Plötzliche Trennung nach 11 Jahren - Midlife Crisis?

Mein Mann (38) und ich (41) haben uns vor einer Woche getrennt. Wir waren 11 Jahre zusammen, nach 10 Jahren haben wir geheiratet, obwohl er nie heiraten wollte, er hat sich aber bewusst dafür entschieden. Wir haben eine glückliche Beziehung geführt, so gut wie keine Streits, wenn nur über Kleinigkeiten.

Vor etwa einem Jahr hat er mir von einer Kollegin (14 Jahre jünger als er)erzählt, die er wohl gut findet. Er hat es ihr auch gesagt und um Abstand gebeten. Das hat auch einige Monate funktioniert, aber durch die Arbeit ist man sich zwangsläufig immer wieder über den Weg gelaufen. Vor ein paar Monaten hatten sie dann wieder mehr Kontakt. Er hat mir davon erzählt und offen mit mir darüber gesprochen, weil es ihn arg beschäftigt hat. Nun habe ich vor 4 Wochen mitbekommen, wie er ihr abends vorm Schlafen gehen schreiben wollte, wir haben gestritten und irgendwann hat er zugegeben, dass er in die Kollegin verliebt ist. Er liebt mich aber, er liebt unser Leben, ist glücklich, er weiß ja auch, was wir in den Jahren schon alles gemeinsam durchgestanden haben (wir haben Anfangs zusammengearbeitet, dann hatten wir eine Wochenendbeziehung, weil er nochmal eine Ausbildung zum Bundespolizisten begonnen hat, Kinderwunschbehandlungen etc). Körperlich ist bis dahin noch nichts passiert (und das glaube ich auch, weil ich Chats von den beiden gelesen habe, was eher auf ein oberflächliches Flirten als auf eine Affäre hindeutet). Ich habe aber gemerkt, dass es ihm schon seit Wochen nicht gut ging, er hat weniger gegessen, nicht mehr gut geschlafen, vermehrt Alk. getrunken etc. Ihn hat sein schlechtes Gewissen aufgefressen und er hat keine Lösung für das Problem gefunden.
Wir haben in der nächsten Zeit viel geredet, er war auch zweimal bei einem Therapeuten, um Lösungsansätze zu finden. Beim ersten Termin war der Therapeut wohl auch mit seinem Latein am Ende, weil es eben nicht diese typische nach Jahren der Beziehung in ein S. Abenteuer gerutscht Situation ist, sondern bisher noch gar nichts körperliches bei den beiden passiert ist.

Da er ja mehrmals versucht hat, den Kontakt abzubrechen, und das nicht geklappt hat, gab es eigentlich keine andere Möglichkeit mehr, als dass er sich mal privat mit ihr trifft und zu hoffen, dass der Zauber dann vielleicht verfliegt. Dem war leider nicht so, sie können sich beide eine Beziehung miteinander vorstellen und es gab wohl auch einen Kuss (wie ich ein paar Tage später erfahren habe). Daraufhin haben wir uns ein paar Tage nicht gesehen, hatten auch keinen Kontakt auf meinen Wunsch hin und ich habe mich in dieser Zeit dazu entschieden, mich zu trennen, weil ich das einfach alles so nicht mehr aushalte, die schlaflosen Nächte, nichts essen zu können, stalkingmäßig immer wieder zu schauen, wann er das letzte Mal online war etc. Wir haben beide sehr viel geweint, er teilweise sogar mehr als ich.

Der zweite Termin war dann glaube ich der Durchbruch für ihn und er hat erkannt, dass er sein Leben (wie auch immer) verändern will. Die andere Frau ist dabei wohl eher eine Nebenbaustelle, wo er selbst sagt, er weiß ja gar nicht,ob das überhaupt klappen kann. Die hatten ja nie eine unbeschwerte Verliebtheitsphase, sie ist 14 Jahre jünger als er und hat riesen große Angst, dass das mit uns wieder was werden könnte und ist dadurch extrem eifersüchtig etc.
Er sagt, er fühlt sich aktuell mit sich im Reinen und ich wünsche ihm, dass er das findet, was er gerade sucht: den Sinn in seinem Leben. Er ist schon auf der Suche nach einer möblierten Wohnung und ist nun erstmal bei seinen Eltern untergekommen. Mit ihr zusammenzuziehen ist absolut keine Option. So viel Verstand ist wohl zum Glück noch vorhanden.

Für mich hört sich das alles so nach ausgeprägter Midlife Crisis an und wir haben beide nicht ausgeschlossen, ob wir nicht irgendwann nochmal zueinander finden. Ich muss ihm einfach auch zu Gute heißen, dass er von Anfang an ehrlich zu mir war, das Problem erkannt hat und auch immer wieder versucht hat, eine Lösung zu finden. Er ist in meinen Augen nicht diesses klassiche A*loch, was sich dem Ganzen einfach mal hingegeben hat, um zu gucken, ob das mit der Neuen überhaupt klappt oder nicht. Er hat mir sogar noch einen Adventskalender gekauft, wir haben für nächstes Wochenende einen Trip mit Freunden von ihm gebucht, weil er selbst bis vor 2 Wochen noch dachte, dass wir es hinkriegen können. Für ihn kam das Ende glaube ich genauso überraschend wie für mich. Ich kann in ihm auch nicht das A*loch erkennen

Meint ihr, da gibt es noch irgendwie Hoffnung, dass das wieder werden kann? Ich rede jetzt nicht von er kommt zurück und wir tun so als wäre nichts gewesen. Mir ist bewusst, dass da viel kaputt gegangen ist und wir das aufarbeiten müssten.

Ich versuch mich nun erstmal auch irgendwie auf mich zu konzentrieren, was sich aber durch unsere gemeinsamen Hobbies irgendwie als ziemlich schwer rausstellt. Irgendwie ist mein komplettes Weltbild zerstört, dass wenn man eine gesunde und glückliche Beziehung führt, dass dann trotzdem von jetzt auf gleich vorbei sein kann.

Danke für das Lesen bis hier hin. Würde mich über eure Gedanken zu dem Thema freuen.

Dein mann hat den meisten hier tatsächlich etwas voraus, er war von Anfang an ehrlich. Das kann man ihm schon mal hoch anrechnen, auch wenn der Rest natürlich trotzdem Murks ist. Und ich glaube, dass ihr ein gute Chance habt dass irgendwann in der Zukunft wieder hinzubiegen. Immerhin liebt ihr euch beide noch.
Bis dahin konzentrier dich erstmal weiter auf dich.

Danke für eure lieben Worte.

Wie gesagt, in dem Chat gab es keinerlei Kuss Smileys oder ich vermisse dich oder sonst irgendwas in der Art. Von daher glaube ich ihm, dass da vorher nichts gelaufen ist. Wir haben auch wirklich sehr offen miteinander gesprochen, auch wenn es unschöne Dinge waren. Daher weiß ich auch, dass da bei dem Treffen ein Kuss gefallen ist.

Sie hat abends mal angerufen, als er gerade von der Arbeit heim gekommen ist (angeblich weil die Spülmaschine ausgelaufen ist) und er hat dann geschlagene 20 Minuten mit ihr telefoniert, anstatt sie abzuwimmeln und zu sagen ruf mich bitte nicht an, wenn ich zuhause bin. Hinterher hat er sich für sein Verhalten geschämt, konnte mir aber auch nicht erklären, wieso er es gemacht hat. Zwei Tage später hat sie ihm eine Bild geschickt (auch nach Feierabend, als er gerade zuhause war), auf dem sie einen Nervenzusammenbruch hat. (Wer macht denn sowas bitte?!) Ist ja klar, dass er dann unbedingt anrufen musste, um zu hören, was da los ist. Meiner Meinung nach hat sie da versucht, weitere Brände zu legen, weil wir, trotz der Erkenntnis, dass er in die Kollegin verliebt ist, zusammengeblieben sind. Und er sieht das einfach nicht.. Wie ein Teenie, der von nichts eine Ahnung hat.
Allein daraus schließe ich eigentlich schon, dass das auf Dauer mit den beiden nicht gut gehen kann. Sie wird sowas ja immer wieder machen und solche Dramen werden ihn auf Dauer nerven.

Ich finde es gut, dass er jetzt erstmal eine eigene Wohnung nehmen will, auch erstmal nur möbliert. Das zeigt mir, dass er sich erstmal sammeln will und für sich erstmal schauen will, wo die Reise hingehen soll. Er überstützt es mir ihr zumindest schon mal nicht. Aber die Frage ist halt, wie lang braucht er, um zu wissen, was er in seinem Leben will und was nicht?

Ich bin jemand, der um diese Beziehung kämpfen will und dafür gehe ich auch an meine eigene Schmerzgrenze (und vielleicht sogar ein bisschen darüber hinaus). Ich weiß, was wir miteinander haben und irgendwie habe ich das Gefühl, es ist noch nicht alles verloren. Wir werden in ein paar Wochen nochmal ein Gespräch führen, mit ein wenig Abstand. Vielleicht kann er da deutlicher sagen, was in ihm passiert ist in den letzten 3 Wochen.

Er wollte keine Kinder, ich war mir nie sicher, ob ich welche will. Da dann irgendwann meine innrere Uhr immer lauter getickt hat, haben wir es dann erstmal so versucht und dann auch mehrere Kinderwunschbehandlungen durchführen lassen. Nach 7 Versuchen bin ich einmal kurzzeitig schwanger geworden, haben es aber sehr früh wieder verloren. Wir waren damit aber beide im Nachhinein absolut fein, das wir keine Kinder haben. Kinderwunsch kann es also definitiv nicht bei ihm sein. Das kann ich ausschließen.

Ob ich die Beziehung nochmal aufleben lassen möchte, weiß ich nicht. Ich würde es mir wünschen, aber das kommt natürlich darauf an, wie lange er braucht, um zu sich zu finden und ob ich das bis dahin überhaupt noch möchte. Aktuell möchte ich die Tür aber noch offen halten.

Zitat von Saskia83:

Ob ich die Beziehung nochmal aufleben lassen möchte, weiß ich nicht. Ich würde es mir wünschen, aber das kommt natürlich darauf an, wie lange er braucht, um zu sich zu finden und ob ich das bis dahin überhaupt noch möchte.

Wenn es nicht mehr ist, was du für ihn fühlst - dann kannst du doch mit der Trennung zufrieden sein. Denn wenn du es ihm auch so gesagt hast, wird er seine Schlüsse gezogen haben. Was ist denn passiert? Und welche Folgerungen ziehst du? Da stellt sich schon die Frage der Verhältnismäßigkeit.

Die Kinderwunschbehandlungen sind jetzt 2 Jahre her. Klar mussten wir das auc herstmal verarbeiten, aber wir haben uns dadruch nicht verändert. Wir sind eher daran gewachsen und wussten, dass wir auch nur mit uns beiden glücklich werden. Daraufhin war er dann nach 10 Jahren Beziehung auch bereit zu heiraten. Wir habe nda ganz unser Ding durchgzeogen, sind nach Las Vegas geflogen (nicht sponta, sondern geplant) und habe n dort zu zweit in einer süßen kleine Chapel geheiratet. Es war richtig emotional und wir hätten nicht glücklicher sein können. Das war im September letzten Jahres.. Und dann hat er sie kennengelernt.

Mir ist es absolut nicht egal, ob wir wieder zusammenfinden oder nicht. Er ist für mich nicht nur der One in a Million, er ist für mich mein Once in a lifetime. Von daher wünsche ich mir unbedingt, dass wir wieder zusammenfinden. Aber ich kann ja niemanden zwingen, mit mir zusammen sein zu wollen. Genauso wenig wie ich aktuell irgendwas machen könnte, wenn er den inneren Drang verspürt, etwas in seinem Leben verändern zu wollen oder zumindest das Gefühl hat, er müsste das tun. Das hat meiner Meinung nach nicht zwangsläufig was mit mir zu tun, sondern zum größten Teil mit sich selbst. Er ist zwar erst 38, aber er arbeitet viel mit jüngeren (20-30 jährigen) zusammen, die natürlich noch alles vor sich haben. Und da meint er wohl, irgendwie mithalten zu müssen.
Ich will für ihn das Beste, ich möchte, dass er glücklich ist. Und wenn das bedeutet, dass er sein Leben ohne mich weiterleben möchte, muss ich das akzepterien. Was bleibt mir denn auch anderes übrig?

Zitat von ElGatoRojo:

Wenn es nicht mehr ist, was du für ihn fühlst - dann kannst du doch mit der Trennung zufrieden sein. Denn wenn du es ihm auch so gesagt hast, wird er seine Schlüsse gezogen haben. Was ist denn passiert? Und welche Folgerungen ziehst du? Da stellt sich schon die Frage der Verhältnismäßigkeit.

Naja, es kommt ja auch darauf an, wie lange er braucht, um zu sich selbst zu finden.. Da ist ja schon noch ein Unterschied, ob er nach ein paar Monaten merkt, was er da eigentlich weggeworfen hat oder ein paar Jahre..

Zitat von Saskia83:

wie lange er braucht, um zu sich selbst zu finden..

Sich selbst hat man immer. Er überlegt nur, ob er sich weiterhin mit der Frau arrangieren will, die er mal ausgesucht hat (oder die ihn aussuchte). Er hat jetzt einen Anstoss und den Ego-Push von einer anderen, die wohl aktiver hinter ihm her ist als er hinter ihr (weil er ja prinzipiell anständig und ehrlich sein will). Gut, er hat sie mal geküsst - aber so zwingend ein Grund für die Trennung muss es nicht sein. Auch von ihm nicht, denn er hat sie ja wohl auch schon als Drama-Queen identifiziert. Aber da er so schnell bereit ist, auszuziehen und dir das offensichtlich auch nicht groß am Herzen nagt - was war der Wert eurer Beziehung?

Getrennt habe ich mich, weil ich dieses Hin und Her nicht mehr wollte. Ich habe sehr darunter gelitten, schlaflose Nächte, konnte nichts mehr essen, hatte Panikattacken etc.
Im beruflichen Bereich kenn ich so einen Drang, etwas verändern zu wollen, den Sinn in seinem Job zu hinterfragen und ob man nicht was Idealistischeres machen wollen würde.. Da brennt man dann plötzlich für einen neuen Job oder gar eine komplett neue Ausbildung und sieht nur noch das. Im privaten Bereich hatte ich sowas nie, von daher weiß ich auch nicht, wonach er speziell auf der Suche ist.

Der Kuss war ja jetzt eigentlich nur ein weiterer Schritt in ihre Richtung. Was hätte ich anderes tun sollen, als mich zu trennen? Warten, bis er für sich rausgefunden hat, ob er die andere besser findet und mich dann verlässt?

Den Auszug finde ich auch nicht so toll, aber ein weiteres Zusammenleben bringt ja auch viel Streitpotenzial mit sich. Von daher hat das in meinen Augen auch Sinn gemacht, dass er erstmal zu seinen Eltern geht und sich mal Zeit nimmt, seine Gedanken zu sammeln. Wie gesagt, das alles ist erst eine Woche her. Und du kannst mir glauben, ich leide unheimlich.. Das geht nicht einfach so an mir vorbei, dass er ausgezogen ist, dass er sie weiter kennenlernen will etc..

Zitat von Saskia83:

Und du kannst mir glauben, ich leide unheimlich.. Das geht nicht einfach so an mir vorbei, dass er ausgezogen ist, dass er sie weiter kennenlernen will etc..

Zitat von Saskia83:

hatten auch keinen Kontakt auf meinen Wunsch hin und ich habe mich in dieser Zeit dazu entschieden, mich zu trennen,

O.k. - aber eben dein Anstoss, dem er wohl relativ widerstandslos folgte. So als käme es ihm durchaus gelegen. Die Frage ist ja immer, ob man in so einer Überlegungsphase den Partner begleiten will oder ihn in Ruhe läßt. Ihr habt euch schon sehr schnell für das Getrenntsein entschieden und das wäre eben Indiz, dass er sich umsieht. Nicht unbedingt die kleine Geküßte, sondern ganz generell..