Glaubwürdigkeit von Aussagen bei Affären & Fremdgehen

Zitat von Sascha123:

Ein Seitensprung in Form von Affäre oder ONS zieht immer ein Drama und Verletzungen nach sich. Beide Parteien befinden sich sicher in einem emotionalen Ausnahmezustand. Welcher Part soll den bewerten, ob Aussagen, die getroffen werden, korrekt sind? Keiner erscheint objektiv genug, um den Profiler zu ...

Das ist der springende Punkt. Meine Hypothese ist, dass das sowieso passiert. Es ist gar nicht zu verhindern, ob Bewertungen nun korrekt sind oder nicht, angemessen oder überzogen. Ich glaube, meine Frau hat damals jedes einzelne Wort von mir auf die Goldwaage gelegt und ich dann in Folge auch. Das war nötig und wurde Teil unserer Lösung. Also wir machen das heute nicht mehr, aber es führte zur Lösung.

Und um es nochmal klar zu sagen, ich habe diesen Thread nicht eröffnet, weil wir heute noch ein Problem damit hätten, sondern gerade weil wir diese Phase damals meistern konnten. Es ist aber ein wichtiger Aspekt der Aussöhnung: Was glaube ich, was kann ich glauben? Meine Frau hat das zum Beispiel mit einem Freund gespiegelt, ich mit einem Therapeuten. Ich wundere mich, dass das so unnormal für manche rüberkommt.

Also, alle können weiterhin behaupten, unser Engagement hier im Forum sei Ausdruck eines ungelösten Problems, ich werde mich dazu nicht mehr wiederholen.

Zitat von Wurstmopped:

Ich denke, dass viele einfach nicht verstehen, dass die Wahrnehmung der Menschen höchst unterschiedlich ist.

Danke. Und für mich ist das, was meine Frau hier schreibt und was ich schreibe, Musik von derselben Platte. Es ist doch völlig klar, dass wir beide eine unterschiedliche Sicht auf die Szene haben mussten. Wichtig ist uns nur, dass wir den anderen verstehen, d.h. jedes Ereignis von Relevanz auch von seiner Warte aus betrachten.

Man hat doch vor einer Affäre so eine gemeinsame, unverdünnte Geschichte. Ich glaube, Paare, die nach der Affäre zusammenbleiben, wollen den Tisch auch wieder leeren und säubern. Sie müssen das Erlebte aber - anders als die, die sich trennen - in die DNA ihrer Ehe einbauen, es als Teil des gemeinsamen Weges betrachten.

Wie die Paare das machen, ist doch deren Sache, Hauptsache, sie schaffen es.

Zitat von Ich_hab_Ruecken:

weil wir diese Phase damals meistern konnten.

Das ist super und gelingt sicher nicht vielen.

Zitat von Ich_hab_Ruecken:

Es ist aber ein wichtiger Aspekt der Aussöhnung: Was glaube ich, was kann ich glauben?

Darauf wird es leider keine allgemeingültige Antwort geben können, auch keine allgemeingültigen Richtlinien,
da es von Fall zu Fall so verschieden ist.

Ich kenne mehrere, die mit ihrem erneuten Vertrauensvorschuss nach einer Affäre sauber auf die Nase geflogen sind, weil die Katze das Mausen nicht lassen konnte, egal was abgesprochen war.

Andere haben vielleicht eine Chance vertan. Wer weiß.

Wie ihr selbst festgestellt habt gibt es ja ganz offensichtlich nicht den Betrüger und den Betrug,

der eine rutschte rein -der andere betreibt es notorisch...
und dann gibt es noch unzählige Abstufungen dazwischen.

Ich würde daher auch nie jemandem in so einer Situation pauschal raten.

Wenn es jemand nochmal versuchen will - gut.
Wenn jemand nicht will, weil das Vertrauen fehlt und der Bauch das nicht mehr hergibt - auch gut.

Das kann jeder in Abhängigkeit von seiner bisherigen Beziehung und dem Verhältnis zu seinem Partner nur ganz individuell entscheiden.

Zitat von Nachtlicht:

Ein ad hominem, in dem ich offenbar subtil für dumm erklärt werden soll,

Nein, aber Du kannst Dir den Schuh gerne anziehen. Ich finde, Du solltest mehr in Ich-Botschaften formulieren und von Dir sprechen, das würde den Austausch erleichtern. Du kannst aber auch gerne so weitermachen, jeder kann hier im Prinzip sagen, vermuten und unterstellen, was er will.

Zitat von thegirlnextdoor:

Das kann jeder in Abhängigkeit von seiner bisherigen Beziehung und dem Verhältnis zu seinem Partner nur ganz individuell entscheiden.

Sehe ich auch so. Das muss jeder mit sich selbst ausmachen, aber auch konsequent.

So ganz habe ich immer noch nicht kapiert um was es in diesem Thema gehen soll, aber wenn es um das Erkennen von Lügen geht, stell ich mal einen Artikel zum Thema ein.

https://sz.de/1.5386881

Zitat von Hola15:

So ganz habe ich immer noch nicht kapiert um was es in diesem Thema gehen soll, aber wenn es um das Erkennen von Lügen geht, stell ich mal einen Artikel zum Thema ein.

Wir sind nach 2 Tagen auf Seite 11, obwohl einige Fragen, worum es geht. Das ist doch spannend....

Zitat von Hola15:

So ganz habe ich immer noch nicht kapiert um was es in diesem Thema gehen soll, aber wenn es um das Erkennen von Lügen geht, stell ich mal einen Artikel zum Thema ein.

Und da wären wir wieder bei Paul Ekman, auf den ich schon hingewiesen habe.
Er war einer der führenden Berater für die Serie Lie to me, um die es in dem Artikel (leider kostenpflichtig!) geht.

Zitat von Nachtlicht:

Auf mich wirkt das alles irgendwie überfrachtet, gezwungen und unfrei im Miteinander. Sehr weit weg von der Vorstellung, dass Liebe etwas ist, das man freiwillig gibt, und freiwillig erhält.

Viele dieser Affären-Diskussionen differenzieren zu wenig. Affäre ist nicht gleich Affäre. Motive können unterschiedlich sein und auch die Bindung an den eigentlichen Partner. Und was soll man in manchen Fällen tiefgründig die Motive analysieren, wenn es doch einfach nur die gute Gelegenheit war, mal mit jemand anderen etwas zu probieren?

Deswegen kann die Reaktion auf die Affäre auch nur unterschiedlich sein. Gesichtspunkt ist unter anderen eben dabei,
* wurde exclusiver S. vereinbart (was meist stillschweigend der Fall ist)?
* ob Geständnis oder aufgeflogen
* wie lange, wie oft - und ob beendet
* die Frage der Emotionen zum Affärenmenschen
* die Tiefe der Emotionen des Betrügers zum eigentlichen Partner
* das Motiv des Fremdgehens (wenn es denn gesagt wird und glaubhaft ist)
* der Grad der Enttäuschung des Betrogenen
* die Art des Bedauens des Betrügers
* die Art des Verzeihens der Betrogenen - oder sein Ende der Beziehung

Wenn denn diese und weitere Parameter ins Spiel kommen, wird die ganze Situation nach Bekanntwerden der Affäre so differenziert, werden die Wege der Lösung des Problems so vielfältig sein, da eben 1000 verschiedene Affären auch 1000 Möglichkeiten ihrer Folgen haben. Denn selbst wenn in der Praxis die Beziehung durch die Affäre beendet wird oder trotzt der Affäre weitergeführt wird, so sind das ja nicht nur zwei Situationen, sondern auch bei jedem der beiden Wege weitere Differenzierungen in der Art.

Zitat von Nachtlicht:

... ob so ein Affären-Geständnis auch dazu dienen kann, einer eingeschlafenen Ehe ein neues, gemeinsames Thema zu verschaffen?

Ich finde diesen Gedanken durchaus bedenkenswert. Drama, Drama, Drama und Action und Sachen zu erinnern, bei denen echt etwas passierte, was wirklich mitnahm. Das Leben direkt gespürt. Und oft genug mehr Zuneigung und Nähe als zuvor.

Zitat von Ich_hab_Ruecken:

Ich habe den subjektiven Eindruck, die Nachttischlampe ist für die Größe des emotionalen Raumes, welches sie ausleuchten will, derzeit nicht hell genug.

Jaja - bemüht metaphorisch, aber doch nur lahm ad hominem

Zitat von Ich_hab_Ruecken:

Meine Frau hat das zum Beispiel mit einem Freund gespiegelt, ich mit einem Therapeuten. Ich wundere mich, dass das so unnormal für manche rüberkommt.

Nun schreibst du harmlos gespiegelt - aber es gibt eben auch Beiträge von dir, wo du unerfreut bist, dass deine Frau zu persönöliche Details von dir publik gemacht hat. Und das ist es eben auch. Wen geht es etwas an? Sicher ist es üblich, sich in der Familie bei Geschwistern oder Eltern Beistand zu holen. Menetwegen auch Pfarrer oder Eheberatungs-Profis. Mit Einschränkungen anonym in einem Forum. Aber ansonsten? Sicher sind die Temperamente von Menschen unterschiedlich - aber die meisten versuchen, diese Probleme selbst zu lösen, wenn sie die Beziehung nach der Affäre aufrecht erhalten wollen.

Naja,ich habe Verständnis,wenn man mit einem Freund der vielleicht dasselbe durch gemacht hat sich anvertraut. Ist wie in einer Selbsthilfegruppe für z.B. chronisch Kranke . Wer kann einem besser verstehen?Oder liegt eher das Problem darin,dass sich Frau einem Mann anvertraut hat?

Die gemeinsame Verarbeitung der Affäre ist doch ein Prozess und getroffene Aussagen oft eine Momentaufnahme. Ein ich hasse Dich von dem Betrogenen an den Betrüger muss nichts dauerhaftes sein. Die Angst, durch ehrliche Aussagen, womit der Betrügende die Fragen des Betrogenen beantworten, können verschleiert sein in den ersten Gesprächen. Aber nicht zwangsläufig aus Vorsatz, sondern aus Scham, Angst vor noch mehr Verletzungen usw.
Will man an der ursprünglichen Beziehung festhalten, muss sich Vertrauen entwickeln und die Basis dafür muss man sich erarbeiten.
Vielleicht mit Hilfe einer Goldwaage, aber mit dem Bewusstsein, dass diese pendelt, weil man passierte Dinge auch erstmal erfassen muss.
Ich denke, ein wichtiger Faktor neben dem Gefühl für den Anderen, was unabdingbar vorhanden sein muss, ist Zeit.

Zitat von ElGatoRojo:

Jaja - bemüht metaphorisch, aber doch nur lahm ad hominem

Immerhin habt ihr was zu tun, das ist doch auch was wert.

Zitat von Butterblume63:

Oder liegt eher das Problem darin,dass sich Frau einem Mann anvertraut hat?

Das musst du @Ich_hab_Ruecken fragen.

Im Grunde ist es das gleiche Phänomen wie die bekannten Aussagen von Eheleuten zu ihrem Affärenpartner, dass es in ihrer Ehen und dabei ganz besonders im Bett nur noch ausgesprochen schlecht läuft. Würden Betrogene nicht nur erfahren, dass sie betrogen wurden, sondern auch noch zusätzlich, was ihr betrügerischer Partner seiner Affärenperson über sie erzählte, wären vermutlich viele Affären doch nicht verziehen worden.

Zitat von Ich_hab_Ruecken:

Immerhin habt ihr was zu tun, dass ist doch auch was wert.

Dir ist schon klar, dass du in manchen Beiträgen recht arrogant herüber kommst? Wenn du das brauchst ......

Zitat von ElGatoRojo:

Nun schreibst du harmlos gespiegelt - aber es gibt eben auch Beiträge von dir, wo du unerfreut bist, dass deine Frau zu persönöliche Details von dir publik gemacht hat. Und das ist es eben auch. Wen geht es etwas an?

Du bist ein wahrer Forensiker. Gefällt mir. Schau, vielleicht finde ich spiegeln gar nicht harmlos, sondern sehr persönlich und bedeutsam. Wir kennen uns doch nicht, haben zwar die gleiche Muttersprache, aber in Nuancen meinen wir alle doch nie dasselbe, auch wenn wir es so nennen.