Das ist eine ganz normale Reaktion, und eine richtige. Das ist ein Warnsignal. Ich kenne das Gefühl aus Erfahrung, und interpretiere es mittlerweile nur besser. Früher dachte ich, es stressen mich die Umstände oder die Unerfahrenheit, wie zB bei meinem Bipolaren Besuche in der Psychiatrie oder andere Ansichten. Mittlerweile sind mir so viele Menschen begegnet, dass ich mein Gefühl besser interpretiere. Mein Gefühl ist nämlich einzig und allein mein Gradmesser und nur dazu da, mein Überleben zu sichern. Das ist der Sinn von Stresshormonen Co. Und eine ganz normale Reaktion auf Geistesgestörte. Und ja, das tut man sich manchmal durchaus freiwillig an.
Ich breche nämlich den Kontakt auch deswegen nicht ab, was eigentlich dein ursprünglicher Impuls hier im Thread wohl war. Dass die Freundin der TE sich ja was antun könnte zB, wenn sie sich allein fühlt. Meinem Kandidaten fällt das wenig auf. Aber wenns ihm auffällt, dann tut es ihm weh. Und da er instabil ist und wir uns so lange kennen, ist es besser, ich bin für ihn trotzdem irgendwie an seiner Seite. Da gehts weniger darum, dass wir mal was hatten. Sondern als Stabilität wegen der gemeinsamen Kindheit. Das ist ja kein böser Mensch, sondern nur ein gestörter. Und das wird er immer bleiben. Und in homöpathischen Dosen kann man das aushalten, wenns einem anderen dafür besser geht. Aber wieviel davon ist eine Gradwanderung und dafür muss man sich schon sehr gut selber kennen.
Also meine Quintessenz in drei Punkten:
1. Wenn du das Gefühl kennst, dann ist das keine Panikattacke. Dann schüttet dein Körper überlebenswichtige Hormone aus, die dir die Kraft geben sollen zum Fight or Flight. In 300.000 Jahren Menschheitsgeschichte ist so eine Person für das Überleben kleiner Gruppen quasi genauso gefährlich wie ein Säbelzahntiger. Absolut normale Reaktion. Ignoriere das Gefühl nicht, weil der Säbelzahntiger so flauschig guckt. Fight or flight. Das sagt dir das Gefühl der Ausschüttung von Stresshormonen. Und nicht: Sitz es aus, weil der Säbbelzahntiger sonst traurig ist.
2. Verabschiede dich von dem Gedanken, dass sich die Person ändern wird. Lass alle Hoffnung fahren. Frage dich vielmehr: Bist du mit dem Menschen befreundet, wie er ist - oder mit der Hoffnung, wie er werden könnte. Verabschiede dich von jeglicher Illusion, wie es werden könnte, wenn die Psychologie nicht in den Kinderschuhen stecken würde etc pp. Sondern sieh dir die Gegenwart an und ob du die mit so leben willst, wenn es keine Hoffnung gibt, dass der mal normal wird. Und frage dich,
3. Wieviel deiner Lebenszeit und Kraft schenkst (und verschwendest du an) an einen Menschen, der so ist und auch so bleiben wird, wie er grad ist? Wenn der nicht eine bessere, gesündere, andere Version dessen ist, was du grad erlebst. Sondern genauso wie es jetzt ist, es 30, 50 Jahre weitergeht. Und schlimmer. Wieviel ist dir dieser Mensch wert, wenn er ist, wie er gerade ist?
Bei meinem Kandidaten heißt die Antwort, 1-2 mal im Jahr sehen, hin und wieder schreiben, damit er mir nicht absäuft, wenn er mal am Boden ist, und einen Ansprechpartner aus der Kindheit hat, auch wenn ich ihm ohnehin die meiste Zeit nicht abgehe. Ich brauche kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn mal was wäre. Ohne mich da komplett aufzureiben. Ihm tuts gut. Die paar Stunden im Jahr Stresshormone verflüchtigen zu lassen nehm ich dafür hin und als Training. Mehr kann ich in dieser Freundschaft nicht leisten. Weil würde ich mehr geben, wärs keine mehr, sondern nur mehr Ausdruck eines eigenen psychischen Defizits.
10.12.2023 22:03 •
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