Plötzlicher Abbruch nach intensiven Telefonkontakten

Zitat von Joshu:

Ich finde es immer noch unglaublich.

Ja, verstehe ich, ist auch kaum nachvollziehbar, so einen Aufwand zu betreiben, um sein Ego für einen Moment etwas aufzuwerten.

Solche Menschen sind nicht unbedingt berechnend oder aalglatt. Sie fühlen sich meist nicht liebeswert und sind auch im realen Leben oft enttäuscht, verletzt und abgewiesen worden. Sie denken, mich kann man eh nicht lieben, wenn man mich erst mal kennenlernt. Darum schaffen sie eine virtuelle Realität, in der sie perfekt erscheinen und sich perfekt darstellen können. Sie bauen dabei meist genau solche starken Gefühle auf wie das Gegenüber, wagen aufgrund ihrer Komplexe dann aber nicht den Schritt in die Realität mit dem Anderen aus zu großer Angst - ja Überzeugung - dass sie dann sowieso enttäuscht werden. Also beenden sie es lieber selbst. Das verletzt sie selbst aber meist ebenso, wenn nicht mehr. Denn der Andere hat nun die Möglichkeit, jemanden kennenzulernen, mit dem er glücklich werden kann. Sie selbst werden sich das nie trauen und immer nur solche Beziehungen führen, die sie wieder abbrechen müssen, wenn der Andere zu nahe kommt.

@Dia Ein sehr plausibles Erklärungsschema. Denn alles, was mit Bindungsstörungen zu tun hat, das ist ja das infame, sei es durch frühkindliche Traumata oder spätere Erfahrungen erworbene, führen ja zu diesen paradoxen Handlungsmustern, die sich vordergründig dann in diesem doublebind darstellen, einer permanenten Selbstsabotage, mit der man dann aber auch noch den potentiellen Partner beschädigt.
Das passt auch alles sehr gut zu ihrer regen - und auch sehr schönen Phantasiewelt, die traumhaft verschwimmende Lyrik , mit der sie sich beschäftigt, ihre Konstrukte, nach der sie allen ihren Haustieren Namen aus Erzählungen gegeben hat.
Klingt erstmal poetisch und romantisch, aber kann einen Hinweis auf eine solche Störung bezüglich der realen nüchternen Welt bieten. Und für sowas bin ich dann wiederum sehr empfänglich. Ach Mensch.

Danke schön - mit der Hypothese kann ich viel anfangen, bringt mich zum Nachdenken.

Zitat von Joshu:

@Dia Ein sehr plausibles Erklärungsschema. Denn alles, was mit Bindungsstörungen zu tun hat, das ist ja das infame, sei es durch frühkindliche Traumata oder spätere Erfahrungen erworbene, führen ja zu diesen paradoxen Handlungsmustern, die sich vordergründig dann in diesem doublebind darstellen, einer ...

Wenn dich die psychologischen Gründe interessieren von sowas, empfehle ich dir, dir einfach von der Sendung Catfish ein paar Folgen anzuschauen, die kannst du alle hier gucken:
https://www.mtv.de/serien/catfish-the-t.../staffel-1

Da zeigt sich das seelische Dilemma, in dem solche Menschen stecken (und nein, nicht jeder von denen hat falsche Fotos geschickt, nur jeder hatte seine Gründe, warum er sich nicht treffen wollte, und da sieht man sehr gut, wie arm dran diese Leute teils sind). Einen wirklich boshaften Catfish habe ich da übrigens in den ganzen Staffeln nur wenige Male gesehen, die meisten von denen taten mir einfach nur irre Leid, es wurden die unterschiedlichsten Dinge verborgen, von ich bin dicker als er/sie denkt bis ich habe kein Auto / keinen Job / keine eigene Wohnung, ich habe einen Partner etc. war echt alles dabei.

Bin übrigens selbst auf so jemanden reingefallen. Es kam am Ende raus, dass er verheiratet ist. Das ist leider nicht so selten. In Social Media zeigte er sich nie mit seiner Frau bzw. hatte er 2 verschiedene Profile. Ich fand ihres erst, als mir sein 2. Profil plötzlich vorgeschlagen wurde und dort waren dann Paarbilder.

Zitat von Joshu:

Klingt erstmal poetisch und romantisch, aber kann einen Hinweis auf eine solche Störung bezüglich der realen nüchternen Welt bieten. Und für sowas bin ich dann wiederum sehr empfänglich. Ach Mensch.

Bzgl. deiner Empfänglichkeit kannst Du ja mal bei dir schauen, was dahinter stecken könnte. Du hast nun etwas Abstand und siehst ihr Verhalten langsam in einem anderen Licht. Vermutlich wäre dir aber hinter deiner rosaroten Brille selbst im persönlichen Kontakt mit ihr alles irgendwie nett und liebenswert vorgekommen, während Außenstehende zumindest die Augenbraue etwas ungläubig hochgezogen hätten. Habe ich selber erlebt, denn ich war unglaublich in meine Ex verliebt und habe mir sie und ihr Verhalten mir gegenüber die ganze Zeit schön geredet. Am Ende hatte sie mich dann so weit, dass ich es als meine Aufgabe ansah, sie vor sich selbst und ihrer Vergangenheit zu retten, was aber absolut unmöglich ist. Mein Sohn (damals 16) lernte sie auch kennen und meinte zu mir anschließend Papa, deine neue Freundin wirkt so kalt auf mich. Hat die eigentlich gar keine Gefühle?. Selbst da habe ich es nicht gerafft und mal wieder eine Entschuldigung für sie gefunden. Heute weiß ich, dass sie mein Helfersyndrom enorm getriggert hat und genau das die ganze Zeit über eiskalt ausnutzte. Ich kann daher vor solchen Menschen, egal ob bindungsängstlich, traumatisiert oder was auch immer, nur noch warnen, denn sie benutzen den anderen nur und saugen ihm auch das letzte bißchen Energie aus den Adern, nur um ihn dann anschließend eiskalt zu entsorgen weil er nicht mehr nützlich für sie ist. Mit solchen Persönlichkeiten kann man keine Beziehung führen, außer man wollte sich selbst sowieso komplett aufgeben und hat sich den Strick schon zurechtgelegt.

Uuups... nun habe ich doch beinahe vergessen, was ich dir raten wollte Montag im HO eben... Zukünftig solltest Du versuchen die Verhaltensweisen des anderen nüchterner zu sehen und sie auch sehr nüchtern zu bewerten. Ist schwer, wenn man immer an etwas glaubt, was man meint unbedingt zu brauchen, aber es schützt einen vor solchen Erfahrungen. Worte zählen absolut nichts, nur Taten und da kommt bei Menschen mit einer PS meist nur sehr wenig oder sogar gar nichts. Sie würden sicherlich gerne, aber sie stehen sich permanent selber im Weg und es darf nicht die Aufgabe des Partners sein, dies zu ändern. Das geht wie gesagt auch gar nicht.

@Snipes och verdammt, Snipes! Tut mir sehr leid, klingt übel.

Ich denke, ich kenne mich da mittlerweile gut genug, habe da viel Arbeit investiert, auch mit professioneller Hilfe und natürlich den besten Freundinnen und Freunde von der Welt, die ich zum Glück habe, um herauszufinden, was bei mir vielleicht nicht so ganz optimal gelaufen ist, da gibt es einiges. Und tatsächlich habe ich offenbar auch so ein Helfersyndrom, ich habe einige Frauen kennengelernt, die vorher in sehr schädlichen Beziehungsmustern gefangen waren und es mit mir entweder ganz anders angehen wollten oder in solchen Selbstverstrickungen gefangen waren, dass sie wirklich völlig unfähig waren, sich auf eine wirkliche Beziehung einzulassen. Klar, das war herausfordernd, ich dachte, eine zugewandte liebevolle Beziehung könne da zur Heilung beitragen. Aber so einfach ist das nicht, das ist mir auch klar. Allerdings muss ich auch sagen, dass keine mit eiseskalter Ausstrahlung dabei war. Zu meinem Sohn etwa war die Dame in meiner letzten Beziehung sehr freundlich und aufgeschlossen.
Ich habe mehr den echten Wunsch nach Bindung gespürt und tiefe Verzweiflung, dass es nicht gelingen konnte. Und als ich merkte, das klappt nicht, wir tun uns nicht gut, habe ich es auch rasch beendet, das ging dann auch ohne großes Drama gegenseitig.

Aber diese Nummer war auch für mich eine besondere Erfahrung. Aber dennoch: Ich bin enttäuscht, sehr sogar, aber ich gehe nicht kaputt an sowas. So viel Selbstfürsorge kann ich mittlerweile durchaus betreiben, um weiter klar zu kommen.
Das schon allein für seinen Sohn, der soll schließlich, auch wenn er schon erwachsen ist, sehen, dass sich das Leben mit seinen Schwierigkeiten gut meistern lässt.

Bei allen Kompliziertheiten des Lebens: Meine Erwartungen an eine Beziehung sind denkbar einfach. Es muss natürlich irgendwann mal wusch machen, in einer Begegnung. Meine Familienphase mit Kindererziehung ist abgeschlossen. Also einfach nur eine schöne Zeit haben, sich gegenseitig sehen und sich helfen, seine Träume und Ideen im Leben zu verwirklichen, Spaß haben, ich mag z.B. immer noch Schneeballschlachten oder Sterne am Strand am Meer beobachten, einmal im Jahr mindestens, besser zweimal, und das Lächeln in ihren Augen sehen, wenn ich ihr am Wochenende Frühstück ans Bett bringe. Alles andere, wie oft man sich sieht, ob zusammen lebend oder getrennte Wohnungen, ist sekundär, kann man in Ruhe mal schauen.

Und dann diese ganzen erworbenen Störungen, die sich offensichtlich verheerend fortpflanzen -nichts scheint also schwieriger als so eine einfache Beziehung realisieren zu können, und dann gibt es aber auch noch Menschen, die es schaffen, ich kenne so Paare. Manchmal braucht es vielleicht einfach nur Glück.

Zitat von Joshu:

och verdammt, Snipes! Tut mir sehr leid, klingt übel.

Lieb von dir, muss es aber nicht. Ich habe diese Erfahrung wohl gebraucht und sie hat mir die Möglichkeit zur Weitertentwicklung gegeben, während meine Ex vermutlich bis an ihr Lebensende unglücklich bleiben wird. Mir tut sie schon manchmal wirklich leid, denn ich kenne eine andere Seite an ihr, die sie bis zu mir immer sehr gut versteckt hat. Potential hatten wir, aber wenn ein Mensch weder sich noch anderen vertrauen kann, nützt das alles nichts.

Mein Sohn hat im übrigen sehr, sehr feine Antennen für andere Menschen und nur dadurch ist ihm diese Kälte überhaupt aufgefallen. Nach außen hin strahlt sie auch eher so etwas wie eine übertriebene Coolness aus, die ihr Umfeld dann ganz toll findet. Im Nachhinein haben viele auch über sie nachgedacht, weil sie die Trennung absolut nicht nachvollziehen konnten. Einige haben mir später gesagt, dass diese überaus aufgeräumte, harte und distanzierte Art auf sie auf einmal gar nicht mehr cool sondern kalt wirkt. Ist alles eine Frage der Perspektive.

Vielleicht stimmten nicht mal ihre Fotos. Wer weiß, ob sie selbst das die Ganze Zeit war? Vielleicht auch verheiratet und mal den Marktwert checken. Tut mir leid für dich. Es ist deine eigene Illusion, die sie zur Traumfrau machte!

Zitat von Lilli70:

Vielleicht stimmten nicht mal ihre Fotos. Wer weiß, ob sie selbst das die Ganze Zeit war? Vielleicht auch verheiratet und mal den Marktwert checken. Tut mir leid für dich. Es ist deine eigene Illusion, die sie zur Traumfrau machte!

Dazu habe ich schon Stellung genommen. Siehe oben. Also nein. Die Fotos stimmen schon.

Und Traumfrau ist ja immer eine Illusion. Es gibt im real life keine Traumfrauen, ebenso wenig wie Traummänner. Deswegen ja auch Traum. Ist also eine Tautologie.

Also dass das eine Illusion ist, war mir klar, will ich damit sagen. Deswegen wollte ich sie ja so schnell wie möglich treffen, um meine Vorstellung rasch angleichen zu können - so wie sie die ihre von mir. Warum das so lange gedauert hat mit einem Treffen, da gab es ja auch Gründe. Steht auch weiter oben. Und dann ist halt die Illusion sehr drastisch geplatzt, klar.

Das wie der Trennung ist halt bemerkenswert in meinen Augen. Ich meine, dass Du nicht erfreut aus der Hose hüpfst, wenn sie dir plötzlich erzählt, dass sie sich anderweitig verliebt hat, und Dich mit ihr freust, als wärst Du ihr best Buddy, das WUSSTE sie doch nach allem, was Ihr vorher zusammen fantasiert habt. So viel Empathie darf man ihr wohl zutrauen, wenn sie sich sogar per Post It auf Eure Gespräche vorbereitet hat. Das klingt für mich daher einfach gelogen und der Grund ist wahrscheinlich Feigheit. Sie war zu feige sich zu treffen, und hat sich durch diese Art auch feige aus der Affäre gezogen, um auch einer Diskussion und Vorwürfen aus dem Weg zu gehen. Psychologisch interessant von außen betrachtet, von nahem möchte ich so jemanden aber nicht im Umfeld geschweigedenn an meiner Seite haben.

@Dia Ja, das ist unfassbar, geanu das konnte ich nicht glauben - und daher hatte ich zunächst auch gedacht, ICH sei gemeint.

Das hätte ich ihr niemals so zugetraut, so scheinbar empathisch und einfühlsam und auch klug, auf eine zugewandte Weise, wie sie schien.
Allerdings war es ja quasi schon vorbereitet dadurch, dass sie sich plötzlich vier Tage nicht mehr gemeldet hatte, obwohl ich sie ruhig gebeten hatte, doch wenigstens mal kurz sich zu äußern, was Sache sei.

Wisst Ihr, wir hatten wirklich tiefgehende Gespräche, Glaubt mir, ich weiß, was ein tiefgehendes Gespräch ist, sehr persönlich, sehr unmaskiert. Ich kann richtig schreiben, ich habe ihr zwei meiner schönsten Gedichte geschrieben, sehr formstreng.
Wir haben über Literatur und Malerei gesprochen, sie hat eine tiefgehende Interpretation zu einem schönen Straßengemälde aus Kopenhagen mir geschickt, das war im Stil der Malerin Frida Kahlo, das Bild einer trauernde Frau, sie hat mir von ihrem Elternhaus erzählt, den Aufbau, was sie daran im dunklen Keller geängstigt hat, von den Lernschwierigkeiten ihres Sohnes, und wie sie damit umgeht, den Tod ihres Vaters beschrieben, lustige Anekdoten über ihre beiden Tanten, mit denen sie aus war, und und und. Das ist nur ein Bruchstück - und über ihren Zwillingsbruder, mit dem sie eine innige Beziehung hat (den ich übrigens ganz leicht recherchieren konnte). Und so weiter. Und das, was uns alles an Interessen verbindet, das kann man nicht heucheln, nach so vielen Stunden Gesprächs ist es klar, ob das wirklich so ist oder vorgetäuscht.
Ich habe ihr Texte geschickt, sie mir welche, ganz in ihrem Stil.

Nein, sie hat sich schon sehr viel Mühe mit mir gegeben. Es muss von ihr mehr gewesen sein, als einfach nur mal ein leichtfertiger Spaß, dafür hat sie sich viel zu viel Zeit und Aufmerksamkeit und Zuwendung über Wochen mir gewidmet.

Das ändert nichts daran, dass die plötzliche Abwendung unfassbar perfide, drastisch und brutal war.
Aber in der Tiefe trotz aller plausibler Erklärungsmuster verstehe ich es nicht.

Zitat von Joshu:

Aber in der Tiefe trotz aller plausibler Erklärungsmuster verstehe ich es nicht.

Es gibt leider Menschen, die genau diese innige Nähe und Vertrautheit nicht wirklich lange ertragen können. Sie genießen es eine zeitlang, aber irgendwann macht ihnen genau das von dir beschriebene Angst und sie brechen den Kontakt abrupt ab. Diese Menschen sind oft in der Vergangenheit tief enttäuscht worden und lassen sich aus Selbstschutz nie so wirklich auf den anderen ein. Das ist eine Vermeidungsstrategie, denn wenn ich niemanden so wirklich an mich heran lasse, bin ich auch weniger verletzlich. Oft kommen dann noch falsche Glaubenssätze wie Am Ende verlässt er mich doch. oder Bestimmt bin ich wieder nicht gut genug. hinzu und dann kommt es trotz oder gerade wegen der Nähe und dem Vetrauen zum Abbruch. Ich weiß ja nicht, ob das bei euch passen könnte, aber es liest sich für mich zumindest danach.