lieber Marty,
ich muss zugeben, ich habe deinen bericht schon gestern gelesen, aber mir fehlten noch etwas die worte.
erst einmal kenne auch ich diesen als einzigen ausweg zu glaubenden weg, bei dem man denkt, bloss noch weg hier, es kann nur besser werden, hatte/habe aber einen guten freund, den ich immer anrufen konnte/kann, wenn ich einen blackout hatte, der wird mir kurz vorher immer noch bewusst. das einzige was mir in diesen momenten half waren wirklich ernstgemeinte und harte worte, damit ich wieder verbindung zur realität bekomme.
und ein stück weit hat wilde flocke, auch wenn sie noch so in rage war doch recht. jedenfalls war es bei mir immer so. man steht da, hat alles verloren, fühlt sich, als wäre man ein kleines kind, welches an irgend einer fremden stelle ausgesetzt wurde, heult vor schmerz, wut, enttäuschung und sieht sich nur mit hilflosigkeit umgeben. nichts mehr von der einstigen uneingeschränkten aufmerksamkeit, bedingungslosen liebe, alles weg. innerlich bettelt man nach alle dem, bekommt es aber nicht und das macht dann diesen irrglauben, bloss noch weg hier, dann kann mir auch nichts mehr passieren. man will seine 'last' endlich los werden. ABER wir sind eben nicht mehr die kleinen kinder die irgendwo ausgesetzt werden, wir sind erwachsen und wir müssen uns in dieser neuen umgebung neue dinge aufbauen, müssen sehen, dass wir nicht emotional verhungern, neue menschen suchen, die uns wieder zur seite stehen, die zusammengefügt das netz ergeben, dass uns unser partner gegeben hat. ich habe das auch lange nicht verstehen können, heute habe ich es gelernt und weisst du es fühlt sich vielfältiger an, klar, den partner kann mir keiner von diesen menschen ersetzen, aber ich sitze nicht mehr allein auf diesem platz und fühle mich nur noch ausgesetzt. und klar bettelt man auch noch um liebe und aufmerksamkeit und bekommt sie eben nicht mehr uneingeschränkt. ich vergleiche mich dann immer mit einer prinzessin, die dasteht, ihre bedürfnisse äussert und wenn ihr wille nicht geschieht, dann stampft sie auf, hände in die seite, glaubt dass das hilft, hilft aber nicht und dann kommen eben diese momente........ da muss ich durch, dass eben nicht auf kommande mein wille geschieht, muss mit niederlagen umgehen lernen, lernen, mich auf mich selbst verlassen zu können, auch wenn es hart ist. naja ich sage es dir, im kopf habe ich es schon und ansatzweise auch gelebt, aber rückfälle kommen da auch noch, aber das ist normal, so habe ich mein bisheriges leben gelebt, das kann man nicht mit einem schalter einfach ändern. ich war noch nie die grosse einzelkämpferin, ein stück weit muss ich sie aber jetzt werden sonst gehe ich unter, es macht mir keinen spass, denke aber, es gehört zum leben dazu.
und glaube mir, wenn du ansatzweise diesen für dich gerade unüberwindlichen berg anfängst zu besteigen wirst du sehen, welche neuen kräfte und sinne du entwickelst, die dir heute noch gar nicht bewusst sind. und denke nicht schon 10 schritte im voraus, so wie ich dich gestern gehört habe (du könntest niemals mehr einem menschen vertrauen...), stehe auf, auch wenn alles noch weh tut, schaue nicht nur auf diesen riesigen berg, laufe los, alles andere wird sich auf dem weg zum gipfel ergeben. man kann heute nicht sagen, was morgen ist, das ist das gute an der sache, das leben ist auch wieder für überraschungen bereit, die du nur sehen kannst, wenn du deine derzeitige position änderst. und einen 'bergführer' (therapeuten) hast du dir ja schon gesucht, der kann dich begleiten, warten an gewissen stationen, laufen musst du!!!!!
ich weiss, dass das alles sehr schwer ist, unüberwindbar erscheint, dir der mut fehlt, du noch mit dem gipfel des vergangenen berges beschäftigt bist. ich würde mir für dich wünschen, dass du auch den nächsten gipfel nimmst und dir dort die echt tolle luft um die nase wehen lässt.
liebe grüsse
sabs
21.05.2003 12:21 •
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