Hallo,
bin neu hier und aufgrund einer, sich für mich dringlich anfühlenden Situation in diesem Forum gelandet. Habe in kurzer Zeit viele Themen gelesen und wohl auch schon die häufigste Art von Empfehlungen rausgelesen. Trotzdem möchte ich mein Problem schildern, weil es sich ja letztendlich doch bei jedem anders anfühlt.
Hier kurz die Vorgeschichte:
Meine Ex (Mitte 20) und ich (Anfang 30) waren 2,5 Jahre zusammen. Es war für uns beide jeweils die längste Beziehung, sie hatte vorher viele, meist schlechte Beziehungen und ich hatte wenige, meist schlechte Beziehungen. Unserer Gefühle waren von Anfang sehr stark, unsere Interessen und Gedanken praktisch deckungsgleich und unsere Charaktere komplett unterschiedlich aber sich irgendwie ergänzend. Die letzten 6-8 Monate der Beziehung gingen dann stetig bergab. Stress, Ärger und Frustration haben zu immer weniger positiven Gefühlen und mehr negativen geführt. Der größte Punkt war dabei die Wohnsituation. Sie kam mit meinen Eltern nicht so gut klar und fühlte sich bei mir zuhause sehr unwohl, da sich meine Wohnung im gleichen Haus befindet. Sie wohnte noch direkt zusammen mit ihren Eltern, was bedeutete, dass ich (weil wir ja meistens bei ihr waren) da quasi auch wohnte, wodurch ich mich sehr unwohl fühlte. Wir wollten schon länger zusammenziehen, haben aber mit Hund keine passende Mietwohnung gefunden und auch der Hauskauf bzw. -bau gestaltete sich aufgrund der finanziellen Situation als nicht möglich.
Vor 3 Monaten haben wir uns getrennt. Ich muss zugeben, dass ich davor schon mehrmals über eine Trennung nachgedacht und sie eigentlicht sogar herbeigewünscht habe, es aber nicht übers Herz gebracht habe. Ich vermute bei ihr war es genauso. Wir hatten einen gemeinsamen Kurzurlaub, der zwar irgendwie harmonisch aber schon seltsam distanziert ablief und nach der Rückkehr haben wir uns ausgesprochen und getrennt. Kurz gesagt waren wir beide der Meinung den anderen noch zu mögen, aber keine Liebe mehr zu empfinden. Es gab keinen Streit und keine Vorwürfe, wir trennten uns wirklich im Guten und haben beschlossen weiter gute Freunde zu bleiben und gemeinsam Sachen zu unternehmen.
Soweit so gut.
Natürlich war ich die ersten Tage traurig und habe sie vermisst. Ihr ging es genauso. Wir haben noch jeden Tag geschrieben über die alltäglichen Probleme und wie es uns so geht. Mir ging es relativ schnell immer besser, ich fühlte mich so frei und entlastet wie noch nie und konnte einfach ich selbst sein, zur Ruhe kommen und wieder Spaß am Alltag haben, mit Freude meinen Hobbies nachgehen und auch mal durch nichts tun mich von meiner anstrengenden Arbeit erholen. Sie sagte zwar immer, dass sie sich auch viel besser und freier fühle, aber so ganz überzeugt war ich nicht. Sie hat angefangen jeden Tag Alk. (keine übertriebene Mengen, aber trotzdem. ) zu trinken, hat an Gewicht zugenommen und so weiter.
Unser Kontakt danach war mal mehr, mal weniger, nach 2 oder 3 Wochen haben wir uns das erste Mal wieder gesehen und sind gemeinsam zum Sport. Danach hat sie gefragt, ob wir noch zusammen was Essen gehen und wir hatten einen schönen Abend. Wir konnten uns gut über alles mögliche unterhalten, Gefühle waren absolut keine mehr im Spiel. Danach haben wir uns auch mal mehr und mal weniger getroffen, meist zum Sport und mich hat nur immer ein bisschen gewundert, dass sie einerseits immer betonte wie gut es ist, dass wir nicht mehr zusammen sind, andererseits aber zwischendurch auch immer sagte wie toll unsere Beziehung war.
Ich versuche mich hier mal kurz zu fassen, um auch nicht so viele Details preiszugeben. Vor 6 Wochen hat sie eine kurzfristig eine Verabredung abgesagt und kaum noch geschrieben (trotzdem ging der Kontakt eigentlich immer von ihr aus). Als ich nach Sport am Wochenende gefragt habe, hat sie gesagt, sie weiß nicht, sie hat jemanden kennengelernt. Ich war kurz gekränkt und verärgert, habe mir dann aber gedacht, dass ich ja gar keinen Grund dazu habe und ihr gesagt, dass ich mich für sie freue. Es kam eine leicht kryptische Antwort, dass sie nicht zusammen wären und sie daher noch nicht glücklich sein kann. Für mich war das Thema (und gedanklich auch schon die Freundschaft) damit eigentlich abgehakt. An dem besagt Wochenende meldete sie sich plötzlich wieder und wollte mit zum Sport, ging aber bei mir zeitlich nicht. Nach zwei Tagen hat sie geschrieben, ob ich ihr was vorbeibringen könnte, was noch bei mir lag. Hab ich ein paar Tage später gemacht, leider hatte sie inzwischen einen familiären Trauerfall. Daher haben wir auch die Tage danach noch viel geschrieben, ich habe versucht sie zu trösten. Irgendwann hat sie plötzlich gefragt ob ich jemanden neuen kennengelernt habe. Meine Antwort war, dass ich momentan niemanden neuen will bzw nicht auf der Suche bin. Dann hat sie mir plötzlich erzählt, wie und wen sie da kennengelernt hat und blablabla und dass sie immer noch nicht zusammen sind. Ich habs mir halt angehört, aber so wirklich interessiert war ich verständlicherweise nicht.
Danach hat sie mir jeden Tag geschrieben, ihr ging es gesundheitlich nicht gut und sie hatte eine Wohnung gefunden und war dabei umzuziehen. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass sie sich diesen Schritt getraut hat, meine Antworten waren aber eher pragmatisch, da ich ja diesen Freund im Hinterkopf hatte und mich komisch fühlte, dass sie weiter so viel schreibt. Sie hatte mich auch eingeladen, sie in der Wohnung zu besuchen sobald sie fertig ist. Dann kam ein paar Tage garnichts und dann fragte sie ob ich ihr noch was anderes vorbeibringen könnte und bei der Gelegenheit die Wohnung anschauen will.
Jetzt zum Punkt:
Kurz vor Weihnachten war es soweit. Hab die Sachen von ihr eingepackt, eine Kleinigkeit zum Einzug geholt und bin hingefahren. Wir hatten uns zu dem Zeitpunkt länger nicht gesehen, aber wir oben gesagt viel geschrieben. Die Begrüßung war herzlich, die Wohnung schön und wir saßen auf der Couch und haben geredet. Sie kam relativ schnell auf das Thema neuer Typ und was für ein Idiot er ist. Anfänglich ging es die meiste Zeit um ihn, irgendwann hab ich das Gespräch aber versucht abzulenken und wir sind beim Thema unsere Beziehung gelandet. Wir konnten völlig ohne Emotionen über Probleme damals reden und es hat uns beiden sehr gut getan. Sie wollte dann unbedingt was bestimmtes einkaufen und hat mich gefragt ob ich mit ins Center fahre. Bin dann etwas widerwillig mit, weil ich Shopping hasse, aber es war schön. Wir haben fast nur über uns geredet, was schief gelaufen ist und warum. Wir konnten erklären was wir gefühlt haben ohne dem anderen Vorwürfe zu machen (wie es in den Streiterein meist war). Nachdem wir zurück waren, saßen wir noch über eine Stunde im Auto und haben gequatscht. Da auch wieder viel über ihn, wobei ich versuchte so neutral wie möglich sein (aber er scheint wirklich der totale Vollhonk zu sein). Trotzdem hat sie definitiv Gefühle für ihn! Nach über 4 Stunden bin ich wieder nach hause gefahren und noch bevor ich dort war, hatte ich schon wieder Nachrichten von ihr bekommen.
Hier begann die große Verwirrung meinerseits. In einer ca. 3 minütigen Sprachnachricht hat sie 7! mal erwähnt wie schön und toll unsere Beziehung war und wir so viel darum gekämpft haben und es eigentlich für immer hätte sein sollen usw usw. Aber gleichzeitig auch ständig betont, vorbei ist vorbei, hat nicht sollen sein etc. Wir haben die halbe Nacht geschrieben und ich hatte wirklich den Eindruck bekommen, dass wir beide viele eigene Fehler erkannt und eingestanden haben.
Sonntag kam dann mein Zusammenbruch. Ich möchte noch erwähnen, dass ich kein sehr emotionaler Mensch bin, ich verdränge und unterdrücke Gefühle viel und kann sie schlecht zeigen. In den letzten 15 Jahren habe ich 3 mal geweint und jedesmal war in dieser Beziehung während oder nach großen Streits. Wie gesagt, es kam ein totaler Zusammenbruch. Heulanfälle, Magenprobleme, Schmerzen in der Brust und eigentlich überall, Schüttelfrost, Übelkeit, Appetitlosigkeit bis hin zu Muskelkrämpfen. Ich versuchte mich am PC abzulenken, aber jedes mal wenn die Konzentration nachlies kam es sofort wieder. Und dazu das Gefühl eine Million Gefühle zu empfinden und keines davon beim Namen nennen zu können. Abends in einer ein bisschen besseren Phase klingelt plötzlich mein Telefon und sie ruft an. Sie ist fast geplatzt vor Wut auf ihren Typen und fragte, ob ich mit ihr zum Sport komme. Ich wusste nicht, was ich tun soll und hab einfach ja gesagt. Auf der Fahrt dorthin erst Schweigen, dann Auskotzen. Beim Sport hatte sie Kopfhörer drin und ich kam mir etwas dämlich vor. Auf der Rückfahrt wieder Auskotzen und dann wieder Thema unsere Beziehung. Bei der Verabschiedung war die Umarmung länger als gewöhnlich und nachdem sie zuhause war haben wir natürlich noch geschrieben (über uns). Davor hatte ich allerdings noch einen Zusammenbruch in der Dusche, wo ich heulend wie ein Häufchen elend auf dem Boden saß (ich kann das auch nur offen schreiben, weil anonym ).
Oh Gott, ich schreibe viel zu lange. Die Tage danach in Kürze:
Ich leide jeden Tag wie ein geprügelter Hund, habe Liebeskummer des Todes, kann nicht aufhören an sie zu denken. Gesagt habe ich natürlich nichts, wobei sie mitbekommen hat, dass ich nicht schlafen kann und leicht depressiv erscheine. Sie hat gefragt warum, ich hab aber nichts gesagt. Sie hat jeden Tag geschrieben oder sogar angerufen und mir Bilder von sich geschickt wie viel sie zugenommen hat (weil es auch schlecht lief mit ihm). Ein paar Tage vor Silvester erst, dass er mit ihr reden will, dann wieder wie schön es mit uns war. ich wiederhole mich. Dann kam nichts mehr. Ich bin fest davon ausgegangen, dass sie jetzt zusammen sind. Neujahr hat sie einen langen Text geschrieben, dass sie geredet haben blabla aber so traurig ist weil sie sieht dass er auch will und Gefühle für sie hat, sich aber selbst im Weg steht. Ich war nur noch fertig. Gestern Abend hat sie mich dann auch noch besucht um was abzuholen bzw. sich was auszuleihen und als sie weg war kam ich aus dem Heulen nicht mehr raus und geschlafen hab ich auch nicht (wir haben auch wieder bis um 1 Uhr geschrieben. ).
Zusammenfassung:
Ich habe ganz plötzlich wieder extrem starke Gefühle für meine Ex und will sie zurück. Ich kann nicht sehen, was in ihr vorgeht. Ich war mir sicher, sie hat keine Gefühle mehr für mich und ist verliebt in einen neuen. Aber sicher bin ich mir jetzt überhaupt nicht mehr. Ich weiß nicht was ich tun soll/kann/will/muss.
Ich habe mir überlegt den Kontakt ganz abzubrechen, aber meine Gefühle sagen mir, dass ich ohne sie nicht mehr leben will.
Ich habe mir überlegt ihr einen Brief zu schreiben und zu warten bis sie sich meldet, aber ich will ihr Leben nicht noch komplizierter machen als es ist.
Ich habe mir überlegt so zu tun als hätte ich nichts und zu warten ob die Beziehung schief geht und dann zu schauen ob sich was entwickelt.
Aber ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Hoffentlich gibt es hier jemanden, der in einer ähnliche Lage war und mir sagen, was er getan hat und wie es sich angefühlt und. Und vielleicht gibt es auch ein paar Frauen, die ihr Verhalten wenigstens ein bisschen entschlüsseln können.
Danke und Grüße
Mark
03.01.2020 18:26 •
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