Liebe latraviata,
Ich versuche so kurz wie möglich zu berichten. Es ist natürlich (wie bei allen hier) eine sehr verzwickte Geschichte:
Wie schon erwähnt, lernten wir uns zufällig über Quizduell kennen. Aus einem lockerne Chat über das Spiel wurde es immer persönlicher, bis wir uns (vermeintlich!) ineinander verliebten. Wir schrieben jede freie Sekunde. Es war wunderschön, aufregend, wurde zum Lebenselexier.
Da er in einer Ehe war (20 Jahre verheiratet mit 14-jährigem Sohn), nahm ich es zuerst nicht ernst sondern sah es als Spiel. Genoss seine Zuwendung, seine lieben Worte. Bis er mir eröffnete, dass er sich von seiner Frau trennen würde. Nicht meinetwegen, aber doch war ich wohl der Auslöser. Ich bekam Angst, wollte das nicht, wollte nicht schuld sein am Aus einer Ehe. Zog mich zurück. Aber irgendwie waren wir am Point of no return angekommen. In der Nacht, in der er sich dann trennte, telefonierten wir das erste Mal, eine Woche später trafen wir uns zwischen den beiden Städten in denen wir wohnen. Gleich für ein Wochenende. Es war das aufregendste, was ich je gemacht habe. und es war wunderschön.
Wir kamen daraufhin zusammen, waren wahnsinnig verliebt und fixiert aufeinander. Er rief mich immer schon morgens an, um mich zu wecken und jede freie Sekunde am Tag verbrachten wir am Telefon oder schrieben uns. (Fernbeziehung Berlin/Hamburg).
Es dauerte noch einige Wochen, bis er zuhause ausgezogen war, sie mussten ja erstmal zwei neue Wohnungen finden, renovieren, alles auseinander dividieren. Wir schrieben nachts, wenn alle im Bett waren, seine Frau und sein Sohn sollten noch nichts wissen von mir. Habe ich verstanden, weil er ja seinen Sohn auch schützen muss.
Zeit der Sehnsucht, seltene Treffen, die immer mit einem großen Aufwand verbunden waren, da er ja seiem Sohn auch immer sagen musste, wo er ist, da es eben für ihn ungewöhlich war, plötzlich immer über die Wochenenden weg zu fahren. Alles sollte besser werden, wenn er erstmal in der neuen Wohnung ist. Daran klammerten wir uns.
Leider wurde es überhaupt nicht besser. In dem Moment, wo er alleine wohnte, spürte ich, dass er sich von mir entfernte. Bei unserem letzten Treffen vor ca. 8 Wochen hatten wir ein Gespräch: ich wollte, dass wir es irgendwie schaffen, uns öfter zu sehen. Damit brachte ich einen Stein ins Rollen, der nicht mehr aufzuhalten war. Ich glaube das war der Moment, an dem er begriff, dass er Zeit für sich brauchte, dass er noch gar nicht bereit ist für eine neue Beziehung, bzw. wie ich heute weiß: dass er MICH nicht will.
Nach langem Hin und Her schlug ich ihm vor, dass wir eine Pause einlegen, damit er sich erstmal wieder sortieren kann. Und uns im November treffen, wenn er sowieso in meiner Stadt ist beruflich, um zu sehen, wie wir fühlen, wenn wir uns dann gegenüber stehen. Anfangs hatten wir noch täglich Kontakt, aber er war sehr distanziert. Je mehr er sich von mir entfernte, desto anhänglicher wurde ich (Rückblickend: Kontaktsperre! Wäre das einzig sinnvolle gewesen! Nicht, weil es dann mit uns geklappt hätte, sondern, weil ich mich hätte abnabeln können!)
Er meldete sich irgendwann gar nicht mehr bzw. nur noch als Reaktion auf meine Nachrichten. Ich hielt es vor 2 Wochen nicht mehr aus und bat ihn um en Treffen. Mir war längst klar, dass es für ihn vorbei war, aber ich wollte, dass er mir das persönlich sagt. Ich wäre auch für eine Stunde Gespräch mit ihm nach Berlin gefahren.
Zuerst stimmte er zu (auch wenn ich merkte, dass er das eigentlich nicht will), 3 Tage später (heute vor einer Woche) rief er mich an und sagte mir, er habe vor 2 Wochen jemanden kennen gelernt. Und ein Treffen würde nichts bringen.
Ich war so vor den Kopf gestoßen. Nicht, wegen der Tatsache, dass es wirklich Schluss war (auch!), aber vor allem, dass er nicht die Eier hatte, mir das persönlich von Angesicht zu Angesicht zu sagen. Ich hatte ihm so vertraut. Er WUSSTE, dass ich beschädigt war und deshalb eigentlich mich gar nicht auf ihn einlassen wollte. Er sagte immer, dass er mich niemals verletzen würde und dann das.
Liebe latraviata, wir sind naiv. machen wir uns nichts vor. Wir müssen lernen, dass man schlussendlich nie jemandem vollständig vertrauen darf, und wenn er noch so vertrauenserweckend daher kommt. Die, die sagen, sie würden einen niemals verletzen, sind die, die es auf jeden Fall tun werden, da niemand dieses Versprechen halten kann! Was Du geschrieben hast, über Deine Verletzlichkeit, und wie er Dich nach und nach verzaubert hat mit seinen Worten...genau so ging es mir. Und ich glaube auch, dass die beiden es in diesem Moment auch so gemeint haben. (behauptet meiner zumindest), aber der Schmerz die Enttäuschung, sich so in einem Menschen zu täuschen, der einen fallen lässt wie eine heiße Kartoffel – Dieser Schmerz ist kaum auszuhalten.
Nach dem Telefonat, in dem ich ihn übelst beschimpft habe, dass er ein Feigling sei, und dass er doch gewusst hatte, dass ich beschädigt war und trotzdem so respektlos ist mir nichtmal gegenüber zu treten um sich anständig bei mir zu entschuldigen....ich war so fertig! Es folgten Tage der Tränen, ich beschimpfte ihn wild über SMS. Es geht mir nicht um die Neue (ich glaube es ihm noch nichtmal. ich glaube er wollte mich los werden. Was fast noch schlimmer ist!). Angeblich weiß seine Frau schon von ihr. Niemals. so gut kenne ich ihn. Entweder er hatte die Neue schon früher, oder er hat sie gar nicht, oder seine Frau weiß nicht von ihr.
Ich schmiedete Rachepläne, ich wollte ihm wehtun. Am Sonntag schrieb ich ihm dann eine sehr lange (vernünftige) Mail. Eigentlich mehr, um mich und meine Gefühle zu sortieren. Daraufhin rief er an. Entschuldigte sich zum 1. Mal aufrichtig bei mir. Jetzt geht es mir ein bisschen besser. Ich habe das Gefühl wieder ein bisschen meine Würde zurück gewonnen zu haben. Ich hoffe, dass ich jetzt wieder auf dem richtigen Weg bin. Der Schmerz um den Verlust des Menschen sitzt tief. Wenn man 6 Monate täglich und ständig in Kontakt war, dann hinterlässt das ein riesiges Loch. Wenn ich was lustiges, trauriges oder sonstwas erlebe, dann möchte ich ihm davon erzählen und das geht nicht mehr. Weil er weg ist. Das schmerzt.
Er hat mich am Sonntag darum gebeten, dass wir uns im November trotzdem treffen. Ich weiß es noch nicht, ob ich das möchte. Ich muss erstmal sehen, ob ich bis dahin wieder stabil bin. Momentan möchte ich keinen Kontakt mehr, auch wenn ich seit Sonntag irgendwie ein bisschen meinen Frieden mit ihm gemacht habe.
Leider hat er mir gestern noch eine Mail geschrieben. Sich nochmal entschuldigt. Da habe ich gemerkt, dass mich das nur wieder zurückwirft. Das hilft nicht! Das hält einen gefangen und hindert am Weitermachen.
Diese Erkenntnis ist sehr neu für mich. Bis Sonntag war ich voll auf Deiner Seite, dass ich das mit der Kontaktsperre nicht kann. Aber ich glaube, ich habe jetzt begriffen, dass ich muss. Ich werde seine Mail auch nicht beantworten. Meinetwegen soll er das letzte Wort haben. Ich kann nicht mehr, ich muss nach vorne sehen. ihn loslassen. vergessen. und ihm vielleicht irgendwann verzeihen, dass er mir so sehr weh getan hat.
Er sagte einmal zu mir, als wir uns kennenlernen: Welcher Vollspacken hat Dir so sehr weh getan, dass Du kein Vertauen hast?
Tja, diese frage ist schnell beantwortet: Nie zuvor hat mich jemand mehr verletzt als er. Und ich glaube das ist deshalb so, weil er vorgab, dass er mir nie weh tun könnte. Und ich habe ihm vertraut. Und das war einfach dumm von mir. Wie schon erwähnt: Dieses Versprechen kann niemand halten. Und deshalb sollten wir auch nie wieder so naiv sein, solch einem Versprechen glauben zu schenken.
Das ist meine Geschichte. Puh. lang, obwohl ich versucht habe mich kurz zu fassen
Ein Auszug aus meiner Mail an ihn:
Ich hatte nicht begriffen, dass es für Dich eine Illusion war. Es war für Dich aufregend, du kamst aus Deiner angestaubten Ehe und hast Dich vom Abenteuer verführen lassen. nachdem deine Neugier allerdings befriedigt war, hast Du Dich wieder wohler gefühlt in Deinem gewohnten, egoistischen, alles-dreht-sich-um-Dich-Leben. Diesen Moment habe ich irgendwie verpasst. Wollte nicht wahr haben, dass unsere Geschichte für Dich nur ein Aufbäumen Deiner Sehnsüchte war, die schnell befriedigt und gesättigt waren. Ab da war ich Dir nur noch lästig.
24.09.2014 14:18 •
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