Es dauerte ca. 3 Jahre. Ich habe während meines Studiums ein Praktikum in einer humanitären Organisation gemacht, in der ein Bekannter von mir arbeitet. Ich hatte vorher nur wenig Kontakt zu ihm, aber ich hatte ihn als jemanden in Erinnerung, mit dem ich auf einer Wellenlänge war. Wir kannten uns schon ein paar Jahre vorher (aber nur am Rande über Freunde). Über ihn bin ich dort reingekommen und da das Praktikum super lief konnte ich auch danach dort weiterarbeiten. Wir arbeiteten am selben Projekt. Es hat uns mit so viel Freude und Sinn erfüllt. Er wurde schnell zu meinem besten Freund, wir haben jeden Tag geschrieben, gesehen haben wir uns mind. 2, 3 mal die Woche beim Arbeiten. Es war von Anfang an eine irre Vertrautheit zwischen uns. Wir haben viel über die Arbeit geredet/geschrieben, unsere Ideale, aber auch Privates. Seine Freundin kannte ich so gut wie nicht. Der Nebenjob erfüllte mich bald mehr als mein Studium und er sagte mir immer, dass ich so viele tolle Ideen hätte und so viel mehr Engagement und Drive als die anderen, mit denen er schon so lange arbeitete und er hätte durch mich wieder richtig Freude an seinem Beruf. Ich hab mich wirklich noch nie mit jemandem so gut verstanden wie mit ihm, wir hatten die gleichen Gedanken, den gleichen Humor, er brachte mich immer zum Lachen. Wir waren öfters aus mit den Kollegen und es kam zu einer Annäherung. Er war zu diesem Zeitpunkt mittlerweile *verlobt*. Ich spürte bei der ersten klar nicht freundschaftlichen Berührung schon den Trennungsschmerz und mein erster Impuls war weglaufen, aber ich ließ es geschehen, ich ließ locker, ich öffnete mich und ich wusste ich stecke in einer unmöglichen Situation. Er entschuldigte sich, ich sah ihn ab diesem tag mit anderen Augen, ich sah ihn als Mann, aber ich erzählte ihm nichts von meiner Verliebtheit.. Ich bekam mit, wie er Herzchen auf die Pinnwand seiner Verlobten malte und schon da wurde mir übel, aber ich dachte mir: Ok, es ist ja nicht so viel passiert, wir hatten getrunken, denk an die Freundschaft, unsere Arbeit... Wir arbeiteten weiter zusammen im Projekt, versuchten beide normal zu sein. Ihm fiel das leichter, irgendwann spielte ich auch die Coole. Erste Geschäftsreise, wir zu zweit unterwegs um zusammen die Welt zu verbessern... Ich habe noch nie sowas Schönes empfunden, so viel Sinn, als hätte ich meinen Platz in der Welt gefunden. Er hat so viel in mir angestoßen und ausgelöst. Jedes mal wenn wir uns annäherten konnte er sich nicht erklären warum das passiert, er fühle sich wohl in seiner Beziehung. ich warf ihm vor sie zu belügen... Es lief nach der Hochzeit weiter. Ich hätte damals gehen sollen, aber ich wollte die ausfüllende Arbeit mit ihm nciht verlieren und ich spürte, dass eine echte, tiefe emotionale Bindung war zwischen uns, dass er mich wirklich mochte, so wie mich vorher noch niemand mochte. Nach zwei Jahren (!) hat er sich das erste mal wirklich damit auseinandergesetzt bzw der Auseinandersetzung gestellt, was er für mich fühlt und mir dann seine Liebe gestanden und dass er das zwischen uns unterschätzt hätte. Er hätte sich gleich am Anfang in mich verliebt und es nicht wahrhaben wollen. Ich brauche noch Zeit., sagte er, aber die hatten wir nicht mehr. Die Kollegen ahnten was und auch seine Frau. Sie sprach ihn darauf an, er gestand, sie verzieh ihm sofort, er war am Ende. Er wusste nicht, was er wollte, beides sei ihm wichtig. Sie wollten es nochmal auf Probe miteinander versuchen, aber mir gab er vor dieser Probezeit zu verstehen, dass er sich ziemlich sicher für mich entscheiden würde. Dann könne er sich ganz auf die Arbeit konzentrieren und ohne schlechtes Gewissen wieder zur Arbeit gehen und Spaß daran haben und wir könnten endlich ganz darin aufgehen... Ich sei die Richtige... Ich würde ihn besser verstehen als jede andere. Seine Euphorie verpuffte innerhalb kurzer Zeit. Uns verbindet doch nur die Arbeit. Vielleicht war es doch nur das Verbotene. Vielleicht passen wir nicht zusammen. Ich schaffe es nicht., das bekam ich dann nur noch schriftlich vorgesetzt. Er blieb bei ihr, ich wollte ihn nicht verlieren, aber ich habe nicht mehr gekämpft. Ich war am Ende und sehr vor den Kopf gestoßen. Ich war ein paar Wochen irre wütend wie er alles hinschmeißen konnte. Er zog sich aus dem Projekt zurück, das ihm alles bedeutet hat und wir regelten noch Geschäftliches, er war sehr nüchtern, er wolle sich bewusst distanzieren. Ich fiel in ein Loch. Ich beendete den Nebenjob. Unsere Arbeit, die Liebe, das hing alles zusammen, es war alles eins, wie ein großer Antrieb für mcih die letzten Jahre, und das ist einfach in mir erloschen... Ich bin derart verwirrt durch seine widersprüchlichen Aussagen, dass ich wirklich nicht mehr sagen kann, was wir hatten. Ich bin auch nicht stolz auf die Geschichte. Ich war wirklich ganz stark verliebt in ihn. Ich glaube meine romantische Sichtweise auf Liebe habe ich auf immer verloren und das macht mir Angst.
03.10.2015 09:22 •
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