Zitat von AuchSoEine:Ich kam mir noch nie so bescheuert vor. Über zwei Jahre warten und hoffen. Ich hatte ihn auch zwischendurch abgeschrieben und mich abgefunden, er war eigentlich immer ehrlich und sagte mir auch, dass er sich nicht trennen wird. Was dann wieder zu Distanzierung gefürt hat.
Aber dann hat er doch seine Liebe entdeckt... wollte sich trennen. Und hat mich am Ende doch aus seinem Leben gekickt.
Zwar empfehle ich für gewöhnlich, das eigene Verhalten unter die Lupe zu nehmen, um herauszufinden,
was einen eigentlich getriggert hat, sich auf die Affaire überhaupt einzulassen und sie dann auch noch so lange mitzumachen. Und
natürlich richtet sich die Wut nicht nur auf den abgesprungenen Afffairenmann, sondern auch ein Stück weit gegen die eigene Person - das zeugt aber allenfalls davon, daß man sich selbst in Frage stellen kann und ist somit eine Stärke, auf die man ruhig stolz sein darf.
Aber man sollte nicht gar so streng mit sich ins Gericht gehen, wie es sich da oben bei Dir liest. Wir sind alle nur Menschen, sehnen uns im tiefsten Inneren nach der großen Liebe und etwas, das uns glücklich macht im Leben - auf andere Weise, als eine künstlerische Tätigkeit, beruflicher Erfolg oder eine Weltreise.
Die meisten Menschen begegnen der großen Liebe nur selten in ihrem Leben - manche treffen sie nie. Und sie kommt und geht nun mal, wie sie will: so wie man sich nicht zwingen kann, jemand zu lieben, so kann man diese Gefühle auch nicht einfach abschalten, wenn die Schmetterlinge sich erst mal in Bewegung gesetzt haben. Auch das ist völlig
natürlich. und es gibt nichts zu schämen dafür.
In Deinem Fall ist es eindeutig der Mann, der sich schämen sollte. Du hattest ja offenbar längst das Richtige getan und Dich distanziert, als er erneut aus seiner Ehe ausbrach und von Trennung faselte - nur um dann einzuknicken und wieder bei seiner Frau zu Kreuze zu kriechen.
Dieses inkonsequente Hin und Her gereicht
ihm zur Schade,
nicht Dir. Du müßtest Dich allenfalls schämen, wenn Du von Anfang an wußtest, daß er verheiratet ist und ihn
dennoch gezielt angemacht und alles daran gesetzt hättest, seine Ehe zu zerstören. Danach hört es sich aber bei Dir überhaupt nicht an, im Gegenteil: Du hattest Dich ja längst mit einem Affairenende abgefunden.
Daß Du Gefühle hattest und ihnen nachgegeben hast über lange Zeit, ist kein Grund für Scham oder Selbsthaß. Allerdings solltest Du das, was Dich damals bewegte, retrospektive unter die Lupe nehmen und bearbeiten, um Dich künftig vor ähnlichen Erlebnissen zu schützen (eine Garantie dafür gibt es jedoch leider nicht).
Ich weiß nicht, wie es bei Dir konkret ausschaut: viele Geliebte sind sehr empfänglich für
Aufmerksamkeit und
besondere Kicks (das Geheimnisvolle einer Affaire hat seinen eigenen Reiz, z.B.). Während viele Ehefrauen sich längst mit einem grauen Alltag abgefunden haben, der bestenfalls dem einer gut funktionierenden WG gleicht, suchen Geliebte häufig die Romantik und sind verliebt in die Liebe (oder das, was sie darunter verstehen). Das ist ein Anspruch, den auf Dauer kaum jemand 7 Tage die Woche durchhalten kann - aber eben dieser Prüfung müssen Affairen sich ja auch nicht stellen.
Solange man die Affaire bewußt in dem Gedanken führt, daß sie zeitlich begrenzt und somit allenfalls eine besonders farbige Episode ist, die das Leben aktuell ein wenig aufpeppt und auf die man später, wenn sie ihr Ende gefunden hat, immer mal wieder mit einem sinnigen Lächeln zurückblicken kann, bewegt man sich im Rahmen dessen, wofür diese Beziehungsform angelegt ist: unverbindlicher Genuß.
Doch sobald die Gefühle stärker werden, ist es Zeit, sie zu beenden. Eben diesen Absprung schaffen viele Geliebte leider nicht und dann beginnt das, was Du mit warten und hoffen beschrieben hast und was auf Dauer zu jener süßen Qual wird, die man auch hier im Forum in allen möglichen Varianten immer wieder geschildert sieht.
Meines Erachtens gilt es daher, künftig Ansätze zu fahren wie diese hier:
1.
Bedürfnisse von vornherein klar und deutlich formulieren und durchsetzen. - Wer eine Liebesbeziehung anstrebt, sollte sich von gebundenen Leuten grundsätzlich fernhalten.
Beispiel:
Ein verheirateter Kollege fängt plötzlich an, Dir beim Mittagessen anzudeuten, es gebe Probleme
in seiner Ehe. Statt Dir das anzuhören, unterbrichst Du ihn und sagst höflich, aber bestimmt, daß
Du Dich mit Kollegen über derlei private Dinge grundsätzlich nicht unterhalten magst, weil Du
Beruf und Privatleben aus Gründen der Professionalität trennst. Für sowas gebe es professionelle
Anlaufstellen, wo die Schweigepflicht gelte und man sich aussprechen könne, ohne andere mit
diesem Wissen zu belasten. Eben letzteres möchtest Du für Dich nämlich nicht.
2.
Affairen nur dann eingehen, wenn man Sächs und Liebe trennen kann. 3.
Affairen beenden, bevor sich allzu tiefe Gefühle einstellen. Am besten von vornherein ein Ablaufdatum setzen, damit das gar nicht erst geschieht. Affairen
werden idealerweise dann beendet, wenn sie noch gut laufen und von außen noch niemand etwas
davon mitbekommen hat.
Ja, das klingt mehr nach Konsum als nach Romantik. Aber eben dem dienen Affairen ja auch. Wer
das nicht will: Siehe 2.
Zitat:Das würdeloses Ende ist das Schlimmste.
Eben (siehe 3.).
Zitat:Ich wünschte wir wären auseinandergegangen ohne dass er seiner Frau was gesagt hätte und ich hätte uns in guter Erinnerung behalten.
Und eben das wirst Du künftig steuern, indem Du selbst das Ruder übernimmst und Dich entweder gar nicht erst auf Affairen einläßt, wenn Dein Herz längst merkt, dass es für diesen Mann entflammt, oder Dir von vornherein vornimmst, solche Geschichten nicht länger als - sagen wir mal - drei Monate laufen zu lassen und sie dann zu beenden,
gerade wenn sie dann immer noch gut laufen. Und zwar ganz höflich, aber mit der klaren Ansage, daß das Ganze doch eh nur eine Affaire und somit zeitlich begrenzt gewesen sei. Wenn er dann doch mehr will, muß er halt auch was tun und sich erst mal trennen, eigene Wohnung suchen und die Scheidung durchziehen, damit er für eine Beziehung überhaupt in Frage kommt. Anders sei für den Aufbau einer ernstzunehmenden Liebesbeziehung ja gar kein Rahmen gegeben, Punkt.
Natürlich kommt dann von vielen Affairentypen eine Menge Palaver, aber das wirst Du ebenso schlicht mit einem Sorry, ich kann Worte leider nicht besonders ernstnehmen vom Tisch wischen, wie er Dich sonst mit einem Sorry, meine Kinder sind momentan noch zu klein, als daß ich meine Ehe beenden und mich offen zu Dir bekennen könnte hinhalten würde.
Manchmal ist das Leben tatsächlich schwarz-weiß und dann gilt es schlicht, konsequent zu sein.
Solange Du diese Konsequenz für die Zukunft entwickeln kannst, gibt es nichts, wofür Du Dich schämen müßtest. Denn damit hast Du Deiner verlogenen Ex-Affaire ggfs. schon mal eine ganze Menge voraus: Dem fehlen ja seit Jahren die Eier dafür.
Alles Gute.