Zitat:Ich hab nur das Gefühl, dass es immer schlechter wird. Mich hauts um wenn ich nicht mehr WIR denken kann/darf sondern nur noch ICH. Das bin ich nicht gewohnt..... ich kann ja noch nichtmal Wut, Zorn oder ähnliches empfinden. Ich bin einfach nur traurig, verletzt und hoffnungslos
Babs, solange ihr noch zusammen wohnt, wird es auch nicht besser werden. Wir haben nach der ausgesprochenen Trennung auch noch 5 Wochen zusammen gewohnt. Auch mir ging es scheinbar mal gut, dann wieder schlecht. Ich war abwechselnd nett, bockig, sauer, verzweifelt, teils euphorisch. Wenn er zuhause war, ging es mir besser. Auch wenn zwischen uns nichts mehr lief, haben wir doch viel gesprochen (meist angetrieben von mir, mit der Hoffnung, ihn umstimmen zu können). Allein seine Anwesenheit beruhigte mich - schließlich war er ja noch hier. Ich realisierte die Trennung gar nicht so richtig solange er noch hier war. War immer getrieben von der Hoffnung, dass 'irgendwie' noch alles gut werden würde.
Als er dann auszog, dachte ich, ich müsste sterben. Ich war so verzweifelt, kann es gar nicht richtig in Worten ausdrücken. Irgendwie machte ich nichts, konnte mich kaum zu etwas aufraffen. Ganz langsam fingen aber verschiedene Dinge an, dringlich zu werden. Es war z.B. schon der 21. des Monats und ich hatte mich noch nicht einmal darum gekümmert, beim Jobcenter einen Antrag für mich zu stellen. Ich hätte am 1. des nächsten Monats ohne einen Cent dagestanden! Dann kam ich - musste ich! - in die Puschen. Eine Art Selbsterhaltungstrieb setzte ein. Zusätzlich nahm ich auch endlich die zahnärztliche Behandlung in Angriff, die schon seit Monaten wartete. Ich, die sonst immer bis vormittags, mittags geschlafen hat, war plötzlich jeden Morgen um 6 oder 7 wach, hatte einen Termin nach dem anderen. Auch wenn ich mich am liebsten verkrochen hätte, schleppte ich mich doch von Termin zu Termin. Mir war wichtig, dass ich erstmal eine Basis habe (also, Rechnungen zahlen und auch einkaufen, etc). Alles Weitere würde sich ergeben, irgendwie...
Ich habe sehr schnell eine Therapeutin gefunden, nachdem ich bei uns in der Uni-Klinik in die Notfall-Sprechstunde der Psychiatrie ging. Die ersten drei Termine habe ich erstmal nur erzählt und erzählt. Das, was ich da erzählt habe, blieb in meinem Kopf hängen. Und in der Zeit zwischen den Terminen, wurden mir immer mehr Dinge klar. Z.B. als die Frage kam, wann ich zum letzten Mal glücklich war und ich gar keine Antwort darauf wusste. Da war ich ziemlich geschockt. Dass ich seit Jahren schon, alles bis zum letzten Drücker vor mir herschiebe. Dass ich ungern und wenn möglich nur zeitlich begrenzt, meine Wohnung verlassen wollte... usw.
Und auch in Bezug auf ihn wurden einige Dinge klarer. Ich hinterfragte meine Gefühle für ihn. Mir fielen so kleine Begebenheiten aus der Beziehung ein, die in mir Zweifel weckten, ob ihn wirklich sooo sehr liebte, wie ich glaubte. Oder ob es nur die Bequemlichkeit, die Gewohnheit war. Fehlte jetzt wirklich ER oder fehlte jetzt nur die Gewohnheit?
Vor ein paar Tagen sagte er z.B. ein paar Sätze zu mir. Ich sprach genau darüber mit Freunden, meiner Therapeutin, sogar mit seiner Mutter. Alle schlugen unabhängig voneinander die Hände über dem Kopf zusammen und meinten nur, wie fies es sei, so etwas zu mir zu sagen. Dass man es auch für sich hätte behalten können. Und erst da merkte ich, wie sehr ich mich schon daran gewöhnt hatte, dass er so redet, wie ich es immer einfach hingenommen hatte, es als normal empfand. Und an der Reaktion der anderen Menschen merkte ich, dass das alles andere als 'normal' war. Dass ich so nicht mir mit umgehen lassen muss. Und auch, dass in unserer Beziehung wohl doch nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen war und ich mit der Zeit immer mehr herausfinden werde, was nicht in Ordnung war und mir helfen wird, abzuschließen.
Ich habe das jetzt absichtlich ausführlicher geschildert, damit Du merkst, was ich Dir sagen will. Ich nehme einfach mal an, dass Du nicht ausziehen möchtest, weil Du auch noch Hoffnung hast. Und Du schreibst ja auch in einem Deiner Kommentare, dass es Dir fast Spaß macht, ihn so hilflos zu sehen. Steckt auch dahinter die Hoffnung, dass er vielleicht aus Bequemlichkeit doch bleibt, weil mit Dir an seiner Seite doch alles leichter ist? Wie gesagt, das ist nur eine Annahme meinerseits
Wenn Du eine eigene Wohnung findest, wirst Du auch erstmal viel zu tun haben. Ummelden, Strom und Telefon anmelden etc. Vielleicht wirst Du die Wohnung streichen wollen, neue Möbel kaufen. Wenn Du zwischendurch mal Leerlauf hast, wirst Du immer wieder mal weinen, total verzweifelt sein. Aber Du gewinnst auch Abstand, siehst Dinge klarer, reflektierst viel mehr. Und mit dem Abstand lässt man auch immer weiter los. Tag für Tag. Es sind nur kleine Schritte, aber sie sind doch bemerkbar. Langsam entwickeln sich Pläne, erst ganz klein und bescheiden. Und wenn es nur der Plan ist, sich irgendwann mal diesen rosa Toaster zu kaufen. Aber es ist ein Plan und das zeigt, dass Du langsam wieder nach vorn blickst, anstatt ständig in Erinnerungen zu verweilen.
Ich hoffe, Dir mit dem Geschriebenen etwas Mut gemacht zu haben. Selbst bin ich auch noch nicht über dem Berg, aber ich habe den Aufstieg begonnen. Auch wenn ich nicht weiß, was hinter dem Berg wartet, so gehe ich doch weiter. Denn schlechter kann es eigentlich nicht mehr werden.