Ich wende mich an das Forum, nachdem ich nach vielen Monaten voller Verzweiflung nicht mehr weiter weiss.
Ich fürchte es wird lang, damit der Gesamteindruck überhaupt vermittelt werden kann…
Ich 53 und mein Mann 57 sind seit fast vier Jahren verheiratet, seit 8 Jahren ein Paar. Wir kennen uns seit über 25 Jahren, waren damals aber beide gebunden. Vor 8 Jahren sind wir dann wieder aufeinander getroffen.
Mein Mann war zu dieser Zeit in keiner guten seelischen Verfassung. Er leidet schon immer unter einer generalisierten Angststörung. Ist hier auch seit 10 Jahren in Therapie und einmal jährlich zur Reha für 8 Wochen. Er arbeitet also an seiner Krankheit. Wir haben am Anfang unserer Beziehung gemeinsam viel in seinem Leben geändert. Neuer Job, neue Wohnsituation, alles liegen gebliebene weggearbeitet zu dem er vorher nicht in der Lage war. Ich habe damals viel in unsere Beziehung investiert und sehr viel Energie aufgewendet, um unserem gemeinsamen Leben eine gute Basis zu schaffen. Das ging auch einige Jahre gut. Wir waren sehr sehr glücklich miteinander, waren für andere das absolute Traumpaar und haben uns auch so gefühlt. Vor vier Jahren haben wir geheiratet.
Schon zu dieser Zeit hatte ich wenig Lust auf S.. Ich hatte einen Burnout, war mitten in den Wechseljahren. Ich habe das meinem Mann auch immer wieder erklärt. War trotzdem immer zärtlich, aufmerksam, gekuschelt, berührt … habe mir auch Hilfe gesucht bei Gynäkologen. Habe dann eine hormonelle Therapie gestartet. Die auch besserung brachte seit 2 Jahren. Problem ist aber mein Mann wehrt jetzt seit 2 Jahren alle Annäherungsversuche von mir ab. Fasst mich nicht mehr an, ist abweisend, nicht zärtlich. Ich habe das immer wieder angesprochen. Ér sagt er kann jetzt nicht mehr, hätte sich das verlangen nach mir abgewöhnt und glaubt auch nicht, dass wir jemals wieder S. miteinander haben werden. Mir geht es nicht nur um S.. Eine ehrliche Umarmung wäre auch schon schön …
Hinzu kommt dass er bedingt durch seine Angststörung selten arbeitet, sehr eifersüchtig auf meinen erwachsenen Sohn ist, ihn pausenlos kritisiert, was mich sehr verletzt, denn mein Sohn 28 und ich haben eine sehr enge Bindung. Die beiden inzwischen gar keine mehr. Mein Sohn hat auch aufgegeben sich zu bemühen. Mein Mann ist unheimlich empfindlich und übersensibel. Insgesamt ein sehr schwieriger Charakter, aber eben auch ein ganz besonderer Mensch. Er macht jedoch viel, was andere verletzt. Er sieht das anders, weil er eine komplett andere Wahrnehmung hat. Ich werde bald Oma. Mein Mann sagt heute schon, dass dann der nächste hype los geht ums Enkelkind statt um meinen Sohn. Ausdrücklich sagt er, das ist dein Enkel dann nicht meins. Das verletzt sehr.
Gleichzeitig beklagt er sich, dass sich mein Sohn inzwischen gar nicht mehr bei ihm meldet und nach seinem Befinden befragt, wir wären schließlich eine Familie.
Er selbst hat eine erwachsene Tochter aus 1. Ehe, zu der er aber kaum Kontakt hat, weil sie diesen wohl nicht so intensiv möchte. Die Gründe dafür kenne ich bis heute nicht. Sie ist nur knapp ein Jahr mit ihm aufgewachsen und seitdem einen Stiefvater den sie als ihren eigentlichen Papa sieht.
Seit Monaten ist er nun mal wieder aufgrund der Angststörung krank geschrieben, liegt nur zu Hause rum, den ganzen Tag am Handy. Pflegt tausende Kontakte, macht Zusagen, die er nicht einhält. Er ist wahnsinnig abhängig von Bestätigung dritter. Braucht permanente Aufmerksamkeit und Bestätigung. Auch von anderen Frauen. Er ist mir m.w. Nicht fremd gegangen körperlich. Schlimmer für mich jedoch: emotional mit einer Frau aus seiner Reha, die sich in ihn verliebt hat. Er sagt, er mag sie nur sehr. Ein toller Mensch. Wie so viele in seinem Leben. Bis plötzlich nicht mehr.
Hinzu kommt sein Alk., das er nicht einsehen möchte. Das gabs immer schon, aber er erzählt nach aussen er würde ein paar B. trinken. Heimlich sind es dann die leeren hochprozentigen Flaschen die ich überall finde. Er redet das klein. Ein großes Thema aber. Vor allem weil total kontraproduktiv zu seinen Antidepressiva … das weiss er eigentlich auch. So wird er noch viele Jahre in Therapie gehen, ohne Besserung, weil er sich selbst belügt und im Weg steht.
Ich habe sehr viel mitgetragen in den letzten Jahren. Andere Menschen sehen das und fragen sich und mich woher ich die Kraft und Geduld nehme.
Als noch Zärtlichkeit zwischen uns war, war das auch zu schaffen, obwohl anstrengend. Es passieren halt immer wieder Katastrophen, die mein Mann verursacht und am Ende ich gerade biege.
Ich bin selbstständig, finanziell unabhängig. Wir haben zusammen auch durch Eigentum und Erbe einen guten finanziellen Backround.
Seit fast einem Jahr macht mein Mann nur noch eigene Pläne. Für die hat er dann auch Energie. Gemeinsame Urlaube will er nicht planen. Nichts will er gemeinsam planen. Er sagt am liebsten hätte er ein tiny house und seine Ruhe. Er brauche unsere ‚Luxuswohnung’ nicht.
Ich habe vor lauter Verzweiflung drei mal in den letzten Monaten gesagt, dass ich nicht mehr so leben kann. Er bezeichnet das als: du hast drei mal mit mir Schluss gemacht, jetzt vertraue ich dir nicht mehr. Daher keine gemeinsamen Pläne mehr. Dass ich verzweifelt bin und keinen Ausweg mehr sehe, sieht er dabei nicht.
Ich weiss und spüre dass er mich sehr liebt. Auch für mich ist da trotz allem immer noch sehr viel Liebe.
Aber so leben - es fühlt sich an wie in der Warteschleife ohne gesehen zu werden - kann ich auch nicht.
Es gäbe ganz viel dazu zu schreiben. Sprengt aber jeden Rahmen.
Ihr seht ich bin verzweifelt und weiss nicht mehr ein noch aus …
31.07.2022 10:47 •
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