*beep* !!! Jetzt bin ich einem Down drin, höre Elvis-CDs, und habe meiner alten Flamme sogar noch eine eMail geschrieben. Argh, werde morgen wieder den ganzen Tag an sie denken. MANN, schei., wäre ich doch stark geblieben ! Das Fleisch ist schwach...
Birne, der sich zu schnell als geheilt entlassen wollte.
[size=1]Es gibt Tage, an denen ...da zweifelt man an allem. Dann fängt man an sich selbst zu sezieren und dann weiß
man überhaupt nichts mehr. (Filmzitat) Andere, mögliche Überschrift:
Beziehungsnachwehen. Nun gut. Vorweg, das Wesentliche habe ich Dir bereits gesagt,
ich funktioniere im Alltag mittlerweile auch wieder, kann ohne allzu starkes
Stechen in der Herzgegend an Dich denken und verspüre jetzt den Drang, Dir nochmal zu
schreiben. Ich möchte Dir desweiteren keine Schuldgefühle einpflanzen, sondern
einfach noch ein paar Aspekte sachlich aufarbeiten. Ich fange mit einer Nacherzählung
der letzten Tage an.
Die Abschiedsgeschenk-Idee war die Dümmste, die ich je hatte. In der Nacht habe ich
Dich nicht mit Respekt behandelt, ich dachte mir, ich nehme körperlich soviel mit,
wie nur irgend möglich, ohne Rücksicht auf Verluste. Kaum war ich aus Deiner Tür
draußen, habe ich gelitten. wie. ein. Hund. Die stärkste Verlusterfahrung, die
unangenehmsten Tage meines bisherigen Lebensweges. Beim Zivi habe ich kaum noch
gesprochen, nur noch die nötigsten ja/nein gebrummelt und war in Gedanken Stunde um
Stunde bei Dir. Die müssen mich jetzt alle für einen Psychopathen halten, der mit
Killer-Abschusslistenblick (Zitat Clemens) durch die Gänge wandelt. Ich war nicht
mehr ich selbst. Ich musste mich zum Essen zwingen. Geraucht habe ich, bis mir die
Zunge wehtat. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, morgens um 7 Uhr am S-Bhf.
Greifswalder Str. auszusteigen, zu wissen, daß man nur noch ein paar Stationen
weiterfahren müsste... sich in das Heer Berufstätiger einzureihen, acht Stunden
Arbeit, hunderte Teller/Tassen/Messer vor sich zu wissen und zu allem Überfluß regnet
es noch. Vor dem geistigen Auge spinnt man sich zurecht, wie Du mit Julia
telefonierst, Stell Dir vor, er findet mich auch süß, mein Brief hat ihm gefallen.
Ich bin sooooo glücklich. Man kommt gramgebückt nach hause, kann Dein Bild nicht vom
geistigen Auge verdrängen und alles wird zur Erinnerung. Die rote Wolldecke. Das
rechte Fenster, an dem Du standst. Das Haargel im Badezimmer, aus Versehen hat man
dasselbe gekauft wie das, das bei Dir im Badezimmer steht. Man blickt an sich
herunter, weiß, daß man bei der letzten Begegnung diese Hose anhatte. Das Buch von
Frédéric Beigbeder (39,90), Ferien im Koma, das man sich zur Ablenkung gekauft hat,
bestärkt einen noch in seiner aussichtslosen Verzweiflung. Das Eis im Kühlschrank,
man isst es und empfindet eine tiefe, drückende Bitterkeit, weil man es alleine ist
und nicht mit der Einen teilen kann. Die jetzt vielleicht mit dem Anderen auf dem
Sofa sitzt, der Blick des Anderen schweift vielleicht gerade über die gebrannten CDs,
er fragt vielleicht danach, Eva tut es wahrscheinlich irgendwie ab (Geschenk einer
Freundin) oder so. Man geht ins Bett. Man hat die wirrsten Träume. Darth Vader, Ich
bin Dein Vater, Luke - erklärt sich von selbst. Mein rotes Fahrrad mit riesigem,
stachligem Zahnradkranz. Man sieht nach einigem Zögern auf einer Traumdeutungsseite
nach, Fahrrad - erste s.uelle Erfahrung. Was wohl der riesige Zahnradkranz mit
mindestens 80 Gängen bedeutet... Man träumt von der Arbeit, man sieht sich einen
Teller Mousse o Chocolat essen, auf dem Boden des Tellers erscheinen die Buchstaben
Eva Eva Eva Eva eingraviert. Da stößt der fette, ältliche, unattraktive Kollege
hinzu, Wasch das ab und lass mir was über..
Nun ja. Ich denke immer noch jede Minute an Dich, wirklich jede. In der Betrachtung
idealisiert man gerne, sucht die Fehler bei sich. Inzwischen bin ich soweit, auch Dir
Vorwürfe machen zu können. Ich war auch nie 100% zufrieden, z.B. daß wir uns so
selten gesehen haben, immer festes Muster Reden-Essen-Körperkontakt aber Du hast nie
irgendwas gesagt (was wir schon im Gespräch erötert haben). Du hast mir keine Chance
mehr gegeben, Du hast das Fass einfach überlaufen lassen, ohne mich auf den
Wasserhahn hinzuweisen. Und, daß Du mich wochenlang in der Schwebe gehalten hast,
meine Hoffnungen mit dem Urlaubsbrief sogar noch beflügelt hast, obwohl Du
wahrscheinlich bloß nett sein und es mir leichter machen wolltest. Wie bitter.
Es gibt aber auch einen kleinen positiven Aspekt. Man reift. Wirklich wahr. Ich habe
mich noch nie so alt, so erwachsen gefühlt wie jetzt. Man kann jede Zeile von
Beatles - Yesterday wirklich *fühlen*, nicht mehr nur intellektuell verstehen.
Komisch, wie man wie in einem Traum die Wochen hat verstreichen lassen und sich
seines vergänglichen Glücks erst jetzt gewahr wird. Zur Ablenkung war ich auf einer
Studentenparty mit Clemens (er sucht ein WG-Zimmer, sein Vormieter zieht aus, somit
waren alle groß am Verabschieden und Feiern). Und doch blieb der Schmerz
gleichbleibend und heftig. Ich konnte meine CDs ehrlich nicht mehr hören und habe mir
Sachen von Elvis Presley heruntergeladen. Ein ganz Grosser. Der hat die Gedanken, die
man in solchen Wochen hat, perfekt, einfach perfekt umgesetzt. Noch besser als Heine.
Den muss ich Dir einfach vorführen, Are You Lonesome Tonight. Lies Dir bitte ganz
bewusst jede Zeile durch, als wäre es ein Gedicht.
Are you lonesome tonight,
do you miss me tonight?
Are you sorry we drifted apart?
Does your memory stray to a brighter sunny day
When I kissed you and called you sweetheart?
Do the chairs in your parlor seem empty and bare?
Do you gaze at your doorstep and picture me there?
Is your heart filled with pain, shall I come back again?
Tell me dear, are you lonesome tonight?
I wonder if you're lonesome tonight
You know someone said that the world's a stage
And each must play a part.
Fate had me playing in love you as my sweet heart.
Act one was when we met, I loved you at first glance
You read your line so cleverly and never missed a cue
Then came act two, you seemed to change and you acted strange
And why I'll never know.
Honey, you lied when you said you loved me
And I had no cause to doubt you.
But I'd rather go on hearing your lies
Than go on living without you.
Now the stage is bare and I'm standing there
With emptiness all around [...]
Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee war, Dir nach so kurzer Zeit doch wieder zu
schreiben. Ich weiß es wirklich nicht. Ich klammere mich emotional an etwas, was
vergangen scheint. Lt. Internet-Ratgeber soll man keine Infos mehr über die/den Ex
einholen, sie als verstorben betrachten, ich kann das nicht. Wie geht es Dir ?
Keine Angst, wenn Du jetzt glücklich bist, mit dem Anderen, und nicht mehr an mich
denkst, ist schon ok. Sei einfach ehrlich. Ich weiß auch nicht, was diese Mail jetzt
soll. Ich kann einfach nicht anders, als Dir zu schreiben.
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24.07.2002 20:25 •
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