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Reflexive Bewältigung einer narzisstischen Beziehung

Toenchen
Liebe Ex-Mitglied, ich reichte ihm so oft die Hand.....er bedankte sich zwar, nahm sie jedoch nicht an. Er sei wohl kein Beziehungsmensch, mache eh alles falsch und moechte si h das selbst auch nicht mehr antun. Geschriebene Worte.....was nun? Bin ambivalent. Wie helfen, ohne meine Wuerde zu verlieren? Soll ich mich wieder rar machen? Soll ich ihm nochmals die Haende reichen? Mein Verstand ist zutiefst verunsichert, mein Herz schmerzt physisch. Danke

14.07.2018 10:53 • x 2 #196


E
Zitat von Toenchen:
Guten Abend. Mein betroffener Partner hat vor 4 Monaten am Telefon! Er ist 60 Jahre alt, das Aus bekundet. Er befa.d sich grad in Therapie. Seither Wechselkontakt, dann Rueckzug meinerseits aus Selbstfuersorge. Kontakt seither nur von meiner Seite.er antwortet stets sofort. Alles ziemlich emotionslos. Ich bat ihn, seine Sachen abzuholen.es war alles im Keller. Er reagierte sofort, holte alles raus. Wir redeten kurz dann musste ich mit entziehen, um nicht einzubrechen emotio nal. Ich moechte ihn nicht Stich lassen, mir eine weitere Ablehnung ersparen, dA am Ende. hast Du einen Rat? Ich liebe diesen Mann. Therapieerfahren bin ich mit 57 Jahren aber so eine Herausforderung ist nicht zu toppen. Wie erreiche ich sein In.eres wieder?


Hallo Toenchen,

danke für Deinen Beitrag. Was für einen Rat wünscht Du Dir denn?

Edit: Überschneidung.

LG
Ex-Mitglied

14.07.2018 10:55 • #197


A


Reflexive Bewältigung einer narzisstischen Beziehung

x 3


E
Zitat von Toenchen:
Liebe Ex-Mitglied, ich reichte ihm so oft die Hand.....er bedankte sich zwar, nahm sie jedoch nicht an. Er sei wohl kein Beziehungsmensch, mache eh alles falsch und moechte si h das selbst auch nicht mehr antun. Geschriebene Worte.....was nun? Bin ambivalent. Wie helfen, ohne meine Wuerde zu verlieren? Soll ich mich wieder rar machen? Soll ich ihm nochmals die Haende reichen? Mein Verstand ist zutiefst verunsichert, mein Herz schmerzt physisch. Danke


Hallo nochmal,

wie lange seid Ihr schon zusammen? Hat er eine Diagnose? Was wurde alles diagnostiziert? Was weiss dein Partner über die Ursachen/Auslöser bei sich selbst? Wie einsichtig ist er? Ist zusätzlich eine Depression aktuell? Ist er abhängig (Dro. Alk. Medi.)? Neigt er zur Gewalt?

LG
Ex-Mitglied

14.07.2018 11:05 • #198


E
Zitat von Vidi:
Ex-Mitglied, nicht so sentimental Es ist spät

Macht es wirklich so einen großen Unterschied, ob man nun direkt sagt, was man für Gefühle hat oder ob man diese über Verschleierung, Tricksen und Manipulieren zum Ausdruck bringt? Was dahinter steht ist doch das gleiche Gefühl?

Ich hab zu viel getrunken und sollte 5:30 Uhr aufstehen, Bürotag


JA

14.07.2018 11:07 • x 1 #199


E
Meine vom Alk. verschleierten Gedanken hab ich gerade nochmal aufgegriffen. Ich hab mich da gestern Nacht nicht mehr ganz so glanzvoll ausdrücken können.

Ich meinte eigentlich nicht, dass direkt Gefühle ansprechen im Vergleich, sondern eher all die Verhaltensweisen, die gesellschaftlich toleriert sind, als normal gelten und dennoch völlig daneben sind.

Mal als Beispiel: Man ist eifersüchtig und zickt rum, ist wortkarg, mürrisch und macht dicht. Unterscheidet sich das wirklich so sehr von den manipulativen Spielchen, die der Narzisst gegebenenfalls aus der gleichen Emotion heraus treibt?
Meine Meinung: Nein. Der einzige Unterschied für mich ist, dass man bei der einen Verhaltensweise sagt, so etwas geht gar nicht und man die andere Verhaltensweise noch im Rahmen einer einigermaßen akzeptierten Norm verortet.Warum eigentlich? Ich finde beide Umgangsarten nicht so toll und rühmlich.

LG Vidi

14.07.2018 11:52 • #200


Y
Hallöchen nochmal

ich habe eure Antworten und euren weiteren Dialog übersehen, sah heute nur NotSures Beitrag
Hm, vielleicht liegt`s dran, dass ich gerade als Dalmatiner materialisiert war
Ich danke euch und eine ausführlichere Antwort folgt noch.

@Vidi
Zitat:
Als schwer leidend sehe ich mich überhaupt nicht.

so meinte ich es nicht Ich sprach ja davon, wie ein Mensch leiden kann, wenn er beginnt zu fühlen. . .
Und darauf bezog ich das schwer Leidend.

Zitat:
Ganz im Gegenteil, seit die Masken gefallen sind, habe ich zum ersten Mal überhaupt das Gefühl, dass ich mich wirklich frei entscheiden kann, ob ich das tragen möchte und ob ich denjenigen, der sich hinter den Schichten verbirgt, den Menschen, den ich nach und nach ja gerade erst kennenlerne, mag oder nicht. Ohne gutes Basisgefühl würde das gar nicht gehen. Übrigens auch so ein Punkt: Im Rückblick habe ich festgestellt, dass ich mit meinem Ex-Freund nie in der Phase des Kennenlernens angekommen bin, Phantom eben. Das passiert mit uns ja gerade erst jetzt und das finde ich schon ziemlich spannend. weil wir beide bewusst entscheiden.

ich verstehe. Nochmal vorweg: ich glaube nichtmal, dass mein Ex ein Narz ist und das spielt auch keine große Rolle für mich. Er selbst sagte mal, er denke manchmal, Borderliner zu sein, was ganz gut passt. Nur leider nicht zu mir , da ich gerade diese Symptome überhaupt nicht ertragen kann. Aber gut, worauf ich hinaus will: Du schreibst, dass Du ihn ohne Masken ja erst kennenlernst, was ich absolut verstehe und ohne das gibt`s ja auch keine echte Liebesbeziehung.
Aber ich las in Büchern und auch im Forum so oft, dass gerade Narzissten gar nicht in ihrem wahren Wesen wahrgenommen werden wollen. Dass sie dann eher die Flucht ergreifen. .
Und bei meinem Ex hatte ich genau diesen Eindruck. Ich hab da auch keine Masken eingerissen oder so, aber ich reagierte eben weder auf seinen Status, noch auf irgend welche Shows. Ich mag sein Wesen sehr! Aber das hatte nunmal nix damit zu tun, was er beruflich geleitet hat oder dergleichen. Ich fand ganz andere Dinge wundervoll. Ja und ich war sehr überrascht, dass ihm das arg missfiel und das obwohl ich ihm mit Zuneigung und Bejahung begegnete. Er wurde immer wütender, sagte, er fühle sich niicht gewertschätzt und dergleichen. Ich wusste nicht weiter weil ich ihn tatsächlich nie kritsierte. Ich kritisierte nur, dass er mich zunehmend massiv krtisierte
Schließlich schien es mir, als ob er gar nicht gesehen werden will. Er wollte in dem, was er für wertvoll hielt, wie er sich sah, anerkannt bzw. bewundert werden. Absurd all das weil er mir z.B. monatelang u.A. seinen Beruf verbarg weil er die Erfahrung gemacht hat, dass Frauen stark drauf anspringen und er mal schauen wollte, wer Interesse hat, wenn er mal alle Erfolge, Kohle usw. verbirgt. Und es fruchtete, ich hielt ihn für einen verarmten Künstler
Schließlich aber war er rasend weil ich ihn nicht wegen seines Berufes usw. anhimmelte. Kann ich aber nicht weil sein Beruf nunmal nicht das ist, was mich so sehr an ihm berührte.
Das ist nur ein Beispiel von vielen. Aber mein Fazit ist- er wollte für sein Selbstbild geliebt werden.


Zitat:
Da ein Narzisst ja Bindungen meidet, würde ich es nicht als Abhängigkeit zu einer Person sehen, sondern eher als ersten zaghaften Versuch überhaupt Bindungen zu anderen aufzubauen.


ja durchaus. Da stimme ich Dir zu. Ich dachte nur- wenn er sich dann öffnet, zeigt, seine Schwäche, Angst usw. spürt, dann wird das bestimmt das Gefühl auslösen, was er doch vermutlich um alles in der Welt vermeiden will-Ohnmacht. Und wenn man sich wirklich so weit öffnet und eine Bindung wirklich zulässt, macht das ja auch in gewisser Weise abhängig. Ich meine jetzt keine ungesunde Abhängigkeit, sondern einfach das verletzlich sein.

14.07.2018 12:07 • #201


Y
interessantes Gespräch mit euch! Ich antworte jetzt aber nur auf Vidis Beitrag weil ich heute noch was leisten möchte.

Zitat:
Mal als Beispiel: Man ist eifersüchtig und zickt rum, ist wortkarg, mürrisch und macht dicht. Unterscheidet sich das wirklich so sehr von den manipulativen Spielchen, die der Narzisst gegebenenfalls aus der gleichen Emotion heraus treibt?
Meine Meinung: Nein. Der einzige Unterschied für mich ist, dass man bei der einen Verhaltensweise sagt, so etwas geht gar nicht und man die andere Verhaltensweise noch im Rahmen einer einigermaßen akzeptierten Norm verortet.Warum eigentlich? Ich finde beide Umgangsarten nicht so toll und rühmlich.


ich weiß, was Du meinst. Es gibt so einigen gesellschaftlich akzeptierten Irrsinn!
Aber ich hab die Unterschiede schon gravierend und für mich untragbar empfunden, sonst wär`ich ja noch mit meinem tollwütigen Bärchen zusammen

Ich nenne euch nur mal ein Beispiel und es würde mich interessieren, wie ihr reagieren würdet. Ich persönlich sah keinen Weg mehr, als mich komplett aus dem Staub zu machen.
So entstanden bei uns Konflikte aus meiner Sicht: ein ruhiger schöner gemeinsamer Abend, aber ich habe den Eindruck, dass plötzlich O,O% Kontakt zwischen uns besteht. Also nichtmal dieses schöne Beisammen sein wenn jeder was für sich tut. Der eine liest, der andere wäscht ab oder sonst was.
Ich fühlte dennoch nix beunruhigendes, kein Vorwurfsgefühl oder so. Also tippte ich iihn zärtlich an und fragte, was zwischen uns los sei, mir fehle die Nähe zwischen uns, ob alles okay sei. Echt ganz friedlich.
1O Minuten später stand ich auf der Straße Er hatte mich mit dem Kommentar heraus geworfen, dass er sich das hormongesteuerte Gezetere von Frauen nicht mehr antue.
Ich blieb ruhig, war aber natürlich nicht gerade erfreut
Es folgten dann bösartige Mails und Sms, die immer weiter eskalierten. Böseste Worte, Beleidigungen am laufenden Band, Diagnosen usw. Ich konnte es kaum fassen. Das ganze endete mit einem Ich verzeihe dir.
Ich versuchte noch mal ganz ruhig darzulegen, dass es nur um die Nähe ging und ignorierte den anderen Irrsinn. Aber zunächst löste es Schmerz aus, ich weinte usw., aber es war so extrem, dass klar war, dass es ein Film war.
Es folgten wieder Ausbrüche, er machte Schluss, schickte mir Fotos von viiieeel tolleren Frauen, die angeblich gerade in seinen Armen lägen usw.
Ich zog mich zurück, bat um Ruhe.
vielleicht 2 Wochen später kreuzte er unangeküdigt auf, bat um Verzeihung usw.
Ich sagte ihm, dass ich ihm gar nicht böse bin, aber unter diesen Umständen keine Beziehung führen wolle. Er redete dauernd von Schuld, Verzeihen, kapierte aber nicht, dass es mir darum gar nicht ging. Trotz Verzeihen möchte ich keine Beziehung mit jemanden führen, der alle 2 Wochen Tobsuchtsanfälle bekommt und die Beziehung beendet.
Als er sah, dass ich mich nicht mehr einlassen möchte, folgten wieder böse Beschimpfungen.

Ich sehe also schon einen kleinen Unterschied zwischen normalem Irrsinn und diesem bzw. für mich persönlich ist sowas nicht aushaltbar. Mit anderem Irrsinn könnte ich besser umgehen und tat es auch schon, aber sowas geht für mich gar nicht.

14.07.2018 12:45 • x 1 #202


Toenchen
....ist meine aktuelle Ausfuehrung nicht erschienen?

14.07.2018 13:02 • #203


Toenchen
Ok. Er hat ADS mittelschwere Depression. Von den 15 Mo hat er 3 Mo bei mir gewohnt. Hatte AugenOP, dann im Dez. hat seine Mutili Tabletten genommen. Ist im Pflegeheim. Seit Maerz nach psych.Tageskli nik arbeitet er wieder. Die Aufmerksamkeit lag stets im We hsel. Mutter, Tochter (18) und mir. Sein Sohn lehnt ihn ab. Die Ex hat einen Neuen, schon vor der Scheidung, da P. ihre Mahnu gen ignorierte. Er hat schon damals keine Emotion gezeigt...hat alles gedrosselt. Als wir uns trafen war er nahezu Impot.. Ich fragte ihn kuerzlich nach seiner Wut.... er meint, da wuerd nichts heil bleiben. Hoffdas beantwortet Deine Frage. Sein Status nach dem Aus: Das Universum ist vollkommen, muss nicht verae ndert werden. Wer es besitzen will, verliert es. Quantenphysik, sein Steckenpferd. Vor.geri verliess ihn, weil die ihn verändern wollte. Geht gar ni ht! Danke Euch

14.07.2018 13:29 • x 1 #204


E
Zitat von ysabell:
Ich mache gerade eine neue Erfahrung. Kennst Du sowas auch @bittermoon? Früher übernahm ich ganz schnell das Gefühl meines Gegenübers. Litt jemand z.B., ging es mir auch schlecht. Heute bin ich voller Mitgefühl, weine auch manchmal mit, aber da ist etwas eigenes in mir, das vom Anderen unberührt bleibt. Das ist so wohltuend weil ich so für andere da sein kann, ohne selbst gleich einzuknicken. In mir bleibt etwas glücklich, auch wenn ich weine. Ich kümmere mich gerade um einen tief unglücklichen Menschen. Hast Du zufällig das Arno .


Liebe ysabell,

was wir lernen müssen ist Akzeptanz. Was wir lernen müssen ist, nicht einem Konzept der Liebe zu folgen, sondern Liebe tatsächlich zuzulassen. Unsere Vorstellungen von Liebe aus einem egoistischen Forderungskatalog zu entlassen.

Wir müssen lernen, dass nur solche Wahrheiten für uns lebbar sind, die aus uns selbst entstehen.

Wenn ich jemandem täglich über Stunden und das seit Monaten oder Jahren einimpfen muss, dass er sich schlecht fühlt weil er das falsche denkt, oder fühlt und uns dazu auffordert unsere Wahrheit, unsere Gefühle als falsch zu verstehen, dann ist das nicht Hilfe, sondern Grausamkeit und zutiefst destruktiv. Wenn uns jemand einredet, es sei gut und richtig für uns selbst, wenn wir die Verantwortung für unser Leid einem anderen zuweisen, als nur uns selbst, dann ist das Entmündigung. Wenn uns jemand erklärt, es sei richtig einen Menschen, zu dem wir uns hingezogen fühlen mit Ablehnung, Hass und Angst zu begegnen, dann wird uns das nicht uns selbst näher bringen und uns zur Selbstliebe leiten, sondern es entmündigt unser emotionales ICH, es ist eine Anleitung für ein Leben in Angst, Frustration, Selbsthass, Misstrauen und vor Allem der Abkehr von der Wahrheit. Die Legalisierung von Unrecht durch Schuldverteilung und die Projektion von Hass, ist nicht heilsam sondern krank. Wenn ich jemandem einrede, dass er erst dann Erlösung von Schmerz und Leid erfahren kann, wenn er sich mit Gewalt dazu zwingt, sein Empfinden als unerwünscht zu bewerten und abzulehnen, dann ist das nichts anderes als emotionale Gewalt bis hin zur Folter.

Folter funktioniert nicht nur körperlich. Folter funktioniert ganz genauso auch emotional. Das Prinzip ist einfach. Jedes Mal, wenn ich z.B. Mitleid mit einem Menschen habe, der von anderen gemobbt oder misshandelt wird, dann fühlt sich das schlecht an, aber es fühlt sich wahr an. Wenn mir nun jemand jeden Tag vorbetet, dass es schlecht ist Mitleid zu haben, dass ich nicht richtig funktioniere wenn ich so empfinde, dann fühle ich mich nicht gut, sondern krank, weil ich der Meinung bin, dass mein Empfinden inakzeptabel ist und mir schadet. Ich werde das Vertrauen in mich verlieren, nach unendlich vielen Antworten und Gründen suchen für mein Leiden, mich fragen warum es gerade mich getroffen hat und mich quälen und selbst bestrafen, wann immer ich diesen Menschen dem man Unrecht antut begegne und ich Mitleid empfinde. Je länger dieser Kampf dauert, desto verzweifelter werde ich, desto wütender auf mich selbst, weil ich es nicht schaffe, anders zu fühlen, richtiger zu fühlen.

Als nächstes wird mir erklärt, dass ich nicht mich selbst hassen soll, sondern den Menschen, der dieses Gefühl in mir auslöst, denn schliesslich wird ja kein Mensch ohne Grund geschlagen und gemobbt, er ist also schon selbst dafür verantwortlich, dass er Leid erfährt und ist darum schlecht. Wie kann ich nur so dumm sein und ihm auf den Leim gehen ich Trottel? Wie praktisch, wenn mir dann noch klar gemacht wird, dass dies die volle Absicht des Verursachers war, rücksichtslos und ohne Gewissen sorgt er dafür, dass es mir grundlos schlecht geht und schon merke ich, wie mein Gefühl sich relativiert. Es nimmt eine verzerrte, nicht zu definierende Gestalt an und ich verspüre den starken Drang, mich gegen diesen Menschen zur Wehr zu setzen. Ich muss nur jedes Mal wenn ich ihm begegne mit den anderen gemeinsam drauf schlagen. Je fester desto besser.

Die anderen loben mich und danken mir, dass ich mitmache und siehe da, der böse Mensch hat allen das selbe angetan wie mir. Ich bin also richtig. Ich darf das tun. Ich setze mich zur Wehr. Es ist die Wahrheit, auch wenn es sich falsch anfühlt, das geht vorbei. Ich verteidige mich ja nur, ich habe schliesslich das Recht dazu und ich rette alle anderen gleich mit indem ich das jetzt durchhalte, egal wie lange es dauert.

Wenn mir Zweifel kommen oder ich Schuldgefühle habe, dann werde ich für rückfällig erklärt wie ein J., ein kompletter Versager an mir selbst, der sich nicht im Griff hat.

Nach einer grausam langen Zeit, geht es plötzlich immer leichter. Ich fühle mich immer richtiger, immer anerkannter, immer stärker, mein Ego ist so verdammt riesig, ich kann es gar nicht fassen.

Alles wäre perfekt, würde ich nicht jeden Tag draussen auf der Strasse diesen geprügelten, verletzten, blutenden, schreienden Menschen liegen sehen. Das verdirbt mir die ganze Freude an meinem frisch geborenen Ego. Ach was soll's - ich habe eine prima Idee. Ich gehe einfach nicht mehr raus. Dann passiert mir das nicht mehr. Ich bleibe daheim und bewundere den ganzen Tag nur noch dieses mega tolle Ego. Jetzt kann ich ihn nicht mehr sehen, meine Freunde unterstützen mich und schicken Essen auf Rädern damit ich nicht verhungere. Das Sozialamt zahlt meine Miete, weil ich ja nicht mehr hinaus gehe.

Aber das sind ja nur Kleinigkeiten, das nehme ich GERN in Kauf, es funktioniert doch immerhin?

Leider muss ich von Zeit zu Zeit die Fenster öffnen, dann höre ich ihn, dieses Geschrei, das Stöhnen, die Hilferufe. Ich schreie hinunter, dass er still sein soll und dass er selbst Schuld ist an dem was ich tat und jetzt unterlasse, dass er wertlos ist, eine verabscheuungswürdige Kreatur und dass ich ihn zutiefst verachte und hasse, weil er mich dazu gebracht hat zu dem zu werden was ich jetzt bin. Fenster zu.

Nach einer Weile kommt mir die rettende Idee. Ich ziehe einfach weg. Weg von dieser Stadt, dieser Strasse, dieser Wohnung und all dem schrecklichen, was ich hier erlebt habe. Dann muss ich nie wieder hinsehen, nie wieder hinhören und nie wieder kann mir der böse Mensch etwas zu Leide tun.

Nach all den Jahren des Elends endlich, ich konnte mich befreien. Alle sind stolz auf mich. Sie sagen ich müsse mich nun selbst lieben. Ich sage ja ich liebe mich - das fühlt sich merkwürdig an, alles Spätfolgen der Dinge, die mir der böse Mensch grundlos angetan hat. Aber es geht jeden Tag ein wenig besser, das sagen die anderen. Ich habe mir nicht erst die Mühe gemacht und überprüft, ob das auch wahr ist. Wozu? Beim letzten Mal hatten sie schliesslich auch Recht, die wissen eh besser was ich in Wahrheit fühle. Die sagen es ist richtig. Ich bin richtig. Ich bin im Recht. Ich bin gut! Ich liebe mich selbst!

----

Und nun möchte ich Dir eine Frage stellen: wenn ein Mensch, allen Ernstes zu Dir sagt, dass Deine Realität der letzten Jahre nicht stimmt. Dass derjenige, der soviel gute Gefühle mit Dir geteilt hat, Dir sagte, dass er Dich liebt - in Wahrheit jeden Tag und jede Sekunde, jedes Wort, jeder Blick eine Lüge war - wie fühlt sich das an? Grausam?

Ja, das fühlt sich grausam an, weil es grausam ist. PUNKT

Wer tut einem verletzten und leidenden Menschen soetwas an? Natürlich kann er das nicht beweisen, aber glauben musst Du es schon allein wenn Du irgendwann nicht mehr leiden willst.

Und? Fühlt sich das gut an? Und wenn nicht? Wie in Gottes Namen kann es uns dann helfen?

Du hast Deine Wahrheit gefunden ysabell. Deine innere Wahrheit. Diese stimmt nicht immer mit kognitiver Wahrheit überein. Aber nur sie lässt Dich heilen, zur Ruhe kommen, und loslassen. Du formst dich aus Dir selbst heraus, nicht durch auswendig lernen von Propaganda und das verlernen von Akzeptanz.

Wenn ich zu Dir sage, Du bist eine verantwortungslose, bösartige, hässliche, abstoßende und wertlose Schlam***, dann weisst Du eigentlich dass das nicht stimmt. Dennoch verzichtest Du auf emotionale Barrieren, bist je nachdem von wem das gesagte wurde verletzt, gekränkt, gedemütigt. Du fühlst dich elend und gibst mir die Schuld daran. Aber ist das fair? Warum fühlst Du was nicht wahr ist? Warum hast Du diesen Volltreffer angenommen? Weil Du zutiefst glaubst, dass ich Dich liebe und wenn ich das wirklich tue, dann könnte/dürfte ich das niemals sagen? Bist Du Dir da so sicher?

Lese noch einmal das oben. Bist Du Dir da so sicher?

Nimm das für Dich mit ins Wochenende und lass das sacken. Wertfrei. Angstfrei. Und dann frage Dich einmal, ob Du nicht auch Deine Grenzen überschritten hast und zwar in selbstschädigender Weise als Du beschlossen hast, dass Liebe nicht wehtun kann, Dich niemals verletzt, Dich niemals enttäuscht, denn dann ist es keine Liebe. Man muss sich nur genug Mühe geben dafür und den anderen genug wertschätzen.

Glaubst Du auch daran, dass Dir beim Auto fahren so lange nichts passiert, wie Du Dir ausreichend Mühe gibst? Egal was da kommt, egal wie hoch das Tempo ist?

Kann es wirklich so einfach sein? Nein, das ist es nicht. Das ist es nie. Wir akzeptieren jeden Tag das Risiko des Lebens. Nur in unserer Gefühlswelt, da bauen wir Märchenschlösser aus Verleugnung, Selbstbetrug und Ignoranz, weil wir ANGST haben, dass wir das nicht ertragen können.

Wenn wir das leben, dann lieben wir nicht. Dann stellen wir Bedingungen an unsere Bereitschaft zur Nähe, Vertrauen und Intimität. Aber mit Liebe, hat das nichts zu tun.

Fühl Dich umarmt Liebes

GLG
Ex-Mitglied

14.07.2018 13:36 • x 3 #205


E
Zitat von ysabell:
Ich nenne euch nur mal ein Beispiel und es würde mich interessieren, wie ihr reagieren würdet. Ich persönlich sah keinen Weg mehr, als mich komplett aus dem Staub zu machen.
So entstanden bei uns Konflikte aus meiner Sicht: ein ruhiger schöner gemeinsamer Abend, aber ich habe den Eindruck, dass plötzlich O,O% Kontakt zwischen uns besteht. Also nichtmal dieses schöne Beisammen sein wenn jeder was für sich tut. Der eine liest, der andere wäscht ab oder sonst was.
Ich fühlte dennoch nix beunruhigendes, kein Vorwurfsgefühl oder so. Also tippte ich iihn zärtlich an und fragte, was zwischen uns los sei, mir fehle die Nähe zwischen uns, ob alles okay sei. Echt ganz friedlich.
1O Minuten später stand ich auf der Straße Er hatte mich mit dem Kommentar heraus geworfen, dass er sich das hormongesteuerte Gezetere von Frauen nicht mehr antue.
Ich blieb ruhig, war aber natürlich nicht gerade erfreut


Für mich besteht bei dem was du geschrieben hast, zwischen euch null Vertrauensbasis.

Du machst auf ein Defizit aufmerksam (mangelnde Nähe), machst ihn verantwortlich (ob alles okay sei) und erwartest von ihm, dass er das wieder geradebiegt (mit deiner Frage). Warum gehst du davon aus, dass er dafür verantwortlich ist? Ich denke, was du in dem Moment gefühlt hast, ist das fehlendes Vertrauen und damit auch fehlende Nähe. Aber wie soll denn jemand auch plötzlich Nähe herstellen, wenn er, sie oder auch beide kein Vertrauen ineinander haben?

Natürlich bekleckert er sich in seiner nachfolgenden Reaktion nicht gerade mit Ruhm. Für mich ist das allerdings purer Frust und Ausdruck seines Empfindens nicht gut genug für dich zu sein, durch Abwertung von dir, durch Selbsterhöhung über andere Frauen usw.

Im Nachgang knallste ihm noch sein dämliches Verhalten vor den Latz, damit er sich richtig doof fühlen darf und beharrst weiterhin darauf, dass er dafür verantwortlich ist, ob du Nähe zwischen euch empfindest oder nicht..

Das klingt vielleicht ein bisschen hart, aber ich mag diese, ich bin immer ganz ruhig geblieben und der andere rastet aus und ist der Böse Attitude überhaupt nicht.

Es geht nicht darum, welche Verhaltensweisen zu dem von dir gewünschtem Ergebnis führen, sondern um gegenseitiges Verstehen und Verständnis. Das bekommt man in der Regel dann, wenn man sich selbst öffnet. Du hast aber für mich in deiner Beschreibung der Situation ganz klar ihn zum Problemverursacher gemacht. ist nicht nett.

LG Vidi

14.07.2018 13:37 • x 1 #206


V
Zitat von Vidi:
Störung klingt negativ und ich mag dieses Wort in diesem Zusammenhang eigentlich auch gar nicht. Für mich sind das einfach unterschiedliche Wahrnehmungswelten, wo allerdings Kommunikationsprobleme vorprogrammiert sind, wenn man um die Welten nicht weiß.

Dann solltest Du auch nicht Persönlichkeitsstörung schreiben, sondern allenfalls Persönlichkeitsstil. Laien, die sich das Recht herausnehmen, bei anderen Menschen Persönlichkeitsstörungen zu diagnostizieren, offenbaren aus meiner Sicht selbst ein sehr übergriffiges Verhalten.

14.07.2018 13:45 • x 2 #207


E
Nachtrag:

Angst ist keine Rechtfertigung sich ihr nicht zu stellen.

Angst ist ein sehr mächtiges Gefühl. Aber sie ist NICHT schlecht. Sie ist lebensnotwendig. Sie hilft Dir dabei am Leben zu bleiben. Es ist OK und RICHTIG wenn wir Angst spüren. Wir dürfen sie nicht bekämpfen. Sonst sterben wir innerlich.

Wenn Du Angst hast von einem Hochhaus zu springen ist das OK. Wenn Du das bekämpfst bis Du es nicht mehr wahrnimmst wirst Du eines Tages springen und sterben.

Oder: Du verstehst, WARUM Du Angst hast und akzeptierst sie, weil die Gefahr WAHR ist. Dann drehst Du Dich um und sagst: warum sollte ich so blöd sein und es trotzdem tun? Wenn ich so sehr dringend nach unten will - dann nehme ich die Treppe.

LG
Ex-Mitglied

14.07.2018 13:55 • #208


Y
Jetzt habe ich es begriffen: eure Beiträge erscheinen nur wenn ich mich einlogge Sonst kann ich alle lesen. Seltsam, oder?

Danke @bittermoon!
Ich verstehe genau, denke ich zumindestens. Das liegt auch recht nahe bei. . .na, wie heißt sie noch? Byron Katie. So scheint mir.
Jetzt nur kurz schon etwas dazu:

Zitat:
Und nun möchte ich Dir eine Frage stellen: wenn ein Mensch, allen Ernstes zu Dir sagt, dass Deine Realität der letzten Jahre nicht stimmt. Dass derjenige, der soviel gute Gefühle mit Dir geteilt hat, Dir sagte, dass er Dich liebt - in Wahrheit jeden Tag und jede Sekunde, jedes Wort, jeder Blick eine Lüge war - wie fühlt sich das an? Grausam?


ich weiß nicht, worauf Du das jetzt genau beziehst? Vermutlich auf das Thema der fallenden Fassaden? Da kommt vielleicht einiges durcheinander. Gestern schrieb ich nicht von meinem Exfreund. Und da war auch nicht ich diejenige, die verkündete: hey, das was du da die letzten Jahre lebtest, war icht echt!- oder dergleichen. Die Person, von der ich erzählte, sagte das selbst von sich.

@Vidi

Zitat:
Du machst auf ein Defizit aufmerksam (mangelnde Nähe), machst ihn verantwortlich (ob alles okay sei) und erwartest von ihm, dass er das wieder geradebiegt (mit deiner Frage).


nein Vidi, ich habe gefragt, was zwischen uns los sei, sagte wie ich mich fühle und fragte nach ihm, D.h. noch lange nicht, dass ich 1. ihn verantwortlich für meine Gefühle mache, noch dass ich erwarte, dass ermich anders fühlen lässt.
Ausdrücken meiner Empfindungen finde ich okay. Wenn das in einer Beziehung nicht möglich ist, dann ist das nichts für mich.
Ich hätte auch damit leben können, wenn er nicht reden will, es anders empfindet, seine Ruhe haben will usw.
Ich kann auch auseinander gehen, wenn mal nicht alles okay ist, ohne auszurasten oder Vorwürfe zu machen.
Übrigens habe ich das mit der Nähe zum ersten Mal erwähnt, sonst kam sowas meistens eher von ihm.

Oder nehmen wir die Alternative: ich fühlte mich nicht mehr wohl eben ihm, egal warum. Ich hätte ihm auch nichts mitteilen können und statt dessen gehen können. Auch das hätte einen Tobsuchtsanfall ausgelöst.
Was also tun?

Zitat:
Im Nachgang knallste ihm noch sein dämliches Verhalten vor den Latz, damit er sich richtig doof fühlen darf und beharrst weiterhin darauf, dass er dafür verantwortlich ist, ob du Nähe zwischen euch empfindest oder nicht.


nein, ich versuchte zum eigentlichem Thema zurück zu finden, da er sich emotional im Krieg mit mir befand. Ihn zu erinnern: es war nix los, außer dass ich sagte, nach meinem Empfinden sei die Nähe nicht da.

Ich finde, dass Du ohne geaueres nachzufragen, schnell urteilst Vidi. Es geht mir nicht darum, dass Du mich kritisierst, um eigene blinde Flecken zu sehen, fragte ich ja nach, aber z.B. sowas hier finde ich etwas schnell geschossen
Zitat:
Das klingt vielleicht ein bisschen hart, aber ich mag diese, ich bin immer ganz ruhig geblieben und der andere rastet aus und ist der Böse Attitude überhaupt nicht.

ich war aber nun einmal ruhig. Woraus schließt Du, dass ich immer so reagiere. vielleicht war die Ruhe ja echt oder hatte Ursachen, statt Attitüde zu sein?
Und Vidi, ich schrieb eben- ich sagte ihm nicht, dass er böse ist und empfinde auch nicht so. Ich habe auch heute nach Beziehungsende gute Gedanken an ihn, aber u.A. diese ewigen Tobsuchtsanfälle waren für mich untragbar. Nicht weil er böse ist, sondern weil ich mich mit ihm nicht mehr glücklich oder nur gut gefühlt habe.
Klar ist er nicht dafür verantwortlich, dass ich glücklich bin. Aber seitdem ich ohne ihn bin, fühle ich mich wieder glücklich.

14.07.2018 14:07 • x 1 #209


E
Na toll - nun habe ich mich wieder zum Affen gemacht. Mein Handy spinnt rum und ich habe erstmal in den falschen Faden gepostet.

Klasse !



@ysabell

Hier sollte das hin! Oh man ich Schaf.

Nein! Wie käme ich dazu. Ich werde die Antwort jetzt nicht hier posten. Aber ich bin mir sicher, dass Du es genau weisst. Wenn noch nicht ganz, dann geh auf die Suche. Irgendwie kam Dir das emotional bekannt vor. Du findest es ganz sicher!

LG
Ex-Mitglied

14.07.2018 14:38 • x 1 #210


A


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