@Jaya : Bei uns auf dem Dorf ist es üblich, dass sich erwachsene Kinder um ihre Eltern kümmern. Er hat u. a. Angst, dass sie eines Tages pflegebedürftig werden, in ein Heim gehen und die Kosten für das Heim mit ihrem Haus bezahlen. Dann würde er sein Zuhause verlieren.
@E-Claire : Ich verstehe, was du meinst. Die letzten Tage habe ich viel nachgedacht. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich dazu neige, meine Freizeit am liebsten mit meinem Partner und 2-3 anderen Personen zu verbringen. Ein größerer Freundes- und Bekanntenkreis überfordert mich oft, weil ich ADS habe und es nicht schaffe, mit einem großen Haufen voller Leute ständig Kontakt zu pflegen. Dazu kommt noch, dass ich einen sehr fordernden und zeitintensiven Job habe. In entspannten Bürophasen suche ich schon immer wieder Kontakt zu anderen Menschen, aber wenn ich im Dauerstress bin, fehlt mir nach Feierabend oftmals die Kraft dafür.
Leider fühlen sich nicht wenige Menschen nach einer gewissen Zeit eingeengt, wenn sie merken, dass ich mich hauptsächlich auf sie bzw. eine kleine Zahl an Personen konzentriere. Die letzten Tage lief es wieder besser, weil ich auch mit anderen verabredet war und wir sowohl gemeinsam, als auch getrennt was unternommen hatten.
Der eine Freund hat uns übrigens nicht beim Obst pflücken geholfen, das ist nicht möglich. Der Mann ist körperlich schwerstbehindert, er wollte sich das nur mal anschauen.
Mir ist auch klar, dass ein gemeinsamer Alltag eine völlig andere Situation ist als die gemeinsamen Tage in einer Wochenendbeziehung. Wir leben seit 3 Jahren zusammen, bis vor 4-5 Monaten lief alles bestens.
Meine Eltern hatten übrigens niemals Probleme mit dem Alk.. Das waren andere Verwandte (Großeltern, Onkels, Cousins usw.), mit denen ich nicht unter einem Dach gelebt habe. Aber ich habe genug mitbekommen, um beurteilen zu können, dass ich das nicht im eigenen Zuhause erleben möchte.
@Unterwegs : Ja… irgendwie hast du Recht. Die Bemühungen meines Freundes sehe ich momentan weniger als sein Bedürfnis, deutlich mehr Zeit mit seinen Freunden zu verbringen als bisher. Als ich jünger war, hatten Freunde bei mir auch einen sehr hohen Stellenwert. Sie waren mir sogar wichtiger als meine eigene Familie. Nur leider habe ich in Freundschaften schon mehrere schlechte Erfahrungen gemacht. Ich wurde belogen, betrogen, ausgenutzt, hintergangen. Mir fällt es schwer, anderen Menschen so richtig zu vertrauen.
@Kerstin_2016 : Das erste Buch kenne ich schon lange, das andere werde mir wie gesagt noch besorgen.
@FrauDrachin : Mit Paarzeit meine ich in erster Linie Quality Time, also Unternehmungen ohne die Anwesenheit anderer Personen. Gemeinsame Mahlzeiten usw. sind für mich Alltag (im Homeoffice kann ich mich nicht mit ihm beschäftigen, dafür fehlt mir die Zeit). Mir geht es darum, dass ich auch außerhalb unseres Alltags Zeit mit ihm alleine verbringen kann. Ich habe nicht prinzipiell was dagegen, wenn Freunde bei unseren Aktivitäten dabei sind. Aber so ganz sporadisch möchte ich auch mal nur mit ihm was unternehmen.
Vor unserer Beziehung war er ein typischer Partymensch. Ständig unterwegs und jedes Wochenende stockbesoffen. Ich wusste aber lange nicht, wie krass das wirklich war. Er hat mir das erst erzählt, als wir schon ein Weilchen zusammen waren. Sonst hätte ich nichts mit ihm angefangen. Ich mag keine Menschen, die ständig besoffen sind.
Damals hat er mir gesagt, dass er die Nase voll hatte von diesem Partyleben und ihm schon immer klar war, dass eines Tages des Punkt kommt, an dem er ein überwiegend ruhiges Leben führen und lieber die Zweisamkeit mit einer Frau genießen will, als feiern zu gehen. Das hat er die letzten Jahre meistens auch gemacht.
Ja, natürlich habe ich in der Vergangenheit auch Fehler gemacht. Mich zu sehr auf manche Personen fokussiert und ihnen zu wenig Luft zum Atmen gegeben. Das möchte ich jetzt anders machen und verabrede mich nun gezielt auch ohne meinen Freund mit anderen Menschen. Und ich gebe mir Mühe, diesen Menschen mehr Zeit zu schenken, als es bisher der Fall war.
Doch irgendwie scheint das momentan nicht so richtig zu fruchten bzw. der Drang meines Freundes nach Gesellschaft und Alk. lässt nicht nach. Am Montag waren wir zusammen bei einer Freundin, die Geburtstag hatte. Ihre eigentliche Feier findet kommenden Samstag statt, aber weil Montag eben ihr Geburtstag war, wollten wir vorbeischauen und persönlich gratulieren. Dort saßen noch diverse andere Freunde, es war ein netter Abend.
Gestern war mein Freund mit paar Kumpels beim Stammtisch. Ich bin zu der Geburtstags-Freundin gegangen, um ein wenig alleine mit ihr zu reden. Wir haben ganz nett gequatscht. Als ich wieder nach Hause wollte, kam auf einmal mein Freund dazu. Er hatte gestern beim Stammtisch mehr getrunken als sonst und sich dann bei unserer Freundin noch zwei B. reingepfiffen. Das hat mich geärgert, aber ich habe mir nichts anmerken lassen. Warum musste das sein? Wir sind am Samstag eh bei ihr, dann kommen viele Leute und er wird garantiert besoffen sein. Eine Geburtstagsfeier ohne Besäufnis, das gibt es bei ihm nicht.
Heute bin ich mit paar Freunden zum Essen beim Italiener verabredet, er möchte zu Hause bleiben.
Morgen erledigen mein Freund und ich nach der Arbeit den Wocheneinkauf. Gut möglich, dass er nach dem Einkauf bei einem Kumpel (der auf dem Weg wohnt) vorbeischauen und mit ihm 2 B. trinken möchte. Für ihn ist das normal, dass er bei jemandem vorbeischaut, wenn er die besagte Person im Garten sitzen sieht. Ab und zu kann man das schon machen, aber jede Woche finde ich übertrieben.
Am Freitag gehen wir mit paar Leuten auf ein Konzert, Samstag ist der besagte Geburtstag.
Deshalb hatte ich mich sehr auf einen ruhigen Sonntag zu zweit gefreut. Tja, Pustekuchen! Seine Stammtischleute haben Gutscheine für ein Bierzeltfest hier in der Gegend und möchten uns welche abgeben. Ich habe definitiv keinen Bock, am Tag nach einer großen Party noch auf ein Bierzeltfest zu gehen. Vor einem halben, ¾-Jahr hätte er genau dasselbe gesagt. Jetzt will er aber keine Gelegenheit mehr auslassen und alles nutzen, was sich ihm so bietet. Gestern kam er mit dem Argument, dass die Spieler seines liebsten Fußballvereins dort anwesend sein würden und er sich gerne Autogramme von ihnen holen möchte. Mein Freund geht zwar öfters ins Stadion, aber persönlicher Kontakt mit Spielern und Autogramme waren ihm noch nie wichtig, das hat er immer wieder betont.
Ich mache mir große Sorgen um ihn und habe Angst… Angst, dass er wieder derjenige wird, der er vor unserer Beziehung war. Ein abgestürzter Versager auf dem besten Weg in den Alk.. Viele Leute aus unserem Umfeld haben gesagt, er hätte sich so sehr zum Positiven verändert, seit er mich kennt und wir zusammen sind. An meiner Seite würde er richtig aufblühen. Nur merke ich leider nicht mehr viel davon. Selbst wenn ich nicht ständig zu Hause bin und ohne ihn was unternehme, will er Freunde treffen und Alk. konsumieren. Die Freunde sind das kleinere Problem. In erster Linie ist es der Alk., der mir Sorgen bereitet.