Sieh mich an, sieh nicht hinab. Zurückgeschaut haben wir doch oft genug und selten so den Drang gespürt zu gehen. Wenn das Heute auch nicht mehr bringt, als unser Gestern barg, bleibt mitunter bloß nostalg’sches Schwelgen in der wohlig duftenden Erinnerung an die Blüte unserer Tage.
Also sieh nicht hinab und faß’ mich bitte bei der Hand - ich spür’ andre schon gaffen, geifern, unverwandt. Geht, fahrt Ihr nur weiter, die Hölle ist Euer, heim zur Familie oder in andre Gemäuer. Manchmal war’s so richtig nett, und ich wär’ auch hier geblieben, doch man erkennt kaum noch, wer einen wirklich liebt - die Welt ist voll von Dieben. Tägliches Leben kreist über uns, verstrickt mittels aufschiebender Worte, zeigt noble Gesten und erwartet doch scheinbar, daß sich ein Gl. aus der Reihe löst, um als nächstes Opfermal gepickt werden zu können. Doch nein; Vergänglichkeit wird erst vergehn, wenn wir nicht mehr sind - dessen bin ich sicher. Und vielleicht sind die AbschiedsSchmerzen, die zeitweise mein Gewissen martern ja gerade die Geburtswehen von etwas Neuem, Wunderbaren. Ja, wenn ich hier so stehe und nach unten seh’, scheint mir der Himmel näher als Mutter Erde, und sie wird mir bestimmt nicht nehmen, daß ich eins mit ihm werde. Nun, wir werden sehn.... Werden Freunde uns verstehn? Uns verzeihn? Uns verfluchen? Uns nachgehn?
Bin ich doch überrascht, wie intensiv sich jeder Zug Atem als Leben ausgibt und mir sagenhaft sanft berauschend schmeckt. Rückt erst das Ende nah’, scheint der Sinn des Lebens plötzlich wieder da.
14.01.2016 17:44 •
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