Die Trennung ist nun genau ein Monat her und ich hatte gestern ein Aha-Moment, der mich erstmals seit langer Zeit zur Ruhe kommen lässt. Ich hatte vor 2-3 Jahren mal ein Buch über Beziehungen gekauft. Ich bin eigentlich nicht so Fan von so Ratgeber Büchern und find den Stil auch eher so mittel. (Ich werde den Titel nun aber mal nicht schreiben, nicht dass einer Denkt das wäre Werbung). Jedenfalls habe ich mich gestern auf den Balkon gesetzt und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Im Grunde habe ich nach Stunden das ganze Buch durchgelesen.
Mal ganz verknappt gesagt stellt das Buch die These auf, dass es in Beziehungen asymmetrische Verschiebungen geben kann. Einer wird zum „Überlegenen“, der andere zum „Unterlegenen“ (blöde Wörter, aber vermutlich aufgrund der Übersetzung). Und im Grunde war es das auch schon. Der eine gibt und der andere wird irgendwann erschlagen von Gebenden. Es ist halt kein Gleichgewicht mehr.
Das gruselige ist auch, dass im Buch 1:1 Sätze stehen die ich oder meine EX in den letzen Wochen zueinander gesagt haben. Also wirklich 1:1.
Der Überlegene wird als kalt und egozentrisch gesehen. Dem Unterlegene wird unterstellt, dass er nicht reif und abhängig (!) sei. Das stimmt einfach alles. Auch glaube ich nun mehr meine EX zu verstehen. Es gibt sogar ein ganzes Kapitel das heißt „Warum der Überlegene kein Monster ist.“ – genau den Satz hat meine Ex schon so oft gesagt („Ich bin kein Monster!“).
Und ich muss mich auch ehrlich machen. Der Unterschied zwischen uns beiden war, dass sie diese Beziehung vom Herzen her nicht mehr wollte, aber vom Kopf her noch weiter durchgezogen hat. Darum auch diese ganze Aktion im Januar, als sie sich erst getrennt hat und dann „vom Kopf her“ entschieden hat, doch noch zusammen zu bleiben. Weil sie vermutlich ja auch ahnt, was das am Ende für sie bedeutet.
Während es bei mir genau andersherum war. Vom Herzen her war ich voll in dieser Beziehung, aber vom Kopf her…ich bin ja nicht blöd. Ich habe ja gesehen, dass etwas nicht stimmte seit sehr langer Zeit. Ich dachte nur, dass sie es mir sagen würde.
Der Punkt bleibt. Sie hätte ja dennoch einfach kommunizieren können. Wer weiß wo man dann heute stehen würde. Aber gleichzeitig muss ich mich ehrlich machen und sagen: Genau das, dass sie nicht über Probleme spricht, ist ihr ja schon immer eigen. Ob es die Probleme in der Familie sind, mit Freunden und selbst die Beziehungen vor mir. Alle eint, dass sie nicht offen kommunizieren kann. Also warum hätte es dann zwischen uns auf einmal anders sein sollen?
Mir gibt das gerade sehr viel Ruhe, weil ich glaube endlich eine Antwort auf die Frage nach dem „Warum“ gefunden zu haben. Weil von ihr kam ja bisher dazu nur „Keine Ahnung“ – und das hat mich ja so rastlos gemacht. Aber ich glaube ich verstehe langsam warum alles so gekommen ist, wie es kommen musste.
Ich werde nun einfach das beste daraus für mich machen. Es bringt mir ja absolut nichts hier wütend durch die Wohnung zu stampfen oder gar mit ihr zu Streiten. Zwei Probleme sehe ich noch.
1. Das diese ganze Verbindung zwischen ihr und mir war ja im Grunde nie beendet war. Auch lange nach der Trennung nicht, alleine weil wir noch zusammen wohnen müssen. Wie auch? Und ich habe ja exakt so reagiert, wie sie erwartet hat. Alles lief genau nach dem alten Muster ab, was auch erklärt warum ich sie die ganze Zeit über für „kalt“ empfunden habe. Es ist ja alles so gekommen wie es vorher abzusehen war. Und ich kann sogar verstehen, dass sie das wütend gemacht hat. Aber es liegt ja an mir, dass zu erkennen und aus dieser Verbindung endgültig rauszutreten. Wenn ich zum Beispiel hier sitze und etwas schreibe, dann denkt sie „Der sitzt da und schreibt, weil er Trennungsschmerz hat.“ (Hat sie genau so gesagt.). Selbst wenn ich nur hier sitze und nichts tun würde, würde sie mir unterstellen, dass ich mit Absicht nichts sage, weil ich wütend bin usw.
Aber genau da muss ich ja nicht mitspielen und mache einfach das was ich möchte. Was sie daraus interpretiert kann und muss mir ja komplett egal sein.
2.Ich habe irgendwie nicht das Gefühl, dass das hier so schablonenhaft war. Also ihr Verhalten ist ja schon stark ambivalent. Eigentlich hätte sie ja nach der Trennung happy sein müssen und souverän. Aber das ist sie ja nicht wirklich. Will sagen: Ich glaube nicht, dass sie so stark ist, wie ich sie für mich in der Beziehung gemacht habe. (Ich hoffe das ergibt Sinn ). Ich merke ja, dass es ihr schwerfällt nicht mit mir zu reden. Mir nicht Sachen zu erzählen.
Aber auch hier kann und muss mir das ja am Ende egal sein. Ich schau auf mich.
Ich kann sogar das erste Mal seit einem Monat nun so etwas wie Mitleid für sie empfinden. Weil sie ja am Ende auch ein Mensch ist der leidet. Und ich ahne welchen Weg wir beide, jeder für sich!, noch vor uns haben. Und ich weiß, dass nicht nur ich hier eine Beziehung „verloren“ habe, sondern auch sie.
Bringt ja alles nichts. Ich kann jetzt nun aber wieder ruhiger schlafen. Nun werde ich mir so schnell wie möglich eine Wohnung suchen und diese „Verbindung“ zu ihr kappen. Dabei muss ich ja nicht unfreundlich sein, nur aber auch konsequent. Die ganze freigewordene Energie für mich nutzen und die Zeit bis zum Auszug noch so angenehm wie möglich für mich (!) zu gestallten.