Zitat von Elloppo29:Es ist bei uns auch nichts vorgefallen, was die Trennung für mich schlimmer macht. Wir hatten auch eigentlich nie Streit. Wenn, dann war der eine mal sauer auf den anderen, aber wir haben das immer am selben Tag geklärt, weil wir den anderen nicht so schlafen lassen wollten. Es hat halt einfach gepasst und jetzt soll es nicht mehr passen... Verstehe ich nicht..
Für Dich kommt dieses jetzt soll es nicht mehr passen wohl sehr überraschend und unerwartet. Deine Freundin aber hat vermutlich schon seit Wochen, wenn nicht Monaten mit diesem Gefühl gekämpft und gehadert, sich aber nichts anmerken lassen... Meist passiert das teils aus Angst vor dem Schmerz und dem Chaos das es auslöst, wenn man Zweifel an der Beziehung offen äussert, teils in der Hoffnung, es sei nur eine Phase, die irgendwie von selbst wieder vorbei gehen wird, wenn man die Zweifel ignoriert und einfach so weiter macht wie bisher. Aber innerlich gärt es weiter, der Leidens- und Handlungsdruck wird größer, es wird eben nichts von selbst besser... und irgendwann ist der Druck so hoch, dass die Flucht nach vorn, der radikale Schritt, die Trennung als einziger Ausweg erscheint. Irgendwann geht die Kraft aus, das scheinbar Unvermeidliche - die Trennung - weiter vor sich her zu schieben, und man kommt an den Punkt wo man sich dem stellt und die Trennung ausspricht und durchzieht - lieber Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende.
Dem Partner, der von diesem ganzen inneren Kampf nichts mitbekommen hat / mitbekommen sollte / mitbekommen wollte / oder immer wieder beruhigt worden ist (nein, es ist alles in Ordnung) zieht es dann komplett den Boden unter den Füssen weg, er versteht die Welt nicht mehr, wie kann von heute auf morgen alles vorbei sein?
Das ist um so mehr der Fall, wenn man den Eindruck hatte, in einer guten, harmonischen Beziehung gelebt zu haben, wo doch alles gepasst hat.
Leider ist es so, dass zueinander passen allein nicht ausreicht als Basis für eine erfüllte und über viele Jahre tragfähige Beziehung. Es ist natürlich ein wunderbares Gefühl, einen Partner zu finden, mit dem es ganz einfach zu passen scheint... man fühlt sich bestätigt und wohl mit ihm, angenommen und angekommen. Aber mindestens genau so wichtig ist es in einer Beziehung, konstruktive Strategien zu entwickeln für den Umgang mit den Punkten, wo es NICHT passt - unabhängig davon, ob die Bedürfnisse in diesen Punkten schon von Anfang an auseinander gehen oder ob man sich über die Jahre in unterschiedliche Richtungen entwickelt hat.
Wie war das bei euch? Gab es solche Punkte? Habt ihr euch damit auseinander gesetzt und einen konstruktiven Umgang damit gefunden, der beide zufrieden gestellt hat? Oder ist es meist auf faule Kompromisse herausgelaufen, also auf Kompromisse, die man um des lieben Frieden willens zwar eingegangen ist, für die man sich aber verbiegen musste und sich innerlich als Verlierer gefühlt hat?
Solche faulen Kompromisse sind leider sehr verbreitet, gerade in Beziehungen in denen die Partner großen Wert auf Harmonie legen und Streit und Konflikte als sehr belastend und bedrohlich empfinden. Da gibt man lieber klein bei und nach aussen hin scheint dann auch schnell alles wieder in Ordnung, aber die Zufriedenheit bleibt auf der Strecke, Frust und Groll wachsen, und bieten einen idealen Nährboden für Zeifel... an der Beziehung, an der Liebe... Warum sträube ich mich innerlich so dagegen... wenn ich ihn wirklich lieben würde, würde es mir doch nichts ausmachen, ihm den Gefallen zu tun Warum merkt er nicht, wie schwer es mir fällt, das ihm zuliebe zu machen... wenn er mich wirklich lieben würde, würde er mir das nicht abverlangen.
Kann es sein, dass da der Hund begraben liegt in eurer Beziehung? Ein zu großes Harmoniebedürfnis?
Vielleicht bin ich ja auf dem Holzpfad, aber mir ist eben aufgefallen, wie sehr du betonst, wie harmonisch eure Beziehung war, dass ihr nie richtig gestritten hab, wie gut ihr zueinander gepasst habt, wie liebesbedürftig ihr beide seid. Dieses Bedürfnis nach Liebe, nach Bestätigung geht oft einher mit großer Scheu vor jeder Art von Konflikten und davor, den Partner irgendwie zu verärgern oder zu beunruhigen... aus Angst davor, dass einem diese Liebe und Bestätigung dann entzogen wird. So einigt man sich lieber auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, lebt die vertraute Routine, ist stolz darauf, was für ein tolles, eingespieltes Team man ist, wie harmonisch alles funktioniert, was man für den anderen zu tun bereit ist... verdrängt erfolgreich, dass sich tief im Inneren Unzufriedenheit, Frust und Langeweile breit macht... bis irgendwann der Druck zu groß wird, der Damm bricht... und mit ihm die Beziehung.
Falls ich richtig liege... hier noch ein paar Gedanken zum Thema zueinander passen:
https://www.trennungsschmerzen.de/wann-p ... tml#589180