Gruß in die Runde, mir war mal nach Schreiben.
Ich habe das hier nicht so geschrieben, aber die Weihnachtsfeiertage waren noch mal richtig heftig. Wie ja schon paar mal erzählt habe ich keine Familie mehr, weshalb ich im Grunde die ganze Zeit einfach alleine zu Hause saß. Das verrückte an der Nummer war, dass ich das enorme Gefühl hatte etwas zu vermissen und zeitgleich froh war nicht mehr mit meiner Ex zusammen zu sein. Ich hatte dann in einem Podcast einen sehr guten Satz gehört, der endlich genau das beschreibt was ich seit Monaten empfinde: „Du vermisst nicht sie, sondern die Bindungserfahrung die du mit ihr als Subjekt verbindest“. Das ist es.
Ich hatte ja nie wirklich Liebeskummer im klassischen Sinne und war schnell (und bin es noch heute) der Meinung, dass ich ohne sie besser dran bin. Nichtsdestotrotz gab es ja eine lange gemeinsame Zeit. Je mehr ich mir aber klar mache, dass diese „gemeinsame Zeit“ absolut nichts mit ihr zu tun hat, sondern „normal“ ist, wird die Welt klarer.
Konkret: Auch andere Frauen, mit denen ich irgendwann mal zusammen bin (oder schon war) gehen mit mir ins Theater, sind intim mit mir, reden mit mir, sind für mich da. Das ist nichts Besonderes gewesen, bzw. eher der Normalfall jeder Bindung/Beziehung... und wenn ich sogar noch radikaler drauf schaue ist es sogar so, dass der nüchterne Blick noch mehr aufklärt: Nicht „wir haben soviel zusammen gelacht“, sondern: Ich habe sie oft zum Lachen gebracht. Nicht „wir haben so tiefgehende Gespräche geführt“, sondern: ich habe sehr oft mit ihr über ihre Probleme geredet. Nicht „Wir waren so innig“, sondern: Ich habe mich viel zu oft aufgegeben, damit alles so ist wie sie es haben will.
Diese Erkenntnis hilft mir echt enorm und ich denke, dass da sehr viel dran ist.
Das heißt natürlich nicht, dass sie schlecht und ich gut bin. Ich habe auch viel falsch gemacht in der Beziehung und ich glaube vieles davon erkannt zu haben und gehe es an.
Momentan ist es noch etwas verrückt: Auf der einen Seite geht mein Leben super voran. Ich bin beruflich so gut aufgestellt wie noch nie. Ich bin nicht reich (haha), aber ich habe soviel Geld, dass ich im Grunde die Sachen, die ich hier für den Umzug brauchte und mir ja Geld geliehen hatte, nun locker zweimal selber kaufen könnte und es würde mich nicht groß jucken. Ich weiß nicht, ob das jeder verstehen kann, aber Armut kann ziemlich mies sein und im August hatte ich Wochen in denen ich mir Geld leihen musste um Brot zu kaufen. Die Zeiten sind nun vorbei.
Das Negative:
Ich glaube, dass es nicht die Trennung der Beziehung war, die mich so erwischt hatte in den letzten Monaten, sondern es war vor allem auch das Trauma, dass alles zusammenbricht. Ich komme ja wie gesagt aus etwas prekären Verhältnissen und deshalb tat ich stets immer alles dafür, dass ich „Sicherheit“ habe. Seit ich klein bin kaufe ich immer Essen auf Vorrat – für schlechte Zeiten (, die natürlich nie kommen).
Die Trennung war für mich wirklich völlig unerwartet. Heute bin ich schlauer. Aber damals…ich mein, was mir neulich einfiel: Wir lagen erst zwei Tage vor der Trennung eng umschlungen im Bett und haben einen Film geschaut…es ist und wird mir immer schleierhaft bleiben wie ein Mensch in der Lage ist sich so zu benehmen. Bis paar Stunden vor der Trennung hat sie mich in Sicherheit gewogen und kaum war die Trennung ausgesprochen ging es los mit dem großen Sturm – und ich wusste gar nicht was los ist. Das lese ich hier auch aus alten Beiträgen von mir heraus.
Dieses „unerwartete“ in seiner vollen Konsequenz, bis hin zum Brief vom Anwalt am Ende (Oktober) ist etwas was tiefe Narben in mir hinterlassen haben. Nicht die Trennung der Beziehung per se. Ich fühlte mich wie jemand der unerwartet von einem Boot fällt, obwohl er ganz vorsichtig war und jedes mal wenn er hoch schwimmen wollte wurde ihm ins Gesicht getreten. Mittlerweile ist alles gut. Aber so schnell vergessen werde ich das nicht.
Es ist z.B. so, dass ich mittlerweile bevor ich einen Supermarkt betrete ganz unbewusst meinen Blick ängstlich über den Parkplatz wandern lasse, um zu sehen, ob da das Auto ihres Neuen steht. Oder erst vor zwei Tagen hatte ich auf einmal wieder einen weißen Brief im Briefkasten ohne Marke, genau wie der Brief vom Anwalt – mein Herzschlag ging sofort hoch. War dann nur Werbung. Dabei ist es im Endeffekt doch total egal - was soll denn passieren? Mir geht es doch super.
…es kotzt mich wirklich sehr an, dass das so ist. Das hätte alles nicht sein müssen.
Ich frage mich auch manchmal was sie, wo sich der Nebel langsam legt, sich nun dabei denkt. Die Frage nach dem Warum stelle ich mir schon lange nicht mehr, weil es mir mittlerweile auch egal ist. Ich wundere mich nur manchmal…ich war vor zwei Wochen bei einem Kumpel von mir, der sich auch gut mit meiner Ex verstand. Die zwei haben ein gemeinsames Hobby, was eher ziemlich selten ist. Mir fiel dann im Gespräch erstmals auf, dass er das auch doof findet, dass er kein Kontakt mehr zu ihr haben kann, weil das Hobby halt so selten ist und er nun niemand mehr hat mit dem er darüber reden kann. Und ich frage mich warum das alles.
Meine Ex und ich haben den selben Hausarzt. Den selben Zahnarzt. Hier gibt es nur einen Baumarkt. Und selbst wenn sie nach Malaysia auswandert – dann läuft mir halt ständig ihre Mutter oder ihr Bruder vor die Füße in den nächsten Jahren. Wir wohnen hier zwar in einer Stadt, aber so groß ist sie dann doch eigentlich nicht. Ich verstehe wirklich nicht was sie nun davon hat. Mein Leben geht weiter, ihr Leben geht weiter. Alle sind glücklich. Und sie hat völlig unnötig alle Brücken nicht nur angezündet, sondern in die Luft gesprengt.
Menschen, die sie über Jahre kannten wandten sich von ihr ab. Nicht wegen der Trennung, sondern wegen ihr Verhalt (Anwalt). Sie hat nicht viele Freunde, eigentlich gar keine. Neulich schrieb mich eine gemeinsame Bekannte bei Instagram an, die damals zu Abitur Zeiten die beste Freundin meiner Ex war. Sie hat irgendwie über 7 Ecken mitbekommen was passiert ist und wollte mir (mit dem sie eigentlich kaum Kontakt hatte) schreiben, dass sie das Verhalten meiner Ex furchtbar fand und findet. Eine andere schrieb mir, dass sie neulich sich mit fünf anderen Frauen aus unseren Jahrgang getroffen hätte und die auch alle nicht fassen konnte was los war ( Wir finden sie so *** wie nur Frauen andere Frauen *** finden können!, das war nie meine Absicht bzw. ich habe damit ja gar nichts zu tun) – daraufhin boten sie mir sogar „Spenden“ an, weil zwei von denen gerade umziehen und noch Sachen überhaben (Töpfe usw.).
Ich hoffe wirklich es wird klar was ich meine. Ich verstehe halt echt nicht was das alles sollte. Ich hatte ihr niemals etwas getan und alles lief genau so ab wie sie es wollte....aber es ist auch nicht so, dass mir das schlaflose Nächte bereitet, weil ganz am Ende gesehen, ist das ja alles nicht mein Problem.
Im Gegenteil: Wenn ich meine Veränderung erklären müsste, würde ich sagen, dass es am besten so veranschaulicht wird: Hätte meine Ex vor drei Monaten spontan an meiner Haustür geklingelt – ich hätte mich wohl derbe mit ihr gestritten.
Würde sie heute klingeln und „reden“ wollen – ich würde lachend die Tür zu machen.
Echt keine Lust und Zeit mehr auf den Kindergarten. Das hat mich schon viel zu viel Zeit in meinem Leben gekostet.
Ansonsten alles heiter weiter. Ich habe noch etwas Bammel vor meinem Geburtstag in einem Monat. Wird wohl der erste Geburtstag seit Jahren an dem ich alleine bin. Mal schauen.
Aber im Großen und Ganzen gesehen geht es weiter vorwärts. Ich fühle mich ehrlich gesagt so alt wie noch nie. So im Leben wie noch nie. So aufgestellt wie noch nie. Und auch so frei wie noch nie.
Jedenfalls wurde alles besser. Mir geht es heute besser als vor 12 Monaten und mal schauen wo ich in 12 Monaten stehe.