Hallo ihr Lieben!
Die letzten Tage waren ziemlich turbulent und ich habe viel nachgedacht. Irgendwie habe ich den Drang hier mal was nieder zu schreiben, weil mir das guttut. Vielleicht sowas wie ein Resümee. Wer das doof findet kann ja jetzt aufhören zu lesen und dem wünsche ich einen schönen Sonntag noch.
Ich weiß nicht ganz warum, aber irgendwie hat sich durch die Erkenntnis von vor paar Tagen alles geändert. Die letzten Wochen sahen echt so aus, dass ich hier fast jeden Abend alleine in meiner Wohnung saß und ab und an daran denken musste, dass es ihr ja auch nicht gut geht. Also, dass sie genau wie ich da sitzt, alleine ist, aber ja nur ihr Leben auf die Kette bekommen möchte. Dass sie eine Beziehung weggeworfen hat, weil sie erkannt hat, dass sie an sich arbeiten möchte. Dass sie genau wie ich sich da einen weg reflektiert, ihre Probleme angeht. Man kann es ja sehen wie man mag, aber ich kenne und kannte sie ja sehr gut – da gibt es einiges was man angehen müsste. Also das meine ich völlig frei von Häme: Dieser Mensch hat sehr viele Baustellen. Umso mehr hatte es mich ja ernsthaft für sie gefreut, als sie Anfang des Jahres eine Therapiestelle bekam
Nun stellte sich aber heraus, dass das alles Quatsch war. Nichts wurde hinterfragt, nichts wurde angegangen. Sie hat einfach einen anderen Mann kennengelernt und war so blind nicht zu erkennen worauf es ankommt im Leben. Sie hat, wie schon tausend Mal zuvor, ihre eigene Unzufriedenheit, ihre Probleme, ins Externe verlagert, anstatt sie selber anzugehen. Diesmal hat sie nicht den Job gekündigt, oder die Freunde verlassen, oder ist umgezogen – nein, diesmal wurde ich als Problem ausgemacht und abgesägt. Völlig irrelevant, was ich in Wirklichkeit getan und geleistet habe.
Ich habe auch viel darüber nachgedacht was den Neuen nun von mir unterscheidet und es ist halt einfach ganz simpel so, dass er „mehr im Leben ist“ als ich, das stimmt. Wie hier ja schon einmal angesprochen ist es so, dass mein Leben echt komisch verlief und ich nunmal leider noch nicht da bin wo ich eigentlich sein möchte. Er „steht im Leben“, hat einen soliden, langweiligen Job und ist eher das was man klassisch von einen Mann in den 30er erwartet. Das erkenne ich an und so gesehen kann ich ihre Entscheidung sogar nachvollziehen.
Nur ist es ja so (und das ziehe ich für mich aus der ganzen Geschichte), dass das ja alles nur oberflächlich ist. Oder anders gesagt: Ich erkläre mir das die ganze Zeit so: Es gibt externe und interne Gründe. Als externe sehe ich sowas wie: Einkommen, Status, Auto, Geld usw. Als interne Wie verhalte ich mich in der Beziehung?
Und wenn ich es so betrachte muss man einfach sagen, dass ich ein klarer Defizit im externen habe – aber das lässt sich ja ändern und da bin ich ja schon bei. Also ich finde es immer noch krass, dass sie niemals anerkannt hat was ich bisher geleistet habe und das sogar eher als Problem sah – „Du bist nicht im Leben angekommen Paul!“, „Du bist abhängig von mir!“ Blabla.
Genauso finde ich es verrückt, dass sie die internen Gründe so unterdrücken konnte. Also wir waren ja die ganze Zeit über ein echt gutes Team. Ich werde auch niemals verstehen wie sie diese Bindung einfach so runterschlucken kann und vor allem werde ich nie begreifen, dass sie allen Ernstes dachte, dass sie mich einfach so wegwirft. Also dass diese Frau echt denkt „Ohne Paul bin ich besser dran.“. Ich meine, das ist gut für mich, weil es so zur Trennung kam.
Aber ich halte das für komplett verrückt. Ich habe diesen Menschen die Welt gezeigt, ich habe sie ins Theater geschleift, ich habe ihr Dinge und Sachen gezeigt, die sie niemals sonst gesehen hätte. Ich habe sie förmlich durchs Leben getragen, habe ihr auf so vielen Weisen geholfen, ihr Probleme abgenommen, sie quasi zum Erfolg geschubst. Ich habe mir Stunden über Stunden alles angehört, ich habe mich selber aufgerieben für sie – Mittlerweile weiß ich ja, dass das ein Fehler war und sowas werde ich auch nicht mehr machen.
Aber dennoch: Dass sie da saß und sich dachte, dass SIE MICH verlassen muss, halte ich mittlerweile für unfassbar krass.
Ich will sie ja nicht beleidigen, aber mir ist mittlerweile vieles klargeworden. Sie hat sehr, sehr, sehr viele Probleme im Leben. Für einiges kann sie nichts, für vieles schon. Mit mir hatte sie einen Mann an ihrer Seite, der ihr wirklich helfen wollte und das auch konnte. Der für sie da ist, viel zu viel sogar, wie ich heute weiß – und das hat sie einfach so weggeworfen, weil sie so naiv ist zu denken, dass es besser ist da jemanden zu nehmen, der einfach gerade mehr Geld verdient als ich. (Genau das hatte sie ja gesagt. Also dass das der Hauptgrund für sie ist)
Menschen sehen in solchen Situationen immer die Gegenwart und es wäre ja auch komisch, wenn Gefühle anders funktionieren würden. Nur ich weiß ja, dass der jetzige Stand nichts mit der Zukunft zu tun hat. Ich weiß ja: ich gehe meine Stellen an. Alles was ich als Problem in meinem Leben erkannt habe ist ja änderbar – und genau deshalb bin ich mir auch sicher, dass sie die Trennung irgendwann einmal bereuen wird. Nicht morgen, nicht übermorgen. Aber es wird der Tag kommen, da bin ich felsenfest von überzeugt. Die Gründe die sie da aktuell zu Recht sieht sind da, ja, aber wenn sie mir einmal zu gehört hätte – an mich geglaubt hätte! - dann wüsste sie, dass diese Gründe bald weg sind. Das ist gut für mich und für meine zukünftige Partnerin und genau deshalbschaue ich freudvoll in die Zukunft.
Für ihre neue Beziehung sehe ich auch nur zwei Wege.
1. Es ist die große Liebe. Das würde mich für sie freuen. Wenn sie wirklich den Einen gefunden hätte, ihren Topf zum Deckel. Jemand der sie über Jahre glücklich macht, dieser eine Seelenpartner. Wenn das so sein sollte, dann wäre es sowieso irgendwie, irgendwann dazu gekommen das sie mich verlässt und ich hätte mich früher oder später eh damit abfinden müssen….ich glaube aber nicht, dass es so ist.
2. Ich vermute eher, dass es so ist, dass sie die gleiche Beziehung führt wie mit mir. Ich meine lol, der Neue sieht ja sogar aus wie ich. Genau deshalb war ich beim Treffen auch so geschockt. Ich habe WIRKLICH gedacht, dass sie nun Nachdenkt, Sachen angeht, Erwachsen wird. Aber nein. Wenn man so will hat sie einfach Paul ersetzt und da einen Paul Teil 2 hingesetzt, mit solideren Job. Ansonsten hat und wird sich absolut nichts ändern.
Ich kann schon mal prophezeien wie es weiter geht, weil es ja mit uns genau das gleiche war: Momentan ist noch die Zeit der Aufbruchs. Endlich weg vom Ex, der ja Schuld für all die Probleme war. Der ja so sehr am Liebeskummer gelitten hat. Der so schlimm war. Das wird sie sogar vereinen - ein gemeinsamer Feind, wenn man so möchte.
Dann ist irgendwann einmal Ruhe und es kommt die Zeit der Ankunft, die schöne Zeit…die bleibt aber nicht lange, weil schnell merkt man, dass man ja noch immer die gleichen Probleme hat. Klar hat man nun ein Partner mit etwas mehr Geld, aber man kann komischerweise immer noch schlecht schlafen. Die Familie ist weiterhin unfassbar toxisch und nach 18 Monate hüpft das Herz auch nicht mehr, wenn der Partner zu Tür reinkommt.
Ich gebe den ca. 2 Jahre. Das war die Zeit als es bei uns anfing zu kriseln (aus genannten Gründen) und dann hängt es davon ab, ob er genauso dumm ist wie ich es war und dieses ganze Theater mitmacht, oder nicht.
Das ist auch eine Erkenntnis der letzten Tage: Hätte ich das vorher gewusst, dass sie einfach warmgewechselt hat, hätte ich mich in vielen Situationen anders verhalten. Das Beste ist einfach nichts zu tun. Ich hätte sie z.B. niemals wegen den Regalen kontaktiert, wenn ich das gewusst hätte.
Das ist ja das ganze kranke Narrativ was nun Sinn ergibt: Sie erzählte mir, dass sie ja ach so alleine mit sich kämpft und am Überleben ist, weshalb ich mir dachte „Naja gut, man kann ja vielleicht befreundet bleiben“ und sie kontaktiere – und gleichzeitig hat sie aber in Wirklichkeit einen Neuen und jeder Kontakt von mir wird so hingestellt als wenn ich am Liebeskummer verzweifeln würde.
So gesehen macht auch alles Sinn: Ich schreibe sie an wegen einer Stromrechnung und sie tut so, als wenn ich mit einer Gitarre vorn Balkon stehen würde. Es ist halt das ganze Narrativ: Ich musste mich von Paul trennen, weil er mir nicht gut tat und der blöde Paul leidet so sehr darunter, weil es ja ach so abhängig von mir war und ist. Und auf der anderen Seite stehe ich und denk mir nichts, will einfach nett sein. Wunder mich warum sie nicht mal „hallo“ sagen kann und in ihrer Welt erzählt sie sich, dass ich nicht abschließen kann.
Das hat sich auch geändert seit der Erkenntnis: ich gönne ihr vom Herzen die Ruhe. Soll sie mal schön ihr Leben leben mit all den Baustellen und Problemen. Soll sie den nächsten Typen an ihrer Seite ausnutzen und mit Drama voll sülzen. Ich werde ihr nicht den Gefallen machen, dass sie die Möglichkeit hat sich oder sonst wem vorzumachen, dass ich das Problem gewesen wäre. Irgendwie ist es ja sogar perfide: Ich war ja nur so zu ihr, weil sie mich getäuscht hat und gleichzeitig nutze sie das, um weiter ihr perfides Verhalten zu rechtfertigen.
Das absurde an der ganzen Geschichte ist, dass das alles auch nur so kam, weil ich ihr eben geholfen habe. Ich habe ihre Uni Abschluss Arbeit geschrieben, ich habe ihr immer in den Hintern getreten, ich habe ihre neue Arbeitsstelle gefunden und ich habe die Bewerbung für sie geschrieben – und nun hat sie da bei genau jener Stelle meinen Ersatz gefunden. Also irgendwie verrückt, dass ich so gesehen mich selber unbewusst befreit habe aus dieser kaputten Beziehung
Am Ende ist es gut wie es ist. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich mich selber schon viel früher trennen sollen. Nur früher war ich einfach ein anderer Mensch.
Ich muss gestehen, dass ich es weiterhin komplett krank finde, dass sie die Bindung die wir ja nun mal hatten dermaßen verdrängen kann. Oder vermutlich kann sie das nicht und wird noch mehr darunter leiden. Es war eine sehr enge, intensive Beziehung. Ich kann das gar nicht ausreichend betonen. Es fühlte sich an, als wäre sie ein Körperteil von mir gewesen. Und dass sie das einfach so von heute auf morgen beenden kann und denkt mit jemand neues, anderes, überdecken zu können, halte ich für unfassbar dumm und gestört. Ich kann es anders nicht sagen. Sicherlich hatte sie auch damit Probleme und vermutlich war sie deshalb so oft so gemein. Wer weiß.
Die Tatsache, dass ich quasi ersetzt wurde fühlt sich komisch an. Ich mein, wie muss ich mir das vorstellen? Sitzt sie dann mit ihm auf meinem Sofa und schaut in meinen Fernseher? Oder liegt sie abends im Bett wo wir 6 hatten und schreibt ihn? Sitzt er da mit der Familie am Tisch auf dem Stuhl auf dem ich die letzten Jahre saß? Alles ziemlich verrückt, aber gut - ich bin wirklich nicht neidisch auf ihn!
Gleichzeitig weiß ich, dass es gut ist wie es ist. Es ist natürlich der größte Witz an der Nummer, dass sie sicherlich denkt, dass sie nun diejenige ist, die als „Gewinner“ aus der Geschichte rausgeht. Sie hat „den bösen Ex“ abgesägt und hat gleich einen prima Neuen parat.
Dabei ist es eher so, dass ich aus einer kaputten Beziehung entfernt wurde (und das auf einer ziemlich ekligen Art) und mir das ein neues Leben ermöglicht. Ein Leben des Wandels, des Fortschritts, während sie leider ihr Leben einfach weiterführt und sich überhaupt nichts zum besseren wandeln kann. So gesehen tut sie mir sogar etwas leid.
Ich habe in den letzten Monaten mehr gelernt als in den letzten Jahren. Ich schaue freudvoll in die Zukunft. Die ganze Geschichte war ziemlich schlimm, aber ich bin nicht daran zerbrochen. Ich bin so stark wie nie zuvor im Leben. Ich weiß was ich zu tun habe, ich weiß mein Leben zu schätzen. Ich habe viele tolle Menschen in meinem Leben, ich weiß um meine Stärken und ich weiß um meine Schwächen.
Ich wünsche ihr alles Gute, denke aber, dass sich leider nicht vieles verbessern wird. Am Ende ist sie ein Mensch der sehr leidet und der leider nicht erkennen kann woran es liegt. Ich möchte wirklich nicht mit ihr tauschen. Ihr Leben wird nun weiter vor sich hin tröpfeln. Leider konnte sie niemals das große Ganze sehen, sondern immer nur den Augenblick. Sie wird nun glücklich sein, was ich hoffe für sie! Wird ein Leben führen mit dem Neuen, wird da Spaß haben…aber dann wird auch der Neue irgendwann langweilig. Das Leben wird stressiger. Ihre Eltern sind z.B. beide kurz davor Pflegefälle zu werden. Sie wird gesundheitlich noch mehr abbauen, sie hat einige Krankheiten. Sie wird weiterhin die Ursachen der Unzufriedenheit im externen suchen und daran verzweifeln, weil die Probleme leider in ihr drin sind, was sie aber nie anerkennen wird.
Und in ca. 10 Jahren wird sie dastehen, in einer langweiligen Standard Beziehung sein, Pauschalurlaub in der Türkei, Pizza bestellen und Netflix. Sie wird niemanden haben, der mit ihr nach Prag fährt um dort das Geburtshaus von Kafka zu sehen, ihren Lieblingsautor, oder jemand der ihr auch nach 5 Jahren Beziehung abends, nachdem er selber einen harten Tag hatte, stundenlang zuhört. Jemand der einfach nur will das sie Lächelt. Jemand der einfach nur möchte, dass es ihr gut geht.
Vielleicht wird sie dann daran denken, dass sie ja mal so jemand im Leben hatte und wird mich kontaktieren – und ich werde dann nett winken und mein glückliches Leben mit meiner Partnerin leben, die wertzuschätzen weiß was es bedeutet ein möglich glückliches Leben zu führen.