Hallo an alle,
Ich hänge mich da mal dran, weil es gerade passt.
Ich stecke gerade in derselben Situation wie du Isabella. Meine Frau hat mich vor jetzt 5 Wochen verlassen. Ich bin über Weihnachten, Silvester, bis hin zum 11.1. durch die Hölle gegangen. Im ersten Moment war da der Schock, ich habe gar nicht richtig wahrgenommen was gerade passiert ist. Ich habe in der ersten Woche bereits über Dinge gesprochen, die mir im Nachhinein betrachtet völlig absurd erscheinen. Zb mit meiner Frau über eine Freundschaft zueinander, sowie dem Hausverkauf zu sprechen. Viel zu früh kann ich aus heutiger Sicht sagen! Ich weiß noch gar nicht so recht, ob Freundschaft überhaupt möglich ist. Alles in mir sagt JA unbedingt und ich will es ja wirklich, meine Vernunft sagt mir allerdings ist das wirklich möglich oder tue ich mir damit nur unnötig weh bzw. verlängere ich dadurch meinen Schmerz? Es wird wohl nur die Zeit zeigen.
In der zweiten Woche kam dann der Absturz in die absolute Gefühlshölle, hm komisches Wort, aber egal. Die unendliche Trauer, der tiefe Schmerz, die Sehnsucht nach ihr und das Nicht Wahrhaben wollen kamen mit voller Wucht zum Vorschein. Weihnachten, eine absolute Katastrophe. Wir feierten natürlich nicht zusammen, zum ersten Mal seit 11 Jahren, 2019 wäre das 12. Mal gewesen. Und da wurde mir erstmals richtig bewusst, was da gerade passiert. Gefühlschaos mit allen erdenklichen negativen Gedanken, ja sogar inklusive Suizidgedanken in Form von wie könnte ich es denn anstellen. Wobei mir selbst immer klar war, dass es nur Gedankenspiele sind, ohne es ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Aber es half ein wenig, die unerträglichen Schmerzen und Gedanken an Sie zu überdecken, wenn auch nur im Sekundenbereich.
Nach Weihnachten kam dann plötzlich der Wille um Sie zu kämpfen. Blumen, 2 Briefe und unser Lied kamen zum Einsatz. Quasi die ganze Palette. Zum 11. Jahrestag (zwischen Weihnachten und Silvester) dann noch ein Geschenk und meine Bitte nochmal ein paar Tage über alles nachzudenken, was Sie bejahte mit dem Nachsatz, dass es wohl trotzdem beim Nein bleibt. Dennoch habe ich mir dann große Hoffnungen gemacht und bin nochmals durch die Hölle gegangen, weil das Warten sich wie eine Ewigkeit angefühlt hat. Die Ungewissheit frisst einen förmlich auf. Natürlich blieb es beim Nein.
Ab diesem Zeitpunkt begann ich zu begreifen. Zu begreifen das eingetroffen ist, was nie hätte passieren dürfen. Somit habe ich meine Leidenszeit einfach nur verlängert. Wäre meine Familie nicht da gewesen, ich weiß nicht wo ich jetzt wäre bzw wo ich mich hin entwickelt hätte... Ich muss aber auch sagen, ich bin froh es versucht zu haben, denn so kann ich zu mir ruhigen Gewissens sagen, wirklich ALLES probiert zu haben.
Ich habe mir anschließend ärztliche Hilfe inkl. Psychologen geholt. Durch meine Hartnägigkeit konnte ich schon einen Tag später einen Termin wahrnehmen. Er verschrieb mir dann ein passendes Medikament, das mir erst einmal durch die erste Zeit hilft. Andernfalls wäre ich wahnsinnig geworden, ich war quasi nicht Lebensfähig. Nichts gegessen, kein Interesse zu irgendetwas, Arbeitsunfähigkeit in meinem Beruf. Mittlerweile esse ich wieder und kann klare Gedanken fassen, sodass ich manchmal schon positiv in die Zukunft schauen kann. Für mich ein großer Schritt, auch wenn nicht ganz ohne Hilfsmittel, wofür ich mich aber nicht schäme. Im Moment geht es mir in den Morgenstunden schlechter als Abends, das soll mal einer verstehen. Wie ist das bei dir? Normalerweise setzt Abends die Depriphase ein, deswegen meine Nachfrage.
Meine Trauerbewältigung ist noch voll im Gange und es wird Zeit brauchen. Zeit, die ich mir geben will. Das sage ich mir auch immer wieder selbst vor. Ich lenke mich viel ab, rede aber dann auch wieder oft mit meiner Familie darüber, denn sich damit zu befassen und auch zu weinen wenn einem danach ist, sind ein wichtiger Bestandteil zur Aufarbeitung und Trauerbewältigung. Es fühlt sich an wie ein Dro-genentzug. (Obwohl ich mit Dro-gen noch nie zu tun hatte, aber es muss sich so einfach anfühlen)
Ich möchte dir auch noch einen Buchtipp geben, ich bin gerade selbst mittendrin. Es heißt Wenn der Partner geht von Dr. Wolf. Mir half es bis dato sehr, weil man sich verstanden fühlt und gute Ratschläge erhält.
So, jetzt erstmal Schluss und sorry für den langen Text, ich hatte wohl auch Redebedarf und hoffe er wird gelesen... Freue mich übrigens auch über Kommentare, Ratschläge, Tipps oder aufbauende Worte, auch wenn es nicht mein Thread ist.
Ich habe mich einfach dran gehängt, weil ich mich gerne mit Gleichgesinnten austausche und dadurch nicht zwingend ein neues Thema eröffnen wollte.
Liebe Grüße
20.01.2020 23:08 •
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