Seid gegrüßt!
Vorweg, um die Spannung etwas herauszunehmen: Es ist nichts neues passiert.
Ich dachte mir einfach, dass anlässlich meines 2.000 Beitrages hier im Forum es doch ganz nett wäre hier noch einmal was zu schreiben. Zumal schon gut Zeit vergangen ist seit dem letzten Post.
Tatsächlich hatte ich in den letzten Tagen häufiger daran gedacht, weil es eine Art Jahrestag war. Am 24.10.2023 war es nämlich, dass ich den Brief der Anwältin durch meine Ex bekam.
Womit wir schon beim Thema wären. Es ist für mich ziemlich irre es so zu sehen, dass die Trennung schon 18 Monate her sein soll, weil für mich diese Aktion so etwas wie der finale Endpunkt bildete. Es gibt in meinem Kopf sogar eine Art Grenze. Von der Trennung an bis zu diesem Brief war mein Mindset, meine Gefühlslage noch genau die gleiche wie in den sechs Jahren davor. Ich werde mein Leben lang niemals vergessen, wie ich im letzten Sommer hier in meiner leeren Einraumwohnung auf meiner Luftmatratze saß und tagelang nur darüber nachdenken konnte wie es ihr wohl so geht. Wie sehr sie leidet. Das war mein einziger Gedankengang, weil es so über Jahre in mir drin war und sie ja gegen Ende auch genau das immer und stets gesagt hat. „Ich will endlich ein neues Leben anfangen! Weit weg von hier! Tut mir leid, dass du darunter nun leiden musst – aber bitte habe Verständnis“ usw. Man darf nicht vergessen, dass das die einzigen Sätze waren, die ich nach sechs Jahren intensiver Beziehung gehört und geglaubt habe. Auch werde ich niemals vergessen, wie dieser Mensch, den ich da schon 20 Jahre kannte, also 2/3 meines Lebens, der auf jedem Klassenfoto meines Lebens ist, mit dem ich so viel durchgemacht habe, wie dieser Mensch mir mit tränenüberströmten Gesicht weinend gesagt hat „Es gibt keinen anderen! Ich will einfach nur ich sein!“…
…und wie sich dann herausstellte, dass das alles gelogen war und sie sehr vermutlich schon in unserer „Beziehungszeit“ mit dem neuen angebändelt hat. Sie mich also durchgehend angelogen hat, in vielen Belangen.
Ich weiß das klingt verbittert, aber so meine ich das wirklich nicht. Es war aber wie ein Erwachen. Es war nicht ein „Oh, nun sind wir getrennt“, wie bei den Trennungen davor in meinen Leben. Es war ein „Moment mal…hier lief über Jahre etwas verkehrt! Wieso?“. Ich habe über Jahre ein falsches Leben gelebt oder besser gesagt nicht das Leben das ich leben wollte und das ich vor allem verdient habe.
Es hat mich Monate gekostet zu verstehen was da abging. Und das diese sechs Jahre auch nur ein kleines Puzzelteil etwas Größeren sind. Ein „Fehler“, der schon bei der Werkeinstellung hervorgebracht wurde.
Ich habe dutzende Bücher gelesen und noch mehr Sachen gehört. Es gab Sonntage da habe ich 11 Stunden am Tag Hörbücher gehört. Wissen kann einen nicht vor Gefahren schützen, aber es hilft zu verstehen. Und genau das tat mir gut.
Es mag für den einen oder anderen merkwürdig klingen, aber genau deshalb sehe ich auch das Ende Oktober 2023 irgendwie eher als Schlusspunkt dieser ganzen Angelegenheit. Mag die Beziehung vorher zu Ende gewesen sein (für sie vermutlich noch früher), aber die Abhängigkeit von mir zu ihr endete dort.
Ich schreibe das, weil ich mich sehr lange gewundert habe wieso ich noch so tickte. Es gibt hier Beiträge von mir aus diesem Jahr, die genau das aufzeigen. Und ich will auch gar nicht lügen: Erst vor paar Wochen habe ich noch daran gedacht. Manchmal höre ich „unser Lied“ im Radio, summe mit und dann durchzuckt es mich wie ein Zahnschmerz und ich muss den Kopf schütteln – „Nein“. Das wird wohl noch eine Weile so bleiben und das kennen vermutlich viele.
„Alles schön und gut, aber warum schreibt er das nun hier?“, höre ich den Leser des Beitrages sich sagen.
Weil es mir darum geht aufzuzeigen, dass es ein Danach gibt.
Wenn ich mir meine Beiträge des letzten Jahres so durchlese, dann erscheint mir das wie ein komplett anderer Mensch. Dabei war das niemand fremdes, sondern ich! Und das war nicht mal eine Ausnahme, sondern der Regelfall, so waren meine letzten sechs Jahre (mindestens).
Und so unfassbar fremd wirkt es auf mich heute. Wie ein verzerrtes Spiegelbild im Gruselkabinett.
Ich schreibe das auch, weil ich bis heute Feedback bekomme. Ich hatte das schon mal woanders erwähnt: Mir schrieben sogar nicht wenig Menschen, die sich hier im Forum nur angemeldet hatten um mir zu schreiben und etwas mitzuteilen. Unvergessen für mich eine Frau Ende 60 die mir letztes Weihnachten schrieb, dass sie das alles gelesen hätte, und ihrer Therapeutin gezeigt hätte und es ihr geholfen hätte. Sie hat hier danach niemals was geschrieben. Ich mein, das ist doch Wahnsinn, oder? Dass man anderen Menschen helfen kann.
Genau deshalb das jetzt hier. Als Fingerzeig in die Zukunft. Ich mag keine Roman Fragmente, auch wenn gleichzeitig das Ende noch lange nicht gekommen ist.
Nach dem Brief der Anwältin ist meine Welt endgültig zusammengebrochen. Ich war am tiefsten Punkt meines Lebens. Habe regelmäßig Alk. getrunken zum Beispiel. Alles erschien mir so unfair: Ich habe nichts getan außer sie ehrlich und aufrichtig geliebt und nun sitze ich hier auf meiner Luftmatratze und zu dem Zeitpunkt hatte ich so wenig Geld, dass mir ein Kumpel mir mehrmals 20Euro zugesteckt hat, dass ich mir überhaupt etwas zu Essen kaufen kann. Einfach immer noch unfassbar, wenn ich drüber nachdenke. Dabei wäre mir ja gut geholfen gewesen, wenn mir meine Ex z.B. einfach das Geld gegeben hätte was sie mir bis heute schuldet.
Der langsame Aufstieg begann dann zu Silvester 23/24. Alles regelte sich langsam. Ich hatte nun wieder sehr gut Geld, kam zur Ruhe. Aber die Ruhe war trügerisch, weil sie nun endlich Platz für Gefühle bot. Anfang des Jahres wurde es immer besser. Vor allem hervorherben muss und möchte ich das Thema Menschen. In der Beziehung war ich, typisch für toxische Beziehungen, sehr isoliert. Ich hatte im Grunde nur zwei Freunde. Und selbst zu denen war ich unfair. „Aber warum nicht mehr Paul?“ – weil es nicht erwünscht war. Und ich habe mitgespielt. Irgendwann zerbricht man unter der 100. Diskussion und sagt eher ab, verliert so Freunde. Aber „lieben den Frieden wahren“.
Das ist auch ein Punkt den ich mir nie verzeihen werde, weil es auch eine Freundin gab, die nie meine beste Freundin war, aber eine gute. Ich bekam später mit, dass sie in der Zeit verstarb mit Anfang 30 an einen Gehirntumor. Ich werde ihr nie mehr sagen können was los war und ich bin ehrlich, dass hält mich noch heute manchmal wach.
Aber es ist sinnbildlich für den Verlust den man hinnimmt, wenn man nicht auf sich achtet. Ich möchte auch keine Abrechnung mit meiner Ex hier veranstalten. Auch sie ist ein gebranntes Kind ihres Lebens und ich bin ganz ehrlich: Ich bin froh, dass ich nicht ihr Leben führen muss und vor allem, dass ich nicht mehr das Leben an ihrer Seite führen „muss“.
Seitdem entwickelte sich jedenfalls alles in die positive Richtung. Ich schrieb hier in einen meine ersten Beiträge schon „Ich muss einfach der Alte werden“ und genau das ist die Lösung. Ich kann ja auf ein Leben zurückschauen und ich weiß sogar, dass ich etwas habe. (Ich weiß noch, einer der wenigen Sätze den ich zur meiner Ex nach der Trennung gesagt habe war, sachlich und kühl: „Eins unterscheidet uns: ich weiß, dass ich nicht zu den ganzen Clowns deiner Ex Freunde gehöre. Ich bin anders.“. Das mag arrogant klingen, ich gebe es zu. Aber ich bin da weiterhin zu 100% von überzeugt.) Ich habe das nicht verdient gehabt, ich habe etwas Besseres verdient gehabt. Aber aufgrund von Traumata und was weiß ich was habe ich den ganzen Spaß mitgespielt und mich selber über Jahre kaputt gemacht.
Jedenfalls ist es seitdem ein vorankommen. Ich habe eine coole Wohnung, vermutlich die Beste die ich je hatte. Diese ist nun gut eingerichtet. Ich habe viele neue Freunde gewonnen und mehr Spaß am Leben als in den sechs Jahren Beziehung zusammen! Auch merkte ich, dass ich scheinbar doch ganz okay bei der Damenwelt ankomme. Das zeigte sich auf verschiedenen Ebenen. Ich werde nie der eine Mann sein, der in einen Raum kommt und alle fallen in Ohnmacht. Aber wie meinte eine gute Freundin neulich zu mir „Sei nicht so naiv zu glauben Frauen würden nicht dein wahres Ich sehen“. Da ist wohl was dran und auch ich lerne noch täglich dazu.
Heute stehe ich hier und stehe besser im Leben als in den letzten 6-7 Jahren. Weiß Gott sind noch nicht alle Baustellen bereinigt! Aber es wird! Ich war z.B. neulich beim Arzt und Zahnarzt, etwas was ich habe schleifen lassen – und was kam heraus? „Alles perfekt!“ – man macht sich im Leben oft unnötig viel zu viel einen Kopf. Ganz oft ist das Leben dann doch einfach gut.
Aber das ist doch auch das Schöne am Leben, nicht wahr? Dass es nie aufhört Aufgaben zu geben. Es geht stets voran, wenn man denn möchte. Und genau das war auch das fatale an der Zeit der Beziehung. Es war ein eingefrorenes Sein. Obwohl es gleichzeitig bestimmt war von Wahnsinn. Alleine das Thema Kinder: Meine Ex änderte ihre Meinung je nach Jahreszeit und ich schwang immer mit – anstatt für mich einzustehen. Also ein Zustand aus: Alles MUSS so bleiben wie es ist, ansonsten Stress und Geheul. Und gleichzeitig, soll sich aber alles ändern, weil es ja so ansonsten schlecht wäre. Beides sollte ich machen und leben. Darum habe ich graue Haare mit 35.
Zu meiner Ex: Ja, ach. Über 20. Ecken weiß ich wie gesagt, dass alles gelogen war. Sie lebt einfach ihr Leben weiter mit den neuen Typen an ihrer Seite. Und ganz ehrlich? Nichts könnte mir egaler sein.
Ich habe viel darüber nachgedacht. Ja, ich werde ihr niemals verzeihen wie sie sich damals nach der Trennung benommen hat, weil ich (auch aufgrund dem was ich hier so gelesen habe) mein und ihr Verhalten nun besser einordnen kann.
Ja, es war für sie nicht einfach. Das glaube ich sofort. Aber für mich auch nicht. Und sie war es, die absichtlich immer wieder und wieder gelogen hat. Das Drama veranstaltet hat. Ich habe noch vor meinem Auszug aus der Wohnung, die ich nie wieder betreten würde die Küche geputzt, weil ich das für anständig hielt. Sie klaute mir derweilen meine Blue Rays aus dem Umzugskartons.
Ich weiß nicht. Ich finde es wirklich aufrichtig Schade, dass sie diesen Weg gewählt hat, weil somit jede Chance auf normale Kommunikation tot ist. Wir sahen uns schon zwei, drei mal in der Straßenbahn und ich finde es immer noch verrückt, dass sie lieber so tut als sei ich ein Fremder. Ich habe ihre Pickel ausgedrückt und wir hatten unzählige male S.. Aber vor allem saßen wir locker 200 Abende bei Teelichtern in der Küche und haben bis in den Morgengrauen geredet. Über das Leben, über Gefühle – aber all das löscht sie aus, um besser damit klar zu kommen. Ich kann das akzeptieren und sogar irgendwie verstehen – gut heißen werde ich es nie.
Aber: jeder geht dem seinen Weg.
Ich komme zum Ende.
Worauf es mir vielleicht ankam war klarzumachen: Eine Trennung kann furchtbar sein. Man kann alles verlieren und nicht selten tut man das. Ich las mal, dass eine Trennung nach dem Tod einer geliebten Person auf Platz zwei der „Schmerz Skala“ ist und wenn wir ehrlich sind, kann man das hier auch täglich lesen. Darum vielleicht auch ein kleiner Wink an all jene die hier häufig aktiv sind: Bitte niemals das vergessen. Das ist hier alles kein Alltag, auch wenn es für einen selbst so erscheint. Auch ich habe hier den 30. Thread gelesen über das gleiche Thema und kann auch mich nicht davon frei machen zu verallgemeinern. Aber für die eine Person auf der anderen Seite hinter dem TE Kürzel ist es gerade alles. Für manche ist es Alltag. Für andere die komplette Welt.
Ich könnte nun schließen mit vielen Kalendersprüchen und Glückskeksweisheiten. Aber damit wäre ja auch niemanden geholfen. Deshalb versuche ich es selber zu formulieren:
Das Leben kann oft hart sein, vor allem dann wenn man es nicht erwartet. Das zu verstehen ist wertvoll. Das Leben ist selten gemein zu einem. Alles was ist, ist erstmal nur. Wie wir damit umgehen bestimmt das Sein. Und wie wir damit umgehen kommt von irgendwoher – da lohnt es sich immer hinzuschauen. Warum bin ich wie ich bin und was sagt das über mich? Was hilft mir?
Leben ist oft ein schmaler Grat zwischen auf sich selber achten und sich schonen und auf der anderen Seite komplett und radikal ehrlich zu sich zu sein. Denn nur so geht es weiter. Dieser Tanz auf dem Drahtseil ist das was Leben ausmacht – und am Ende es wirklich zum Tanz werden lässt.
Wer bis hier hin gelesen hat: Danke! Wie jedes Mal kann ich mich nur wiederholen: Danke auch an allen die hier damals und sonst wo geschrieben haben. Ich habe hier, trotz mancher Meinungsverschiedenheiten (und ich weiß, dass ich mich da oft an die eigene Nase greifen muss) hier durchgehend zum großen Teil gute Menschen kennengelernt, schlicht und einfach, weil sie ihre Freizeit dafür opfern anderen Menschen zu helfen.
In diesem Sinne:
Alles wird gut.