Zitat von CocosPool: Aber in Wirklichkeit eigentlich fühlst du: Warum habe ICH....
Das so lang mitgemacht und nicht mehr an mich gedacht.
Du fängst an über dich selbst nachzudenken, aber dein Gehirn bringst gerade nicht so in die Reihe das zu unterscheiden.
Ja, da wird etwas dran sein. Also ich mache mir keine Vorwürfe, weil ich die Vergangenheit ja nicht ändern kann. Allerdings denke ich auch, dass ich viel aus der Nummer lernen werde.
Lustiger Weise hatte ich erst vor paar Tagen die Situation: Auf Arbeit verstehe ich mich sehr gut mit einer (Single) Kollegin und wir schreiben auch ab und an privat. Irgendwann wurde es etwas deeper und sie fing an so zu erzählen, dass sie ja so Probleme mit ihrer Mutter hat und auch ein, zwei Sachen wo ich nüchtern betrachtet eher denke „Naja, selber Schuld“ – dennoch habe ich mir selber zuschauen können wie ich da lange und tief mit ihr Gesprochen habe und sogar sowas aufflackerte wie „Ach, sie scheint mich zu mögen“ - bis plötzlich, als hätte jemand auf die Pause Taste gedrückt ich innehielt und mir dachte „HALT STOP! NICHT NOCH MAL!“ haha, war echt so.
Also wir verstehen uns weiterhin gut und alles okay. Aber war lustig mich selbst zu beobachten in der Situation.
Mein Bedarf an komplizierten Menschen, die ich „retten muss“ ist erstmal gedeckt und ich konzentriere mich auf mich selbst.
Zitat von Perzet: bist du schon ab und zu an dem Punkt angekommen, dass du froh bist, die Dramenqueens los zu sein?
Tatsächlich schon längst, ja
Ich mein, all die „negativen Gefühle“ die ich hatte und noch ab und an habe, sind ja niemals so gewesen, dass ich dachte „Ich vermisse SIE so sehr“. Ich habe ja recht schnell erkannt, dass hier einiges nicht richtig und fair läuft und selbst im ersten Beitrag schriebe ich ja schon, dass ich die Trennung als solches akzeptieren kann. Es war nur immer das Wie (dazu unten nochmal mehr).
Zitat von Winza: Vielleicht verarbeitest du in deinen Träumen das, was du mit ihr erlebt hast.
Also die Situationen und Gefühle von Enttäuschung.
Ja, ganz offensichtlich.
Ich habe natürlich viel nachgedacht und ich versuche es mal so zu erklären:
Aufgrund meiner Vergangenheit ist es ja so, dass ich über kein wahres „Netzwerk“ verfüge was sich etwa Familie nennt, oder dergleichen. Da ist einfach nichts. Ich finde es immer schade und schwierig Menschen zu erklären, weil viele natürlich auch mit ihrer Familie Probleme haben, oder man sich nicht ausstehen kann, was weiß ich. Es ist aber etwas komplett anderes, wenn da einfach niemand ist. Keiner der zum Geburtstag anruft, niemand mit dem man Weihnachten verbringt, keinen den man mal in schlimmen Stunden anrufen kann. Nichts.
Das soll kein Gejammer sein, ich habe mich damit ganz gut arrangiert. Ich versuche nur zu erklären.
Also sucht man sich Ersatz. Bildet eine eigene Familie, wenn man so will. Und genau das taten meine Ex und ich ja. Wir haben z.B. vor zwei Jahren eine Wohnung abgelehnt, weil sie nur Zwei Zimmer hatte und was wäre denn, wenn wir mal ein Kind bekommen? Wir haben in den letzten Jahren wirklich JEDEN TAG in Kontakt gestanden – jeden. Seit wir zusammengewohnt haben, haben wir uns auch jeden Tag gesehen. Über Jahre hinweg. Die Ausnahmen kann ich an zwei Händen abzählen.
Und jetzt könnte man ja meinen „Ja, gut, ihr habt euch erdrückt“, „Ihr hattet euch nichts mehr zu sagen.“ – aber das ist ja das verrückte an der Geschichte: Das Gegenteil war der Fall. Am Tag vor der Trennung z.B. haben wir ein sehr langes Gespräch über ihre Arbeit geführt. Ich habe sie aufgebaut, wollte für sie da sein. Am Tag der Trennung selbst habe ich noch Mittagessen gekocht (wie immer alleine).
Selbst wenn sie das ja alles schon seit Monaten im Kopf hatte – was ja so war – verstehe ich einfach nicht wie das alles so hat ablaufen können. Was dachte sie denn, als ich wir am Abend vor der Trennung gekuschelt haben? Was dachte sie denn als sie mich in der Küche hat kochen hören? „Heute sage ich es ihn – aber erst warte ich mal die Fischstäbchen ab.“ ?
Oder all das was war. Ich möchte nicht zu privat werden, aber da waren echt schlimme Sachen dabei in schlimmen Zeiten und wir waren immer füreinander da. Wie Seelenpartner halt. Wir brauchten einander nur anschauen und wussten was der andere dachte.
Oder wie wir einander geholfen haben. Ohne zu spezifisch zu werden, aber ich habe ihr beruflich sehr, sehr geholfen Aufgaben zu erledigen, die sie (rein objektiv) selber nicht in der Lage war.
Oder alleine die Geschenke, das entgegenkommen. Die Zeit!
Das zähle ich alles nicht auf um zu sagen „Deshalb muss sie bei mir bleiben!“, nein. Man darf sich immer trennen und heute weiß ich sogar, dass die Trennung richtig war, wenn ich auch sicherlich andere Gründe nennen würde als sie
Ich meine damit eher dieser große blinde Flecke, der wohl für immer da sein wird, dass es mir schwer fällt zu begreifen warum es so abgelaufen ist wie es ist. Wie schon hundertmal geschrieben: Ich habe ihr ja nichts getan. Alles wurde gerade besser und besser in unser beider Leben.
Es hat mich halt wirklich komplett panisch von einer Sekunde auf die nächste erwischt. (Ja, mittlerweile weiß ich, dass ich da Anzeichen hätte sehen könne/müssen – aber so war es aber nun mal nicht). Es fühlte sich an, als wenn ich von jetzt auf gleich meine gesamte Existenz verliere – was es ja auch irgendwie war. Genau deshalb ja auch diese Panik am Anfang, dass ich halt obdachlos werde. Weil ich eben niemanden habe zu den ich gehen könnte (klar Freunde, aber ich denke es wird klar was ich meine).
Und vor allem halt dieser Schock, dass sie das ja auch alles weiß, aber es ihr komplett egal war. Im Gegenteil, sie das ja sogar noch gegen mich verwendet hat. Kann sich ja jeder mal vorstellen wie sich das anfühlt, wenn man jahrelang mit jemanden zusammen ist, alles ist normal, Alltag und plötzlich sagt der Partner „Du, ich möchte dass du ausziehst und das wird hier nichts mehr.“ Und eh man verstanden hat was überhaupt los ist fängt der eben noch „geliebte“ Partner (und wichtige Teil deines Lebens) an dich zu beleidigen, dir Steine in den Weg zu legen und ist wie von einem Dämon besessen. Von jetzt auf gleich. Und du stehst halt da und weißt nicht wohin mit dir und dein Leben und der einzige Mensch, den du über Jahre hattest, den du komplett vertraut hast, der bis vor 20 Sekunden noch Teil deines Lebens und vor allem deiner Zukunft war! - steht im Türrahmen und schreit dich an, dass du abhauen sollst und ihm ist es ja komplett egal was aus dir wird. Und du selbst verstehst gar nicht was los ist, weil bis vor 2 Minuten hieß es ja noch alles ist gut, vorgestern hieß es noch Ich liebe dich. und vor einer Woche sagte die gleiche Person Ich möchte mit dir alt werden.
Ich weiß nicht. Es ist noch immer schwer in Worte zu fassen was ich meine. Das ist aber jedenfalls der Punkt den ich meine, wenn ich sage, dass mir nicht das Was (die Trennung) noch Gedanken bereitet, sondern das Wie.
Aber ich will nicht negativ enden. Das gute wiederum – und das nehme ich mit ins neue Leben – ist ja, dass mir die Welt gezeigt hat, dass es weitergeht. Dass ich doch Freunde habe auf die ich mich verlassen kann. Dass sich die Welt weiterdreht. Dass schönes Wetter ist. Dass ich auch oft mal Glück haben kann. Und vor allem, dass nun mehr denn je alles bei mir liegt. Das kann man als Hürde sehen (man ist alleine, „niemanden“ hilft einen). Man kann es aber auch als komplette Freiheit sehen, weil ich nun eben nicht mehr jeden Tag Stundenlange Diskussionen führen muss. Nicht mehr mich zurücknehmen muss, sondern nur noch auf mich schauen kann und aus mein Leben das formen kann, was ich für mich als das beste halte. Und das ist natürlich ein ziemlich gutes Gefühl.