So langsam kehrt in mir Ruhe ein. Die ersten Hochzeitsgäste sagen ab. Ich begegne dem mit gemischten Gefühlen. Weitere Gäste machen ihre Anwesenheit von unserer abhängig.
Wir sind ausgeladen und können eine Einladung nicht einfordern. Ich weiß auch nicht, wohin das alles führt. Ich weiß aber, dass ich zum Termin gehen werde, auch wenn ich vor der Tür oder fern ab warten muss, um sie und mein Enkelchen zu sehen.
Mein Jüngster versteht nicht, warum die anderen Absagen in Erwägung ziehen, wenn wir nicht auch geladen sind oder auch noch nicht wissen, ob wir überhaupt hingehen möchten. Ehrlich, ich würde schon gerne gehen. Ich liebe meine Tochter.
Und nein, wir haben nicht sie alle raus geworfen, sondern mein Mann sagte meinem Sohn, dass der Freund meiner Tochter bis zu seiner Ankunft hier verschwunden sein muss mit allem Sack und Pack, auf der Reaktion hin, dass der kein Wort mehr mit mir redet, also mit mir nicht mit meinem Mann und des weiteren, weil er zu meinem Sohn sagte, dass er NIE Arbeiten gehen wird.
Was bedeutet das für unser Kind? Meine Schwägerin arbeitet als Chefin im einem großen Personalbüro eines sehr großen Unternehmens. Sie erzählte meinem Mann, dass wir auch Konsequenzen zu erwarten haben, falls man uns unterstellt, seine Schwarzarbeit begünstigt zu haben. Unwissenheit schützt nicht! Auch, dass meine Tochter ihr Ebay account genutzt wird, um seine Schwarzarbeit zu unterstützen und anderes mehr, kann ihr zur Last gelegt werden. Jeder Cent, der an Schulden nach der Trauung aufläuft, wird sie für haften müssen. Und Unterhaltsschulden, kann man nicht mit einer Privatinsolvenz beenden. Unterhalt muss gezahlt werden und der Unterhaltspflichtige muss alles tun um diesen zu bezahlen! Ansonsten macht er sich strafbar. Er verjährt auch nicht.
Wir haben nun auch erfahren, dass wenn sie einigermaßen verdient, sie ihn unterhalten muss und wenn er irgendetwas verdient es voll gepfändet wird. Da gilt dann auch kein Selbstbehalt mehr! Mit dem Ja - Wort und ihrem Beitrag dazu, es zu unterstützen, wird sie ihm unterhaltspflichtig. Selbst ihr Gehalt und ihr Konto werden dafür herhalten müssen.
Jeder der das unterstützt, jeder der sich daran beteiligt macht sich auch strafbar. Gut, dass wir vieles nicht taten, was wir teilweise im guten Willen noch tun wollten, um zu unterstützen. Denn auch, wenn noch so gut gemeint, machen wir uns mit strafbar. Und wir hätten noch mehr Last auf uns geladen!
Unsere Tochter erzählt ihren Hochzeitsgästen, wir haben sie rausgeworfen. Mein Mann sagt das, was er zu meinem Sohn sagte. Er hat ihn raus geworfen und ja, klar geht sie mit. Mein Sohn hat die Ansage meines Mannes übermittelt, NICHT ICH.
Und ich sehe, dass ich nichts tun werde und auch niemanden etwas sagen werde. Ich lasse es meinen Mann tun und halte mich zurück. Ich war schon drauf und dran, in der Runde zu telefonieren aus der Unfassbarkeit meiner inneren Verletzung. Ich tat es nicht. Ich sagte kein Wort. Ich jaulte meinem Sohn die Ohren voll. Ja ich hasste ihn und ja ich wünschte ihm die Pest an den Hals.
Das ist normal als erste Reaktion, wenn man sich das anhören musste, was ich mir anhören musste. Und jetzt versuche ich mich und meinen Mann aufzufangen, in dem wir uns sagen, der Junge kann nichts dafür, er ist krank. Er glaubt das, was er glaubt. Er kann nicht anders handeln und nichts anderes sehen. Er ist taub für jede Warnung.
Heute ist es so, dass Unterhaltsschulden kein Kavaliersdelikt mehr sind. Die Zeit wird kommen und es regeln. Und auch dann werden wir die Schuldigen in den Augen unserer Tochter sein. Weil sie nicht sehen und abschätzen können, dass UNSER Zutun gar nicht notwendig ist. Die Gerichtsvollzieher sind am Werk! Die nächste Stufe der Nachforschung wird beginnen. Dazu müssen wir gar nichts tun! Wir können nur warten und uns wünschen, dass sie erkennt, dass von uns keine Handlung bedurfte, wie es dann kommt. Es kann noch ein paar Jahre dauern, so wie unsere Behörden arbeiten und es kann auch sehr schnell gehen. Wir werden nur noch warten können und aus der Ferne zuschauen. Wir werden ihr unsere Tür offen halten. Sie wird die Unterstützung zur Selbsthilfe erwarten können. Wir werden ihr nichts mehr abnehmen, denn sie muss für sich selbst sorgen lernen. Wir haben es immer versucht und Manches auch abgenommen, was wir nicht hätten tun sollen. Damit haben wir es verhindert, dass sie Boden findet und selbst Verantwortung für sich übernimmt. Das haben wir verstanden.
Nur wie ist es im Leben? Gelebt wird nach vorne, verstanden wird nach hinten.
Wir wünschen uns sehr, dass dem jungen Mann die Erleuchtung ereilt und er noch vor den Konsequenzen die unweigerlich kommen werden, die Kurve bekommt. Vielleicht, sagte mein Mann, vielleicht findet er noch zu sich. Vielleicht liebt er sie so sehr, dass er seine Prinzipien, nie arbeiten zu gehen und nie Unterhalt zahlen zu wollen, über Bord wirft. Vielleicht.
Was auch immer kommen mag. Die Entscheidung, die mein Mann traf und ich respektiere, war die einzig richtige Entscheidung, für uns und für sie. So sehr es schmerzt, wir können nicht anders handeln. Sie wird fallen mit ihm und das ist ihre Chance, wieder ins Leben zurückzukehren.
Wir vertrauen jetzt der Zeit und dem Leben. Denn es hat alles seinen Grund, warum es kommt, wie es kommt. Und es sollte genau so sein, damit wir das erfahren, was wir in den letzten Tagen gelernt haben. Jedes weitere Erdulden hätte für uns das Leid verlängert.
Es ist, wie in jeder Beziehung, dass man versucht etwas am Leben zu erhalten, was nicht mehr da ist. Durch die Einstellung des nicht mehr so jungen Mannes von (ich glaube 39 Jahren) ist jeder Versuch geblockt worden, den Weg zu finden und etwas zu ermöglichen, was beiden eine Chance gewesen wäre! Unsere Tochter forderte noch mehr Geduld von mir ein. Doch damit würden wir uns immer weiter verletzen und leiden. Das Fass war zu voll um noch etwas abschöpfen zu können.
Dafür hätte es Handlungsbedarf von ihm erfordert und nicht nur von ihr. Sie erkannte schon Vieles. Nur ist sie auch nur ein Mensch, der eben nicht alles alleine für vier Personen leisten kann. Sie wollte es uns recht machen, sie wollte es ihm recht machen und dann hat sie noch ihr kleines liebes herzliches Mädchen. Und an sich denkt sie dabei gar nicht.
Es war die einzig richtige Entscheidung, die getroffen wurde. Damit sie überhaupt eine Chance hat, zu erkennen, dass das was er einfordert und einforderte, seine Entscheidung, nie arbeiten zu gehen und keinen Unterhalt zu zahlen, sich durchsetzten möchte und von ihr verlangt, ihre Arbeitszeiten, ihre Arbeit hinten anzusellen, dass sie sein Leben ,seine Lebenseinstellung und seine Lebensphilosophie, zu akzeptieren sind. Das akzeptieren wir eben nicht und unsere Grenzen wurden schon weit von uns selbst überschritten.
Unsere Werte nicht aufzugeben, damit er leben kann wie es ihm gefällt, war richtig. Auch wenn es uns traurig macht und wir sie nicht erreichten. Später, in vielen Jahren, wird sie es verstehen, dessen sind wir uns sicher!
07.08.2018 08:52 •
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