen Menschen zuhören?
Das tut man doch immer und in jedem Lebensbereich, wenn man dazu lernt.
Du hast sicherlich studiert? Da hast Du doch auch erstmal zugehört, etwas gelernt, statt gleich im 1. Semster Vorträge zu halten?
Sagen wir mal, Du machst eine Reise nach Tibet, besuchst ein Kloster, lernst einen Mönch kennen. Würdest Du dann nicht auch erstmal Deine Gedanken zurück nehmen und neugierig erfahren wollen, wie so ein Mensch denkt, was er zu sagen hat?
Möchte inhaltlich auch gar nicht darüber diskutieren, Dir nur zu bedenken geben, dass auch Du vieles noch nicht durchdacht hast. Das kann man Deinen Zeilen klar entnehmen. Du reagierst sehr stark und emotional auf all das. Ein Mensch, der seiner sicher ist, kann auch mal anderen Menschen zuhören, will verstehen, ist bereit erstmal zuzuhören, bevor er sich eine Meinung bildet usw.
Ich würde Dir raten zu lernen erstmal zuzuhören, ohne Dich einmischen zu wollen. Das kann auch Dich selbst sehr bereichern, auch wenn Du nach 1O Jahren Zuhören bei Deiner Meinung bleibst.
Es gibt in diesem Bereich viel zu erfahren, dazu muss man auch nichts glauben. Darum bleibe ich dabei: belies Dich erstmal, statt ewig das zu wiederholen, was Du bisher weißt oder zu wissen meinst.

Du versuchst aus einem vertrauten und beschränktem Denken heraus Lösungen zu finden. Das kann nicht funktionieren.
Das meine ich nicht böse. Wir alle versuchen es meistens auf diese Weise, wenn ein Problem auftritt, denn wir haben eben nur unsere bisherigen Gedankenmuster und die sind immer begrenzt. Darum aber übersehen wir oft Wege und Möglichkeiten, die bisher außerhalb unseres Horizonts sind. Und das auch ganz unabhängig von Religionsfragen.
Darum hängen fast alle von und über viele Jahre an irgend einem hartnäckigen Lebensproblem fest. Wir ahnen einfach nicht, dass wir vieles noch nicht denken, sehen. . .können. Darum liebe ich den Spruch Glaube nicht immer was du denkst und wende ihn auch selbst an.
So oft lautet es in verzweifelten Lebenslagen: das geht nicht weil x, jenes unmöglich weil y und einen Ausweg gibt`s auch nicht weil z. Ich habe doch schon alles durchdacht!
Eben nicht und darum kann es ein guter Anfang sein, sich zu sagen: ich weiß jetzt gerade keine Antwort, Lösung, bin aber bereit, mich überraschen zu lassen und öffne mich mal ganz neuen Gedanken. Und lasse meine alten vertrauten mal ruhen. Da ich sie eh jeden Tag seit 2O. Jahren denke, kann es nicht schaden, sie mal eine Woche nicht zu denken.

Ich habe jetzt fast alle Beiträge hier durchgelesen und sehe, dass Du auch hier kaum fragend an die Dinge heran gehst. Das tun aber alle Menschen, die sich weiter entwickeln, auch Naturwissenschaftler. Die guten fragen und forschen, statt ewig ihr zementiertes bisheriges Wissen runter zu beten oder recht haben zu wollen.

Ich kam vor Wochen mit einem Moslem ins Gespräch, der nicht liberal war Ich habe die Gelegenheit genutzt, mal nur Fragen zu stellen und mein bisheriges Ergrübeltes und Gelesenes ganz weg zu lassen und kam auch nicht gleich mit Aber näh?! Wie behandelt ihr denn eure Frauen?! und solche Dinge.
D.h. gewiss nicht, dass ich alles gleich übernehme, was ich zu hören bekomme. Nur dass es auch mal egal sein kann, was ich so denke und dass ich versuche, andere zu verstehen und meinen Horizont zu erweitern. Oft bereichert es zudem. Dieses Gespräch hatte z.B. für mich einige sehr bereichernde Elemente.

Lerne zuzuhören. Das brauchst Du in jedem Lebensbereich.

Und offenbar sind für Dich Religion und rel Instututionen identisch. Versuche es doch vielleicht auch mal unabhängig von Institutionen zu betrachten. Vertreter irgend welcher Instututionen, die ihre Macht missbrauchen, haben eben gewalltig etwas falsch verstanden, mögen sie auch irgend welche Titel tragen. Das ist eben die in allen Bereichen vorkommende Dummheit oder auch Herzlosigkeit der Menschen, besagt aber überhaupt nichts über Religion selbst, religiöse Erfahrung, über mögliche göttliche Wesen aus.

Zitat:
Wie gesagt, wäre es für mich auch völlig ok, wenn mein Kind von selber dazu kommt (relativ egal zu was, Christentum, Islam oder Buddhismus) und da würde ich niemals Steine in den Weg legen.

sicher?

29.05.2019 21:13 • x 7 #93


6rama9
Aus was man alles ein Problem machen kann...

Lieber TE, hast du es mal mit kognitiver Verhaltenstherapie versucht, wenn du dich so obsessiv mit Fragen der Zukunft befasst und du wegen unterschiedlich religiöser Auffassung und möglicher Taufe deines noch nicht mal angesetzten Kindes Wochenende lang mit deiner Freundin streitest und heulst?

Ich glaube du bist ein sehr anstrengender Lebens(abschnitts)partner.

29.05.2019 23:03 • #94


W
Zitat von YsaTyto:
sicher?


Ja, absolut sicher.

Zitat von YsaTyto:
ich weiß jetzt gerade keine Antwort, Lösung, bin aber bereit, mich überraschen zu lassen und öffne mich mal ganz neuen Gedanken. Und lasse meine alten vertrauten mal ruhen. Da ich sie eh jeden Tag seit 2O. Jahren denke, kann es nicht schaden, sie mal eine Woche nicht zu denken.


Danke dir. So würde ich das gerne umsetzen, ja.

30.05.2019 07:21 • x 1 #95


W
Hatten vorhin nochmal kurz geschrieben und uns jeweils einen schönen Tag gewünscht. Hab dann noch Ich liebe dich. geschrieben, worauf bisher leider nichts mehr kam. Sowas macht mich dann schon fertig, das geb ich offen zu. Ich dachte, wenigstens da sind wir uns noch einig.

30.05.2019 08:43 • #96


K
Zitat von wheresizzy12:
Ich dachte, wenigstens da sind wir uns noch einig


That escalated quickly.

Ganz schön anderer Thread geworden oder?

30.05.2019 08:46 • x 1 #97


W
Ja, so hatte ich mir das definitiv nicht vorgestellt.

Vielleicht interpretiere ich da auch zu viel rein. Ich würde gerne sagen können, wir schauen einfach mal und wir finden bestimmt eine Lösung. Gemeinsam, ohne dass sich jemand auf den Schlips getreten fühlt.

Und für mich macht das sogar Sinn. In meinem Kopf. Sie darf Kinder religiös erziehen und ich darf bei Nachfrage sagen, dass ich das etwas anders sehe, es aber alles die gleiche Berechtigung hat. Ist das denn so naiv?

30.05.2019 09:03 • #98


K
Zitat von wheresizzy12:
Vielleicht interpretiere ich da auch zu viel rein. Ich würde gerne sagen können, wir schauen einfach mal und wir finden bestimmt eine Lösung. Gemeinsam, ohne dass sich jemand auf den Schlips getreten fühlt.


Ich sagte es dir vor ein paar Tagen bereits.

Aber du zerdenkst hier immer weiter, auch , weil hier eine Diskussion entstanden ist die etwas arg ausufert und meines Erachtens nicht mehr den Kern trifft.

30.05.2019 09:05 • x 1 #99


W
Absolut richtig. Dann bin ich mal gespannt, ob sie weiterhin möchte, dass ich am Wochenende komme oder nicht. Davon hängt dann auch viel ab. Ich glaube ich will es eigentlich schon, auch als Zeichen dafür wie wichtig sie mir ist.

30.05.2019 09:22 • #100


K
Zitat von wheresizzy12:
Ich glaube ich will es eigentlich schon, auch als Zeichen dafür wie wichtig sie mir ist.


Was willst du ?

Junge, wenn du jetzt noch ein mal nach gerade mal einem halben Jahr mit der christlichen Erziehung fiktiver Kinder kommst hast du meine Kaffeetasse am Kopf!

Schon mal überlegt dass diese kinder auch irgendwie gezeugt werden müssen?
Auch wenn der Storch Ferien hat?

Und wenn das mit ihr allein vom Vorgang her ohne Eheschließung bereits möglich ist , dann ist sie von Grund auf auch nicht die querflötenspielende Amrei- Dörte in einem Kleid aus dem 19. Jahrhundert.

Dieses Bild habe ich nämlich im Kopf.

Entspann dich endlich!

30.05.2019 09:27 • x 2 #101


Blanca
Zitat von wheresizzy12:
Ich denke tatsächlich, dass sie weniger damit ein Problem hätte, wenn ich Moslem, Hindu, Jude, etc. wäre. Der Nicht-Glaube macht ihr Sorgen, weil ihr das in der Erziehung von Kindern das nehmen würde, was sie gerne vermitteln will


Das hast Du perfekt erkannt. Auch für Moslems, Hindus, Juden, etc. ist eben dies der springende Punkt und letztlich geht es immer um die Kinder dabei, schon lange bevor die überhaupt das Licht der Welt erblicken.

Und jetzt versuch mal, Dich auf eine Metaebene zu heben und das Ganze - rein logisch - zu spiegeln:

Genau so sehr, wie Dich offenbar schon die Vorstellung anwidert, Deine (ich schreibe bewußt nicht: Eure) noch nicht mal vorhandenen Kinder schon jetzt vor Deinem geistigen Auge als praktizierende Christen aufwachsen zu sehen, die ihren Halt in der Glaubensgemeinschaft einer Kirche suchen, deren Geschichte Du aufgrund ihrer sattsam bekannten Schattenseiten (als Beispiel sei die auch auf protestantischer Seite erfolgte Anbiederung ans NS-Regime genannt) so rigoros ablehnst, daß Du mit der kompletten Institution absolut nichts zu schaffen haben willst und sie am liebsten sogar gänzlich verschwinden sähest...

... genauso sehr geht es gläubigen Menschen wie Deiner Freundin gegen den Strich, ihre noch nicht mal vorhandenen Kinder schon jetzt vor ihrem geistigen Auge als überzeugte Atheisten aufwachsen zu sehen, deren Wirken im Lauf der Geschichte u.a. diverse sozialistische Regimes hervorbrachte, welche allein im 20. Jahrhundert über 100 Millionen Menschen auf zum Teil barbarische Weise umerzogen oder ermordet haben und in Ländern wie China oder Nordkorea auch weiterhin fortfahren, dies zu tun (Stichwort: Staatlich organisierte und erzwungene Organentnahmen bei Falun Gong-Anhängern in China, um nur mal ein Beispiel zu nennen). Hinzu kommen noch die Opfer der NS-Ideologie, welche zwar das Sozialismus im Parteinamen, aber gegenüber den vorgenannten Systemen sattsam bekannte Alleinstellungsmerkmale hatte, weshalb ich sie separat anführe.

********** Exkurs **********

Gemeinsam ist Stalinisten, Maoisten, Roten Khmer, etc. und NSlern allerdings ihr totalitärer Ansatz: Sie alle maßten sich an, die Schöpfung in Frage zu stellen und komplett neue Menschen selbst erschaffen zu wollen - und zwar nicht nur im Dutzend, sondern massenhaft: Sozialisten aller Länder, vereinigt Euch bzw. Heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt! sind Schlachtrufe, die bis heute bekannt geblieben sind. Um diese monströ... äh: ehrgeizigen Ziele durchzusetzen, erschien es notwendig, die vorhandenen Menschen 24/7 zu kontrollieren und entsprechend zu bearbeiten, sofern man sie nicht gleich ganz beiseite schaffte. Dabei folgte die Führung dieser Regimes ihren eigenen Maßstäben, da sie sich eben nicht als Volksvertreter, sondern als Schöpfer einer neuen Welt sahen.

So wie der katholische Papst einen Unfehlbarkeitsanspruch auf als letztgültig (= unwiderruflich) proklamierte Lehrentscheidungen in Glaubens- oder Sittenfragen erhebt, so sahen sich auch die genannten Regimes als Avantgarde, wenn es darum ging, sich ihre eigenen Menschen neu zu erschaffen. Nichts störte da mehr, als wenn jemand mit einer abweichenden Weltanschauung an dieser alleinigen Deutungshoheit herumkratzte. Schon die bloße Existenz einer anderen Haltung stellte daher eine potentielle Bedrohung dar.

Aus Sicht eines ernsthaft Gläubigen ist das Ansinnen solcher Regimes, Gottes Schöpfung und deren Krone (den Menschen) durch eine eigene Kreation zu ersetzen, aber nun mal ein glasklarer Fall von Blasphemie. Daher wird dieser Personenkreis derlei Ambitionen weder aufrichtig akzeptieren, noch mit dem parteistaatlich geforderten Enthusiasmus fördern wollen bzw. können. Damit gilt er aus Regimesicht nicht nur als unzuverlässig, sondern letztlich als 5. Kolonne, die die neue Welt potentiell in ihrem Kern bedroht.

Je geschlossener die religiöse Weltanschauung, desto stärker wird diese Bedrohung wahrgenommen und bekämpft (aus Sicht solcher Regimes ein reines Verteidigungshalten, auch wenn es damit de facto unschuldige Zivilisten trifft). In der Tat ist sie kein Hirngespinst: So etwa beendete Autor Eugen Kogon in seinem 1946 erschienenen Buch Der SS-Staat das Kapitel über den KZ-Block für die Bibeltreuen (= Zeugen Jehovas) mit der Aussage, zwar hätten die SS-Wärter ein grausames Katz- und Mausspiel mit dessen Insassen betrieben - aber aus psychologischer Sicht nie völlig die Oberhand gewonnen dabei.

Wenn ich recht entsinne, war es Ian Kershaw, der in seiner AH-Biografie schilderte, daß nur wenige Menschen es schafften, sich zumindest innerlich der Massenbegeisterung zu entziehen, die im Reich u.a. anläßlich erster Erfolge seiner neuen Führung ab 1933 um sich griff. Tendentiell sei dies vor allem jenen gelungen, die selbst ein geschlossenes Weltbild hatten, das sich schon vor der Machtübernahme hatte festigen können: Neben Sozialisten (auch Honecker war mal KZ-Insasse!) waren dies meist religiöse Menschen. Ich bestreite nicht, daß es auch unter diesen Gruppen genug opportunistische Wendehälse gab, aber dennoch stechen sie besonders ins Auge.

Spannend daran ist vor allem, wie geflissentlich dies bis heute von der Linken übersehen wird, wenn es darum geht, sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen, wer im 3. Reich damals nicht mitgelaufen ist oder gar aktiv mitgewirkt hat. Man muß kein Bibeltreuer sein um rasch zu durchschauen, daß dahinter eine ähnliche Motivation steckt wie man sie auch bei der Firma Bradford Exchange vermuten darf, die neulich eine Erinnerungsmünze an den WW2 prägte, auf der nur die USA, GB und Frankreich, nicht aber die UDSSR abgebildet ist...

Die damaligen Sozialdemokraten scheinen die einzigen gewesen zu sein, deren inneres Exil nicht auf einem eigenen Tunnelblick zu fußen schien. Allerdings ist es in meinen Augen kein Zufall, daß ausgerechnet ihre Partei in der Nachkriegszeit zu etwas umfunktioniert werden konnte, das so gar keinen Wiedererkennungswert mehr hat... zum Glück mußten Friedrich Ebert und Otto Wels diesen Niedergang nicht mehr persönlich miterleben.

********** Exkurs Ende **********

Um es abzukürzen: Nicht umsonst blieben Sozialisten und NSler nicht nur einander spinnefeind und sondern zugleich erbitterte Feinde jeglicher Religion.

Dazwischen liegt politisches Tagesgeschäft: Sei es, daß NSler sich (aus ihrer Sicht) vorübergehend mit den großen Kirchen arrangierten (AHs erster diplomatischer Erfolg in Sachen internationale Vertragsabkommen war bekanntlich ein Konkordat mit dem Vatikan, das bis heute Bestand hat) oder sei es, daß sie Stalin dazu brachten, sich mit ihnen auf einen Nichtangriffspakt zu verständigen und Polen untereinander aufzuteilen, wohingegen noch wenige Jahre zuvor der Vatikan verhandlungstechnisch mit Lenin keinen einzigen Millimeter vorangekommen war, wie u.a. Karlheinz Deschner in seinem Werk Die Politik der Päpste im 20. Jahrhundert besonders hervorgehoben hat.

Dem ganz persönlichen Glauben - ob nun an Gottes Existenz oder an die klassenlose Gesellschaft - tun solche Episoden keinen Abbruch. Und genauso wenig, wie Du ganz persönlich an genau dieser Stelle nichts mit dem Treiben erklärter Atheisten wie Stalin, Mao, Pol Pot oder eben auch AH etwas anfangen kannst (ich setze das jetzt einfach mal voraus) und es daher als persönlichen Angriff empfinden würdest, nähme jemand Deinen Atheismus zum Anlaß, Dich in deren geistige Nähe zu rücken, genauso unfair wird wohl auch Deine Freundin sich umgekehrt von Dir behandelt fühlen, sobald Du ihr die Religionskriege von gefühlten 2000 Jahren um die Ohren haust. Dies vor allem dann, wenn Du schon jetzt daran Anstoß nimmst, daß sie ihre noch nicht mal geborenen Kinder nach eigenen Vorstellungen erziehen will.

Es ist aber ein persönlicher Angriff, wenn Du rund 500 Jahre allein lutherischer Kirchengeschichte so pauschal auf eine Einzelperson (hier: Deine Freundin) projizierst - allein dafür, daß sie sich als Protestantin geoutet hat. Mal abgesehen davon, daß Deine Aversion die innere Metamorphose gerade der evangelischen Kirche in jüngerer Zeit völlig negiert, unterstellst Du Deiner Freundin damit latent, es bedürfe nur einer Änderung der äußeren Verhältnisse, und schon werde sie sich mit ihren Glaubensgeschwistern zusammenzurotten und gegen Atheisten oder Andersgläubige vorgehen.

Oder was sonst fürchtest Du so sehr, daß Du schon jetzt meinst bis in die nächste Generation hinein sicherstellen zu müssen, daß dieser Teil von ihr auf gar keinen Fall fortbestehen möge?

Mit diesem Ansinnen bist Du auch als Atheist nämlich de facto gar nicht mehr so weit weg von dem, was Du so ablehnst, oder denkst Du, es käme von ungefähr, daß die Frauen von Michael Douglas (Catherine Zeta-Jones) oder Michel Friedman (Bärbel Schäfer) erst mal zum Judentum übergetreten sind, ehe sie geheiratet haben?

Jüdisch ist, wer Kind einer jüdischen Mutter ist. Das Religionsgesetz, die Halacha ist da eindeutig. Allein auf die Mutter kommt es an. Herkunft und Glauben des Vaters sind irrelevant.
(Jüdische Allgemeine vom 17.08.2006)

Zitat von wheresizzy12:
Wir hatten über diese Zeit bis vor 1 1/2 Wochen keinen Streit. Wir sind uns absolut in vielen grundlegen Dingen (ethische Ansichten, politische Grundüberzeugungen, Lebensvorstellungen) einig und deswegen kam es da auch bisher nicht zu großen Reibungen.


Religion kann aber auch grundlegend für ethische Ansichten sein und ist definitiv Bestandteil einer Lebensvorstellung - also wenn man gläubig ist. Deine Freundin hat sich schon jetzt auf erhebliche Konzessionen eingelassen, die ein tief gläubiger Mensch so nicht machen würde. Ich frage mich gerade ernsthaft, wieso Dich der verbleibende Rest dann immer noch so stört?

Aus Deiner Aussage da oben lese ich ein starkes Harmoniebedürfnis heraus. Beziehungen funktionieren aber nicht, weil Streit gar nicht erst aufkommt, sondern weil beide miteinander in einer Weise zu streiten wissen, daß niemand sich ganzheitlich abgelehnt oder gar verlassen fühlen muß.

Dazu gehört auch, daß man ein gewisses Feingefühl dafür entwickelt, was einen Streit wirklich wert ist und wo man sich besser zurücknimmt - auch ohne sich selbst deshalb zu verleugnen. Zudem sollte man wissen, wie man leben will; somit auch, was für Vorstellungen von Beziehung man hat und wer demzufolge für eine Partnerschaft in Frage kommt bzw. wer nicht.

Je nachdem, wie stark Deine Religionsphobie ausgeprägt ist, mag der Gedanke an (potentielle) Familiengründung mit einer religiösen Frau tatsächlich unerträglich sein. Alllerdings frage ich mich, wieso Du Dich dann überhaupt auf Deine Freundin eingelassen hast, statt Dich schon beim Daten auf Frauen zu beschränken, die erklärtermaßen atheistisch sind? Ist doch nicht schwer, sowas erst mal herauszufinden, ehe man sich weiter da rantastet.

Wenn ich mir Deine bisherigen Beiträge so durchlese, stelle ich mir allerdings die Frage, was Dich nun wirklich so sehr stört: Was ist denn so schlimm daran, wenn Deine Freundin sonntags mit Euren Kindern in die Kirche ginge, während Du in der Zeit etwas anderes unternimmst? Würde es Dich etwa umbringen, wenn Deine Kinder getauft werden, in den Konfirmationsunterricht gehen oder in einer Kirche heiraten? Inwiefern stört es Dich, wenn sie einmal die Woche zum Bibelkreis gehen, um sich dort mit Gleichgesinnten über ihren Glauben auszutauschen?

Würdest Du sie oder sie Dich etwa ablehnen, nur weil Du mit alldem nichts anzufangen weißt?

Was genau ist Deine Befürchtung, worauf konkret gründet sie sich?

30.05.2019 15:44 • x 2 #102


Blanca
Zitat von wheresizzy12:
Und ja, ich wäre bereit gewisse Abstriche zu machen. Ich weiß nur noch nicht, wie das in der Realität aussehen würde und bis zu welchem Grad das für möglich wäre. Wie gesagt, würde ich ungern meine eigenen Kinder belügen müssen, wenn ich ihnen bei Nachfragen nicht erzählen darf, wie ich Dinge sehe.

Neulich schlug jemand vor, daß ihr mal mit ihrem Pfarrer redet. Ich halte das für eine gute Idee. Sicher seid Ihr nicht das erste Paar, das vor dieser Situation steht; sicher wird man Euch dort Beratung diesbezüglich bieten können.

Zitat von wheresizzy12:
Körperklaus hat recht, ich zerdenke das viel zu sehr. Bin leider jemand, der aus so einer Gedankenspirale kaum mehr raus kommt. Einfach ausblenden und weiter Spaß haben, dazu bin ich irgendwie nicht gemacht.

Ich sehe das anders: Du bist ein ernsthafter Mensch, der vorausschauend genug ist, um schon jetzt über solche Aspekte nachzudenken. Deshalb war ich auch etwas merkwürdig berührt, als einer der Antwortenden Dir vor kurzem allen Ernstes eine Therapie anriet deswegen.

Weder führst Du mit Deiner Freundin eine vorübergehende Affaire oder Urlaubsromanze, wo sowas tatsächlich keinerlei Rolle spielen würde, noch ist von der Hand zu weisen, daß eine Menge Paare sich tatsächlich irgendwann trennen, weil sie sich über den Punkt Kindererziehung dann eben doch nicht einigen können in so einer Konstellation - nur daß es bis dahin dann wirklich doll wehtut und sie sich obendrein noch anhören dürfen, darüber hätten sie eben früher mal nachdenken sollen.



Mein letzter Beitrag an Dich hat Überlänge, aber es würde mich sehr freuen, wenn Du Dir die Zeit nimmst, ihn zu lesen und etwas für Dich daraus ziehen kannst. Ich mag nämlich ernsthafte Menschen, sogar wenn sie atheistisch sind.

30.05.2019 16:07 • x 1 #103


W
Zitat von Blanca:
Neulich schlug jemand vor, daß ihr mal mit ihrem Pfarrer redet. Ich halte das für eine gute Idee. Sicher seid Ihr nicht das erste Paar, das vor dieser Situation steht; sicher wird man Euch dort Beratung diesbezüglich bieten können.


Finde ich auch gut, wäre ich auch dabei. Hatte auch schon überlegt zu sagen, dass falls wir wieder in diese Situation kommen, jemanden neutralen (hatte da einen Mediator im Blick) hinzuziehen könnten.

Zitat:

Ich sehe das anders: Du bist ein ernsthafter Mensch, der vorausschauend genug ist, um schon jetzt über solche Aspekte nachzudenken. Deshalb war ich auch etwas merkwürdig berührt, als einer der Antwortenden Dir vor kurzem allen Ernstes eine Therapie anriet deswegen.


Vielen Dank! Das tut wirklich gut das zu hören.

Zitat:
Mein letzter Beitrag an Dich hat Überlänge, aber es würde mich sehr freuen, wenn Du Dir die Zeit nimmst, ihn zu lesen und etwas für Dich daraus ziehen kannst. Ich mag nämlich ernsthafte Menschen, sogar wenn sie atheistisch sind.


Ja, das habe ich tatsächlich - mag nämlich auch ernsthafte Menschen, sogar wenn sie religiös sind. Und da waren tatsächlich einige Punkte dabei, die mich zum Nachdenken angeregt haben. Muss da glaube ich auch erst einmal länger drüber sinnieren - bzw. das ist das falsche Wort - Zeit verstreichen lassen ohne alles zu zerdenken - und jetzt einfach zur Ruhe kommen.

Danke auf jeden Fall! Fühle mich bei dir auch mal ernst genommen, das hilft schon einiges!

Zum aktuellen Stand:

Sie meinte, ich darf gerne am Wochenende kommen - wir werden halt nur sehr wenig - bzw. so gut wie gar keine - Zeit für uns haben. Ich glaube das finde ich jetzt aber auch gar nicht mal so schlecht. Ich lerne noch mehr von ihren Verwandten kennen und wir können uns hoffentlich gemeinsam daran erfreuen, dass sich zwei andere Menschen das Ja-Wort geben. ^^

Ein bisschen Schiss hab ich schon, dass irgendetwas hochkommen könnte, auch weil es jetzt nicht übereuphorisch aus ihrer Sicht klang. Aber das wird sich dann schon zeigen und ich will darüber auch nicht weiter nachdenken. Sehe das jetzt als Zeichen ihres Vertrauens, dass sie mich da doch gerne dabei hätte. Und ich will ihr das Vertrauen zurückgeben und auch kommen. Das ist denke ich an und für sich erstmal eine gute Sache. Punkt.

30.05.2019 18:24 • x 1 #104


Rockofmonkeys
Ich halte es für überaus bedenklich, sich nach einer so kurzen Beziehungszeit schon so dermaßen an dem Thema Erziehung aufzuhängen. Ich finde ihr habt beide einen an der Waffel und wollt nur eure Interessen durchsetzen.

Mal was anderes
Wenn es jetzt schon so abläuft, und ihr euch aber irgendwie einig seid, dass ihr euer Kind mit beiden Interessensaspekten aufwachsen zu lassen...Meinst du, das wird was? Ich selbst bin Naturwissenschaftler und glaube an etwas höheres, aber nicht an die Kirche.

An was glaubt deine Freundin, die Kirche oder an etwas höheres?

Der Glaube ist nur allzuoft der Tod der Vernunft

Ich denke, allein der Tatsache wegen, dass ihr euch jetzt schon solche merkwürdigen, ausufernden Gedanken macht zeigt, dass ihr nur euren Willen durchsetzen wollt und überhaupt nicht das Kind im Mittelpunkt seht. Darauf kommt es doch an.

02.06.2019 00:49 • #105


A


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