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Plötzliche Trennung nach 20 Jahren Völlig verzweifelt

S
Hallo in die Runde. Dieses Forum wurde mir auf einem anderen Medium empfohlen.
Ich hoffe es ist okay wenn ich euch diese Geschichte erzähle. Vielleicht seht ihr den tieferen Sinn oder eine Wendung die ich aus Betriebsblindheit nicht mehr sehe.
Wo fange ich an.
Im Jahr 2002 trauert ich gerade meiner ersten großen Liebe hinterher. Es war ein Strohfeuer aber mit starkem Kribbeln im Bauch. Kurz und schmerzvoll. Ich war 20 Jahre alt. Meine damals beste Freundin möchte mich nicht so sehen. Sie zwang mich regelrecht mit raus zu kommen, in Discos, zu Treffen, auf Veranstaltungen. Ab und an war dann er mit dabei. Jemand mit dem sie mich gerne verkuppeln wollte, worauf ich aber wenig Lust hatte. Auf einem Cliquentreffen in einem Restaurant war er dann auch wieder dabei, irgendwie noch ruhiger als sonst. Irgendwann ging er unerwartet und er tat mir leid. Ich ging hinterher, nahm seine Hand. Und dann rutschte ich irgendwie in eine Beziehung, die ich mir selber nicht erwartet hatte, hinein. Er war mir von Anfang sehr vertraut. Wir redeten nächtelang. Der Rest ist Geschichte.
Sechs Monate später starb mein geliebter Vater. Diesen Verlust sollte ich nie überwinden. Ich fiel in eine tiefes Loch. Verlor die Arbeit, rappelte mich wieder auf, fand eine bessere. Verzweifelte, bekam Depressionen, wurde gefühlskalt und wieder überschwänglich. An meiner Seite: er. Nie mit Umarmungen, aber mit Worten. Einfach da, wie ein Schatten. Dann kam mein großer Kinderwunsch, der mit seinem Lebensplan scheinbar kollidierte. Er wollte eigentlich nie Kinder. Ich überließ es ihm ob es passierte oder nicht - und wurde schwanger. Mein Wunschkind wurde auch zu seinem. Die Geburt war schwer und er weinte danach zum ersten Mal öffentlich. Seine Gefühle hielt er ansonsten gut verschlossen. Immernoch gab es wenig Aufmerksamkeit, wenig gezeigte Liebe, wenig Umarmungen. Nie draußen Hand in Hand, kein Kuss. Dennoch war er da. Seine Liebe bekundete er indem er mich ertrug. Mich reden und weinen ließ. Geduld hatte wenn ich Monate nach der Entbindung noch immer keine körperliche Nähe zulassen konnte. Vielleicht ist sowas normal. Für ihn war es eine Prüfung.
Dann der Wunsch nach einem Zuhause. Er verliebte sich in den Gedanken ein Haus zu haben. Ich war sehr skeptisch da so etwas abhängig voneinander macht und mit viel finanziellen Einbußen daher kommen sollte. Dennoch, wir bauten, zogen ein. Alles schien gut. Meinen Wunsch nach Heirat erfüllten wir mit einer Vernunftehe. Man wollte das Kind absichern. Das Haus. Einander. Trotz Vernunft wollte er eine große Feier, die bekam er. Das ist nun drei Jahre her. Dann mein Wunsch nach einem zweiten Kind, da ich selber mich als Einzelkind immer als einsam empfand. Wieder durfte er entscheiden ob und wann. Ein paar Wochen nach der Hochzeit hielt ich den positiven Test in Händen. Wieder kein Gefühlsausbruch bei ihm. Kein Begleiten zu den Ultraschalls. Kein den wachsenden Bauch berühren - das was ich so schön fand bei anderen Paaren. Dafür wieder eine Begleitung bei der Geburt - wiederwillig. Mein Wunschkind Nr zwei war, zumindestens anfangs, auch sein Wunschkind. Im Vergleich zur ersten Tochter war diese wild, wissbegierig, laut wenn auch äußerst süß und lieb. Der Alltag holte uns ein. Weniger Zeit für sich, mehr Stress auf Arbeit, spezielle Ansichten zum Thema Corona (wenn auch beide gleich ticken), Streit, seine Flucht in den Alk. und zu neuen Freunden. Und wieder Streit. Es gab kaum gemeinsame Momente, jedoch immerhin Fernsehabende und körperliche Nähe in gutem Maß. Mir fehlten schon Jahre die Kuscheleinheiten, welche ich mir über die Kinder und die Tiere holte. Ihm fehlte scheinbar die Anerkennung für das was er am Haus machte (zB das Carport, welches er baute). Ich sah nicht ein ihn zu loben wenn er mich ständig mit den Kindern alleine ließ. Und wieder Streit wenn er diese Abends anmeckerte und ich mich schützend vor sie stellte.
Dann fing es an. Er sagte sein Kopf passe nicht zum Körper, irgendwas sei anders. Ich war alarmiert. Wollte helfen, fragte nach, gab Ratschläge. Er machte dicht. Eine Woche später sagte er mir, wie schön einmal im Sommer, sein Gefühl sei weg. Ich umarmte ihn. Er sagte es fühle sich nur noch wie Freundschaft an. Keine Liebe. Wir redeten viel. Immer wieder. Dann begann er zu flüchten. Jeden Abend bis morgens 2, 3 Uhr lief oder fuhr er umher. Scheinbar ziellos. Ein paar Tage später fragte ich ihn wie schon so oft ob der Grund eine andere Frau wäre. Er bejahte zum ersten Mal. Für mich brach zum zweiten Mal eine Welt zusammen. Es war die Frau, die ich seit Monaten mit ihm in Verbindung gebracht hatte. Diese wurde im Frühjahr von Nachbarn aus der Ukraine mitgebracht und gleich in den ersten Wochen machte die klar was sie wollte: einen Mann. Auch eines unserer sehr großen Streitthemen.
Bei zwei Nachbarn versuchte sie zuvor zu landen. Er war Nummer drei und sie scheinbar sein Ticket in die Freiheit. Ein Mann geht nie ohne Option wurde mir gesagt. Er zog dann bei ihr ein. Das ist nun etwa drei Wochen her. Die Kinder sieht er viel weniger, zu viele Ausreden die er erfindet und uns fern zu bleiben. Die Gespräche die wir in dieser Zeit führten waren seltsam. Von lieblos bis verzweifelt. Er stand mir öfter mit Tränen in den Augen gegenüber wie in den letzten 20 Jahren. Er vermisse die Kinder. Wisse nicht wie es weitergeht mit dem Haus. Wisse nicht wohin der derzeitige Weg ihn führe. Das Gefühl zu mir? Ich mag Dich. Mehr nicht? Nein.
Kalt.
Manchmal denke ich dass er vielleicht gar nicht anders konnte. Das Elternhaus extrem lieblos. Viel Streiteit. Viele Schläge. Er sagte vor Wochen ich wäre die einzige die ihm das Gefühl gegeben hätte dass er etwas wert ist. Und nun das. Ich halte ihm noch heute vor nicht gekämpft zu haben. Er sagt er könne eben nicht reden und es hätte keinen Sinn, da es doch wieder schief gegangen wäre. Heute hab eich ihn gefragt ob er glücklich sein. Was ist Glück? fragte er. Ob er denn glücklich mit ihr sei. Schulterzucken.
All unsere Freunde, Bekannte, Familie ist geschockt über diese Wendung. Niemand hätte es vermutet. Am wenigsten wohl ich.
Als er sagte es habe keinen Sinn mehr, sagte ich ihm dass die Liebe nicht immer mit Kribbeln daher kommt. Sie verändert sich, wird reifer. Das Vertrauen, die Verlässlichkeit, die Ehrlichkeit und eine tiefe Freundschaft ersetzen vielleicht die Schmetterlinge im Bauch. Er wollte das Kribbeln. Und ging.

Ich stehe hier immernoch neben mir. Die Gefühle für ihn sind so mannigfaltig, dass alles vertreten ist. Von Liebe bis Hass. Ich kann sein Handeln einfach nicht verstehen. Anderen erzählt er es lief schon zwei Jahre nicht gut. Ist das der Grund warum er mit der Jüngsten bis heute kaum eine Bindung hat?
Oder braucht er einen Grund für seine Handlungen?
Ich habe mit ihm neben dem Partner auch meinen besten Freund verloren. Der allerbesten. Er möchte gerne diese Freundschaft erhalten. Für die Kinder? Leider kann ich dies gerade nicht, da ich in keinster Weise objektiv sein kann. Man sagte mir ich wäre vielleicht zu gut für ihn. Habe zuviel für ihn getan (zB finanziell gerade anfangs stark unterstützt). Wäre vielleicht sogar eine Art Mutterersatz gewesen, da seine keine war. War er dann ein Vaterersatz und wir haben gerade unsere Familie verloren?
Man sagt mir warte ab, sie schmeißt ihn raus wenn sie merkt er hat nicht das Geld was sie sich erwarte und er kommt zurück. Falls ja, was dann? Muss ich warten bis er merkt was er vermisst? Und was wenn er es nicht tut? Einer der Dinge, die er mir oft und bis zuletzt sagte war, dass er immernoch alleine gewesen wäre wenn ich damals nicht seine Hand genommen hätte.
Ich wünsche mir mehr als alles andere dass wir wieder eine Familie sein können. Mit Eltern die sich lieb haben und Kindern die sich nicht entscheiden müssen. Ohne Dritte und Flucht zu Freunden oder in den Alk.. Ich hoffe so sehr dass diese Midlifecrisis, diese scheinbar depressive Phase, vorübergehend ist.
Und ich hoffe so sehr dass ich diese Sache überlebe, denn meine Kinder sollen nicht aus noch die Mutter verlieren.

Ich danke für die Aufmerksamkeit trotz des langen Textes.

Gruß, Stephie

10.12.2022 22:31 • x 1 #1


W
@Stephie123 Liebe Stephie, lass dich mal in den Arm nehmen in deiner schrecklichen Albtraum-Situation, die du gerade erleben musst und die so vielen Geschichten hier ähnelt.

Dein Mann scheint ja nicht sehr gefühlsbetont, so wie du ihn schilderst. Eher der Vernunftstyp. Und nun hat ihn wohl die Midlifecrisis eingeholt, mit der ganzen Wucht der Gefühle, und er lebt das aus. Schlimm für dich, schlimmm für deine Kinder, die ja offenbar noch ganz klein sind.

Man mag es nicht glauben, dass einer einfach alles wegwirft. Die Familie, die gemeinsame Geschichte, die gemeinsamen Werte. Es ist einfach nicht zu verstehen. Und dennoch liest man das hier leider so oft. Und meist versuchen wir Verlassenen auch, einen Grund für das Verhalten des Verlassers zu finden und Verständnis aufzubringen. Wie etwa in der schwierigen Kindheit. Aber dein Mann ist erwachsen, er kann entscheiden, und er ist nicht einfach ein Opfer der Umstände. Er ist für seine Handlungen verantwortlich.

Niemand kann dir sagen, was dein Mann machen wird, ob er zurückkommt. Du hast leider keinen Einfluss darauf.

Das einzige, worauf du ab jetzt Einfluss hast, ist DEIN Leben. Du machst das schon sehr gut, indem du deine Gefühle wahrnimmst. Die sind am Anfang ganz schlimm, aber es wird besser, versprochen. Lass die Gefühle zu. Schau, was dir grad gut tut. Schau für deine Kinder. Du wirst diesen Albtraum überleben, das haben wir alle. Hol dir alle Hilfe, die du kriegen kannst - Familie, Freunde, ev. psychologische Unterstützung. So, wie du schreibst, scheinst du mir eine taffe Frau. Du schaffst das. Tag für Tag, Schritt für Schritt.

10.12.2022 23:52 • x 2 #2


A


Plötzliche Trennung nach 20 Jahren Völlig verzweifelt

x 3


Unterwegs
Ich lese deinen Text und sehe zwei Ertrinkende, die versuchen sich gegenseitig zu retten.

Zudem eine Beziehung die von Anfang an nicht gepasst hat.
Lies dir bitte deinen Text nochmal durch.
Was mir sofort ins Auge gesprungen ist:
Zitat von Stephie123:
Er sagte es fühle sich nur noch wie Freundschaft an. Keine Liebe

Zitat von Stephie123:
seine Flucht in den Alk.

Zitat von Stephie123:
. Und dann rutschte ich irgendwie in eine Beziehung

Zitat von Stephie123:
Nie mit Umarmungen, aber mit Worten. Einfach da, wie ein Schatten.

Zitat von Stephie123:
, wenig gezeigte Liebe, wenig Umarmungen. Nie draußen Hand in Hand, kein Kuss

Du hättest dir von Anfang an viel mehr Nähe gewünscht, als er und bist trotzdem zwei Jahrzehnte geblieben?
Dass ihr euch also voneinander entfernt habt, war nur eine Frage der Zeit. Euer Nähebedürfnis war von Anfang nicht kompatibel miteinander.
Zitat von Stephie123:
Die Kinder sieht er viel weniger

Zitat von Stephie123:
Ich wünsche mir mehr als alles andere dass wir wieder eine Familie sein können

Zitat von Stephie123:
Er wollte eigentlich nie Kinder

Tut mir leid, wenn ich das so sage, aber du hast ihm die Kinder teilweise aufgedrängt.
Dass er sich nicht mehr für sie interessiert, ist eine Folge davon.

Und komischerweise hat er das gleiche bei dir mit dem Haus gemacht (wo du ja so unsicher warst).
Jeder von euch hatte seine „Lebensvorstellungen“, die er komme was wolle durchziehen wollte.
Zitat von Stephie123:
Manchmal denke ich dass er vielleicht gar nicht anders konnte. Das Elternhaus extrem lieblos.

Zitat von Stephie123:
Viel Streiteit. Viele Schläge. Er sagte vor Wochen ich wäre die einzige die ihm das Gefühl gegeben hätte dass er etwas wert ist

Wie gesagt, zwei Ertrinkende.

Dein Ex-Mann muss noch sehr viel aufholen. Am besten mit einer Therapie. Dass er keine Gefühle zulässt und seine Meinung nicht wirklich vertritt, dazu noch der Alk. und sich in Arbeit stürzen, sind alles schwerwiegende Probleme.

Euch beiden würde ich da ehrlich gesagt eine Therapie empfehlen, damit ihr solche Muster nicht unterbewusst an die Kinder übermittelt.
Zitat von Stephie123:
Anderen erzählt er es lief schon zwei Jahre nicht gut.

Meiner Meinung nach, lief es schon seit Anfang eurer Beziehung nicht wirklich gut.
Zitat von Stephie123:
st geschockt über diese Wendung. Niemand hätte es vermutet. Am wenigsten wohl ich.

Wenn du’s am wenigsten erwartet hättest, musst du deine Augen wohl ziemlich arg verschlossen haben.

Nachdem du diesen Text verfasst hast und alles noch mal Revue passieren lässt, fällt dir nichts auf?
Da waren schon so viele tiefliegende Probleme von beiden Seiten und dass dein Mann jetzt ausgebüchst ist, wundert mich überhaupt nicht!

Und nach richtiger Liebe liest sich eure Beziehung für mich auch nicht. Eher nach einer Zweckbeziehung, damit keiner von euch alleine sein muss und seine Lebensziele verfolgen kann (du Kinder, er Haus).

Anstatt dass du dich also fragst, ob er zurückkommt oder warum er gegangen ist, würde ich anfangen zu reflektieren und aufzuarbeiten.

In eurer Beziehung ist nämlich leider wirklich vieles schief gelaufen. Nicht zuletzt schien auch keine wirkliche Kommunikation vorhanden zu sein.

11.12.2022 14:33 • x 2 #3


Milly85
Zitat von Unterwegs:
In eurer Beziehung ist nämlich leider wirklich vieles schief gelaufen. Nicht zuletzt schien auch keine wirkliche Kommunikation vorhanden zu sein.



ich denke auch, musste es denn UNBEDINGT DIESER Partner sein? Da wurden wieder einmal unüberlegt und aus Mitleid Beziehungen geschlossen, obwohl es überhaupt keine Basis gab!


ihr wart so unterschiedlich wie Feuer und Wasser, und nein, Gegensätze ziehen einander nicht immer an Denn einer der beiden vermisst immer irgendwas in der Beziehung!

11.12.2022 19:58 • x 2 #4


S
@Unterwegs
Eine wirklich krasse Einschätzung...
Ich wollte zwar kein Mitleid durch meinen Text, aber Du setzt da einen Holzhammer an der vielleicht nicht so böse gemeint ist wie er wirkt. Hoffe ich zumindest.
Ich habe ihm die Kinder nicht aufgedrängt. Hätte ich das getan wäre ich viele Jahre zuvor Mutter geworden, durch das bloße Weglassen der Pille ist schon so mancher mit Vaterfreuden überrascht worden. Ich weiß nicht ob Du da was in meinem Text überlesen hast. Da stand ich habe es ihm überlassen ob und wann. Und ja, zum Haus müsste ich mich überreden lassen. Es war jedoch eigentlich ein guter Schritt. Dass sowas passiert wie jetzt war nun mal nicht einkalkuliert. Hab leider keine Glaskugel die mir die Zukunft voraus sagt. Wir haben wahrscheinlich beide Abstriche gemacht. Ist sowas nicht normal? Muss man sich bis zum 20. Lebensjahr komplett festlegen und darf dann seine Meinung nicht mehr ändern? Erscheint der Weg nicht wenn man ihn geht?
Ich bin dankbar für Hinweise. Auch wenn sie pieksen. Aber das was Du hier schreibst ist teilweise einfach..ohne Worte. Und ja, ich mache eine Therapie bzw versuche rein zu kommen weil ich eben nicht möchte dass die Kinder leiden. Er hat in seinen Augen keinen Leidensdruck, kein Problem und keinen Redebedarf, also stellt sich die Frage nicht.
Und nein, es war auch keine Zweckbeziehung... Ich habe mir.. tadaaaa.. tatsächlich meinen Text vor dem abschicken mehrmals durch gelesen. Und ich habe da ganz andere Aspekte gesehen wie Du.

11.12.2022 21:59 • #5


S
@Milly85
Aus Mitleid? Vielleicht am Anfang. Es ging halt sehr schnell und für mich war es überraschend. Warum wird meinen Worten gerade das Negative entnommen und dreimal durch den Fleischwolf gedreht? Es gab definitiv eine sehr gute Basis, ähnliche oder gleiche Ansichten. Dasselbe Moralverständnis. Gemeinsamkeiten. Tatsächlich Liebe.
Was sag ich euch das. Eure Meinung steht ja fest..

11.12.2022 22:02 • #6


S
@Warsdas
Ich danke Dir von Herzen...

11.12.2022 22:03 • #7


Gorch_Fock
Hi Step, auch für mich wirkt er leider nicht wie ein Traummann. Im Gegenteil. Man will doch auch mal zeigen, dass man ein glückliches Paar ist. Händchen halten etc. Bei ihm alles Fehlanzeige? Eine Frau will normalerweise auch keinen Schatten, sondern einen Partner der hinter ihm steht. Du schreibst, Du hast es ihm überlassen, ob es zur Schwangerschaft kommt. Also Verhütung weggelassen und dann habt ihr geschaut was passiert. Okay. S. scheint für ihn von hoher Bedeutung zu sein, darauf deutete die Passage nach der Geburt des Kindes hin. So ist es für mich vollkommen klar, dass er es entschieden hat. Weil er einfach auch S. wollte.
Für mich wirkt er überhaupt nicht angekommen. Vernunftehe, keine Zärtlichkeiten im Alltag, die Kinder werden angemeckert. Du selber verweigerst ihm auch jeden Erfolg wie mit dem Carport.
Ist das eine erstrebenswerte Beziehung? Hier kann man trefflich streiten drüber. Du hättest die Chance endlich eine wirkliche Beziehung aufnehmen zu können. Und nicht mit einem Schatten.

11.12.2022 22:12 • x 2 #8


Unhinged
Hallo Stephie,

Mitleid habe ich nicht für dich, aber ne ganze Menge Mitgefühl. Fühl' dich gedrückt.

Die Art und Weise, wie du deine Geschichte niedergeschrieben hast, ist auf der einen Seite sehr abgeklärt und respektvoll deinem Mann gegenüber, dafür, dass er dich betrogen und wegen einer anderen Frau verlassen hat. Auf der anderen Seite auch dein Bemühen, irgendwie den klaren Kopf zu behalten.

Er mag dich. Mehr nicht. So Stand der Dinge jetzt. Was irgendwann mal sein wird, ist ungewiss. Du kannst nur mit Fakten gerade arbeiten.
Er hat seine Familie verlassen für eine Frau, die bei ihrer Ankunft in Deutschland einen genauen Plan verfolgte. Er, als dritte Wahl, ist in die Falle getappt.

So weh es auch tut, es liegt ein Vertrauensbruch vor. Der ist schwer zu kitten, wenn überhaupt. Würdest du deiner besten Freundin zu so einer Rücknahme raten? Wohl kaum.

Wenn möglich, konzentriere dich auf dich und die Kinder. Du wirst das überleben. Hier sind viele Mutmach-Geschichten zu lesen. Aktuell wie deine. Schreib hier alles rein und raus.

Und suche dir bitte Hilfe, die dich durch diesen Prozess begleitet und unterstützt.

Alles wird gut.

Nur nicht jetzt, oder morgen oder übermorgen.

11.12.2022 22:23 • #9


S
@Gorch_Fock
Danke für Deine Einschätzung. Ich kann einfach nicht verstehen dass wir beide 20 Jahre in die falsche Richtung gelaufen sein sollen.. Aus Bequemlichkeit? Es stimmt leider, meine Vorstellung von einer Beziehung würde oft nicht erfüllt. Dieses touchy sein muss es anfangs gegeben haben, in der ersten Verliebtheitsohase. Es stellte sich aber nach einiger Zeit eine Art vertraute (noch positiv behaftete) Routine ein. Ich habe immer gedacht das ist normal, dass Liebe ein Plateau bildet und bestimmte andere Werte an erster Stelle stehen. Daher wohl auch oft die Flucht in eigene Traumwelten. Ich dachte ich bin unnormal mit meiner Sehnsucht nach Nähe. Und das Carport..wahrscheinlich einfach Trotz. Wenn er mir nicht gibt was ich brauche gebe ich es ihm auch nicht . Aber kann man aus Fehlern nicht lernen? Das hätte ich so gehofft. Wir hatten viele viele gute Jahre. Ohne Trotz, Streit und Alltagstrott. Warum wiegen gerade die letzten Monate so schwer dass sie das Gute ausmerzen? Dieser Mensch ist mir wahnsinnig wichtig und ich möchte ihn einfach nicht missen...

11.12.2022 22:24 • x 1 #10


S
@Unhinged
Ganz lieben Dank. Das hoffe ich sehr . Hilfe habeich mir schon recht viel geholt.. Therapieversuch (noch die Vorgespräche), Beratungsstelle, Ergotherapie, morgen ein Termin beim Anwalt.
Ich würde meinen Kindern so gerne die Familie zurück geben. Und wahrscheinlich ist das der falsche Ansatz, denn wieder würde ich wissentlich zurück stecken. Ich kann ihnen aber nicht Mutter UND Vater geben.

11.12.2022 22:28 • x 2 #11


Unhinged
@Stephie123

Das ist doch schon sehr viel in die richtige Richtung.

Natürlich wünscht man sich eine Familie für die Kinder, damit sie gut aufwachsen können. Aber Kinder schaffen das auch bei einem Elternteil.

Und deshalb bist du eine taffe Frau und Mutter. Wie dein Mann seine Vaterrolle ausfüllt, ist nicht in deinem Verantwortungsbereich.

Und wie @Gorch_Fock schon schrieb, jetzt könnte auch für dich mit einem neuen Lebensabschnitt auch eine liebevollere Beziehung möglich sein.

11.12.2022 22:36 • #12


S
@Unhinged
..das kann ich mir eben nicht vorstellen. Er war der erste und einzige in allem, seit 20 Jahren. Warum verspricht man sich ein Leben lang wenn man es dann so einfach weg schmeißt?
Manchmal denke ich dieser Weckruf musste sein. So einiges war auch in mir fest gefahren. Das hätte ich mit bloßen weiter machen wie zuvor nicht gelöst. Aber ich möchte diesen Menschen einfach nicht missen. Der ist meine Familie.....
Ich denke ich habe gerade in der ersten Zeit der Trennung noch so unendlich viel falsch gemacht, dass es ihn noch mehr weg getrieben hat.
Ich habe das Gefühl ich lerne täglich. Ich reflektiere, durchlebe, gehe mit offenen Augen und barfuß durch den Schmerz während er nicht mal angefangen hat zu gehen (bildlich). Vielleicht bin ich in einigen Wochen oder Monaten standfester. Und er noch am Anfang. Aber ich würde ihn so gerne mitnehmen (ich weiß, das geht nicht ohne eigenen Leidensdruck). Ich will ihn nicht verlieren. Nicht als Partner, als Menschen, guten Freund, Vater unserer Kinder...

12.12.2022 14:41 • #13


E-Claire
Zitat von Stephie123:
Ich würde meinen Kindern so gerne die Familie zurück geben.


Deine Kinder haben eine Familie, sie haben vor allem eine Mutter, die schonungslos ehrlich versucht, einen Weg aus diesem ganzen Schlamassel zu finden.

Familie kann ganz viel sein. Ich zum Beispiel bin das Familienoberhaupt einer Mini-Familie bestehend aus einer sehr anspruchsvollen Stay at home Katze und mir und Teil einer Wahlfamilie, in der ich sehr wohl Verantwortung trage. Ich bin zudem Tochter, Enkelin, Nichte, (Groß)Tante und vieles mehr.

Was sich tatsächlich schräg liest, ist, daß Du Noch-Mann die Wahl bei der Kinderzeugung überlassen hast. Ich hätte gedacht, daß zwischen einem Paar da irgendwie anders funktioniert und sich anfühlt.

Auch wenn es unfassbar schwer ist, aber Du kannst was ihn angeht nichts tun, die nächsten Wochen und Monate werden super unangenehm und sicher auch von Trauer geprägt, aber es ist Zeit, nicht ihn unterstützen zu wollen, daran zu arbeiten, daß er wieder xyz wird, sondern sich darauf zu konzentrieren, was Du eigentlich möchtest, wer Du bist und wie ein neues Kapitel mit Dir in der Hauptrolle ausschauen kann.

12.12.2022 15:29 • #14


S
@E-Claire
Danke für Deine Worte. Ich weiß ich muss lernen dass die Kinder und ich im Mittelpunkt stehen und nicht der, der uns aufgegeben hat ohne zu kämpfen. Jetzt in diesem Moment fühle ich Deine Worte total. Das kann morgen früh aber wieder komplett anders aussehen. Ich bin sehr instabil.

Ich musste übr über die stay-at-home-Katze grinsen. Ich kann mir die Mieze so richtig vorstellen. Und ja, Du hast Recht.. Familie ist das was man draus macht

12.12.2022 20:41 • x 2 #15


A


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