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Reflexive Bewältigung einer narzisstischen Beziehung

V
Zitat:
Ich denke jedoch, dass ihr ein Sonderfall seid durch eure großen intellektuellen und vor allem auch fachlichen Möglichkeiten. Was denkst du?


Da hast Du sicherlich Recht. - Der fachliche Unterbau und das intellektuelle Niveau machen es einfacher, bestimmte Dinge zu verstehen und beim Namen zu nennen. Auf der anderen Seite sind das teilweise absolut basale Kommunikationskompetenzen, die man/frau innerhalb von Paarberatungsprogrammen erlernen kann, die für jedermann konzipiert sind.

20.07.2018 16:05 • x 3 #271


A
Zitat von victim_reloaded:

Da hast Du sicherlich Recht. - Der fachliche Unterbau und das intellektuelle Niveau machen es einfacher, bestimmte Dinge zu verstehen und beim Namen zu nennen. Auf der anderen Seite sind das teilweise absolut basale Kommunikationskompetenzen, die man/frau innerhalb von Paarberatungsprogrammen erlernen kann, die für jedermann konzipiert sind.

Das deckt sich leider auch mit meinen Erfahrungen. Ich habe in der narzisstischen Beziehung eine Therapie begonnen, weil ich auch meine eigenen Anteile, die sich dann aber als nicht gegeben erwiesen, abklären wollte. Er war leider zu nichts in der Richtung bereit (weder Einzel- noch Paartherapie) und hat ganz im Gegenteil dann meine Therapiebereitschaft sogar noch für sich als Freispruch gesehen, dass mit ihm alles stimmt.

Und ja das stimmt. Ein Großteil deiner Ausführungen tun jeder Beziehung sehr gut. Ich habe es angeregt durch die narzisstische Beziehung und auch genereller persönlicher Entwicklung mich damit beschäftigt und es tut meiner neuen Beziehung nur gut.

20.07.2018 16:14 • x 1 #272


A


Reflexive Bewältigung einer narzisstischen Beziehung

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G
Zitat von Ama:
Ich habe in der narzisstischen Beziehung eine Therapie begonnen, weil ich auch meine eigenen Anteile, die sich dann aber als nicht gegeben erwiesen, abklären wollte. Er war leider zu nichts in der Richtung bereit (weder Einzel- noch Paartherapie) und hat ganz im Gegenteil dann meine Therapiebereitschaft sogar noch für sich als Freispruch gesehen, dass mit ihm alles stimmt.


Hast Du für Dich herausgefunden, worin die Anziehung bei Euch Beiden bestand ?
Und was Er in Dir angesprochen hat ?

20.07.2018 16:39 • #273


E
@victim_reloaded

Danke für den Einblick, den du gibst.

LG Vidi

20.07.2018 18:32 • x 1 #274


E
Zitat von GiuliettaV:
Hast Du für Dich herausgefunden, worin die Anziehung bei Euch Beiden bestand ?
Und was Er in Dir angesprochen hat ?


Die Frage ist zwar an Arna gerichtet, aber sie beschäftigt mich selbst sehr.

Bei mir ist es beispielsweise so, dass mir wirklich das rational strategische Verhalten, dass er so präzise beherrscht und ausschließlich zu seinen Gunsten nutzt, komplett für mich selbst fehlt. Wir sprechen da auch jetzt häufiger darüber, denn ich finde, dass diese Fähigkeit durchaus eine sehr positive Eigenschaft sein kann, wenn man sie für Gutes nutzt.

Sobald etwas für mich wichtig ist, da ein Ereignis dazwischen kommt und mich emotional sehr aufwühlt, dominieren meine Gefühle und ich bin nicht mehr in der Lage überlegt und rational zu handeln. So hab ich mir wirklich schon so viele Chancen versemmelt. Ich reagiere dann im Affekt ohne Nachzudenken.Mir würde es sehr gut tun, manchmal vorher etwas mehr Nachzudenken, verschiedene Situationsverläufe durchzuspielen, um gewappnet zu sein für Unvorhergesehenes. Gerade an der Uni und im Job, stand oder stehe ich mir mit diesem überemotionalen Verhalten immer wieder selbst im Weg.

So ist es schon oft vorgekommen, dass ich auch fachlich sehr gute Argumente habe, aber vom stoischen und statischen Verhalten meines Gegenübers innerlich so verärgert und wütend bin, dass ich mich zurückziehe, dicht mache und gar nicht mehr argumentiere. Ich erhöhe mich dann lieber selbst und denke, was für ein Volltrottel und Idiot, gehe also auf die persönliche Ebene, anstatt mich für eine wirklich gute Idee oder Sache einzusetzen. Mir fällt es unglaublich schwer, da meine Gefühle unter Kontrolle zu halten und sachlich zu bleiben.

Wir haben irgendwie beide von dem zu viel, was der jeweils andere zu wenig hat.

LG Vidi

20.07.2018 19:10 • x 1 #275


T
Hallo alle zusammen,
ich war eigentlich auf der Suche nach einer Selbsthilfegruppe bin dann aber hier gelandet.
Um mich kurz vorzustellen, ich bin Mitte dreizog und habe seit ich zwanzig bin keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern. Mein Vater hat eine narzistische Persönlichkeitsstörung, meine Mutter nicht, sie hat aber viele Verhaltensweisen von ihm übernommen. Kontakt zu haben macht keinen Sinn, da ich für meine Eltern u. Schwester nur der Sündenbock bin. Der Umstand, dass ich eine eigene Meinung habe wird als Provokation wahrgenommen.
Zur Zeit habe ich wenig Baustellen. Da ich meine Eltern aber dieses Jahr auf einem Familienstand gesehen habe herrscht zur Zeit wieder Drama. Ich habe auf dem Fest an dem Kontaktabbruch festgehalten Un nicht mit ihnen geredet. Danach gab es einen bitterbösen Brief in dem sie sagen sie würden den Kontakt zu mir abbrechen ( was für ein Kontakt?) + die üblichen Beleidigungen. Ich habe beschlossen in der Familie mein Schweigen zu brechen um die Deutungshoheit nicht meinen Eltern zu überlassen. Wie ich das machen werde weiß ich aber noch nicht.
Mir hat das Forum wegen der Themen und der Diskussionspartner gefallen.

Gruß
Teetasse

26.08.2018 21:28 • x 1 #276


V
Herzlichen willkommen im Forum!

Höchstwahrscheinlich wirst Du hier auch Möglichkeiten finden, Dich über Deine Problematik auszutauschen.

Zitat:
Ich habe beschlossen in der Familie mein Schweigen zu brechen um die Deutungshoheit nicht meinen Eltern zu überlassen.


Das ist der erste wichtige Schritt und den hast Du für Dich bereits realisiert und umgesetzt.
Ich kenne das aus meiner eigenen Vergangenheit auch. Es war nicht einfach, aber es hat zunächst geholfen, sich von diesen zahlreichen kulturellen Zwängen zu befreien, mit denen Kinder unnötigerweise an die Eltern gekettet werden.
Wichtige Einsichten dabei sind z.B.:
Nicht alle Eltern sind zwangsläufig gute Eltern.
Auch Eltern machen Fehler und schaden dadurch ihren Kindern nachhaltig - damit werden sie zu Tätern.
Ich bin kein schlechtes Kind, wenn ich den Kontakt zu den Eltern aufs Nötigste reduziere oder abbreche.
Ich kann meinen Frieden mit der Situation machen, in dem ich versuche, die Situation zu akzeptieren (ich muss sie deswegen nicht gut finden), statt sie ändern zu wollen, mich ständig zu ärgern oder die Täter bestrafen zu wollen.

Denn eines ist dabei sehr wichtig: Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Familie gewissermaßen eine heilige Kuh ist - steht sogar im Artikel 6 des Grundgesetzes. Das ist leider auch der Freibrief, das hinter verschlossenen Türen alles (!) möglich ist und Eltern sehr oft ungestraft davonkommen. Kinder sind das Eigentum ihrer Eltern, mit dem sie tun und lassen können, was sie wollen. Wer daran rüttelt, versucht die heilige Kuh zu schlachten.

Denksportaufgabe: Warum sind z.B. Kinder, die eines oder beide Elternteile umgebracht haben, automatisch die Bösen? Warum bemüht sich in solchen Fällen kaum einer, die dahinterliegenden Gründe der Kinder zu verstehen, die oftmals mehr als offensichtlich sind? Wer bemüht sich, auch die Täter in den Opfern zu sehen? - Das käme dem Öffnen der Büchse der Pandora gleich ...

Ein Tipp: Falls Du es nicht schon kennst, lies mal Alice Millers Das Drama des begabten Kindes (die Erstauflage, nicht die Fort- und Umschreibung!)

27.08.2018 15:11 • x 1 #277


I
Was mich mal interessiert. Habt Ihr alle in der Beziehung bemerkt das Euer Partner Narzist ist?Also ganz ehrlich in den 3 Jahren Beziehung wo sich spätestens nach einem halben Jahr massive Verhaltensweisen zeigten war ich für alles blind es war dann irgendwie normal.Nach der Beziehung habe ich hier viel gelesen und es gab irgendwie alles ein Bild.Ich mache mir heute eigentlich nur Vorwürfe das ich so blind war und mir viel zu viel bieten lassen habe.Was mich erschreckt das Narzisten nicht richtig lieben können?Da könnt ich losheulen senn so gute Schauspieler gibt es doch gar nicht.Gut nachdem Schluss war wurde mir klar das das keine Liebe sein konnte weil man sonst so manches nicht macht.Und nun meint sie wieder verliebt zu sein das könnte ich ja als Trost nehmen das sie es nur meint nicht tut.Und ich hoffe sie meldet sich nie wieder habe Angst nicht stark zu bleiben.Ich habe noch nie so eine Anziehung verspürt obwohl wir Grundverschieden sind.

27.08.2018 15:23 • #278


T
Zitat von victim_reloaded:
Herzlichen willkommen im Forum!

Höchstwahrscheinlich wirst Du hier auch Möglichkeiten finden, Dich über Deine Problematik auszutauschen.


Erst mal: Danke für die nette Begrüßung!

Familie ist wirklich ein schwieriges Thema. Für mich waren die sozialen Zwängen nie ein problem; ich finde sie oft unlogisch und dementsprechend fällt es mir extrem schwer sie einzuhalten. Das führt dann aber auch dazu dass mich Narzist (und solche die es sein wollen) prinzipiell auf dem Kicker haben.
Ich bin gegangen weil der Umgang mit meinem Eltern (sobald sie merkten es geht mir nicht gut oder dass ich mal nicht so fitt bin) einen enormen Stress ausgelöst haben. Ich habe Abstand und Sicherheit gebraucht und deshalb nie ein schlechtes Gewissen gehabt.

Meine Meinung zur Familie ist schwierig. Es gibt (ich meine seit 2000) das Gesetzt das Kinder das Recht auf eine gewaltfrei (sowohl körperlich als auch psychisch) Erziehung haben. Psychische Gewalt bei Kinder kann zwar kaum vor Gericht nachgewiesen werden, aber es ist schon mal ein Ansatz in die richtige Richtung. Ich habe auch einige Zeit überlegt ob ich gerichtlich gegen meine Eltern vorgehen möchte, hab es dann aber wegen 'nicht beweisbar' sein gelassen.

Kinder sind wirklich in der Familie zu wenig geschützt. Das Hauptproblem sehe ich aber darin dass verantwortliche wegschauen. Ich hab selbst ein Kind, dass ich letztes Jahr an einem Grippenspiel habe teilhaben lassen. Kurzgefasst: Der Leiter hat alle Helfer und Eltern sehr herablassend behandelt und beim Grippenspiel gab es eine Hirtin in lasziefer Pose (Goldkind) und meins hatte den Schlampenluck (schwarzes Schaf). Ich war danach bei der Pfarrerin und habe auch einige E-Mail geschrieben. Was mich aber wirklich entsetzt hat: Die Kirche war Randvoll und alle haben am Schluss geklatscht!
Natürlich wähnen sich Narzisten undurchschaubar wenn sie mit einer so billigen Nummer durchkommen. Kinder sind nicht gut im verstellen, Erwachsene die hinschauen bekommen alles mit.

Wieso ich die Familie schwierig finde: In jeder Familie gibt es Leute die man nur aushält weil sie dazugehören (Helferkomplex sind in meinem Umfeld Sowas von verbreitet...) . Da muss man eindeutig Selbstschutz betreiben.
Auf der anderen Seite hat man irgendwann kaum noch Leute um sich die einen seit der Kindheit kennen. Manchmal brauch man diese Leute um zu verstehen wie stark man sich verändert hat. Und, Weihnachten haben wir mit drei meiner Tanten gefeiert, es ist schön wenn die Familie den selben Humor hat und genauso direkt ist. Die eigene Kommunikation ist sehr stark von der Familie geprägt, es tut gut einen Teil seines eigenen Verhaltens bei anderen Beobachten zu können.
Was mich zur Zeit beschäftigt ist, das ich gegangen bin bevor ich von meiner Familie als Erwachsen behandelt wurde, es gibt einige Themen die ich gerne ernsthaft besprechen würde.

Ich hab ja gerade schon erwähnt, dass ich Kontakt zu meinen Tanten habe. Bis jetzt haben wir das so geregelt dass meine Eltern dann einfach kein Thema sind. Jetzt muss ich wenn ich das Thema anschneiden ja sehr vorsichtig sein was ich sage, sonst kommt der 'fast kann gar nicht sein das sie so schlimm sind ich hab ja nichts gemerkt' Schuzzreflex.
Hat jemand damit Erfahrung?
Wenn ich zu heftige Sachen erzähle werde ich angezweifelt, ich weiß nur noch nicht was 'zu heftig' ist.
Und dann werden sie sich in letzter Zeit nicht gerade schmeichelhaft über mich geäußert haben...

Wahrscheinlich hängt das auch vom Bildungsstand ab, jemand der weiß was ein Narzist ist kann sich meist auch vorstellen das es ihn gibt. Wenn ich allerdings bei Adam und Eva anfangen muss: na dann gute Nacht.

Eine Frage an victim_reloaded. Persönlichkeitsstörung, würdest du das als gefühlte schwarzes Loch im eigenen selbst beschreiben?
Ich hab das Buch übrigens bestellt!

Gruß
Teetasse

18.09.2018 16:28 • #279


V
@Teetasse

Zitat:
Eine Frage an victim_reloaded. Persönlichkeitsstörung, würdest du das als gefühlte schwarzes Loch im eigenen selbst beschreiben?


Nein, das trifft es nicht wirklich.
Eine PS ist ein unflexibles Verhaltensmuster, dass seit dem frühen Erwachsenenalter besteht, wiederkehrend auftritt und vor allem Probleme im zwischenmenschlichen Bereich verursacht.
Das Wesen der PS ist derart, dass Betroffene die Ursache der Störung nicht in sich selbst erkennen.
Ein Leidensdruck im Sinne eines schwarzen Lochs im Selbst entsteht höchstens durch die Kosten, wenn es etwa aufgrund der wiederkehrenden zwischenmenschlichen Probleme zu depressiven Episoden kommt.

Wenn es gelingt, die Ursache der PS im eigenen Verhalten zu verorten, kann die Sache evtl. anders aussehen. Der aufgewachte Narzisst kann erkennen, dass er Zeit seines Lebens sein wahres Selbst verleugnet und weggedrängt hat zugunsten eines falschen Selbst, das aber sehr weit weg von den eigenen Bedürfnissen und Emotionen ist. Diese Erkenntnis ist schmerzhaft und der Weg zurück zum wahren Selbst (im Sinne von Alice Miller) ist kein leichter. Im diesem Kontext kann man das falsche Selbst natürlich auch als schwarzes Loch wahrnehmen.

19.09.2018 14:28 • x 1 #280


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