Hallo ihr Lieben,
ich fühle mich gerade sehr einsam, hänge zwischen Trauer und Wut und bin einfach überrumpelt.
Ich bin seit 3 Jahren mit meinem Freund zusammen, ich bin 31 Jahre, er 34. Vor ihm war ich fast 7 Jahre single, bzw. immer wieder on / off mit meinem vorherigen Freund. Unter diesem habe ich sehr gelitten, die Gefühle waren immer unglaublich stark, aber er konnte sich nicht richtig binden, hatte Augen für andere Frauen war ständig feiern, etc.
Ich erzähle das, weil ich mich in meinen aktuellen Freund aufgrund seiner ruhigen Art verliebt habe. Er hat von Anfang an keine Spielchen gespielt und mir Sicherheit und Geborgenheit gegeben. In vielen Dingen war er aber auch doch sehr speziell und es hat wirklich gedauert, bis wir uns eingespielt hatten. Während andere die schönste Phase vll. am Anfang ihrer Beziehung hatten, wurde es bei uns eher von Jahr zu Jahr besser. Er pflegt keine wirklichen sozialen Kontakte, hat nur sehr losen Kontakt mit 1-2 Freunden, verabredet sich mit niemandem außer mir, geht nicht feiern etc. Er besucht alle paar Wochen seine Eltern, geht natürlich seinem Job nach und ins Fitnessstudio. Ich hatte gerade am Anfang der Beziehung oft das Gefühl einen Rohdiamanten zu besitzen, der durch mangelnde Übung teilweise noch nicht richtig weiß, wie man zB mit einer Frau reden sollte, was man nicht sagen sollte usw. Er sieht gut aus, ist wirklich ein Lieber, klug, treu, aber vor allem ein Ruhiger. Wir wohnen 10 Min auseinander und sind beide durch unsere Berufe viel zuhause. Da wir beide noch nie mit jemandem zusammen gewohnt haben und es daher auch gewohnt sind, dass wir viel Zeit für uns selbst haben, sind wir bisher noch nicht zusammengezogen. Ich selbst hatte vor allem Angst, dass wir uns wegen der Haushalts oft streiten könnten, da er sehr faul ist, was das angeht. Meistens sehen wir uns 4 Tage in der Woche. Von der Persönlichkeit her sind wir recht unterschiedlich. Ich bin kommunikativ und sehr aktiv, unternehme viel und bin vernetzt. Er ist oft zurückgezogen und teilweise etwas passiv und macht leider vieles mit sich allein aus. In den letzten 3 Jahren bin ich neben seinen Eltern die Hauptbezugsperson geworden. Wir haben unfassbar viele schöne Dinge unternommen, haben die tollsten Reisen miteinander verbracht und sind in der Familie des jeweils anderen aufgegangen. Gerade die Aktivitäten und Reisen sind vor allem durch mich zustande gekommen. Ich liebe es zu planen und er ist, wie gesagt, manchmal etwas antriebslos, schiebt viele Dinge auf und ist es vll. auch gewohnt, dass andere sie ihm abnehmen. Trotzdem haben ihm unsere Aktivitäten erst gezeigt, wie schön das Leben zu weit sein kann (Hat er gesagt).
Er hat vor 9 Jahren ein paar Monate in Neuseeland studiert und von dieser Zeit berichtet er immer mit einem riesen Strahlen im Gesicht. Da sich mein vorheriger Freund damals letzten Endes wegen eines Auslandsaufenthalts von mir getrennt hatte, war ich immer froh, dass dieses Thema bei meinem jetzigen Freund schon abgehakt ist. Unser letztes halbes Jahr war für mich wirklich das Schönste. Wir haben so tolle Reisen unternommen, uns überhaupt nicht mehr gestritten, hatten ein tolles Weihnachtsfest und Silvester mit gemeinsamen Freunden. Wir sind ein wirkliches Team geworden (dachte ich) Leider ist meine Mutter nach Silvester in eine tiefe Krise gefallen und seitdem versuche ich sie aufzufangen und für sie da zu sein. Es kostet mich neben meinem Job aber unfassbar viel Kraft und Nerven und da sie keinen Partner hat, bleibt alles an mir hängen. An einem der traurigsten Tage dieses Monats, kam mein Freund abends zu mir und ich dachte, er wollte mich einfach nur trösten.
Im Laufe des Abends und nach mehrmaliger Nachfrage, was ihn bedrücke, brach er völlig zusammen und gestand mir, dass er sich vor einem halben Jahr für eine Doktorandenstelle in Neuseeland beworben hätte. Er hätte sich gefragt, ob es das nun schon war im Leben, oder ob er noch ein Abenteuer, eine berufliche Herausforderung wagen könnte, weil er in seinem Job unterfordert sei. Er hätte aber niemals mit einer Zusage gerechnet, kurz vor Weihnachten sei sie aber gekommen und nun wüsste er nicht ob er annehmen sollte. Ich bin aus allen Wolken gefallen. 4 Jahre am anderen Ende der Welt, beworben hinter meinem Rücken und schon seit einem Monat überlegt er, was zu tun sei. Ihm wäre erst mit der Zusage bewusst geworden, welche Konsequenzen damit verbunden wären. Er hat natürlich gefragt, ob ich nicht mitkommen kann, ob wir es nicht mit einer Fernbeziehung versuchen könnten, aber darauf habe ich mich nicht eingelassen. Da hätte er mich vor seiner Bewerbung fragen müssen und letztlich ist es auch nicht mein Traum im Ausland zu leben. Natürlich habe ich aber nach Kompromissen gesucht. Ein Jobwechsel hier, die nächste Reise nach Nauseeland etc. Er meinte er sei am Boden zerstört, da er 2 Herzen in seiner Brust hätte, eins für mich, eins für die Herausforderung. Für mich ist es unbegreiflich, dass mich nun auch dieser Partner wegen dem Ausland verlassen will, gerade bei ihm hätte ich durch seine Bequemlichkeit nie damit gerechnet, dass er hier alles kappen will, um einen kompletten Neuanfang zu wagen. Ich habe in den letzten 2 Wochen viel geweint, weil gerade alles zusammenkommt. Statt mich in der Sache mit meiner Mutter zu unterstützen, zieht er mir auch noch den Boden unter den Füßen weg. Morgens lese ich Artikel zum Thema Wie komme ich über ihn hinweg und abends telefoniere ich mit ihm, als wäre alles in Ordnung, weil ich einfach das Gefühl von Normalität brauche. Er meinte er wollte sich bis zum letzten Wochenende entscheiden, da dann die Kündigungsfristen laufen müssten. Am letzten Freitag kam er dann zu mir, um mir die Entscheidung zu offenbaren, doch er saß wieder 3 Stunden hier und meinte nur er wüsste es einfach nicht. Am Ende hat er aber doch durch mein Drängen gesagt ich glaube ich probiere es. Ich hab ihm seine Sachen gegeben, die er aber nicht haben wollte und wollte ihn nach Haus schicken. Er meinte aber gleich wieder ich weiß nicht ob ich morgen noch so denke, ich will dich nicht verlieren. Ich hatte wirklich gehofft, wenn er geht, dann wenigstens entschlossen. Aber so lässt er mich ja doch wieder in der Hoffnung, er könnte es sich wieder anders überlegen. Sonntag hat er mir dann nochmal geschrieben, dass Dienstag (heute) die finale Entscheidung fällt, aber ich weiß langsam nicht mehr, wie ein gutes Ende für mich aussehen soll. Selbst wenn er sagen würde, dass er bleibt, bin ich mir wirklich nicht sicher, wie man das wieder hinbekommen sollte. Er wäre ja dann auch nicht glücklich, sondern würde sich immer fragen, was er gerade verpasst. Nun rechne ich also heute nochmal damit, dass er irgendwann schreiben wird, dass er gehen wird. Ich bin so traurig, denn ich habe 3 Jahre so viel Liebe und Kraft in diese Beziehung gesteckt und am Ende wird man fallen gelassen, für die Karriere. Am schlimmsten ist es, dann noch dauernd von ihm zu hören, dass er mich noch genauso liebt wie immer, aber dass er Angst hat, sich sein Leben lang vorzuwerfen, die Chance nicht ergriffen zu haben. Wenn er einfach sagen würde, die Gefühle sind nicht mehr da, könnte ich echt anders damit umgehen.
Nun hänge ich hier, warte ein zweites Mal auf die Mitteilung, dass er gehen wird und habe keine Ahnung wie ich mit der Leere in mir umgehen soll. Alle Freundinnen haben ihre Männer und sind schwanger und liefern gerade kein gutes Ablenkungsmanöver. In meiner Wohnung erinnert mich alles an ihn, zu meiner Mutter kann ich nicht und wegfahren kann und will ich auch nicht, wegen meinem Job.
Ich bin so einsam und traurig, dass alles was wir uns aufgebaut haben scheinbar nicht genug war.
31.01.2023 14:24 •
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